Fritsch W. / 1957                                                                                                    Textauszug

  Aufnahmsbericht über die geologische Neukartierung des Gebietes des Sonntags- und Kraigerberges bei St. Veit a.d. Glan.

Von Wolfgang FRITSCH, Knappergberg
(Lagerstättenuntersuchung der österr. Alpine Montangesellschaft).

Im Rahmen der Schurfarbeiten der ÖAMG auf die Magnetitquarzitlagerstätten am Sonntagsberg und bei Zwein wurde die ganze engere und weitere Umgebung geologisch aufgenommen.
Die Erzlager sind flözertig und von geringer Ausdehnung. Sie liegen innerhalb einer Serie von phyllitischen Gesteinen, die als Gurktaler Phyllite bezeichnet werden.
Es wurde nun der Versuch gemacht, in den auf den ersten Blick sehr gleichförmigen Phylliten dieses Raumes, in denen außer Marmor und etwa den Magnetitquarziten kaum markante Gesteine, wie etwa Grünschiefer, vorkommen, eine auf stratiraphischer Basis beruhende Seriengliederung zu finden, um eine etwaige Horizortbeständigkeit der Erzlager zu erkennen und so eine Einengung und Präzisierung des erzhöffigen Bereiches machen zu können. Dieses Unternehmen wurde durch die Aufschlußarmut in den höher gelegenen Teilen erschwert; andererseits durch die meist flache bis söhlige Lagerung; der Gesteine im ganzen untersuchten Gebiet, wodurch sehr lange Ausbißlinien entstehen, erleichtert.
Durch eine möglichst detaillierte Ausscheidung aller makroskopisch noch unterscheidbaren Phyllittypen en den wenigen aufschlußreichen Stellen (namentlich alte., tief eingeschnittene Wege an den steilen Hängen), die nahezu vollständige Profile durch die Phyllite aufnehmen ließen, konnte ein gewisser Wechsel in der Beschaffenheit des Haupttypus der Phyllite vom Liegenden zum Hangenden immer wieder gefunden werden.
Das Liegende der Phyllite bilden Glimmerschiefer bis Granatglimmerschiefer bis Glimmerquarzite der Granatglimmerschieferserie, die in den Talböden von Schaumboden und dem vorderen Wimitzgraben von der Erosion angeschnitten wurde. In den Hangendpartien der Granat-Glimmerschieferserie liegen Kalkmarmore und bei Schaumboden einige "Amphibolite" mit Prasinitfazies. In tieferen teilen befindet sich zahlreiche Einlagerungen von Amphiboliten bis Granatamphiboliten und Kohlenstoffquarziten.
Die Granatglimmerschieferserie geht nach oben allmählich, indem die Größe der Granaten immer mehr abnimmt und in Form von Wechsellagerung, in die Gesteine über, die als die liegenden Gurktaler Phyllite angesehen werden müssen. Es handelt sich hiebei um eine besonders quarzreiche Gesteinsserie meist aus quarzitischen Biotitserizitschiefern von grauer bis bräunlichgrauer Farbe, wobei in der liegenderen Anteilen reichlich Biotit und öfters, allerdings nur mikroskopisch erkennbar, Granat vorhanden ist. Gegen das Hangende dieser 150-300 m mächtigen quarzitischen Phyllitserie verschwindet meistens der Biotit und es beginnen sich Lagen von grauen, quarzärmeren Serizitschiefern bis Phylliten zu mehren. Teilweise (im Bereich Wimitzgraben -Kraig) geht nun die quarzitische Basisserie in eine Serie aus meist grauen Serizitschiefern bis Phylliten über, die im Bereich der Hochflächen vorherrscht (graue Phyllitserie).
In diese Serie eingelagert und im Bereich Sonntagsberg -Kulmberg die grauen Phyllite im liegenden Anteil ganz vertretend, liegt eine Gesteinsserie mit vielen rostig anwitternden Serizitschiefern. Dabei geht diese rostige Verwitterung, wie Relikte beweisen, zum Großteil auf eisenhältige Karbonate und nur zum geringen Teil auf Pyrit zurück. Liese Serie enthält eine große Anzahl von Einlagerungen, wie Kalkmarmore, "Feldspatschiefer", helle Quarzite und die Magnetitquarzite, die, sowohl was die bekannten Lagerstätten als auch die verstreuten Einzelfunde betrifft, nur im Bereich dieser Serie auftreten. Sie wird deshalb als erzführende Serie bezeichnet.
Die beigegebene "schematische Profilsäule" gibt ein Bild dieser Verhältnisse.
Von besonderem Interesse sind die "Feldepatgesteine". Es sind Gesteine mit plattiger Spaltung, die an den Serizit belegten Spaltflächen wie Phyllite aussehen, doch einen weißlichen Querbruch zeigen und auf diesem bei genauerer Betrachtung einzelne größere Kristalle (bis 3 mm) erkennen lassen. Sie wurden von H. BECK auf dem Kartenblatt Hüttenberig-Eberstein als Aplitschiefer (Aplitdiaphthorite) und Albit-Serizitschiefer ausgeschieden. Vom größten Teil dieser Gesteine ist auch bei Betrachtung des Dünnschliffes keine zwingende Deutung der Genese zu geben, da sie meist stark zerschiefert und die Feldspäte mehr-weniger deformiert und teils serizitisiert sind.
Doch stellte Prof. Dr. E. CLAR, der hier vorbereitende Begehungen machte, bei einigen in Zwein gefundenen Stücken bereite fest, daß ein Gegensatz zwischen der Grundmasse und den Einsprenglingen besteht und kein allmählicher Übergang, wie es bei einem, durch teilweise Verbrechung entstandenen, etwa gleichkörnig gewesenen Kornaggregat, wie es ein Aplit oder Gneis darstellt, sein müßte. Er sprach daher die Vermutung aus, daß es sich bei diesen feldspatreichen Gesteinen um Porphyrmaterials Schiefer analog denen der Schieferhülle der Hohen Tauern handeln müsse.
Später konnten bei Eggen in solchen Gesteinen einzelne nur etwa handstückgroß ausgedehnte Partien gefunden werden, die nahezu keine Deformationen aufwiesen und in denen der primäre Mineralbestand aller Wahrscheinlichkeit nach noch vollkommen erhalten ist. Tm Dünnschliff zeigen diese Gesteine idiomorphe bis hypidiomorphe Einsprenglinge von sowohl Kalinatronfeldspat als Albit-Oligoalbit und Verwachsungen von beiden, die in einer sehr feinen Grundmasse aus denselben Mineralen und mit etwas Biotit, Siderit (?) und Quarz liegen. Viele der verschieferten Gesteine sind ohne weiteres gedanklich auf diesen Mineralbestand zurückzuführen, andere haben einen Mineralbestand, der sie besser als Tuffschiefer oder um gelagerte Porphyrmaterialschiefer deuten läßt.
Unmittelbar nördlich von St. Veit liegen solche Porphyrgesteine etwas im Hangenden vor nicht sehr metemorphen Kalkphylliten mit Marmorbändern in einer Serie von halbepizonal metamorphen, rostig anwitternden Serizitschiefern. Von H. BECK wurden diese Gesteine als paläozoische Schiefer ausgeschieden. Man hat nach seiner Kartendarstellung den Eindruck, daß sie direkt mit der weiter westlich in charakteristischer Weise ansetzenden Magdalensbergserie zusammenhängen und das Liegende von ihr darstellen.
Es wäre also hier ein Zusammenhang mit einer einigermaßen datierbaren Gesteinsserie gegeben (H. SEELMEIER, 1938), der ein ordovizisches Alter für die Serie der grauen Phyllite und die Erzführende Serie wahrscheinlich macht. Man kenn natürlich auch diese sauren Eruptiva mit den anderen alten sauren Eruptiva der Ostalpen parallelisieren und kommt dann zu einer gleichen Alterseinstufung.
Die Granatglimmerschieferserie mit den Phyllitserien stellen einen im ganzen tektonisch gleich8rtig 'beanspruchten Bereich dar. An präkristallinen, also abgebildeten tektonischen Elementen findet man (in den Phylliten seltener) zerscherte Feinfältelungen, schiefwinkelige Zerscherungen von stofflich vorgezeichneten Flächen und eine normal unbedeutende flachwellige Faltung in mm bis 100 m-Bereichen. Alle diese Elemente haben O-W bis NW-SO gerichtete durchschnittlich horizontale Achsen. Senkrecht dazu, N-S bis NO-SW gerichtet, liegt ein Querfaltenelement (B), das selten eine Querfeinfältelung und manchmal nicht unbedeutende Querfalten im 100 m-Bereich verursacht. Teilweise sind diese Querfalten deutlich postkristallin und überprägen die O-W-Elemente. Sie dürften also teilweise einem eigenen jüngeren tektonischen Vorgang entsprechen.
Weiters sind zahlreiche meist NNW-SSO streichende steile Störungen zu beobachten, die meist den Ostteil um Zehnermeterbeträge hinunterversetzen. Nur eine dieser Störungen hat mehr als eine nur lokale Bedeutung. Und zwar diejenige, die die Gurktaler Phyllite dieses Raumes gegen Westen hin abschneidet und sie direkt an die Granatglimmerschieferserie des Liegenden angrenzen läßt. Sie streicht westlich vom Gauerstall und Sonntagsberg durch den Einschnitt des Predelsattels (1092 m) in Richtung NNW. Der Mindestversetzungsbetrag muß mit 550 m Saigerhöhe angegeben werden.
Wie schon erwähnt, ist das Relief der höher gelegenen Teile dieser Gegend flacher und es treten in verschiedenen Höhen zahlreiche Verebnungsflächen auf. Große Verbreitungen von Hochflächen sind in etwa 1150 m, in etwa 1000 m, um 900 m und Flachstrecken sind in fast allen Bachläufen in etwa 850 m vorhanden. Die glazialen Schotterfluren mit ihren vielen Terrassenstufen beginnen in 770 m.
Die 900 m-Verebnungsflächen tragen nördlich des Wimitzgraben (Bl. Hüttenberg-Eberstein von H. BECK) häufig Quarzrestschotter des Plio-Pleistozän. Die höheren Verebnungssysteme, auf denen bisher keine Sedimente (bis auf die später zur Erwähnung kommenden Gerölleinzelfunde) gefunden werden konnten, müssen also älter sein. Die auf den 1000 m Verebnungen häufig vorkommenden Roterdeverwitterungsbilduntgen und die tiefgründigen Versetzungen des Phyllits zu kaolinartigen Tonmineralen (NEUWIRTH 1956), die bis über 10 m tief reichen können, mit sekundären Neubildungen von Kalzedon- und Phosphatknollen (H. MEIXNER) sprechen für eine lange Dauer der Verwitterungsbedingungen eines wärmeren Klimas. Die höchsten Verebnungsflächen dürften noch aus der Miozänzeit stammen.
Eine Versetzung der Verebnungsflächen an den Störungen konnte nicht sicher beobachtet werden. An der Predelstörung, an der derartiges natürlich am besten zu erkennen sein müßte, kann man die 1000 m-Verebnung beiderseits in ganz gleicher Höhe finden, die 1150 m-Verebnung allerdings nur östlich davon. Westlich tritt dafür in 1250 m ein sehr ausgeprägtes Verebnungssystem auf.
Auf diesen oberen Verebnungsflächen (1150 und 1000 m) wurden nun Einzelfunde von Geröllen von widerstandsfähigen Gesteinen von recht verschiedener Größe (7-30 cm) und Herkunft gemacht. Insgesamt 11 Stück: 2 Eklogite (nach Prof. Dr. F. ANGEL, der diese Gerölle freundlicher Weise untersuchte, vom Typ Koralm-Saualm); 2 Gneise (Hohe Tauern), 3 Sandsteine (Karbon ?, Turrach, Karnische Alpen), je 1 Amphibolit, Pegmatit, Granatquarzit und Gangquarz.
Zu den plio-pleistozänen Quarzrestschottern paßt diese Geröllgesellschaft keineswegs. Die teilweise bedeutende Größe deutet auf Eistransport. Doch ist ein so hoher Gletscherstand in diesem Raum bisher nirgends bekannt geworden. Auch die Verteilung der Funde über einen Bereich von mehreren km, wobei sie doch immer Einzelfunde geblieben sind, sprechen gegen diese Deutung. Menschliche Verschleppung erscheint noch unwahrscheinlicher, wegen der oben genannten Gründe und weil zwei dieser Gerölle aus Röschen von etwa ein m unter der Erdeberfläche stammen, zwei aus dem Erdreich neu ausgeschobener Güterwege und der eine Eklogit aus einem weglosen Raum.
Die höchsten sicheren Moränen liegen an einzelnen Stellen der Steilhänge unter den Hochflächen am Gauerstall bis 950 m Höhe, am Kraigerberg bis 850 m Höhe. Ab 770 m beginnen die Moränen bis Moränenschotter in Terrassenfluren das Grundgebirge zu überdecken, das nur mehr in einzelnen Bachenschnitten und Rundhöckern hervorkommt.
Über die Diluvialbildungen legen sich noch einige Schuttkegel von Wildbächen und einzelne Bergsturzmassen am Fuß der übersteilten Gehänge. In manchen Fällen sind die Steilabfälle in etwas verrutschte Pfeiler und riesige Blöcke unter ungefährer Wahrung des Schichtverbandes aufgelöst.

Literaturnachweis:

BECK, H.: Geolog. Spezialkarte 1:75.000, Blatt Hüttenberg-Eberstein. Geol. B.A., Wien 1931.
BECK-MANNAGETTA, P.: Bericht 1955 über Aufnahmen im Bezirk St. Veit a. d. Glan. - Verh. d. Geol. B.A., Wien 1956, 14-18.
NEUWIRTH, E.: Fire-clay von Zwein bei St. Veit a.d.Glan, Kärnten. - Festschrift zum 70. Geburtstag von Prof. Dr. F. ANGEL, Carinthia II, 20. Sonderheft, Klagenfurt 1956, 117-122.
SEELMEIER, H.: Die stratigraphische Eingliederung der Diabase und Diabastuffe des Christophberges bei Klagenfurt. - Anz. d. Akad. d. Wiss., Math. nat. Kl., Wien 1938, (1-4).

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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