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heißt st. Barbara die ist vergangen Summer übertrieben
worden, die ander St. Johann, die ist in Rechten gehalten worden, aber
dieser Zeit Kälten halber gefreit. Auch ist auf einer andern Zech in der
Jaukhen im Gwelb die vergangen zween Summer ein Grueben gearbeitet worden,
heißt zu unser Frauen." Aus der großen Zahl der in Arbeit
gestandenen und gefristeten Gruben ist zu ersehen, daß sich der Blei- und
Galmeibergbau hauptsächlich auf der Südflanke der Jauken abspielte. Der
Berichter war der Hauptmann von Ortenburg, Hans Mandorfer, selbst im
Bergbau praktisch tätig.
Es mußte
um diese Zeit im Ortenburgischen Gebiet bergbaulich ein starker Verfall
eingetreten sein, dessen Gründe Mandorfer klarlegt. indem er schreibt:
"Noch sind in disem Gericht viel schöner und großer Pirg, daran
viel alter und newer Perkwerch Anzeigen gefunden und vor Augen sein, die
jetzo aber alle ungearbeit und ungebaut liegen. Das ist nit die wenigste
Ursach, daß die Feucht des Erdreichs etlich Jahr her übel geraten. Daß
aber so viel alter Pau und Neuschürf gefreit seind und worden, ist die
erste Ursach, daß viel Schacht und Zechen auf das Wasser verhaut seindt.
Dieselben Zechen mit Stollen zu unterfahren und das Wasser zu fällen, mueß
an den hochen und fe&ten Pirgen mit merklicher Kostung re schechen. Wo
denselben Pawen solich aufgelassen ertrunkhen Paw nit aufgehalten oder
gefreit, wurden sich des Wassers abzupawen niemandts unterstehen. Zum
andern seint viel alter Paw, da die Herbergen davon verfault und die Stain
weggetragen, darbei die armen Gesellen im Summer in Arbeit stehen und
suchen, aber unvermögens halben Stuben und Herbergen hinzuebringen nit
mugen. Auch bei viel Pawen, Lahnstreif und Gewändts halben, khein Stuben
hinzubracht mag werden, deshalben man dieselben Paw aus Not den Winter
feiern mueß." Weiter schreibt Mandorfer: "Auf Neuschurf oder
Spuren werden zu Zeiten yr auf einer Zech etlich Grueben empfangen, wo
dann nur das Verpauen vor Augen ist und kein Samkost gehauen werden mag.
So vergleicht sich unterweilen ein Gesellschaft, daß sie ein Grueben in
das Pirg treiben, wissend werden, ob Kluft und Gäng ins Pirg fallen, oder
ob sich die Gäng veredeln, wellen sie mittler Zeit gefreit haben. Das mueß
man ihnen an solichen Pawen, da Fron und Wechsel nit gefurdert werden mag
folg thuen, dann wo si gedrungen werden, auf den neuen Zech all Paw und
Schurf zu belegen und dagegen nichts hawen, ,var der arm Gewerk und
Gesellen vermögen nit. Deshalb wirdet das Pawen gar unterlassen. Doch so
beschehen die Feierung dermaßen, wo einer khumbt und begert ein Grueben
Lehen, so zeigt man soliches dem, so gefreit hat an. Will er belegen und
pawen, stet im bevor. Wo nit, so leimt mans dem, der pawen will." Die
Beurteilung der Lage im Bergbau um die Mitte des 16. Jahrhunderts ist
ungemein aufschlußreich und interessant, wenn sie sich auch nicht allein
auf den Bleibergbau erstreckt. Wir begegnen hier in Oberkärnten denselben
Erscheinungen im Bergbau, wie wir sie bereits im Edelmetallbergbau
verfolgen und feststellen
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