Prasnik H., Brandstätter F. & G. Niedermayr / 2009

 

1577) Anglesit, Bornit, Cerussit, Chalkopyrit, Fahlerz, Smithsonit und Sphalerit von der Weißen Wand an der Stanziwurten im Zirknitztal, Kärnten.

Die aufgrund ihrer Baryt-Führung interessante Vererzung der Weißen Wand, SW der Stanziwurten im Zirknitztal, hat bisher nur wenig Beachtung gefunden. Aufsammlungen eines der Autoren (H. P.) haben nun vor allem reichlich neues Material sowohl an primären Erzen als auch von Sekundärbildungen erbracht, über die hier kurz berichtet werden soll.
Die erste Erwähnung dieser Mineralisation geht auf BRUNLECHNER (1885) zurück. Er nennt Galenit vom "Stanziwurdikopf bei Döllach; lagenweise eingesprengt in quarzigem Cipollin, mit Azurit auf Kluft- und Schieferungsflächen in dünnen Anflügen" (I. c. S. 228). Später berichtet GRANIGG (1906) ausführlicher über dieses Vorkommen und beschreibt neben nicht näher spezifizierten "Cu-Karbonaten" und Pyrit vor allem Baryt, mit Quarz verwachsen und auch in einem bis 20 cm mächtigen Lager, größtenteils aber in Form "mikroskopischer , Gänge im Quarzit". Er nimmt dabei an, dass die Erzführung mit dem im Bereich der Stanziwurten auftretenden Serpentinit in Zusammenhang steht. EXNER (1964) faßt die Dolomitmarmor-ScholIe der Weißen Wand als hydrothermal beeinflußte Gesteinspartie "mit Gangquarz (reichlich Bergkristall), Azurit und Malachit" (I. c. S. 95) auf. Das interessante Vorkommen von Baryt erwähnt er allerdings nicht. SCHROLL (1954) untersucht u. a. auch den Galenit von der "Stanziwurten (Zirknitz)" und weist dabei auf einen bestimmten Ag- und Sb-Gehalt dieses Galenits hin (I. c. S. 13). In der zusammenfassenden, gründlichen Arbeit vom WEBER (1957) scheint das Vorkommen allerdings nicht auf. Das Vorkommen wurde jedenfalls kurzzeitig beschürft. So sind heute drei verbrochene Einbaue, ein Tagschurf und zwei Versuchsschürfe, festzustellen. GRANIGG (1906) hat das Vorkommen auch mit einer kleinen Skizze eines seinerzeit angelegten, bereits verbrochenen Stollens, ca . 120 m südlich der Weißen Wand, sehr gut dokumentiert, Nach diesen Aufzeichnungen scheint es sich dabei um eine schichtgebundene Mineralisation in einer triassischen Karbonatserie zu handeln, die aber im Zuge jüngerer Metamorphoseereignisse überprägt worden ist.
Die Aufsammlungen erbrachten nun zusätzlich zu den bereits bekannten Mineralien in der quarzitischen Masse Einsprengungen von Chalkopyrit, der mit Bornit verwachsen ist, hellbraune, spätige, bis etwa 3 mm große, hellbraune Körnchen von Sphalerit und Fahlerz.Darnit ist auch die Anwesenheit der von hier schon lange bekannten basischen Cu-Karbonate hinreichend erklärbar. Malachit tritt in kleinen Kavernen des vererzten und reichlich mit Baryt durchsetzten Materials in winzigen, maximal I mm großen hellgrünen, kugeligen Aggregaten auf. Azurit bildet nicht nur dünnste hellblaue Beläge und Imprägnationen sondern ist in kleinen Hohlräumen und an Klüften des massiven "Baryt-Gesteins" in typischen, dunkelblauen, teils radialblättrig aus- gebildeten, bis zu I cm großen Flecken aus leuchtend blauen, schwertförmig-tafeligen, nur wenige Zehntel Millimeter langen Kriställchen zu beobachten. Das Fahlerz bildet schwarze, im frischen Bruch pechartig glänzende, bis zu 4mm große, unregelmäßige Einsprengungen im grobkristallinen Baryt (Abb. 9). Nach EDS-Analysen handelt es sich dabei um ein Tetraedrit-betontes Fahlerz, mit einem Verhältnis von Tetraedrit:Tennantit -2: 1. Der Sphalerit ist Fe-arm, mit einem mittleren Fe-Gehalt von 0,5 Gew.-% Fe.
In kleinen Kavernen der Quarz-Baryt-Masse konnten darüber hinaus bis 1,5 mm große, graue, spitze Kriställchen mittels XRD und EDS als Anglesit bestimmt werden. Es dominiert {211}, {210} ist nur untergeordnet zu beobachten. Bei bis 5 mm langen, trübweißen stängeligen Kriställchen handelt es sich um Cerussit. In einer der größeren Kavernen stellten sich noch zusätzlich deutlich rosa gefärbte, bis 0,3 mm lange, extrem spitz zulaufende Kriställchen über einem feinkristallinen Rasen von farblosem Calcit und Quarz als Smithsonit heraus (Abb. 10, Nachweis mittels EDS-Analyse). Ein schwarzer, feinkörnig-poröser "Erzbutzen" über feinkristallinem Quarz ergab mittels EDS ein interessantes Element-Spektrum von Si (wohl aus dem Untergrund durchschlagender Quarz), Mn, Cu und Zn sowie untergeordnet Co und Ca. Mineralphasen mit Mn bzw. Co konnten bisher aber (noch) nicht in dieser Erzmineralparagenese festgestellt werden; entsprechende Mineralien wären aber durchaus zu erwarten. Alle hier mitgeteilten Sekundärmineralien sind von den im grobkristallinen Baryt eingewachsenen primären Sulfiden ableitbar.
Genetisch interessant ist die doch recht bemerkenswerte Baryt-Führung im Bereich des Dolomitmarmors der Weißen Wand, an die ja auch die verschiedenen primären Sulfide und die hier mitgeteilten Sekundärmineralien gebunden sind (vgl. GRANIGG 1906). Baryt ist aus Alpinen Klüften der Ostalpen von mehreren Stellen beschrieben worden (siehe dazu kurze Übersicht im Beitrag Nr. 1443 von F. WALTER in NIEDERMAYR et al. 2006).
Bemerkenswert, wenn auch bisher nicht weiter genetisch interpretierbar, ist das Auftreten von Linsen grobkristallinen Baryts vom Bockhartsee im Gasteiner Tal und vom Breitkopf im Habachtal (vgl. NIEDERMAYR & BRANDSTÄTTER 1996). Ein Zusammenhang der genannten Mineralisationen mit dem Baryt –Vorkommen an der Weißen Wand scheint allerdings nicht zu bestehen.

(Prasnik/Brandstätter/Niedermayr)

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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