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1577) Anglesit, Bornit, Cerussit, Chalkopyrit, Fahlerz, Smithsonit und
Sphalerit von der Weißen Wand an der Stanziwurten im Zirknitztal,
Kärnten.
Die aufgrund ihrer Baryt-Führung
interessante Vererzung der Weißen Wand, SW der Stanziwurten im
Zirknitztal, hat bisher nur wenig Beachtung gefunden. Aufsammlungen
eines der Autoren (H. P.) haben nun vor allem reichlich neues Material
sowohl an primären Erzen als auch von Sekundärbildungen erbracht, über
die hier kurz berichtet werden soll.
Die erste Erwähnung dieser Mineralisation geht auf BRUNLECHNER (1885)
zurück. Er nennt Galenit vom "Stanziwurdikopf bei Döllach; lagenweise
eingesprengt in quarzigem Cipollin, mit Azurit auf Kluft- und
Schieferungsflächen in dünnen Anflügen" (I. c. S. 228). Später berichtet
GRANIGG (1906) ausführlicher über dieses Vorkommen und beschreibt neben
nicht näher spezifizierten "Cu-Karbonaten" und Pyrit vor allem Baryt,
mit Quarz verwachsen und auch in einem bis 20 cm mächtigen Lager,
größtenteils aber in Form "mikroskopischer , Gänge im Quarzit". Er nimmt
dabei an, dass die Erzführung mit dem im Bereich der Stanziwurten
auftretenden Serpentinit in Zusammenhang steht. EXNER (1964) faßt die
Dolomitmarmor-ScholIe der Weißen Wand als hydrothermal beeinflußte
Gesteinspartie "mit Gangquarz (reichlich Bergkristall), Azurit und
Malachit" (I. c. S. 95) auf. Das interessante Vorkommen von Baryt
erwähnt er allerdings nicht. SCHROLL (1954) untersucht u. a. auch den
Galenit von der "Stanziwurten (Zirknitz)" und weist dabei auf einen
bestimmten Ag- und Sb-Gehalt dieses Galenits hin (I. c. S. 13). In der
zusammenfassenden, gründlichen Arbeit vom WEBER (1957) scheint das
Vorkommen allerdings nicht auf. Das Vorkommen wurde jedenfalls
kurzzeitig beschürft. So sind heute drei verbrochene Einbaue, ein
Tagschurf und zwei Versuchsschürfe, festzustellen. GRANIGG (1906) hat
das Vorkommen auch mit einer kleinen Skizze eines seinerzeit angelegten,
bereits verbrochenen Stollens, ca . 120 m südlich der Weißen Wand, sehr
gut dokumentiert, Nach diesen Aufzeichnungen scheint es sich dabei um
eine schichtgebundene Mineralisation in einer triassischen Karbonatserie
zu handeln, die aber im Zuge jüngerer Metamorphoseereignisse überprägt
worden ist.
Die Aufsammlungen erbrachten nun zusätzlich zu den bereits bekannten
Mineralien in der quarzitischen Masse Einsprengungen von Chalkopyrit,
der mit Bornit verwachsen ist, hellbraune, spätige, bis etwa 3 mm große,
hellbraune Körnchen von Sphalerit und Fahlerz.Darnit ist auch die
Anwesenheit der von hier schon lange bekannten basischen Cu-Karbonate
hinreichend erklärbar. Malachit tritt in kleinen Kavernen des vererzten
und reichlich mit Baryt durchsetzten Materials in winzigen, maximal I mm
großen hellgrünen, kugeligen Aggregaten auf. Azurit bildet nicht nur
dünnste hellblaue Beläge und Imprägnationen sondern ist in kleinen
Hohlräumen und an Klüften des massiven "Baryt-Gesteins" in typischen,
dunkelblauen, teils radialblättrig aus- gebildeten, bis zu I cm großen
Flecken aus leuchtend blauen, schwertförmig-tafeligen, nur wenige
Zehntel Millimeter langen Kriställchen zu beobachten. Das Fahlerz bildet
schwarze, im frischen Bruch pechartig glänzende, bis zu 4mm große,
unregelmäßige Einsprengungen im grobkristallinen Baryt (Abb. 9). Nach
EDS-Analysen handelt es sich dabei um ein Tetraedrit-betontes Fahlerz,
mit einem Verhältnis von Tetraedrit:Tennantit -2: 1. Der Sphalerit ist
Fe-arm, mit einem mittleren Fe-Gehalt von 0,5 Gew.-% Fe.
In kleinen Kavernen der Quarz-Baryt-Masse konnten darüber hinaus bis 1,5
mm große, graue, spitze Kriställchen mittels XRD und EDS als Anglesit
bestimmt werden. Es dominiert {211}, {210} ist nur untergeordnet zu
beobachten. Bei bis 5 mm langen, trübweißen stängeligen Kriställchen
handelt es sich um Cerussit. In einer der größeren Kavernen stellten
sich noch zusätzlich deutlich rosa gefärbte, bis 0,3 mm lange, extrem
spitz zulaufende Kriställchen über einem feinkristallinen Rasen von
farblosem Calcit und Quarz als Smithsonit heraus (Abb. 10, Nachweis
mittels EDS-Analyse). Ein schwarzer, feinkörnig-poröser "Erzbutzen" über
feinkristallinem Quarz ergab mittels EDS ein interessantes
Element-Spektrum von Si (wohl aus dem Untergrund durchschlagender
Quarz), Mn, Cu und Zn sowie untergeordnet Co und Ca. Mineralphasen mit
Mn bzw. Co konnten bisher aber (noch) nicht in dieser
Erzmineralparagenese festgestellt werden; entsprechende Mineralien wären
aber durchaus zu erwarten. Alle hier mitgeteilten Sekundärmineralien
sind von den im grobkristallinen Baryt eingewachsenen primären Sulfiden
ableitbar.
Genetisch interessant ist die doch recht bemerkenswerte Baryt-Führung im
Bereich des Dolomitmarmors der Weißen Wand, an die ja auch die
verschiedenen primären Sulfide und die hier mitgeteilten
Sekundärmineralien gebunden sind (vgl. GRANIGG 1906). Baryt ist aus
Alpinen Klüften der Ostalpen von mehreren Stellen beschrieben worden
(siehe dazu kurze Übersicht im Beitrag Nr. 1443 von F. WALTER in
NIEDERMAYR et al. 2006).
Bemerkenswert, wenn auch bisher nicht weiter genetisch interpretierbar,
ist das Auftreten von Linsen grobkristallinen Baryts vom Bockhartsee im
Gasteiner Tal und vom Breitkopf im Habachtal (vgl. NIEDERMAYR &
BRANDSTÄTTER 1996). Ein Zusammenhang der genannten Mineralisationen mit
dem Baryt –Vorkommen an der Weißen Wand scheint allerdings nicht zu
bestehen.
(Prasnik/Brandstätter/Niedermayr)
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