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1061. Aquamarin, Molybdänit, Monazit, Quarz, Uraninit
und andere Mineralien vom Wurtenstollen in der Innerfragant, Kärnten
Ende September des vergangenen Jahres ist der ca. 4.800 m lange
"Wurtenstollen" nach nicht ganz einjähriger Bauzeit
fertiggestellt worden. Die nach Meinung von Tourismusexperten für die
bessere touristische Auslastung des Mölltaler Gletscher-Skigebietes und
der umliegenden Region wichtige Stollenbahn, die einen wintersicheren,
lawinengeschützten Zugang von der Innerfragant zur Talstation der bereits
längere Zeit bestehenden "Eisseebahn" in der Wurten gewährleistet,
hat die Gneisserie des Sonnblickkernes in Fräsetechnik durchfahren. Die
Ausbruchsarbeit des Stollens erfolgte in maschinellem Vortrieb mit einer
von Atlas Copco und ILBAU gefertigten modernen Tunnelbohrmaschine (TBM)
der Type Jarva. Das dabei angefallene Schuttmaterial wurde über ein
System von Förderbändern zum Tunnelportal in der Innerfragant bei 1.225
m transportiert und auf Deponien zur weiteren Verwendung zwischengelagert.
Während der Bauarbeiten wurde das Haldenmaterial von Sammlern ständig überwacht
und konnte auch im Rahmen der Frühjahrsexkursion der Fachgruppe für
Mineralogie und Geologie des Naturwissenschaftlichen Vereines für Kärnten
besammelt werden. Außer dem selbst aufgesammelten Material standen uns
von hier auch Proben, die Markus SABOR und Dipl. Ing. Peter BACHMANN, beide
Wien, zur Untersuchung vorlegten, zur Verfügung. Aufgrund der
Vortriebstechnik waren besondere, ästhetische Mineralfunde nicht zu
erwarten, doch erbrachte das Studium des Ausbruchsmaterials doch einige
interessante Einblicke in die im Zuge des Stollenvortriebes angefahrenen
Mineralisationen. Die Befahrung des Stollens zeigte zum größten Teil
ziemlich homogene Gneise, mit bereichsweise schieferigen Zwischenlagen,
einigen Zerrüttungszonen und stellenweise auch charakteristischen Zerrklüften.
An primären Erzmineralisationen ist insbesondere die relative Häufigkeit
von an Schieferungsparallele und wohl auch schichtparallele (?)
Quarzmobilisate gebundene Molybdänitimprägnationen hervorzuheben. Es
soll hier nicht unerwähnt bleiben, daß sich eine gewisse Molybdänitführung
Obertage auch in den Gneiswänden nördlich des Duisburg-Hannover-Weges,
östlich der Duisburger Hütte, bis gegen die Feldsee-Biwakschachtel
nachweisen läßt. Molybdänit, in Form feinster Flitterchen dispers oder
in Belägen in schieferungsparallelen Fugen ist hier in quarzitischen
Partien des Gesteins eingeschaltet; er wird von Pyrit, Pyrrhotin,
Arsenopyrit, Chalkopyrit und auch Galenit, die in diesem Material
bisweilen stärker mobilisiert sind und dann auch knauerartige
Anreicherungen bilden können, begleitet. Knapp westlich der Feldsee
Scharte scheint diese Erzmineralisation auch Anlaß für Bergbauversuche
gewesen zu sein, wie reichlich kleinstückig gekuttetes Hauwerk bezeugt.
Weitere Erzmineralien, die im Haldenmaterial des Wurtenstollens beobachtet
werden konnten, sind reichlich Pyrit und Pyrrhotin sowie Galenit,
Sphalerit und Chalkopyrit; es handelt sich dabei immer um Imprägnationen
und an Quarzschnüre und knauern gebundene Mobilisate. Pyrit bildet,
zusammen mit Ankerit und Quarz auftretend, in schmalen Klüften auch
kleine, würfelige Kristalle. Aplitische Gneise, die bereichsweise auffällig
rötlichbraun-fleckig gefärbte Partien zeigen, führen Uraninit in
winzigen, nur wenige Zehntel Millimeter großen Körnchen. Um Uraninit
sind immer die für dieses Mineral typischen bräunlichen Strahlungshöfe
zu beobachten. Interessante Mineralnachweise aus dem Wurtenstollen stellen
Aquamarin und Scheelit dar. Aquamarin liegt in kleinen, blauen nadeligen
Kriställchen auf Fugen im Gneis vor; er ist ein Erstnachweis für die
Wurten. Nicht allzu überraschend ist die Anwesenheit von Scheelit, der an
Quarzmobilisate gebundene, unregelmäßige, in Gneis eingewachsene Körnchen
bildet. Scheelit ist an seiner charakteristischen bläulichweißen
Fluoreszenz im kurzwelligen UV-Licht gut zu erkennen. Meist stärker beschädigte
Quarzkristalle in steilrhomboedrischem Habitus, Albit, Adular und seidig
glänzender, dünntafeliger Calcit ("Blätterspat") sowie
Titanit sind typischen Zerrkluftmineralisationen zuzurechnen, die im Zuge
der Vortriebsarbeiten gelegentlich auch größere Kristalle und Stufen
geliefert haben. Die beim Bau geborgenen, schönen Kristallgruppen sollen
nach Auskunft der Bauleitung nach Inbetriebnahme der Stollenbahn in einer
eigenen Vitrine gezeigt werden. Außer Calcit, der neben tafeligem Habitus
auch in Form normal rhomboedrischer und skalenoedrischer Kristalle
beobachtet wurde, wurden an weiteren Karbonaten Dolomit, Ankerit und
Siderit festgestellt. Muskovit, Biotit und kleine Epidotkriställchen ergänzen
die Zerrkluftparagenese. Als Rarität ist noch Monazit zu nennen, der in
bis 2 mm großen, rotorange gefärbten, flächenreichen Individuen
festgestellt werden konnte. An Hand der vorliegenden Stufen können die
Mineralabfolgen angegeben werden mit:
Muskovit-. Quarz,
Albit, Titanit- Siderit I- Calcit, Siderit II
Quarz, Albit-. Calcit-. Chlorit
Albit,- Quarz, Hämatit-
Calcit, Titanit- Chlorit, Markasit
Albit, - Muskovit, Quarz- Calcit-
Monazit
Ein Großteil
des Haldenmaterials ist nun wiederverwertet und somit für die
mineralogische Untersuchung nicht mehr zugänglich. Aber auch die obertägigen
Aufschlüsse in der Wurten haben bis in die letzte Zeit eine Reihe von
interessanten neuen Mineralnachweisen erbracht, wie z.B. Mcguinnessit und
Chalkophanit (siehe dazu NIEDERMAYR, 1996).
Durch BLASS und GRAF (1997)
konnte erst kürzlich das für Österreich neue und an sich sehr seltene
wasserhältige Bi-Fe-Te-Oxid Yecorait von der Wurten mitgeteilt werden.
(NIEDERMAYR/BRANDSTÄTTER)
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