Kostelka L. / 1960 Textauszug |
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Windisch Bleiberg
Von Ludwig Kostelka Mit 2 Tafeln im Text und 3 Beilagen im Anhang
Obwohl die bekannte Blei -Zinklagerstätte von
Windisch-Bleiberg um ein Vielfaches kleiner ist als das Vorkommen von
Bleiberg-Kreuth, weisen beide Bergbaugebiete eine Reihe von z. T. sehr
weitgehenden Ähnlichkeiten auf.. Diese gehen, besonders in einigen grundsätzlichen
geologischen Gegebenheiten, so weit, daß z. B. für den Bleiberger Kalk
und die Kalke des Singerberges die Ablagerung im selben Teiltrog des
Triasmeeres angenommen werden muß. Heute sind diese Kalkzüge durch das
Villacher Becken und den südwestlichen Raum des Klagenfurter Beckens
voneinander getrennt. Beide Lagerstätten stoßen im Süden an eine weit
abgesunkene Grabenzone. Diese wird ihrerseits in südlicher Richtung im
Raum von Windisch-Bleiberg von einer kompliziert gebauten Schuppenzone
begrenzt, die nord und südalpine Fazies der Trias voneinander trennt. Die
Stellung des Dobratsch und verschiedene Beobachtungen machen die Zuordnung
dieses Kalkstockes zu den Südalpen zumindest nicht unwahrscheinlich. Diese Parallelen deuten auf gemeinsame gesetzmäßige
Bauelemente und Strukturen hin und begründen die Berechtigung, den Stand
der Erkenntnisse festzuhalten. Geographische
Lage
Blickt man von Klagenfurt nach Süden, sieht man südlich
des Klagenfurter Beckens die charakteristische Pyramide des Ferlacher
Horns (1840 m) und westlich davon den langgestreckten Kamm des
Singerberg-Rabenberg-Rückens (1589 m - 1465 m). Durch eine Einsattelung (Orajncasattel,
1120 m) wird dieser Kamm vom westlich davon gelegenen Sinacher Gupf (1577
m) getrennt. Zwischen dem Ferlacher Horn und dem Singerberg zwängt sich
der Loiblbach in einem z. T. schluchtartigen Engtal ( JTscheppaschlucht)
von Süd nach Nord gegen das Drautal. Am westlichen Talhang, dem
Singerberghang, führt die Straße gegen den Loiblpaß. Am sogenannten "kleinen Loiblpaß" zweigt gegen
Westen ein Tal ab, das sich bald zu einer weiten Senke verbreitert, in der
in 945 m Höhe die Kirche des weit verstreuten Ortes Windisch-Bleiberg
liegt. Im Norden wird diese Senke vom Singerberg-Rabenberg-Sinacher Gupf
begrenzt. Im Süden steigt ein Hügelland mit starkem Relief an ; den
morphologischen Abschluß der Senke gegen Süden bilden jedoch die steilen
Kalkmauern der Grenzberge gegen Jugoslawien (Vertatscha, Bielsica,
Zelenica, rd. 2000 -2200 m hoch). Vom "kleinen Loibl", einem von glazialem Schutt
erfüllten alten Tal, führt die Straße hinab, über die sogenannte
Teufelsbrücke gegen Süden in den Talgrund, von dem aus gegen Osten der
Neuberg ansteigt. Damit ist das Bergbaugebiet umrissen, das vorwiegend am
Singerberg-Rabenberggebiet liegt, aber auch am Neuberg wurde längere Zeit
auf Blei-Zink gebaut (Beilage 1, Übersichtskarte). Geschichte
des Bergbaues
Die Geschichte des Bergbaues von Windisch-Bleiberg ist
wegen der vielfachen Schwierigkeiten sehr wechselvoll; teilweise sogar
dramatisch. Die: meist geringe Erzdarbietung ergab nur eine schwache
wirtschaftliche Grundlage. Die erste Erwähnung des Gebietes stammt aus dem Jahre
1239, in dem der Patriarch von Aquilea dem Kloster Viktring die Kirche St.
Leonhard im Loibltal samt den Patronatsrechten schenkt, wofür das Kloster
für die Instandhaltung der Brücken und des Saumpfades über den Paß zu
sorgen hat. Der Bergbau ist nicht erwähnt, er dürfte noch nicht
bestanden haben. Eine unbestätigte Nachricht aus dem Jahre 1257 berichtet
vom Abbau von Bleierzen am Nordhang des Singerberges durch die Viktringer
Mönche. Der "Pleyerberch" ist erstmals 1332 erwähnt und
bereits 1364 erfolgt die Verleihung des Begräbnisrechtes an die Bewohner
von Zell und Pleyberg. Dabei wird die Kapelle St Erhart in Bleiberg
genannt. Der Abbau der vielen Erzausbisse scheint anfangs ganz
ertragreich gewesen zu sein, denn die Mönche von Viktring und die Herren
der Hollenburg versuchten immer wieder, den Bergbau in die Hände zu
bekommen. Im Jahre 1514 fiel das Bergregal durch die Ernennung zu
Reichsfreiherren an die Dietrichsteiner, die Herren der Hollenburg. Schon 1583 wirft eine z. T. nicht erklärbare Nachricht ein
scharfes Licht auf die geringe Wirtschaftlichkeit des Blei-Zinkbergbaues.
In diesem Jahr wurden dem Freiherrn von Sonnegg 12 Eisenerzgruben in
Windisch-Bleiberg verliehen, die einen Schmelzofen versorgten. Obwohl
dieser Abbau ungefähr 100 Jahre angedauert hat, ist uns nichts über
dessen Lage bekannt. Die Bezeichnung "Sunnleithn" in der alten
Urkunde ist zu ungenau, um konkrete Hinweise zu 'bieten. Die Überlieferungen in der zweiten Hälfte des 17.
Jahrhunderts lassen durch Verkaufsanbietung, Bemühungen um Geldgeber,
Beschwerden über diebische Schmelzer, Betriebseinstellung, Wiederaufnahme
des Betriebes, so recht die Schwierigkeiten der kleinen, armen Lagerstätte
erkennen. Wohl im Zuge der Gegenreformation erhielt der Bergbau neuen
Zugang von sächsischen Bergleuten, wie ein Schreiben aus dem Jahre 1694
beweist, ein Vergleich des Bergrichters mit den "teutschen
Pleyknappen, deren samt dem Schmölzer Sachsen sein. Die Gruben lagen dann still bis 1723; der erste Versuch,
die Baue wieder zu betreiben, schlug 1728 wieder fehl: Ein neuer Besitzer,
Franz v. Högen, war erfolgreicher und behauptete sich mehr als 60 Jahre.
Er steigerte die Bleiproduktion auf 268-429 Zentner im Jahre, das ist das
2bis 3fache der früheren jährlichen Ausbeuten. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gewinnt die Obersteinische
Gewerkenkompagnie große Bedeutung, die 1787 bereits 2 Schmelz und Röstöfen
betreibt. Die immer wiederkehrenden Schwierigkeiten des Bergbaues
erleichterten dem letzten Hauptgewerken Jandl den Entschluß, den gesamten
Bergbesitz an die 1868 gegründete Bleiberger Bergwerks-Union zu
verkaufen. Der Betrieb wurde von der BBU weiter betrieben, obwohl zu
den Schwierigkeiten, die bisher einander ablösten, noch die Sorgen des
Wasserzuflusses im sogenannten Katharinaschacht kamen. Im Jahre 1905 wurde _der Betrieb eingestellt, weil es trotz
entsprechender Vorkehrungen nicht gelang, des am Fußpunkt des rund 100 m
tiefen Katharinaschachtes zusitzenden Wassers Herr zu werden. Die
Pumpenleistung war ausreichend, aber die auf die Dauer zu geringe
Energieproduktion des kleinen Kraftwerkes im Bodental ermöglichte gerade
noch die Bergung der Pumpen. In den Jahren 1938 bis 1943 wurde eine größere
Beschürfung des Gebietes durchgeführt, die nachstehende geologische
Erkenntnisse brachte. Die
Geologie der Lagerstätte
1. Stratigraphie
Die Lagerstätte ist in den triadischen Sedimenten der dem
nördlichen Faziesbereich angehörenden. Karawankenkette gelegen. Eine
allgemeine Beschreibung der auftretenden Schichten ist überflüssig und
der angegebenen Literatur zu entnehmen. Es soll nur auf die
stratigraphischen Erkenntnisse der bergbaulichen Aufschlüsse eingegangen
werden. Norische Stufe: Der Hauptdolomit zeigt vielfach eine Feinschichtung, bei
der mehr oder weniger bituminöse Lagen von 1~5 min Dicke einander ablösen.
Auftreten von freiem Bitumen wurde nicht bekannt. Die Mächtigkeit ist
nach den Bohrungen mit 900 bis 1100 m anzunehmen. Karnische Stufe: Die aus den Gailtaler Alpen bekannte Unterteilung dieses
Horizontes durch 3 Tonschieferlagen ist auch für Windisch-Bleiberg als
sicher anzunehmen. Unsicher ist die Position der Groboolithbank, die möglicherweise
im Hangenden und Liegenden des obersten dritten Schiefers auftreten könnte.
Außerdem ist das Auftreten von Plattenkalken zwischen 2. und 3. Schiefer
nicht sicher, und es wäre noch zu klären, ob über dem 3. Schiefer
Plattenkalke aufsetzen, die dann noch dem Karn zuzurechnen wären, oder ob
über dem 3. Tonschiefer unmittelbar der Hauptdolomit beginnt. Im ersten
Zwischendolomit tritt vielfach sehr reichlich Limonit auf, der vielleicht
der Gegenstand der schwer deutbaren Versuche eines Eisenerzabbaues war. Da
in den Aloisibauen reichlich Limonit zu finden ist, würde auch die
Ortsbezeichnung. "Sunnleithn" in der geschichtlichen Angabe
zutreffen. In der Beilage 2 wurde die auf Grund der Beobachtungen sich
ergebende Schichtfolge nach Vermutungen und Hinweisen sichtbar ergänzt. Die Mächtigkeit der karnischen Stufe von der
Kiesoolithbank als Liegendbegrenzung bis zum Hangenden des 3. Schiefers
beträgt rd. 190 m und weist damit auf die bemerkenswerte Konstanz der
Ablagerungen in dieser Stufe hin, die. über weite Strecken festzustellen
ist (Tafel 1). Ladinische Stufe: Der vergleichenden Detailstratigraphie ist eine besondere
Arbeit dieses Heftes gewidmet, bei der auch die Verhältnisse der
Ladinkalke von. Windisch-Bleiberg berücksichtigt sind. Eine eindeutige Angabe über die Mächtigkeit des
hangenden, kalkigen Teiles dieser Stufe ist nicht möglich, sie wurde mit
350 m angenommen. Die tiefere, dolomitische Serie wurde in den Gruben
nirgendwo durchfahren, so daß die geschätzte Mächtigkeit von 350-400 m
nicht zu belegen ist. Die Gesamtmächtigkeit dieses Horizontes dürfte daher
700-750 m betragen. Interessant wäre das Studium der Kalke am Neuberg mit dem
Ziel festzustellen, ob dort -in unmittelbarer Nähe der Trennungslinie
zwischen nordalpinem und südalpinem Faziesbereich -die hangenden Flächen
der sogenannten "Bleiberger Fazies" noch vorhanden sind. In Tafel 2 und Beilage 2 sind sämtliche Bohrprofile
-soweit Angaben und Aufzeichnungen vorhanden waren -verwertet. In Beilage
2 sind die untertägigen Craeliusbohrungen zusammengefaßt, in Tafel 2 die
zwei Lohnbohrungen mit schwerem Gerät. Vier Bohrungen wurden vom tiefsten Stollen, dem
Katharinastollen, niederge9racht, eine Craeliusbohrung wurde vom
Schluttastollen aus abgestoßen. Die Bohrungen I, 11, V und VI hatten di~
Aufklärung der Dolomit-Zwischenscholle vom Katharinahorizont aus zum
Ziel, die Bohrung IV sollte die. Höhenlage des Wettersteinkalkes in der
abgesunkenen Scholle nördlich des Schluttabruches aufklären. Das
Bohrloch III wurde nicht abgeteuft. Mit keiner Bohrung wurden zwei oder mehr Schieferhorizonte
erbohrt, wenn auch die Schieferführung an Klüfte bei 35-40 m in Bohrung
lauf die unmittelbare Nähe des 2.. Schiefers hindeutet. Von den Aufklärungsbohrungen, deren Lage auf Beilage 1
eingezeichnet ist, war die Bohrung Nr. I insoferne erfolgteich, als durch,
Aufschluß von Groboolith jedenfalls eine annähernde Ermittlung der .
Tiefenlage des Wettersteinkalkes möglich ist. Interessant ist, daß in
dieser Bohrung über dem 3. Schiefer 64 m Plattenkalke durchteuft werden,
deren stratigraphische Zuordnung nicht erwiesen ist, die jedoch aus
faziellen und petrographischen Erwägungen heraus noch zum Karn zu zählen
wären. 2. Tektonik Die
tektonisch bedeutungsvollsten Linien streichen in diesem Gebiet O--W bis
WNW-OSO, werden aber durch NO und NW verlaufende Störlclngszonen
versetzt. Die wichtigsten Querstörungen sind die Loibltalstörung im
Osten und die Orajncastörung im Westen, die gleichzeitig das
Bergbaugebiet begrenzen. Während die Loibltalstörung gut bekannt ist,
ist die Orajncastörung noch wenig studiert (Beilage 3). Besonders auffallend im Revier Windisch-Bleiberg sind die
schmalen, rerativ abgesunkenen Schollen, die oft trotz ihrer geringen
Breite ( 40 m) in der streichenden Richtung auf 1 km Länge nachgewiesen
wurden. Der relative Bewegungsbetrag, um den diese Zonen abgesenkt wurden,
beträgt oft 100 m, so daß bei söhligen Strecken eine störungsbegrenzte
40-50 m breite Scholle von Carditaschichten im Wettersteinkalk durchfahren
wurde. Während die im Bereich des Katharinabruches in N-S-Richtung
engbegrenzte Schollenverschiebung (Verschuppung) bis etwas östlich des
Friedrichschachtes reicht, ist die Einmuldung zwischen Schluttabruch und
Singerbergstörung auf der ganzen Revierlänge bekannt. Der
Wettersteinkalk des Bergbaugebietes von Windisch-Bleiberg ist eine Aufwölbung,
wobei der Schluttabruch die Funktion einer Sattelkluft hat, längs deren
Nordseite ein sekundäres Absinken erfolgte. Alle diese tektonischen
Erscheinungen weisen auf eine N-S-Einengung hin, die eine Aufwö1bung des
Wettersteinkalkes verursachte, sekundär Verschuppungen ( im Bereich des
Katharinabruches) und Absinken von Teilschollen (Schluttabruch) zur Folge
hatte. Der Katharinabruch ist in zwei Staffeln aufgeschlossen, von denen
die südlichere Kluft die Hauptstörung sein dürfte. Zwischen den beiden
Brüchen tritt obertags vorwiegend Carditadolomit auf, der z. T. als
Zwischenscholle auch tiefer abgesunken ist. Im Osten der Lagerstätte übernimmt
die Singerbergstörung die Funktion der Sattelkluft, während der
Schluttabruch sich aufspaltet. Das Schichtstreichen der nördlich des Schluttabruches
gelegenen Schichten verläuft im allgemeinen nach WNW mit Einfallen nach
NO, südlich der Kluft fallen die Schichten bei WNW-Streichen gegen SW
ein. Die Scharungslinie der Richtungen würde jedenfalls eine WNW
gerichtete Sattellinie erwarten lassen, da das Schluttabruchsystem jedoch
im allgemeinen O-W verläuft, scheint eine zunächst mit NW gerichteter
Achse angelegte Faltung durch die alpine O-W Richtung überprägt worden
zu sein. Das axiale Gefälle der großen Hauptdolomitmulde ergibt
sich mit 14° West, wenn man die Obertagaufschlüsse des Wettersteinkalkes
westlich von Sapotnica ,bzw. des Carditadolomites ,bei der Puffersäge mit
den Ergebnissen der Bohrung I in Zusammenhang bringt. Daß dieses axiale Einfallen im Wettersteinkalk nördlich
des Katharinabruches und in der Schluttascholle gleich ist, ist nicht
anzunehmen. Das Erosionsfenster im Westen der Schluttascholle, wo unter
den Carditadolomiten der Erzkalk zu Tage tritt, wäre sonst nicht verständlich.
.Im Bereich des Friedrichschachtes scheint in allen Schollen längs einer
NO streichenden Störung eine relative Aufwärtsbewegung der Westseite
stattgefunden zu haben. Außerdem wurden seinerzeit nördlich der Kote 1252 bereits
nach Ost fallende Hauptdolomitschichten beobachtet und aus einer eigenen
kurzen Aufzeichnung ist zu entnehmen, daß die Schichten südwestlich des
Krischnigsattels (Kote 1083), in denen Bergbauarbeiten festgestellt
wurden, schon damals als Carditadolomit angesprochen wurden. Diese Verstellung, quer zur Längsachse, ist auf die
Orajncastärung zurückzuführen und würde daher auf die gleiche
Bewegungstendenz hindeuten, wie dies bei der wenig bekanriten NO-Kluft östlich
des Friedrichschachtes der Fall ist. Mithin könnte NO-Streichen für die
Orajncastörung zu erwarten sein. Außerdem ist daher anzunehmen, daß die
Orajncastörung bis an die südliche Muldengrenze des Hauptdolomittroges
bzw. an die Schuppenzone herantritt wie dies von der Loiblstörung bereits
festgestellt worden ist. Die Neigung der b-Achse der Hauptdolomitmulde
nach West und das Einfallen der Schichten gegen SW läßt das
Muldentiefste nahe der südlichen Muldenflanke erwarten. Dies wurde durch
die jm Jahre 1942 abgestoßene Sonde II bewiesen, die trotz einer
erreichten Endtiefe von rund 510 m keine Anzeichen einer Änderung der
typischen Hauptdolomitschichten feststellen konnte, während bei Bohrung I
in rund 425 m Tiefe die ersten schwarzen Tonschiefer des Carditaniveaus
auftraten. Im Osten wird der Singerbergbruch in die Loiblstörung
einbiegen. Ob die Fortsetzung 9ieser Bruchlinie am Ferlacher Horn bzw. am
Neuberg festzustellen ist müßte noch untersucht werden. Der Scheitel der
Aufwölbung des Ferlacher Horns ist in der Loibltalstörung beträchtlich
nach Süden verschoben, bei genauerer Kartierung des Neuberges' wäre
unter Umständen eine Aussagemöglichkeit über das zeitliche
Ineinandergreifen verschiedener Bewegungsphasen zu erwarten jedenfalls ist
die Aufwölbung älter als die NO-Störung des Loibltales. 3. Die Vererzung Mit Ausnahme des Hinweises auf den Abbau von Eisenerzen
wurden in Windisch-Bleiberg Bleiglanz und Zinkblende in früheren Zeiten
wohl auch geringe Mengen Galmei gewonnen. Der Bleiglanz und die Zinkblende treten vorwiegend an
Schichtflächen auf, doch ist dieses Auftreten fast ausschließlich direkt
an die tektonische Leitlinie gebunden. Wo gangartige Vererzungen auftreten
zeigen diese eine deutliche Anlehnung an die jeweils dominierende Hauptstörung
bzw. sind dieser überhaupt parallel. Die für die Vererzung wesentlichen Störungen sind die Längsklüfte
mit vorwiegend O-W bis WNW-OSO-Streichen. Es sind daher von Süd nach Nord entsprechend den Hauptstörungen
drei Zonen festzustellen, in denen die Vererzungsdichte deutlich ansteigt.
1. Das Katharinabruchsystem lieferte seinerzeit gute Erze,
die mit dem Schacht bis 99,5 munter die Sohle des Katharinastollen
verfolgt wurden. Daher hat es sich wahrscheinlich um eine kluftgebundene
Vererzung gehandelt. 2. Nördlich davon liegen die Stefaniebaue, bei denen die
Erze an Schichtflächen auftraten, vorwiegend an der Scharung mit dem ONO
verlaufenden Stefaniebruch~ längs dem der nördliche Teil relativ nach
oben geschoben wurde, so daß die stratigraphisch höheren Schichten, die
die Erze führten, nördlich der Störung erodiert sind. Die Stefaniekluft
selbst gehört dem Schluttabruchsystem an, wobei jedoch eine gegenseitige
Beeinflussung der Bewegungsabläufe und der Streichrichtungen vor sich
gegangen ist. Östlich des Barbarastollen bringt .eine O-W streichende Störung
den Erzkalk zu Tage. Dabei könnte es sich um die Fortsetzung des
Stefaniebruches handeln, der hier nördlich der Störung Erze führt, weil
die höheren Kalkhorizonte durch die Kluft an die Oberfläche gelangen. 3. Dieses Schluttabruchsystem führt ebenfalls Vererzung,
bzw. die an dieses Störungssystem herantretenden Schichtflächen. Da an der nach Süden abfallenden Flanke des Singerberges,
entsprechend ihrem antiklinalen Bau, vorwiegend hangende
Wettersteinkalkpartien zu Tage treten, ist eine große Anzahl kleinerer
Vorkommen und Ausbisse z. T. Gegenstand bergmännischer Bemühungen
gewesen. Größere Anreicherungen haben sich aber nicht gefunden. Im äußersten Westen sind die Erze an Schichtflächen
gebunden, die von ONO streichenden Klüften (Auffiederung des
Schluttabruches ?) durchrissen werden. Interessant ist, daß die
Vererzungen sowohl im Wettersteinkalk auftreten, als auch in dem darüber
lagernden 1. Zwischendolomit schon seinerzeit abgebaut wurden. Aber nicht nur im Westen wurden Dolomitenvererzungen
bekannt, sondern auch im Friedrichstollen (südlich des Schachtes und im
Katharina-Ostfeld wurden seinerzeit Vererzungen geringen Umfanges im
ersten Zwischendolomit angetroffen).Welchem Cardita-Stockwerk die
Vererzung am Krischnigsattel angehört, ist nicht bekannt. Obwohl im
Bereich des Krischnigsattels die Orajncastörung durchzieht, ist die
Vererzung an O-W streichende Störungen gebunden. Es ist jedenfalls von grundsätzlicher Bedeutung,daß auch
in Windisch-Bleiberg neben der Vererzung der hangenden ladinischen Kalke
eine, z. T. von den Alten für bauwürdig befundene Vererzung in den
Carditaschichten, besonders im 1. Zwischendolomit, auftritt. Ohne eine genetische Folgerung ableiten zu wollen, fällt
nach den bisherigen Kenntnissen auf, daß die Vererzung, an Schichtflächen
gebunden, zwangsläufig mit dem Auftreten von Störungen zusammenhängt"
die dem Faltenbau nahestehen, h0l bzw. hk0-Klüfte, entlang denen
Scherbewegungen vor sich gehen konnten. Aus Windisch-Bleiberg sind bereits von BRUNLECHNER neben
Bleiglanz und Zinkblende Gipskristalle in Kluftletten und Kieselzinkerz
beschrieben worden. Größere tafelige Markasitkristalle sind bei MEIXNER
angeführt. Während der letzten Betriebsperiode wurden neben Bleiglanz
und Zinkblende Pyrit, etwas Wulfenit und im Osten des Katharinastollen
auch Cerrusit aufgeschlossen. An Begleitmineralien wurden nur Calcit und
wenig Flußspat festgestellt. Bei der Bleiglanzvererzung handelt es sich z. T. um in Kalk
eingebettete, deutliche Kristallstruktur zeigende Partien, z. T. wurde
auch Bleischweif angetroffen. Es ist das Wesen der vorliegenden Bergbaubeschreibung nach
einer lange vorhergegangenen Einstellung des Betriebes, daß in der
Zwischenzeit eine Reihe von Erkenntnissen gewonnen wurde, bei deren nachträglicher
Anwendung auf die seinerzeitigen Betriebsergebnisse mehr Fragen
aufgeworfen werden, als auf Grund der vorliegenden Karten ohne neue
.Kartierung gelöst werden können. Windisch-Bleiberg ist eine Lagerstätte, deren
erschlossener Erzinhalt bisher nicht genügte, um den Bergbau in die Lage
zu versetzen, die Problematik des Vorkommens auf Dauer ertragen zu können.
Literaturverzeichnis
BRUNLECHNER A.: Die Minerale des Herzogthums Kärnten,
1884. HOLLER H.: Die Stratigraphie der Karnischen und Norischen
Stufe in den östlichen Gailtaler Alpen, 1951.
KAHLER F.: Der Nordrand der Karawanken zwischen Rosenbach
und Ferlach, 1935. -.Der Bau der Karawanken und des Klagenfurter Beckens,
1953. KOBER L;: Der geologische Aufbau Österreichs, 1938.
KOSSMAT F.: Adriatische Umrandung in der alpinen
Faltenregion, 1913. MEIXNER H.: Die Minerale Kärntens; 1957.
METZ K.: Lehrbuch der tektonischen Geologie, 1957.
PREY S, und KAHLER F.: Beiträge zu einem Karawankenprofil,
1958. JAHNE L.: Zur Geschichte des Bleibergbaues
Windisch-Bleiberg, 1935.
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