Pichler A. / Bergbau in Ostkärnten

 

Karte: Windisch Bleiberg 211/2

1 Windisch Bleiberg (Blei)
Gemeinde Ferlach

Gefundene Mineralien:
Baryt, Calcit, Cerussit, Dolomit, Galenit, Gips, Greenockit, Hydrozinkit, Markasit, Pyrit, Smithsonit, Sphalerit, Wulfenit.

Beschriebene Mineralien:
Calcit, Cerussit, Fluorit, Galenit, Gips, Hemimorphit, Markasit, Pyrit, Wulfenit.

Eigene Beobachtungen:
Allein das Durchwandern des Bergbaugebietes ist ein landschaftlicher Genuss. Von den 68 mit Namen versehenen Stolleneinbauen waren vor der Schließung der BBU noch etwa 15 befahrbar. Im Gesamten sind etwa 90 Stolleneinbaue und einige Tagschürfe innerhalb der Begrenzung auffindbar. Es wurde versucht, die neuen Forstwege die in der ÖK 50 (letzte Einzeichnungen 1995) noch nicht eingezeichnet sind, in der Situationsskizze darzustellen. Mit Hilfe des Höhenmessers und der aufgefundenen Einbaue dürfte eine relativ große Genauigkeit erreicht worden sein. Im Bereich des Tagebaues, westlich des Heiligengeist-Stollens, konnte im Anstehenden Wulfenit gefunden werden. Die Stelle befindet sich am nordostwärtigen Rand der eingezeichneten Begrenzung des Bergbaugebietes. Auf der großen Halde des Katharina Unterbaues ostwärts der Schule Windisch Bleiberg oder beim Aloisius-Zubau kann man die oben angeführten Mineralien finden.
Der bescheidene Umfang der Erzdarbietung und immer wiederkehrende Schwierigkeiten, vor allem finanzieller Natur, hatten einen vielfachen Wechsel der Schürfer bzw. Bergbau - Inhaber zur Folge. Die zusitzenden Wässer im Katharina-Schacht erzwangen 1905 die Einstellung des Bergbaues. Die guten Erze des Katharinasystems (siehe Aufrissskizze) waren auch das Ziel bei der Wiedereröffnung 1938. Abermals scheiterte der Bergbau auf Grund der nicht zu bewältigenden Wassereinbrüche. Der Katharina-Schacht (siehe Aufrissskizze) führt 99,5 m unter die Sohle des Katharina-Stollens und dürfte sich als Wasserreserve für das gesamte Bodental anbieten.

Geschichtliche Eckpfeiler zum Bleibergbau Windisch-Bleiberg

1257
wurde das Gebiet am Kleinen Loibl von Herzog Bernhard von Spanheim als Geschenk an das Stift Viktring übergeben. Nach einer Nachricht haben die Mönche im genannten Jahre am Halbingsattel vom Singerberg Gruben betrieben und das Erz auf der Nordseite des Berges über den Josefbauer zu Tal gebracht.

1364
wird anlässlich eines Streites zwischen Stift Viktring und dem Besitzer der Hollenburg der Name des Ortes Windisch-Bleiberg urkundlich erstmalig genannt. Die ersten Bergleute hier sollen Deutsche, nach einer Mitteilung Deutschböhmen gewesen sein. Als Beweis dafür wird angeführt, dass die Kirche dem heiligen Erhard geweiht ist, einem Heiligen, der besonders von den Deutschen verehrt wurde.

1585
besaß der in Klagenfurt verstorbene und begrabene landschaftliche Bauzahlmeister Mathes Prugger (nach Belegen im städtischen Archiv) Bergwerksanteile in Windisch-Bleiberg und zwar „bestandsweise“ die Gruben Barbara, Jakob und Gottesgab, für welche er dem Stift Viktring Zins bezahlte.

1754
wurde im Lehensbrief für Martin Urbany die Bewilligung zum Betreiben von Werkstätten nach Bedarf erteilt. Er besitzt drei Bleiflammöfen, ein Poch- und Waschwerk mit einer Erzmühle.

1778
Kaufvertrag vom 11. Juni zwischen I.H. Jaritz und Sohn mit dem Hauptgewerke Pobeheim.

1829
waren in einem vom Kreisamt abverlangten Ausweis die Komposch Kompagnie und Thomas Kogler mit drei Stollen und vier Arbeitern, Johann Fuchs mit drei Stollen und fünf Arbeitern und die Gebrüder Obersteiner mit 24 Stollen und 40 Arbeitern ausgewiesen.
Außer in Windisch-Bleiberg selbst wurden die dortigen Bleierze auch an der Laibacherstraße (jetzt Rosentalerstraße). Die Örtlichkeit wurde Schmelzhütte genannt und befand sich im ehemaligen Stroh (Getränke) Areal.

1837
wurde Thomas Obersteiner mit Verwandten als „ursprünglicher Eigentümer“ der Stollen Johann, Wilhelm, Ferdinand, Landstand, Simon, Thomas, Kreuz, Barbara und Hemma genannt.

1852
Erste fachmännische Beschreibung des Bergbaues (nach Belegen in der Literatur):
„Die Kunstsachverständigen berichten, dass der Bergbau, seit „undenklichen Zeiten“ betrieben wird und derzeit die Erze mit fünf bekannten edlen Gangklüften aufgeschlossen sind, drei tiefere wurden von den älteren Besitzern angefahren und abgebaut. Der Wert des Bergbaues mit den Werksgebäuden wurde auf 23.326 Gulden geschätzt“.

1870
verkaufte Matthias Jandl das Bleibergwerk Windisch-Bleiberg an die Bleiberger Bergwerks-Union.

1905
wurde der gesamte Bergbau eingestellt.

Am 01. 09. 1938
wurde der Bergbau von der BBU unter der Leitung von Josef Markowitz letztmalig eröffnet und Ende 1943 endgültig geschlossen.

Persönliche Erinnerungen an die letzten Schurfarbeiten von 1938 bis 1943 von Josef  Markowitz .
(Betriebsleiter des Bleibergbaues Windisch Bleiberg)
„Nach der Einverleibung Österreichs in das Deutsche Reich wurden im Auftrage des Reichswirtschaftsministeriums einige der bisher gefristeten Bergbaue Kärntens, unter anderem auch Windisch Bleiberg, einer neuerlichen Beschürfung und geologischen Begutachtung unterzogen. Die BBU wurde daher unter Bereitstellung der notwendigen Mittel beauftragt, gemäß eines erarbeiteten vorläufigen Aufschluss- und Untersuchungsprogrammes die bergbauliche Tätigkeit in Windisch Bleiberg wieder aufzunehmen. Eine in der Generaldirektion der BBU in Klagenfurt geschaffene Schurfabteilung wurde mit der Leitung und Wahrnehmung dieser Aufgabe betraut. Neben dem Bergbau Windisch Bleiberg wurden auch die Schurfarbeiten beim Bergbau Eisenkappel im Bereiche des Obir wieder aufgenommen.
Die Tatsache , dass die Bergbautätigkeit in Windisch Bleiberg über drei Jahrzehnte geruht hatte und niemand über den Zustand der überwiegend verbrochenen Grubenbaue Bescheid wusste, musste mit einer umfangreichen Gewältigung derselben gerechnet werden. Vor allem standen die Fahrbarmachung des Katharinastollens mit einer Länge von 850 m bis zu dem im Jahre 1905  ersoffenen Katharinaschachte sowie der weitere Stollenteil bis zum Friedrich-Schacht auf dem Programm. Ferner war die Gewältigung des Friedrich-Blindschachtes (Verbindung zwischen dem Friedrich- und dem Katharinahorizont, 35 m hoch) sowie des Friedrichstollens mit 275 m zum Tag und 459 m nach Westen und die Gewältigung des total verbrochenen Katharina- Blindschachtes vorgesehen.
Hand in Hand mussten die Probleme der Kraftversorgung und sonstiger technischer Einrichtungen einer Lösung zugeführt werden. Als günstige Lösung der Kraftversorgung wurde der Strombezug aus dem Kraftwerk Bärental der Krainischen Industrie-Gesellschaft in Aßling in Betracht gezogen (später Akkufabrik Dr. Jungfer). Leitungsführung: Kraftwerk Bärental – Strugarzagraben – Krischnig Sattel – Ogrisboden – Windisch Bleiberg, Länge rund 6 km. An Arbeitskräften standen vorerst nur 4 – 5 Mann, darunter ein alter bodenständiger ehemaliger Bergmann namens Sparovetz Markus und ein solcher aus dem Orte Otrouza bei Ferlach zur Verfügung. Letzterer namens Fister Urban, auch vorgerückten Alters, verfügte über gute örtliche und bergmännische Fachkenntnisse, so dass derselbe später auch als Grubenaufseher beschäftigt werden konnte.
Der Katharinastollen führt vorerst in nördlicher Richtung und zweigt sodann nach Westen ab, bis man nach einer Länge von rund 850 m den Ansatzpunkt des Katharina-Schachtes erreicht. Nach weiteren rund 272 m in westlicher Richtung steht der Stollen beim Friedrichsschacht an. Nun führt uns dieser Schacht 35 m hoch auf den Friedrich-Horizont. Von diesem erreicht man durch den Friedrichstollen nach 275 m erstmals wieder Tag (siehe Aufrissskizze). Vom Schacht nach Westen endet der Friedrichstollen ca. 459 m bei den Johanni-Verhauen. Durch diese erreicht man nach Überwindung weiterer 50 Höhenmeter den Johannistollen, welcher nach rund 160 m wieder zum Tag führt.
Mit Ende 1943 wurde durch die Partisanentätigkeit die Stromzufuhr vom Kraftwerk Bärental gelähmt, dessen Umstand auch endgültig zur Einstellung und Liquidierung des Bergbaues Windisch Bleiberg geführt hat.“

Weiterführende Literatur:
CERNY 1995; GOBANZ 1868; JAHNE 1935; KOSTELKA 1960; MEIXNER 1935; POSEPNY 1893; THORNQUIST 1930.


Stollenplan Aufrisszeichnung Windisch Bleiberg (Blei)



Übersicht über die Einbaue im Revier Windisch Bleiberg


3 Windisch Bleiberg / Neuer Baustollen in Rutic (Blei)
Gemeinde Ferlach

Eigene Beobachtungen:
Der Stollen ist verschlossen und wird als Wasserbehälter verwendet. Auf der Halde konnten keinerlei Erze gefunden werden.




4 Windisch Bleiberg / Michaeli - Zubau (Blei)
Gemeinde Ferlach

Eigene Beobachtungen:
Der Zubaustollen ist noch etwa 20 m befahrbar. Laut Plan der BBU bestand eine Verbindung mit dem Michaeli in Rutic - Stollen. Auf der Halde konnte nach oberflächlicher Suche keinerlei Sekundärmineralien gefunden werden.




5 Windisch Bleiberg / Michaeli in Rutic (Blei)
Gemeinde Ferlach

Eigene Beobachtungen:
Im engeren Bereich des Michaeli in Rutic - Stollens konnten noch drei Einbaue festgestellt werden, die bis auf einen, der noch etwa 10 m befahrbar ist, verbrochen sind. Auch der Hauptstollen ist verbrochen, eine größere Einbruchspinge kann man noch sehen. Am ostwärtigen Haldenrand kann man noch ein Mauergeviert von 3x3 m erkennen, das an einem großen Felsen angelehnt ist und vermutlich als Geräteschuppen diente. Eine oberflächliche Suche nach Mineralien blieb erfolglos.




10 Windisch Bleiberg / Stariniak - Stollen (Blei)
Gemeinde Ferlach

Eigene Beobachtungen:
Der Stariniak-Stollen liegt etwas außerhalb des Reviers Windisch Bleiberg. Etwa 80 m südlich des Gehöftes im Graben kann man im Dickicht das Plateau der Halde auffinden. Eine Stolleneinbruchspinge kann man nicht finden. Eine oberflächliche Mineraliensuche verlief ergebnislos.

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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