Niedermayr G. & F. Brandstätter / 1997

 

1061. Aquamarin, Molybdänit, Monazit, Quarz, Uraninit und andere Mineralien vom Wurtenstollen in der Innerfragant, Kärnten

  Ende September des vergangenen Jahres ist der ca. 4.800 m lange "Wurtenstollen" nach nicht ganz einjähriger Bauzeit fertiggestellt worden. Die nach Meinung von Tourismusexperten für die bessere touristische Auslastung des Mölltaler Gletscher-Skigebietes und der umliegenden Region wichtige Stollenbahn, die einen wintersicheren, lawinengeschützten Zugang von der Innerfragant zur Talstation der bereits längere Zeit bestehenden "Eisseebahn" in der Wurten gewährleistet, hat die Gneisserie des Sonnblickkernes in Fräsetechnik durchfahren. Die Ausbruchsarbeit des Stollens erfolgte in maschinellem Vortrieb mit einer von Atlas Copco und ILBAU gefertigten modernen Tunnelbohrmaschine (TBM) der Type Jarva. Das dabei angefallene Schuttmaterial wurde über ein System von Förderbändern zum Tunnelportal in der Innerfragant bei 1.225 m transportiert und auf Deponien zur weiteren Verwendung zwischengelagert. Während der Bauarbeiten wurde das Haldenmaterial von Sammlern ständig überwacht und konnte auch im Rahmen der Frühjahrsexkursion der Fachgruppe für Mineralogie und Geologie des Naturwissenschaftlichen Vereines für Kärnten besammelt werden. Außer dem selbst aufgesammelten Material standen uns von hier auch Proben, die Markus SABOR und Dipl. Ing. Peter BACHMANN, beide Wien, zur Untersuchung vorlegten, zur Verfügung. Aufgrund der Vortriebstechnik waren besondere, ästhetische Mineralfunde nicht zu erwarten, doch erbrachte das Studium des Ausbruchsmaterials doch einige interessante Einblicke in die im Zuge des Stollenvortriebes angefahrenen Mineralisationen. Die Befahrung des Stollens zeigte zum größten Teil ziemlich homogene Gneise, mit bereichsweise schieferigen Zwischenlagen, einigen Zerrüttungszonen und stellenweise auch charakteristischen Zerrklüften. An primären Erzmineralisationen ist insbesondere die relative Häufigkeit von an Schieferungsparallele und wohl auch schichtparallele (?) Quarzmobilisate gebundene Molybdänitimprägnationen hervorzuheben. Es soll hier nicht unerwähnt bleiben, daß sich eine gewisse Molybdänitführung Obertage auch in den Gneiswänden nördlich des Duisburg-Hannover-Weges, östlich der Duisburger Hütte, bis gegen die Feldsee-Biwakschachtel nachweisen läßt. Molybdänit, in Form feinster Flitterchen dispers oder in Belägen in schieferungsparallelen Fugen ist hier in quarzitischen Partien des Gesteins eingeschaltet; er wird von Pyrit, Pyrrhotin, Arsenopyrit, Chalkopyrit und auch Galenit, die in diesem Material bisweilen stärker mobilisiert sind und dann auch knauerartige Anreicherungen bilden können, begleitet. Knapp westlich der Feldsee Scharte scheint diese Erzmineralisation auch Anlaß für Bergbauversuche gewesen zu sein, wie reichlich kleinstückig gekuttetes Hauwerk bezeugt. Weitere Erzmineralien, die im Haldenmaterial des Wurtenstollens beobachtet werden konnten, sind reichlich Pyrit und Pyrrhotin sowie Galenit, Sphalerit und Chalkopyrit; es handelt sich dabei immer um Imprägnationen und an Quarzschnüre und knauern gebundene Mobilisate. Pyrit bildet, zusammen mit Ankerit und Quarz auftretend, in schmalen Klüften auch kleine, würfelige Kristalle. Aplitische Gneise, die bereichsweise auffällig rötlichbraun-fleckig gefärbte Partien zeigen, führen Uraninit in winzigen, nur wenige Zehntel Millimeter großen Körnchen. Um Uraninit sind immer die für dieses Mineral typischen bräunlichen Strahlungshöfe zu beobachten. Interessante Mineralnachweise aus dem Wurtenstollen stellen Aquamarin und Scheelit dar. Aquamarin liegt in kleinen, blauen nadeligen Kriställchen auf Fugen im Gneis vor; er ist ein Erstnachweis für die Wurten. Nicht allzu überraschend ist die Anwesenheit von Scheelit, der an Quarzmobilisate gebundene, unregelmäßige, in Gneis eingewachsene Körnchen bildet. Scheelit ist an seiner charakteristischen bläulichweißen Fluoreszenz im kurzwelligen UV-Licht gut zu erkennen. Meist stärker beschädigte Quarzkristalle in steilrhomboedrischem Habitus, Albit, Adular und seidig glänzender, dünntafeliger Calcit ("Blätterspat") sowie Titanit sind typischen Zerrkluftmineralisationen zuzurechnen, die im Zuge der Vortriebsarbeiten gelegentlich auch größere Kristalle und Stufen geliefert haben. Die beim Bau geborgenen, schönen Kristallgruppen sollen nach Auskunft der Bauleitung nach Inbetriebnahme der Stollenbahn in einer eigenen Vitrine gezeigt werden. Außer Calcit, der neben tafeligem Habitus auch in Form normal rhomboedrischer und skalenoedrischer Kristalle beobachtet wurde, wurden an weiteren Karbonaten Dolomit, Ankerit und Siderit festgestellt. Muskovit, Biotit und kleine Epidotkriställchen ergänzen die Zerrkluftparagenese. Als Rarität ist noch Monazit zu nennen, der in bis 2 mm großen, rotorange gefärbten, flächenreichen Individuen festgestellt werden konnte. An Hand der vorliegenden Stufen können die Mineralabfolgen angegeben werden mit:

Muskovit-. Quarz, Albit, Titanit- Siderit I- Calcit, Siderit II

Quarz, Albit-. Calcit-. Chlorit

Albit,- Quarz, Hämatit- Calcit, Titanit- Chlorit, Markasit

Albit, - Muskovit, Quarz- Calcit- Monazit

Ein Großteil des Haldenmaterials ist nun wiederverwertet und somit für die mineralogische Untersuchung nicht mehr zugänglich. Aber auch die obertägigen Aufschlüsse in der Wurten haben bis in die letzte Zeit eine Reihe von interessanten neuen Mineralnachweisen erbracht, wie z.B. Mcguinnessit und Chalkophanit (siehe dazu NIEDERMAYR, 1996).
Durch BLASS und GRAF (1997) konnte erst kürzlich das für Österreich neue und an sich sehr seltene wasserhältige Bi-Fe-Te-Oxid Yecorait von der Wurten mitgeteilt werden. (NIEDERMAYR/BRANDSTÄTTER)

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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