Litscher H. / 1974 |
|
---|---|
Ein
geologisches Profil durch die Südwestabdachung des Sonnblickkernes
DIE TEKTONISCHEN VERHÄLTNISSE IM RAUME WURTEN-KLEINE
FLEISS Von H. LITSCHER (Mit 3 Tafeln und 3 Abbildungen) VORWORT
Für die Wasserkraftnutzung wurden in der Südwestabdachung
der Sonnblickgruppe in den Hohen Tauern im Auftrag der Kärntner
Elektrizitäts-Aktiengesellschaft zwei Beileitungsstollen mit einer Länge
von 7750 m bzw. 5574 m, und einem Querschnitt von 6,5 m2 durchgeschlagen.
Durch diese Stollen konnte in einem Horizont von 1700 m Seehöhe der
geologische Aufbau dieses Gebirgsstockes aufgeschlossen werden (Lageplan
Abb. 1). Der Vortrieb erfolgte von der Wurten (Fragant) zur Großen
Zirknitz und von dort weiter bis zur Kleinen Fleiß (Heiligenblut). Die
Bauarbeiten begannen im Jahre 1969 und endeten im Winter 1971 mit dem
Stollendurchschlag im Kleinen Fleißtal (Abb. 1). 1. Regionalgeologische Übersicht : 1.1 Der geologisch-tektonische Aufbau des
Sonnblickkernes wird nach Ch. EXNER (1964) durch sein auch die Morphologie
bestimmendes, SW geneigtes Flächengefüge charakterisiert. Die Schieferhülle
ruht konkordant auf dem Kern auf. Sie bildet den Rahmen um den
fensterartig aufgedrungenen Granitgneiskörper. Die eingeschalteten
Gneislagen in den Hüllgesteinen sind tektonisch abgescherte Schubspäne
älterer Gneismassen (Ch. EXNER 1962 c). Mit den durch den Stollenvortrieb erzielten Aufschlüssen
wurden der zentrale Granitkörper und die Liegendanteile der Schieferhülle
im Kleinen Fleißtal durchfahren. Weiters konnte auch ein kleiner Teil der
Gneislamelle I (Ch. EXNER 1964) erkundet werden. 1.2 Die großtektonischen Verhältnisse: Der
interne, tektonische Bau im Kern ist ,durch zwei Hauptformungsachsen (I,
II) geprägt. Die NW-SE-streichende Faltungsachse stellte den
Hauptverformungsplan (I) dar. Eine zweite Achsenrichtung (II), NNE-SSW
-streichend, hat vor allem in der Nordabdachung des Sonnblickkernes die
Achsenrichtung (I) überlagert. Die Hauptstörungen laufen meist parallel zu den
Achsenrichtungen (Ch. EXNER 1964, E. H. WEISS 1969). Innerhalb der Störungsbereiche
kommt es häufig zu Auf-und Abschiebungen und Rotation (Stengelgneis) von
Gesteins-Teilkörpern. In der Seeschwelle des Großen Oscheniksees kommen
diese tektonischen Merkmale besonders deutlich zum Ausdruck. Die Hauptbruchlinien ziehen von der Hochwurten über die
Einsattelung östlich des Sandfeldkopfes nach Außerfragant und weiter im
Osten von der Duisburger Hütte über den Feldsee zum Oscheniksee (E. H.
WEISS 1969). Beide Störungslinien münden in die Mölltalbruchlinie (Abb.
1). Markante, oft über 1 m mächtige Mylonitzonen liegen
innerhalb der Störungsbahnen. Eine von G. RIEDMÜLLER und B. SCHWAIGHOFER
(1971) durchgeführte elektronenoptische Untersuchung von Myloniten aus
dem Bereich der Oscheniksee-Störung konnte Umsetzungen von Feldspat zu
Tonmineralen nachweisen. Damit wird auf eine anhaltende Umgestaltung im Störungsgefüge
des zentralen Gebirgsstockes hingewiesen. In der Schieferhülle sind die bruchtektonischen Strukturen
von intensiver Faltung der Glimmerschiefer, Phyllite usw. abgelöst. Nur
in den Gneisen der Gneislamelle I (Ch. EXNER 1964) können Absetzungen mit
Gefügeverteilungen nach Klüften festgestellt werden. 2. Die Gesteine im Verlauf der Stollentrassen: 2.1 Kurzbeschreibung der Gneisvarianten : Der größte Teil der aufgefahrenen Stollen liegt im
Granit-und Augengneis mit Kalifeldspatvormacht. Die oft bis zu 5 cm großen
Kali-Feldspatblasten sind meist in s eingeregelt und weisen außerdem eine
Elongation parallel zur dominierenden Verformungsachse auf. Vereinzelt
durchreißen Quarz-Aplitgänge und schmale, pegmatitische Intrusionen
diskordant ,das Gebirge. 2.2 Beschreibung der basischen Gesteinsanteile : Neben mehreren Glimmerschiefervariationen (Ch. EXNER 1964)
treten auch häufig sehr biotitreiche und mit Granatkörnern durchsetzte
Amphibolite auf, welche in Störungszonen meist stark verglimmert sind.
Die Unterscheidung zwischen Amphibolit und diaphtocitischem
Glimmersd1iefer in oder nahe bei Störungszonen ist nur in den seltensten
Fällen ohne Dünnschliff möglich. In die granitischen Gesteine beim
Zirmsee, im kleinen Fleißtal und auf der Wurten östlich der Duisburger Hütte
SO basische Gesteine eingelagert, welche nach Ch. EXNER (1964) als
Gangfloitite bezeichnet werden. Ch. EXNER (1964) beschreibt den
mikroskopischen Aufbau dieses mittelkörnigen, dunkelgrauen Gesteines
folgendermaßen: Hauptgemengteile : Gefüllte Hornblende (hellgrün bis
graugrün). Sd1warzes, staubförmiges Pigment. Sie tritt mengenmäßig
gegenüber der ungefüllten Hornblende sehr zurück. ungefüllte
Hornblende (hell-bis blaugrün) -Biotit (hellgelb bis braun), arm an
Einschlüssen -Klinozoit -Plagioklas. Xenomorph. Keine Zwillinge. Häufig
ist inverser Zonarbau. Ferner: Titanit, rhomboedrisches Karbonat und Erz. 3. Der Beileitungsstollen Wurten -Große Zirknitz (Taf. I)
-Länge 7750 m: 3.1 Der Abschnitt von Station 0 bis 1 50 m : Der Gebirgsbau von Station 0 bis Station 1750 m zeigt die
kennzeichnenden Gefügeelemente, wie sie in der Oberflächenkartierung
(Ch. EXNER 1964, E. H. WEISS 1969) zum Ausdruck kommen. Das generelle
Einfallen der s-flächen 10 bis 15° nach SW, flache nach SE oder NW
geneigte B-Achsenrichtungen und ein Kluftgefüge parallel zu den Hauptstörungsrichtungen
sind im Stollen aufgeschlossen. Bei Station 1750 m zerschneidet eine steil nach SW
einfallende Störungsbahn parallel zur Hauptstörungsrichtung (Hochwurten-Sandfeldkopf-Außerfragant)
den Granitgneis. An den Störungsrändern treten sonst im Granitgneis
schwer erkennbare Schleppungen auf; außerdem ist eine starke
Mineralisation (Quarz, Chlorit, Pyrit, vereinzelt Kupferkies) in den
parallelen Begleitklüften festzustellen. Das, wie bereits erwähnt, flach
nach SW geneigte s-Gefüge wird im Bereich dieser Störung zusehends
unruhiger . 3.1.1 Analyse der Gefügeverhältnisse : Eine Analyse der Gefügeverhältnissein diesem
Stollenabschnitt zeigt, daß bis zur Annäherung an die Störungsbahn bei
Station 1750 m der ältere Gefügeplan (1) mit NW geneigten B-Achsen
vorliegt. Erst bei Annäherung an die Störung kommen die NE-gerichteten
Lineamente des zweiten und jüngeren Gefügeplanes (II) (Ch. EXNER 1964)
zum Ausdrudck, auch ist eine Chloritisierung der Glimmerbestandteile im
Gestein zu erkennen. 3.1.2 Aufschluß detail bei Stollen Station 1170 m (Abb.
2): Im folgenden eine Beschreibung eines Aufschlusses, welcher
die im vorhergehenden Abschnitt erwähnten Erscheinungen anschaulich
wiedergibt (Abb. 2). In den Augengneis sind diskordant aplitische Gesteine
eingedrungen. Trotz dieser Platznahme der sauren Anteile sind die älteren
NW-Amsenrichtungen (Verformungsplan I) in den Glimmerlagen des
Granitgneises der Umgebung noch erhalten. Der Verformungsplan II (Nordost)
bildet sich jedoch in beiden Gesteinsgruppen ab. Schließlich kommen noch
die jüngsten tektonischen Ereignisse in feinen, das Gestein ,in
NW-SE-Richtung zerschneidenden Haarrissen zum Ausdruck. An diesen Klüften
ist das Abtreppen des Gebirges nach SW im Kleinbereich erkenntlich. Die im
Gebirge noch vorherrschenden Spannungszustände zeigen sich in
Felsabplatzungen (Bergschlag) in den Stollen-Ulmen. 3.2 Die tektonische Ausgleichszone zwischen Station 1750
mund Station 3660 m: In diesem Abschnitt durchschneidet die steil nach SW
geneigte Störungszone (um 70°) Hochwurten-Sandfeldkopf-Außerfragant die
Stollentrasse. Bei Annäherung an diesen tektonischen Horizont wird die
Lagerung des s-Flächengefüges zunehmend inhomogener. Die Auflösung des
Gesteinsverbandes im Berginneren folgt ,den an der Oberfläche sichtbaren
Lineamenten. Es entsteht dabei der Eindruck, daß die Felsmasse in
einzelne von Kluftgassen begrenzte Teilkörperverbände (MÜLLER 1970),
unabhängig von ihrem Gesteinsaufbau, zerlegt wird. In den Hauptbruchlinien (Störungen) ist -wie bereits
vorher erwähnt -eine Mylonitisierung großer Gesteinspartien zu erkennen.
Die meist feinkörnigen, dichten und wasserundurchlässigen Mylonite sind
nur dort randlich oxydiert, wo offene wasserführende Klüfte auf die
Zerreibungsbahnen auftreffen. Außerdem zeigt der nach SW geneigte
Gesteinsverband, verursacht durch diese Störungsbahnen, nach
S-SW-gerichtete Absetzungstendenzen. Vereinzelt sind aber auch
Bruchschollen horstartig emporgehoben. Die beigelegte Stollenaufnahme (Taf. II), aufgenommen von
Station 2200 m bis 3000 m bringt einen anschaulichen Überblick der Lage
der Störungen innerhalb der Bruchlinie. Aus den synoptischen Diagrammen (Taf. III, Abb. 1 und 2) in
Verbindung mit dem übersichtsplan (Taf. I) kann die Gefügestellung
sowohl in den Einzelschollen als auch in den durch die Störungen
verursachten Zerlegungsbereichen abgelesen werden: Zu den Verformungsakten
I und II, die durch ihre annähernd senkrecht aufeinander gerichteten
B-Achsen ausgedrückt sind, kommt noch eine, durch feinste Haarrisse
bedingte Zerlegung des Gesteins (siehe dazu Detail von Station 1170 m).
Hier äußern sich Restspannungen im Gebirge in Form von Bergschlag,
vorwiegend aus dem SW-Ulm. Feine Striemungen auf Kluftflächen (NNE-SSW)
sind nach SW geneigt. In diesen häufig offenen Klüften befinden sich
Bergkristall, Kalzit, Adular, Epidot und Pyrit und Kupferkies. 4. Der Gebirgsbau von Station 3600 m bis zur Unterfahrung
der "Eckbergg1eitung" Station 7120 m (siehe dazu Taf. I): Der Gesteinsaufbau im Hangenden der vorhin beschriebenen Störungsbahn
bis zur Unterfläche der großen Felsgleitung vom Eckberg wechselt
zwischen Granitgneis und schmalen Amphibolitlagen. Auch die tektonischen
Strukturen weisengleiche, schon bei der Hauptstörung beschriebene
Merkmale auf. Die Bergschlaghäufigkeit erreicht ihren Höhepunkt bei der
Unterfahrung des Sandfeldkopfes und klingt nach NW, bedingt durch die
geringere Überlagerung, stark ab. Bei Annäherung an die Unterfläche der
Großgleitung ab Station 6740 m ist vermehrter Wasserandrang
festzustellen. 5. Die Unterfahrungder Felsgleitung vorn Eckberg (von
Station 7120 m bis Station 7750 m): Erste Untersuchungen über Art und Ursamen dieser
Felsgleitung mit einer nachfolgenden detaillierten Beschreibung wurden von
E. H. WEISS und G. RIEDMÜLLER (1970) im Rahmen einer geologischen
Begutachtung durchgeführt. Im weiteren die Beschreibung von E. H. WEISS
und G. RIEDMÜLLER: . Dieser Stollenabschnitt befindet sich im Bereich der
Felsgleitung des Eckberges. Die Felsgleitung ist die Summe von talwärts
gerichteten Differentialbewegungen nach den Bankungsfugen (s-Flächen).
Die Teilbewegungen nach s bewirkten eine Volumsvergrößerung infolge Gefügeauflockerung
(.Sperrauflockerung") der gesamten Gleitmasse. Die Gefügeauflockerung
entstand durch ein Offnen der NNE und NW-streichenden Hauptkluftsysteme.
Bei Annäherung an die stark glazial übersteilten Zirknitztäler kam es
zu einem Verkippen großer Felsmassen. Bei diesem Verkippen vollzogen sich
die Ablösungen großer Felskörper nach mehreren Kluftscharen, wobei als
Gleitbahnen die Bankungsklüfte und die NW-bzw. NNE-streichenden Hauptklüfte
fungierten. Von der Kleinen Zirknitz gegen W -1m Sinne des
Stollenvortriebes -ist eine Gliederung des Talzuschubes unter anderem in
folgenden Zonen erkennbar: übergangsbereich zwischen Felsgleitung und
anstehendem Fels, Bereich der eigentlichen Felsgleitung, Bereich der
verkippten Felmassen (= Bereich der rotierten Gesteinsgefüge). Diese
angeführten drei Zonen werden vom Stollen durchörtert." Auch im Stollenvortrieb können die von E. H. WEISS und G.
RIEDMÜLLER beschriebenen Gefügeelemente und hangtektonischen Strukturen
angetroffen werden und die für den Talzuschub marakteristische
Volumsvergrößerung der Gleitmasse ist festzustellen. Darüber hinaus
sind Kluftgassen und im aufgeblätterten Lagerungsgefüge mylonitische
Streifen eingelagert. Die Verkippung von Gesteinspartien ist nur an die
Randzonen der Sackungschasse gebunden. Im Übergang zwischen der
Felsgleitung und dem anstehenden Fels tritt eine starke Chloritisierung
des Gesteins auf. Das Stollenportal im Großen Zirknitztal liegt in Moräne.
Die Gegenüberstellung der Stollenvorhersage von E. H.
WEISS und G. RIEDMÜLLER mit den tatsächlich aufgefahrenen geologischen
Verhältnissen zeigt, daß eine Oberflächenkartierung im Falle von
Talzuschüben wesentlich mehr marakteristische Merkmale erkennen läßt,
als dies im engen Bereich einer Stollenröhre möglich ist. Der
Stollenaufschluß wird daher nur ein Hilfsmittel in der Beurteilung von
Talzuschüben sein, soferne er nicht unmittelbar im oder nahe dem
Streichen der Grenzfläche Sackungsmasse-anstehender Fels liegt. 6. Der Beileitungsstollen Große Zirknitz Kleine Fleiß: 6.1 Der Gebirgsbau im Verlauf der Stollentrasse: Der Stollen, durchörtert, ausgehend von der Großen
Zirknitz bis Station 1270 m Granit-und Augengneis. Ab 1270 m liegen über
dem Granit-und Augengneis injizierte Glimmerschiefer, die allmählich in
die Glimmerschiefer und Phyllite der Rahmengesteine übergehen, welche nur
mehr von einzelnen Aplitgängen durchschlagen sind. Der flach-wellige
Gebirgsbau mit Achsenrichtung NNW -SSE ist durch N-NE-streichende
Kluftsysteme stark gestört. Ein Umschwenken des s-Flächengefüges von
vorerst flachem SE-Einfallen zu ebenso flachem SW-Einfallen ist zu
beobachten (Taf. III, Abb. 4). Die etwa 600 m mächtige Glimmerschieferlage ist im
Hangenden von Gneisphylloniten und in weiterer Folge von Augengneisen überlagert.
Bei Station 2300 m wechseln die Gneise .in Granitgneise; hier tritt auch
Bergschlag auf. Der weitere Abschnitt bis zur Grenzfläche
Sonnblickkern-Schieferhülle (Station 463Ü'cm) zeigt eine weitgestreute
Abfolge von Granitgneisen, Gneisphylloniten und Glimmerschiefer mit
flachen, 15 bis 30° nach S bis SW einfallenden s-Flächen. Die
Verformungsachsen NNW-SSE (Achsenplan I) dominieren gegenüber den
Achsenrichtungen NE-SW (Achsenplan II). Bei Annäherung an die Grenzfläche ist eine starke
tektonische Beanspruchung des Gesteins festzustellen. Die oft sehr
durchbewegten Gneispakete sind von Glimmer-und Chloritlagen durchsetzt.
Auch zertrümmerte Aplit-und Quarzlagen, welche meistens von Glimmersäumen
umgeben sind, weisen auf die starke mechanische Beanspruchung des Gesteins
hin (Abb. 3 a und b). Diese im Kleinbereich festzustellenden Merkmale
entsprechen auch den großtektonischen Verhältnissen. Die von G. RIEDMÜLLER (1969) durchgeführten übertagskartierungen
im Verlauf der Stollentrasse haben erste Rückschlüsse auf den großtektonischen
Gebirgsbau gegeben. Diesen Aufnahmen ist zu entnehmen, daß sich die Grenzlinie
zwischen den Hüll-und Kerngesteinen nicht als einzige markante Trennlinie
abbildet. Dies ist dann auch im Stollenvortrieb zugetroffen. Die in einem
synoptischen Diagramm aufgetragenen Gefügedaten aus dem Stollen lassen
die annähernd gleichen Strukturen erkennen, wie sie von G. RIEDMÜLLER
(1969) beschrieben wurden (Taf. III, Abb. 3): 6.2 Der Internbau der Übergangszone Sonnblick-Schieferhülle:
Die Grenze zwischen den zentralen Granitgneisen und den
Gesteinen der Schieferhülle ist -wie bereits erwähnt -durch den
Stollenaufschluß nicht eindeutig zu ziehen. Die zahlreichen ineinander
verschuppten Gneis-und Schwarzschieferlamellen sowie
Glimmerscl1ieferlinsen sind in einer Länge von über 200 mim Stollen wohl
aufgeschlossen, jedoch nicht durch eine deutliche Grenze von den
Kerngesteinen abgetrennt. Bis Station 5200 m geht die Wechsellagerung allmählich
in Schwarzphyllit über, welche im Hangenden, durch eine scharfe
tektonische Grenze getrennt, die Gneise und Amphibolite der Gneislamelle I
überlagern. Bei Station 5574 m liegt der Stollendurchschlag im Gneis der
Gneislamelle I im Kleinen Fleißtal. 6.3 Bemerkungen zur Kluftparagenese: Im Zuge der geologischen Aufnahmen wurde im Übergangsbereich
Kern-Schieferhülle auf den mineralogischen Inhalt von Klüften und
kleinen Hohlräumen besonders geamtet. Neben der üblichen
Mineralparagenese der" Tauernkristallisation" wie Quarz, Raumund
Rosenquarz, Adular, Epidot, wurden auch Pyrit, Kupferkies, Eisenglimmer
und am Rande von einigen pegmatitischen Gängen Scheelit festgestellt. Bei
Station 5544 m neben einer N 70/E/80 NW orientierten Kluft konnten mehrere
bis zu 0,5 cm lange Scheelitkristalle gefunden werden. 7. Bemerkung zur Standsicherheit des Gebirges: Beim Auffahren der Bei1eitungsstoilen im harten, kompakten
Fels (z. B. Granitgneis), zeigt sich wiederholt Bergschlag im linken Ulm
und Kämpfer (SW-Ulm). An Stellen mit ausgeprägterem Kluftsystem nimmt
die Bergschlaghäufigkeit wieder rasch ab. Dies ist auf den schnelleren
Spannungsabbau im Gebirge -verursacht durch vorhandene Möglichkeit von
Differenzialbewegungen begrenzter Einzelkörper an Klüften (MÜLLER 1970)
-zurüzuführen. Beobachtungen über einen längeren Zeitraum zeigen, daß
der Spannungsabbau keinen gleichmäßigen zeitlichen Ablauf hat. Der
Bergschlag klingt stets von den Randbereichen eines Gesteins Teilkörpers
zum Zentrum aus, so daß der innere Bereich den am längsten andauernden
Spannungsabbau enthält. Die Form der durch den Bergschlag abgelösten
Gesteinsplatten ist meist kreisförmig und sie erreichen einen Durchmesser
von 10 cm bis zu 1 ,5 m und eine Stärke von 0,5 bis 20 cm. Die Ränder
sind scharfkantig. Der abgescherte Gesteinskörper entspricht nimmt immer
dem Ausbruchshohlraum. Die Standsicherheit des Stollens ist abhängig vom
jeweiligen Gesteinsaufbau. Nach Beobachtungen besitzen Augen-, Granit-und
massige Amphibolitkörper eine echte Standsicherheit von mehreren Jahren.
Bei Zunahme des Glimmergehaltes in den Gesteinen wird diese Sicherheit in
zunehmendem Maße herabgesetzt. In Glimmerschiefern und noch mehr in den
in der Fleißbachbeileitung aufgefahrenen Schwarzphylliten genügen oft
schon Stunden zur oberflächennahen Gesteinsauflösung. Hier ist ein
rascher Verschluß (Spritzbeton 3 bis 5 cm) erforderlich. 8. Zusammenfassung und Ergebnisse: Mit den Stollenaufschlüssen konnte als Ergänzung zu den
bisherigen Kartierungen ein wesentlicher Einblick in den Gesteinsaufbau
der Südwestflanke des Sonnblickmassivs gewonnen werden. Neben den hochmetamorphen Gesteinen des zentralen Kernes wurden auch die
Liegendanteile der Schieferhülle erkundet. Auf Grund der Einzeldaten können
nun folgende regionalgeologische Aussagen gemacht werden: 1) Die tektonische Hauptstruktur, die Störungslinie
Hochwurten-Sandfeldkopf-Außerfragant, ist auch im Berginneren als eine mächtige
Brummzone ausgebildet. 2) s-parallele Mylonitzonen
weisen ,darauf hin, daß neben der auch an der Oberfläche erkennbaren
Gesteinszerlegung ein bis in große Tiefen reichendes Zergleiten des
Gesamtkomplexes nach seinem Flächengefüge festzustellen ist. 3) In den Steilflanken der
vorwiegend NNE-SSW streichenden Talfurchen sind Spuren von Talzuschüben
zu beobachten. Zur Veranschaulichung dieser Erscheinung wurde die Gleitung
des Eckberges näher beschrieben. 4) Die
Mineralisationsgesellschaft der aus der Literatur bekannten "
Tauern-Kristallisation" konnte in vielen offenen Klüften und Hohlräumen
bestätigt werden. Abschließend ist zu bemerken, daß die großräumigen
Untersuchungen im Obertagbereich, von Ch. EXNER (1962 bis 1964), E. H.
WEISS (1969) und E. H. WEISS & G. RIEDMÜLLER (1970) durchgeführt,
'sich auch im Stollenaufschluß bewahrheiteten. Die tiefgreifende
Auflockerung des Sonnblickkernes, von seinem zentralen Bereich bis in die
peripheren Zonen, wurde erst jetzt erkannt. Diese Auflockerung ist
vermutlich ,auf einem noch anhaltenden Spannungsabbau im Gebirge unter
Einwirkung der immer tiefer greifenden Erosion in den Talflanken zurüzuführen.
LITERATUR
CLAR, E. (1960): Gebirgsbau und Geomed1anik. -Geologie und
Bauwesen, 25, H. 213:186-190, Wien. -(1963): Gefüge und Verhalten von Felskörpern in
geologischer Sicht. -Geologie und Bauwesen, 28, H. 2:4-15, 6 Abb. Wien,
105. EXNER, Ch. (1962 c): Sonnblicklamelle und Mölltallinie.
-Jahrb. Geol. B.-A., Wien, 105. -(1964): Erläuterungen zur geologischen Karte der
Sonnblickgruppe, 1:50.000. Die Matreier Zone in der Sadnig-Gruppe von S.
PREY. -Geol. B.-A., Wien. -(1964): Sonnblickgruppe (östl. Hohe Tauern). Petrographie
und Tektonik im Tauernfenster. -Mitt. Geol. Ges., Wien, 57. MÜLLER, L. (1970): Die mechanischen Eigenschaften der
Geologischen Körper. Carinthia II, 28.
Sonderheft:177-193. PREY, S. (1964): Geologische Aufnahmen 1953 in Großfragant
(Sadnig-Gruppe, Hohe Tauern). -Verh. Geol. B.-A., Wien. RIEDMÜLLER, G., & SCHWAIGHOFER, B. (1971):
Elektronenopti5d1e Untersuchung von Kaoliniten aus Myloniten der
Oscheniksee-Störung (Kärnten, Österreich). -Carinthia II, 28.
Sonderheft:253-258. Symposion (1962) : Ein Vorschlag zur qualitativen und
quantitativen Klassifikation der kristallinen Schiefer. -N. Jb. Miner. Mh., 7/8:163-172, 5 Abb. WEISS, E. H. (1969) : Die Kraftwerksgruppe Fragant.
Geologische Übersicht. Österreichische Zeitschrift für Elektrizitätswerke
(UZE), 22. Jahrgang.
|
|
zurück.... |