Niedermayr G. & F. Brandstätter / 1992

 

858. Boulangerit von Umberg bei Wernberg, Kärnten.

  Seit MEIXNER (1950) werden die nadeligen, stahlgrauen Kristalle in und auf karbonatischer Gangart aus dem kleinen Erzvorkommen von Umberg bei Wernberg für Jamesonit, Pb4FeSb6S14, gehalten. Einen besonders schönen Fund von dieser Lokalität, mit bis zu 5 cm langen Nädelchen, erwähnt kurz MÖHLER (1985).

Eine von uns schon vor einiger Zeit durchgeführte röntgenographische Überprüfung erbrachte kein eindeutiges Ergebnis, ließ es aber als sehr wahrscheinlich erscheinen, daß eher Boulangerit vorliegt. Eine anläßlich der letzten Frühjahrstagung der Fachgruppe für Mineralogie und Geologie

Tab. 2: Ausgewählte EMS-Analysen von Sphalerit und Boulangerit von Umberg (in Gew.-%); a) und b): Sphalerit in Gangart, c) Boulangerit in Gangart, d) Erznadeln, frei gewachsen.

                 a)             b)              c)                d)

Pb               -              -             56,4             55,6

Fe             6,0            6,7            0,15               -

Zn           59,7           59,3                               -

S             33,6           33,8           18,6             18,6

Sb              -                -              25,1            25,6

Summe     99,3          99,8            100,24           99,8

 

erstandene Stufe dieser Fundstelle war Anlaß, das Material mittels EMS zu überprüfen. In einer weißen bis grauen, mittelkörnigen und von verschiedenen Erzen durchsetzten karbonatischen Gangart sind winzige, feinfilzige Aggregate stahlgrauer Nädelchen eingewachsen. Darüber hinaus ist in Kavernen aber auch ein dichter Filz bis 5 mm langer Nädelchen des gleichen Materials über einem Rasten rötlichbrauner, typisch sattelförmig gekrümmter Ankerite bis Fe-hältiger Dolomite zu beobachten. Wie Tab. 2 zeigt, sind sowohl die im Calcit eingewachsenen als auch die in Kavernen frei ausgebildeten Erznädelchen Fe-frei und damit zum Boulangerit zu stellen. Die Richtigkeit der seinerzeitigen, wohl auf erzmikroskopischem Weg erfolgten, Bestimmungen von Jamesonit für das Vorkommen von Umberg ist somit stark anzuzweifeln. Bei den in der karbonatischen Gangart eingewachsenen Erzkörnern handelt es sich neben Boulangerit um Galenit und Fe-hältigen Sphalerit. Farblose bis trübweise, auf dem Dolomikasen bereichsweise "aufgestreute", nur wenige Millimeter lange, stark glänzende Nädelchen sind Valentinit. Eine dem Vorkommen von Umberg sehr ähnliche Erzmineralisation wurde vor nicht allzu langer Zeit aus dem Oswaldiberg-Autobahntunnel bei Villach beschrieben und auch hier Jamesonit neben u. a. Valentinit, Galenit, Sphalerit und Pyrrhotin genannt (PRASNIK 1987, PRASNIK und JAKELY 1988). Eine Überprüfung dieses Jamesonit-Vorkommens mittels EMS sei hier daher angeregt. (BRANDSTÄTTER/NIEDERMAYR)

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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