Pichler A. / Bergbau in Westkärnten 2009

 

Karte: Großglockner 153/4

2 Sonnblickgruppe / Kloben (Kiese)
Gemeinde Heiligenblut

Eigene Beobachtungen:

Am Kamm westlich des Brennkogels auf etwa 2860 m Seehöhe befindet sich der höchste Einbau des Bergbaues Kloben, kurz vor dem Aufschwung zum Gipfel Kloben. Der markierte Fußweg vom Hochtor Richtung Spielmann führt über die eingestürzte Schneekragenmauer.
In den höheren Teilen der Halden des Hauptganges besteht das Nebengestein aus Kalkglimmerschiefer, in den tieferen aus Phylliten. Die drei bergmännisch bearbeiteten Gänge des Bergbaues sind nach ihrem Verlauf und ihrer Vererzung typische Tauerngoldgänge.
Auf der Kärntner Seite sind im Hauptgangverlauf drei übereinander liegende Einbaue mit den dazugehörigen Halden zu erkennen. Auf dem Haldenplateau des unteren und mittleren Einbaues befinden sich große Scheidehalden, viel Holz und verstürzte Steintrockenmauerungen. Auf den
Plateau des oberen Einbaues sind viel Holz und die verstürzte Steintrockenmauerungen eines Berghauses sowie Schneekragengemäuers auffindbar.
Gangstücke, die auf eine massive Vererzung schließen ließen, wurden auf den Halden des Hauptganges nicht gefunden, vielmehr Hinweise auf ein Netzwerk von schmächtigen Gängen in dem brekciösen Nebengestein. Die Erzführung besteht aus Pyrit, Arsenopyrit, Galenit und Sphalerit in meist karbonatischer, seltener quarziger Gangart, wobei die Kiese oft das Nebengestein imprägnieren, während Galenit und Sphalerit neben Kiesen karbonatische Gängchen bevorzugen.
Etwa 30 m östlich des Hauptganges finden sich undeutliche Hinweise von Einbauen. Diese Örtlichkeit wurde sowohl von der Kärntner als auch von der Salzburger Seite aus beschürft. Auf der Kärntner Seite befindet sich eine lang gestreckte schmale Halde mit Quarztrümmern, in diesen sind fallweise bis zu 0,8 mm große Galenitkristalle in schmalen Klüften aufgewachsen, die jedoch in den seltensten Fällen unbeschädigt geborgen werden können. Auf der Salzburger Seite - etwa zehn Höhenmeter unterhalb des Kammes - ist auf diesem Quarzgang ein Stollen angeschlagen worden, der vermutlich bald verlassen wurde. Mächtige Holzabstützungen zeigen die Örtlichkeit dieses Versuches. Interessant ist, dass im unmittelbaren Bereich dieses Stollenanschlages ein Erzgang freigelegt werden konnte, der bestätigt, dass die Gänge des Bergbaues Kloben sehr mürbe und entsprechend leicht zu bearbeiten waren. Die überraschend hohe Anzahl von Sumpf- und Ritzeisen, die auf den Halden gefunden wurden, belegen diese Beobachtung. Der Gang, der auf der Salzburger Seite freigelegt wurde, lieferte vorwiegend quarzige Pocherze, die zur damaligen Zeit nicht bauwürdig waren.
In einem westlichen Abstand von etwa 80-100 m und etwa auf der Höhe des untersten Haupteinbaues ist ein weiterer Einbau auf einen Gang zu erkennen. Die Erzführung dieses Ganges ähnelt dem des Hauptganges, allerdings noch mürber als dieser. Bei Grabungen glaubt man in einer ersten Reaktion auf Röstrückstände gestoßen zu sein. Tatsächlich wurde jedoch das ausgeförderte mürbe Gangmaterial - durch Witterungseinflüsse beschleunigt - zu einem von Limonit durchtränkten Kuchen verbacken.


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Beschreibung zum Ansichtsfoto Kloben

1 = Westlichster Einbau der durch den Gewerken Jörg Sayberstett im Jahre 1496 bearbeitet worden ist.
2 = Haupteinbau 1
3 = Haupteinbau 2
4 = Haupteinbau 3
5 = Teilweise verbrochenes Mundloch. Einbruchspinge ganzjährig mit Eis und Schnee bedeckt.
6 = Unscheinbare Halde mit viel Quarz.
7 = Fußsteig vom Hochtor Richtung Spielmann.

Sackzug

Die wichtige Innovation des Sackzuges fand im Bereich der Transporttechnik relativ spät statt. Im Jahre 1490 taucht die erste saisonal beschäftigte Arbeitsgruppe der Sackzieher auf (Raitungen Brixen 12424).
Die Sackzieher rekrutierten sich vorwiegend aus der bäuerlichen Bevölkerung, die schon in der Sommerzeit die Riesen für den Transport ausbauten.
1510 unterschied man bereits zwei Arten von Säcken, solche mit „zwilch“ (eine Art Segelleinen) und solche meist aus Schweinsleder. Doppelt genähte „zwilch sau seck“, die nur auf der Gleitseite aus Leder bestanden, waren bereits als kostengünstigere Weiterentwicklung des Urtypes anzusehen.
Mit einem Zug konnten von einem Mann, vorausgesetzt die Riese war entsprechend ausgebaut und vorbereitet, bis zu 2000 kg - das sind ca. 30 Säcke a`60-70 kg - Erz zu Tale befördert werden. Mit der Samfahrt konnten pro Pferde 130 kg bewältigt werden. Ein Mann, der kaum mehr als 4 Pferde zügeln konnte, transportierte in einer Samfahrt etwa 500-600 kg Erz (Raitungen Brixen 12424).
Als eine Variante des Sackzuges entstand ein Verfahren, bei dem der Zieher nach dem bäuerlichen Vorbild einen „Gratten nutzte. Es handelte sich dabei um ein kleines Gestell, vorn mit niedrigen Rädern und hinten mit Kufen. Da pro Zug nur 140 kg Erz transportiert werden konnte, setzte sich diese Innovation aber nicht durch.

Seehöhe: etwa von 2780 bis 2860 m.

Geschichte: 1496, 1500 (KLA, Berghauptmannschaftsarchiv, Nr. 788), 1524 (KLA, AHR., Nr. 2270), 1651 (HKA, Fasc. 17.315).

Im Jahre 1496 sind erste schriftliche Eintragungen betreffend Kloben im „Emphangspuech von 1496-1539 des Großkirchheimer perkgerichts, angevangen durch Lucas Strasser, die zait perkrichter in Großkirchheim am sand stefanstag des weihnachtstages 1496“ zu finden. Der vielgenannte Gewerke Andrä Jesold baute in einer alten verlegenen Grube oberhalb der Fundgrube und neben ihm Jörg Sayberstett.
Im Jahr 1500 erkaufte Wolfgang Bauernfeind von Andrä Jesold die Gruben am Kloben, wobei die Fundgrube St. Andre besonders erwähnt wurde.
Im Jahr 1651 berichtete der Kirchbergische Verweser Emanuel Steinberger über den Bergbau Kloben, dass auf Halbklafter dicke Gänge gebaut wurde und etliche tausend Zentner Erz gewonnen wurden. Das Erz hat im Zentner 6-7 Lot Silber (102-119 Gramm) der Zentner Schlich 2-4 Quintel Gold (8,78-17-56 Gramm) gehalten. Das Bergwerk wurde wegen der hohen Schmelzkosten und der schwefelhaltigen Erze aufgegeben.
Im Jahr 1770 aperten einige Stollenmundlöcher aus und riefen das vergessene Bergwerk wieder in Erinnerung.
Von 1732-1737 lebte der Bergbau Kloben kurzfristig wieder auf, dies bestätigen Jahresringanalysen an Hüttenbalken und Brennholzscheitern. Zwischen 1990 und 1992 wurden von Herrn Dr. K. Nicolussi und Dr. G. Patzelt vom Institut für Hochgebirgsforschung der Universität Innsbruck entsprechende Jahresringanalysen mit folgenden Ergebnis vorgenommen: Endjahre der
Hüttenbalken 1734 (2x) und 1732 (1x), Endjahre der Brennholzscheiter 1737 (2x). Insgesamt wurden 13 Hölzer gemessen. Dieses Untersuchungsergebnis ist für den Bergbau Kloben eine Bestätigung, dass nach den ersten Eisspitzen der so genannten „Kleinen Eiszeit“ um 1620 dieser Bergbau wieder betrieben wurde. Auf diesem Weg noch ein herzliches Danke an beide Wissenschaftler für die Bereitstellung ihrer Untersuchungsergebnisse.

Gefundene Mineralien: Ankerit, Arsenopyrit, Bergkristall, Calcit, Galenit, Gips, Hydrozinkit, Linarit, Malachit, Mimetesit, Pyrit, Skorodit, Sphalerit.

Beschriebene Mineralien: Ankerit, Arsenopyrit, Bergkristall, Bournonit, Calcit, Chalkopyrit, Cerussit, Dolomit, Freibergit, Galenit, Gold, Magnetit, Markasit, Mimetesit, Pitticit, Polybasit,
Pyrargyrit, Pyrit, Pyrrhotin, Rutil, Silber, Skorodit, Sphalerit, Tetraedrit.

Benützte Literatur: Günther et al. (2000), Köstler (1999), Ludwig & Gruber (1987) Paar et al. (2006), Ployer (1789), Posepny (1880), Wießner (1950).

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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