Puttner M. / 1998 |
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Clarait,
Adamin und Theisit aus einer Kupfervererzung der Unterbuchacher Alpe sowie
Adamin und Theisit vom Elferspitz, Karnische Alpen, Kärnten. Von Manfred PUTTNER EINLEITUNG
Über Fahlerzvorkommen in Kärnten berichtet CANAVAL
(1926). Er nennt als Lagerstätten jene um den Mallestiger Mittagskogel in
den Westkarawanken, in den Karnischen Alpen die Feistritzer Alpe,
Judengras (südlich von Birnbaum im Lesachtal), das Gebiet nördlich von
Tischlwang knapp an der seinerzeitigen Reichsgrenze (vgl. dazu WIESZNER
1951, FRIEDRICH 1953: Plöcken, Elferspitz, Tschintemunt Alm) sowie die
Aufschlüsse in dolomitischen Kalkstein am Tschrern ober Goderschach und
in der Straninger Alpe. Dazu gehören die durch Azurit und Malachit
gekennzeichneten (geringmächtigen) Vererzungen in der Unterbuchacher Alpe
nordwestlich der Straninger Alpe in rund 1.690 m Seehöhe, die seinerzeit
durch Probeschürfe aufgeschlossen worden sind. Sie bestehen aus Fahlerz
(Mischkristall-Verbindungen) und geringen Anteilen von Sphalerit, Galenit
und Baryt. Gips, Hemimorphit und Smithsonit (neben Theisit) treten
sporadisch, Calcit und Dolomit oft auf. Die mineralogisch interessanteren
(weil allgemein seltenen) Sekundärbildungen sind Clarait, Adamin und
Theisit. Zu den uns aus der Literatur bekannten Adamin-und
Theisit-Vorkommen Kärntens gesellt sich ein weiteres: Es liegt in den
mittleren Karnischen Alpen. Zusammenfassung: Vor einiger Zeit hat der Verfasser die Arsenatminerale
Adamin und Theisit aus einem Fahlerzaufschluß in der Unterbuchacher Alpe
im Schrifttum erwähnt. Hier werden sie eingehend beschrieben und die
Analysenergebnisse unterbreitet. Neu ist der Nachweis von Clarait! Auf
einem Sammlungsstück vom Elferspitz mit Tennantit und Azurit treten
ebenfalls kupferhaltiger Adamin und Theisit auf. Abstract: Recently the author has
mentioned the arsenate minerals adamite and theisite from a fahlore
deposit of the Unterbuchacher Alpe in the literature. In this report they
are described in detail and the results of the analysis are expounded. New
is the proof of claraite! -On a collected specimen of the Elferspitz with
tennantite and azurite also cuproan adamite and theisite occure. MINERALE
VON
DER UNTERBUCHAGHER ALPE
Clarait (Cu, Zn)3(CO3)(OH)4·4H2O
Die Oxidationszone eines kurzen Probeschurfs in der Unterbuchacher Alpe
enthielt eine Paragenese (in munteren Farben) aus Fahlerz,
Azurit-Kristallen, Malachit, Theisit-Kristallaggregaten sowie ergiebig
Cupro-Adamin. Aber da war noch mehr: Auf mehreren Gangproben fand sich
Clarait! Clarait bildet hier entweder lockere bis dichte Beläge oder
(gelegentlich) radialstrahlige Aggregate aus dünnblättrigen,
charakteristisch seidig glänzenden Kriställchen von türkisblauer Farbe
(Abb. I). Sie sind zum Teil mit Tennantit, Azurit, Malachit und Calcit
-aber nicht mit Theisit, wie andernorts beobachtet -verwachsen. Mit diesem
Nachweis (Röntgenstrahlbeugungs-Analyse; Dr. P. Kolesar) ist Clarait ftir
Kärnten ein weiteres Mal gesichert. Wenn wir bedenken, daß das nach der
Grube Clara bei Oberwolfach im Schwarzwald benannte Carbonatmineral dort
beileibe nicht häufig vorhanden gewesen war und sich außerhalb Kärntens
erdweit nur im Bergbaugebiet Schwaz-Brixlegg finden ließ, wird uns bewußt,
daß Kärnten mit seinen mehrfachen Clarait-Vorkommen (PUTTNER 1994 und
1995 b) eine Ausnahme, eine rühmliche Ausnahme darstellt. Ein Vergleich
erhaltener AAS-/EDS-Meßdaten an analysierten Fahlerzproben von
Clarait-Fundpunkten verdeutlicht, daß der begleitende Tetraedrit und/oder
Tennantit immer erhebliche Zinkgehalte besitzt. Folglich wären weitere
Funde von Clarait gerade aus solchen Vererzungen zu erwarten. Adamin Zn2(AsO4)(OH) Bei der Herbsttagung unseres Vereines im November 1993
stellte der Autor im Rahmen der Schau "Aus den Sammlungen unserer
Mitglieder: Neufunde des Jahres 1993" eine Mineralstufe mit
(ausgebleichten) pistaziengrünen feinkristallinen Belägen und traubigen
Kristallaggregaten von Adamin vor (Haldenaufsammlung auf der
Unterbuchacher Alpe -siehe PUTTNER 1994). Dieser Neufund fiel auf, zumal
eine Exkursion anläßlich der vorangegangenen Frühjahrstagung Derartiges
nicht erbracht hatte. Der Verfasser hat Adamin -gleich ausgebildet, doch
farbfrisch auch in einem Probeschurf entdeckt. In der Abbildung 2 ist die
blockartig gestaltete Oberflächenstruktur dieser feinkristallinen
Adamin-Krusten zu sehen. Wie zu den anderen Adamin-Funden aus Kärnten
nahegebracht (PUTTNER 1990 und 1995a), ist auch der feinkristalline Adamin
von der Unterbuchacher Alpe kupferhaltig und daher ein sogenannter
Cupro-Adamin. Dieser Mischkristall hat, berechnet auf Basis von Zn+Cu=2,00,
die Zusammensetzung (Zn l,O8 Cu O,92)L=2,00)As
l,26 (siehe Tab. 1). Auf der Halde trat kupferhaltiger Adamin
darüber hinaus in Form von oktaederähnlichen Einkristallen mit
parkettartiger Oberfläche wiederum gemeinsam mit Azurit auf. Die fast
einen halben Millimeter großen seegrünenglasglänzenden und dabei
durchscheinenden einzelnen Adamine auf Dolomitmatrix sind in der Regel mit
Theisit aggregiert (Abb. 3). Nur mitunter stößt man da nicht auf die
Einkristalle, sondern auf Aggregate; diese bestehen dann aus zwei
Adamin-Kristallen. Untersuchungsmethoden: Röntgenbeugungs und
REM/EDS-Analysen. Theisit CU5 2+Zn5
(As 5+Sb5+)2 O8 (OH)14
Theisit formt geschlossene Aggregate, aufgebaut aus
radialstrahlig orientierten Blättchen; jedoch auch rosettenartige Gruppen
-freistehender dünntafeliger Kriställchen. Sie sind auf Dolomit oder
Cupro-Adamin aufgewachsen, andemfalls aber lagig im Dolomit eingeschaltet.
Diese bläulichgrünen Theisit-Bällchen wurden röntgenografisch
eingeordnet. Auf ihren pastellgrünen Tafelflächen waltet das ihnen
typische, lebhafte Schillern. Als winzige Kristallbüschel fügen sie sich
aneinander: sogar quadratzentimetergroße Aggregationen entstanden. Der
hier allenthalben präsente Azurit ist morphologisch meistens
ausgezeichnet entwickelt. Auch Dolomitdrusen bergen in sich ansprechende
Theisit-Gruppen. Das Ihnen, werter Mineralienfreund, im REM-Foto
veranschaulichte rosettenfönnige Theisit-Aggregat ist einem Adamin, einem
einzelnen Adamin aufgewachsen (Abb. 4). Dem Theisit chemisch und strukturell sehr nahe steht das
neuerdings erstbeschriebene Mineral Sabelliit – Cu2Zn [(OH)3|(As,Sb)O4)
-(OLMI et al. 1995). Seine Typlokalität ist die stillgelegte Kupfermine
in Murvonis bei Domusnovas. Da der tafelige Sabelliit aus Sardinien dem
Theisit aufgewachsen ist und auf einigen Proben (Unterbuchacher Alpe und
Neufinkenstein-Grabanz) die ebenfalls tafeligen, beinahe diskusförmigen
Kriställchen (Abb. 5) nicht unbedingt Theisit voraussetzen ließen,
wurden auch diese untersucht. Beim Sabelliit beträgt das Cu:Zn-Verhältnis
nach idealer Formel rund 2:1. Die EDS-Messungen an unseren Proben bekunden
hingegen die Relation Cu:Zn von annähernd 1:1 und demnach ebenso Theisit
(siehe Tab. 2). Theisit-Aggregate können auch in elfenbeinfarbenen,
perlglänzenden Überzügen aus parallelfaserigen Kriställchen
eingebettet sein. Derlei Überzüge lieferten bei der Analyse ein
Calcit-Beugungsdiagramm. Das
Fahlerz
Die untersuchten Fahlerzproben weisen unterschied1iche
Zusammensetzungen (Mischkristallverbindungen) auf. Eine Probe aus der
Halde wurde mit einer Röntgendiffraktometer-Aufnahme als Tetraedrit
identifiziert. Ein aus dem Kupferschurf stammendes Fahlerzmuster ergab
EDS-analytisch bei ausgesprochen mäßiger Arsendominanz (As:Sb-Verhältnis
1,15:1,00) das Glied Tennantit (vgl. Tabelle 3). ADAMIN
UND THEISIT VOM ELFERSPITZ
Wie einleitend hervorgehoben, wird über ein weiteres
Vorkommen von Adamin und Theisit in Kärnten berichtet. Die Grundlage zur
näheren Beschäftigung damit bildete ein I Tauschobjekt im Ausmaß von
sieben mal sieben mal vier Zentimetern, das der Verfasser im Jänner 1989
aus einer Sammlung in Klagenfurt-Pitzelstätten erhalten hatte. Das auf
der Mineralstufe klebende Etikett ist handschriftlich bezeichnet: "Azurit, Malachit -
Kärnten Karn. Alpen: Elferspitz; 1187." Makroskopisch erkennt man auf ockergelben Belägen über Quarzmatrix azurblaue Kriställchen, teils verquickt mit pastellgrünen Aggregaten. Unter dem Stereomikroskop zeigen sich, über idiomorphen Quarzen, die letzteren als (meist aufgebrochene) Sphärolithe seidig schimmernder blättriger Kriställchen. Ihr Zentrum ist fallweise zu einer helleren, pulverigen Substanz umgewandelt worden. Diese Sphärolithe können mit den blauen Kriställchen aggregiert oder aber auf grüngelben feinkristallinen Krusten aufgewachsen sein. Stellenweise sind alle drei Species vergesellschaftet. Schließlich sind in der Mineralstufe derbe, fahl glänzende Erzpartien eingesprengt. Eigene Lösungsversuche an Proben der drei Sekundärbildungen in verdünnter Salzsäure ordneten nur die azurblauen Kriställchen einer carbonathaltigen Phase zu. Und diese sind kupferhaltig. Was aber konnten nun die grünen Sphärolithe und die feinkristallinen Krusten sein? Bei beiden Mineralen, in verd. Salpetersäure aufgelöst, führte die Reaktion mit Kaliumeisencyanid zum Nachweis von Kupfer und Zink. Sowohl all diese typischen Merkmale als auch die Paragenese ließen auf Azurit, Adamin, Theisit und ein Fahlerz schließen. Die Auswertungen der RTG-Diffraktogramme bestätigten hier zum einen Cupro-Adamin (Reflexe entsprechend JCPDS 33-512), zum anderen Theisit (Nebenbestandteile: Quarz und Azurit). Nach den, schon davor angefertigten EDS-Analysen ist der Kupfergehalt dieses Adamins ungewöhnlich hoch! Basierend auf As=l,00 kommt ihm die empirische Formel Cu O.62 Zn O.54 [AsOx] bzw. (Cu,Zn)L l.16[AsOx] zu. Die Meßergebnisse an diesen Mineralproben sind aus den Tabellen 1 und 2 ersichtlich. -Beim Erz handelt es sich um einen antimonreichen Tennantit. Die Relation As:Sb beträgt 1,29:1,00 (siehe Tabelle 3). ANERKENNUNG
Der Verfasser ist der freundlichen Familie Adolf und Maria
PERNULL, die zur Zeit der Probennahme die Unterbuchacher Alpe
bewirtschaftete, für lokale Hinweise dankbar. Wertschätzung gebührt für
die Mineralbestimmungen mit Röntgen-Pulverdiffraktometrie Herrn
Diplom-Mineralogen Dr. Gerhard Müller (Saarbrücken-Scheidt) und Herrn
Dr. Peter Kolesar (Kempten); für die am Institut für
Werkstoffwissenschaften und Fertigungstechnik der Universität des
Saarlandes (Saarbrücken) durchgeführten rasterelektronenmikroskopischen
Untersuchungen, REM-Aufnahmen und EDS-Analysen sowie deren Interpretation
Herrn Dr. Thomas Raber. LITERATUR:
CANAVAL, R. (1926): Bemerkungen über die Erzvorkommen in
der Umgebung von Finkenstein bei Villach. - Montan. Rundschau, 6:1-6.
Sonderdr., Verl. f. Fachlit., Wien. FRIEDRICH, 0. M. (1953): Zur Erzlagerstättenkarte der
Ostalpen. - Sonderdr. Radex-Rundschau, Heft 7/8:371-407. Österreichisch-Amerikanische
Magnesit AG, Radenthein. OLMI, F., A. SANTUCCI & R.
TROSTI-FERRONI (1995): Sabelliite, a new copper-zinc arsenate-antimonate
mineral from Sardinia, Italy. - Europ. Journal
of Mineralogy, Band 7, Heft 6:1325-1330. E. Schweizerbart'sche Verl.
Buchhdlg., Stuttgart. PUTTNER, M. (1990): Eine Tennantit-Vererzung mit Arsenaten im RijavitzaGraben bei Eisenkappel, Kärnten. - Carinthia II,180./100.:237-240, Klagenfurt. -(1994): Der Bergbau auf die Tetraedrit-Vorkommen des
Mallestiger Mittagskogels (Westkarawanken, Kärnten), seine
Bergbaugeschichte und Mineralogie sowie der Neufund von Clarait und
Theisit. - Der Aufschluss, 45, I ;1-10, Heidelberg. – -(1995a): Neue Minerale vom Bergbau Neufinkenstein-Grabanz
in Kärnten: Adamin, Anglesit, Bayldonit, Chakophyllit, Fleischerit (?),
Parnauit, Schultenit, Serpierit/Devillin, Strashimirit, Tirolit. - Mineralog.
Rundschau, 2., Heft 1:17-22. - Österr. Studienkreis für Mineralogie und
Geologie, Langenlois; Dr. R. EXEL, Wien. -(1995b): Clarait, Devillin, Parnauit und andere
Neubestimmungen von der Tennantit-Vererzung im Rijavitza-Graben bei
Eisenkappel. - Carinthia II,185./105.:81-88, Klagenfurt.
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