Paschinger H. / 1970 |
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Eine Kuppenlandschaft
in Südkärnten.
Von Herbert PASCHINGER. Graz Zwischen Faaker See ( 454 m) und Keutschacher See (506
m) erstreckt sich ein schmaler, stellenweise unterbrochener Zug von
Kuppen, die sich maximal etwa 200 m über die Terrassen erheben meist aber
niedriger sind. Sie beginnen im W mit dem Wauberg und setzen sich mit dem
Rudnik (717 m), kleinen Kuppen um St. Martin, dem Tiergartenhügel (569 m)
bei Rosegg, der sich markant über den alluvialen Drauboden ( 470 m)
erhebt, und im Osten der Drau in der Otuchova (614 m), den kleinen Hügeln
von Kerna, dem schönen Kegel des Kathreinberges (772 m), der Terrasse von
Penken, der stellenweise zahlreiche kleine Hügel aufgesetzt sind, fort.
Im Bereich des Keutschacher Sees finden sich noch einzelne Kuppen, die östlichste
ist der kleine Kegel von Linden (736 m) auf einer Verflachung des
Pyramidenkogels. Diese Kuppen gehören dem "Mittelkärntner
Triaszug" (F. KAHLER 1953, S. 22-24) an, der erst in jüngster Zeit
eingehend geologisch behandelt worden ist. F. KAHLER hat den Teil östlich
der Drau kartiert und beschrieben. Er kennzeichnet die Erhebungen als
Triasdolomite, die Otuchova als Bändermarmor (1931, Karte). Auf F.
KAHLERS Geologischer Karte der Umgebung von Klagenfurt 1 :50.000 (1962)
werden die Hügel östlich des Kathreinkogels als Wettersteindolomit
ausgegeben. Den Teil westlich der Drau haben E. WORSCH (1937) und in jüngster
Zeit H. SORDIAN kartiert; letzterer hat dabei im Bereiche dieser Hügel im
allgemeinen anisische Dolomite, Kalke und Marmore gefunden (1961 a, 1961
b, 1962). Das Gestein gehört nach diesem Verfasser der zentralalpinen
Trias an; die Unterlagerung bilden,phyllitische Diaphthorite (1962, S.
331,334, 336). Das Wauberg-Rudnik-Hügelland weist eine große Zahl steilhängiger
WSW-ENE gestreckter Kuppen auf, die großteils in über 600 m Höhe
gipfeln. Sie fußen fast ohne Übergang in den Niederungen der Drau, im
Be~en von St. Martin und im Faaker-See-Tal. Tm S werden sie von den bis
100 m mächtigen Konglomerattafeln des Tabor (725 m), des Bleiberges (770
m) und des Petelin (802 m) begleitet. Der Tabor lagert auf Bänderkalk und
Dolomit, der Bleiberg auf Muschelkalk und Dolomit, der Petelin auf
Quarziten des Verrucano (H. SORDIAN, 1962, S. 336 ). Das kleine Becken von St. Martin wurde durch den Würmgletscher
im E des Rudnikhügellandes vertieft. Vielleicht hielt sich in ihm längere
Zeit Toteis. Jedenfalls wird das innere feuchte Becken (Mooswiese) durch
eine Spätwürmterrasse fast völlig gegen die Drau abgeschlossen. Aus
diesen Terrassen und Schottern erheben sich bei St. Martin einige 10 bis
30 m hohe, sehr steile Dolomithügel, die zum Teil durch Steinbrüche
genutzt werden. Auf dem einen steht die kleine Martins-Kirche. Nach E
schließt sich im Bereime Kleinberg-Rosegg ein stark mit pleistozänen
Ablagerungen bedecktes Gebiet, aus dem nahe der Drauschlinge von Frög der
einzelstehende Tiergartenhügel hervortritt. Östlich des Flusses liegen mächtige pleistozäne
Konglomerate, Schotter und Moränen und verhüllen das Anstehende. So ragt
die dreigipflige, massige Otuchova hoch über die Drauniederung, verliert
sich aber im östlich anschließenden Moränengelände. Mehrere kleine
Kuppen erheben sich östlich Selpritsch. Vier Kuppen ragen im N als Gipfel
einer dolomitischen Erhebung auf. Wieder abgesondert für sich erhebt sich
der hohe, steil ansteigende dolomitische Kathreinkogel. Schon an seinem Südfuße
finden sich bei Kema einige kleine Dolomitkuppen, von denen weiter im E im
Waldland von Penken über ein Dutzend sich über einer dolomitischen
Hochfläche erheben. Bis an die Bucht von Reifnitz finden sich noch
einzelne Kuppen. Auch abgesehen von der Verhüllung durch pleistozäne
Ablagerungen ist die Formenwelt dieses Gebietes sehr mannigfaltig.
Einzelne freistehende Kuppen stehen Gruppen zahlreicher Hügel gegenüber.
Besonders das Bergland östlich des Faaker Sees ist s,tark aufgelöst,
wobei ungefähr W-E streichende Störungen mitgewirkt haben dürften. Bei
Penken wiederum sind runde oder längliche Kuppen einer Triasbasis von
rund 600 m Höhe aufgesetzt. Die Kuppen dieses Triaszuges heben sich in einer Umgebung
welligen Moränengeländes und eisüberformter Flußterrassen sehr
deutlich hervor. Sie bringen örtlich, wie im Bereime des Rudnik oder bei
St. Martin oder auch hinsichtlich des Kathreinkogels, einen fremden Zug in
die Landschaft. Während weitgehend die Horizontale vorherrscht, auch im höheren
Sattnitzbereiche, liegen hier Gruppen von steilhängigen und stark
bewaldeten Hügeln vor. Es erhebt sich die Frage nach der Entstehung und dem Alter
dieser Landschaft. Die Kuppen sind sicher eisüberformt, aber keine Rundbuckel
im eigentlichen Sinne. Dazu sind sie zu steil, zu gleichmäßig geböscht.
Sie stecken, wie östlich des Faaker Sees durch Bohrungen ermitttelt, bis
zu 60 m tief in Moränen und Schottern (H. SORDIAN, 1962, S. 333). Im
Osten der Drau sind sie zum Teil in pleistozänen Konglomeraten und Moränen
fast verborgen. Es zeigt sich, daß die Kuppen mit diesen pleistozänen
Aufschüttungen keinen Zusammenhang haben und ihnen fremd gegenüberstehen.
Von großer Bedeutung für die Erklärung dieser
Kuppenlandschaften sind drei Erscheinungen 1. In der nach S geöffneten
Bucht von Petschnitzen, östlich des Faaker Sees, umrahmt von Tabor,
Wauberg, Rudnik und Bleiberg, finden sich rote Tone. 2. Die Kuppen von Penken liegen am Rande von mehrere
Dutzend von Metern mächtigen, meist grauen Tonmassen, die ihrerseits 3. unter die rund 100 m mächtige Platte des
Sattnitzkonglomerats (Turiawald) untertauchen. Die roten Tone von Petschnitzen sind seit langer Zeit
bekannt. R. CANAVAL beschreibt sie (1899) und zeigt, daß in der Mulde von
Petschnitzen (620-660 m) über zersetztem Triasdolomit einige Meter roten
Tones liegen, der sich unter die Sattnitzkonglomeratplatte des Tabor
fortzusetzen scheint. Die Tone sind großteils von Moränen überlagert.
Die tiefreichende Zersetzung des Triasdolomits erwähnt aus der Gegend von
Egg auch J. STINY, wo der Dolomit als Reibsand abgebaut wurde (1937, S.
59). Auch in den Hügeln von Penken ist tiefzersetzter Dolomit gut
aufgeschlossen. Eine Analyse des Tones ergab 45,24% SiO2, 30,38% Al2O3,
11,02% Fe2O3, Spuren von CaO und K2O (R.
CANAVAL 1899, S. 257). Herr Doz. F. SOLAR, Institut für Bodenforschung
der Hornschule für Bodenkultur in Wien, hatte die Freundlichkeit, d,ie
Korngrößenverteilung der Tone zu ermitteln, wofür auch hier herzlich
gedankt sei. Es ergab sich folgende Tabelle: Rohton « 2μ) 77%,
Schluff (2-20μ) 9%, Staub (20-50μ) 9,6%, Mehlsand (50-100μ)
1,6%, Feinsand (100-200μ) 1,5%, feiner Grobsand (200-500μ) 0,7%,
grober Grobsand (500-2000μ) 0,6%. Die Ablagerung wird als kolluvialer
Rotlehm bezeichnet, dem durch Verlagerung maximal 4,3% Kalziumkarbonat
beigemengt ist. Sol m bindiger Rotlehm findet sich mehrfach auch an
Wegeinschnitten in Klüfte eingesickert. Er lieferte bisher meines Wissens
keine Fossilien. Dieser Rotlehm unterscheidet sich von den kohleführenden
Tonen von Penken ,im Liegenden des Sattnitzkonglomerats. Die kohleführenden
Tone weisen eine Mächtigkeit von einigen Dutzend Metern auf und bilden
eine Folge von grauen bis weißen Tonen mit 2-3 Kohlenflözen. Der bis
1870 und nach den beiden Weltkriegen durchgeführte Abbau und einige
Bohrungen ergaben einigermaßen gute, wenn auch nicht ausreichende
Kenntnisse. Um die Klärung der Stratigraphie hat sich F. KAHLER durch
eingehende Felduntersudlungen und das Studium alter Aufzeichnungen
besondere Verdienste erworben (1929, 1931, 1938, 1951, 1953, um nur seine
wichtigsten Arbeiten zu nennen). Zur Kennzeichnung der Schichtfolge der
Liegendtone mag das Ergebnis einer Bohrung des Jahres 1921 dienen: über
liegendem Kalk feinkörnige Schichten, darüber 3,3 m weißer, feuerfester
Liegendton, 5,2 m Kohle, 3,4 m feinkörnige kristalline Ablagerungen, zwei
kleine Kohlenflöze, 18,3 m grauer Tegel mit Kohlenspuren, darüber das an
Kalkgeröllen reiche Sattnitzkonglomerat. Die Schichten werden im
allgemeinen als dunkel, grau, selten weiß, und glimmerreich beschrieben
(F. KAHLER 1929, S. 232). Ähnliche Folgen werden aus anderen Profilen
beschrieben. In allen Fällen ist das liegende Gestein stark zersetzt. w.
PETRASCHEK gibt eine Analyse der kohleführenden Tone: 51,6% SiO2,
31,2% Al2O3, 3,8 %0 Fe2O3,
0,45%CaO, 1,0% MgO (1922/24, S. 197. f.). Die Tone enthalten Fossilien, die
lange Zeit nur unsichere Altersbestimmungen erlaubten. Erst M. MOTTL hat
die Fauna und damit die Liegendtone des Sattnitzkonglomerates als höheres
Unterpannon bestimmt (1955, S. 86). Damit fällt das Sattnitzkonglomerat
in das jüngere Pannon. Die Dolomitkuppen von Penken sind, wie erwähnt, stark
vergrust. In Klüften findet sich Rotlehm. Auch unter den Liegendtonen ist
das Anstehende tief verwittert, die Tone sind aber grau bis weiß. Jedoch
entspricht die Landschaft der Dolomitkuppen von Penken sicher der des
Anstehenden unter den Liegendtonen, unter die sie gegen die Sattnitz zu
untertaucht. Die Beziehung ist im Gelände zu sehen und kommt auch in
allen Profilen des Bergbaues zur Geltung. Von einem weiteren Rotlehmvorkommen, außerhalb unseres
Gebietes, berichtet F. KAHLER (1959, S. 34). über Altkristallin liegt am
Nordrand der Maria Rainer Senke bei Straschitz roter Lehm, ein
Verwitterungsprodukt des Liegenden. Darüber finden sich von KAHLER nicht
näher definierte sandige Grob-, Mittelund Feinkiese. Eine andere Bohrung
blieb in 10 m Rotlehm stecken. Näheres ist darüber nicht bekannt. V. PASCHINGER erwähnt ein Roterdevorkommen bei Köttmannsdorf
nahe der Maria Rainer Senke der Sattnitz. Er sieht es als verwitterte Günzmoräne
an; es weist zahlreiche völlig zersetzte silikatische Gerölle auf und füllt
Spalten des hier anstehenden Sattnitzkonglomerats. Die chemische Analyse
ergab 56,83 % SiO2, 17 ,25 % Al2O3,
11,72% Fe2O3, 0,59% Kalk (V. PASCHINGER, 1930, S.
136). Den roten Ton von Liescha erwähnte A. KIESLINGER. Er
liegt, wie auch sonst verbreitet in den Bleiburger Bergen, dem anstehenden
Phyllit auf und wird in den Mulden vom Kohlentertiär bededeckt. Sein
Chemismus nach einer Reihe von Vorkommen: 40-60% SiO2, 20-40%
Al2O3, 10-20% Fe2O3, je unter
1% MgO, CaO, K2O (A. KIESLINGER, 1928, S. 472 f). Die erwähnten roten Tone, verteilt auf die lange Strecke
zwischen Faaker See und Mießtal, haben einige gleichartige Kennzeichen.
Sie liegen dem tiefzersetzten Anstehenden auf, sowohl dem
kalkigdolomitischen (z. B. Petschnitzen) wie dem kristallinen (Köttmannsdorf,
Straschitz) und auch dem phyllitischen (Liescha). Die Farbe ist überall
sehr ähnlich, was nicht allzuviel besagt. Aber ihr Chemismus ist sehr
einheitlich mit den bedeutenden Anteilen an Kieselsäure, Aluminium und
Eisen und einem ganz geringen Anteil anderer Oxyde. Nach einer freundlichen Mitteilung von Doz. F. SOLAR weisen
sowohl die memisch-physikalischen wie auch die morphologischen Befunde das
Material von Petschnitzen als tertiäre Rotlehme aus. Es handelt sich
nicht um ein Verwitterungsprodukt des Anstehenden, sondern um eine Bildung
aus einem silikatischen allomthonen Substrat, das intensiv zersetzt wurde.
Darauf weist vor allem die Kornverteilung mit 95,6% <0,05 mm. Der Ton
ist umgelagert, was nicht verwundert, da er einerseits unter der
Konglomeratplatte des Tabor hervorquillt und andererseits sich schon bei
geringer Zerschneidung bewegt. Daher enthält der Rotlehm auch Beimengung
von gelblichem Lehm, der als intensiv zersetzter Matadero-Ho11izont Cm
unter dem rubefizierten Horizont B liegen sollte (Mitteilung von Herrn
Doz. SOLAR). Diese Verhältnisse dürften für andere erwähnte
Rotlehmvorkommen ebenfalls gelten. Aus diesen Verwitterungsvorgängen ist für die Zeit dieser
Bodenbildung ein wechselfeuchtes subtropisches Klima anzunehmen. Die Bildungszeit der Rotlehme läßt sich einigermaßen
einengen. Die Kohlen und das Kohlentertiär sind nach M. MOTTL als Höheres
Unterpannon einzustufen (1955, S. 86 ). Diese Ablagerung liegt aber schon
auf den Rotlehmen, die ihrerseits in einer Hohlform des Dolomitberglandes
am Faaker See liegen. Die Rotlehme können wohl nur Vorpannon sein. Die Rotlehme auf Kalk wie auch auf anderen Gesteinen sind
nach neuer Auffassung (F. SOLAR, 1964, S. 27) keine Lösungsrückstände,
sondern Verwitterungsprodukte allomthoner Sedimente, die im Klagenfurter
Becken nach ihrem Glimmerreichtum zu schließen vor allem von N und NW
eingeschwemmt wurden. Ein flachwelliges Gelände aus kristallinen,
phyllitischen, Kalk-und Dolomitgesteinen wurde in bedeutender Mächtigkeit
verschüttet. Infolge der Wasserdurchlässigkeit der Sedimente kam es im
Sinne der doppelten Einebnungsfläche J. BÜDELS (1957 a) zur subkutanen
Kuppenbildung, die besonders scharfe Formen im Bereim der Kalke und
Dolomite hervorrief und vor allem den Schwächezonen nachtastete. Daher
das starke Hervortreten der WSW-ENE gerichteten Tälchen zwischen den
Kuppen am Faaker See. Zur Kuppenbildung kam es subkutan auch auf dem
Kristallin und den Phylliten, wie die Kuppen des 600-m-Niveaus der Wörthersee-Umrahmung
mit ihren Rotlehmvorkommen zeigen O. STINY, 1925, S. 157, »Blutlehm";
1937, S. 66). Die vielen kleinen Kuppen der Verflachungen des Wörthersee-Nordufers,
des Bannwaldes und des Pirker Kogels, des Südufers, vor allem am
Rauthkogel und am Schrottkogel, sitzen einer alten Landoberfläche auf,
die südlich des Keutscbacher-See-Tales unter die Sattnitzkonglomerate
untertaucht. Die vielen Kuppen sind sehr auffallend, ein eisüberformtes
Erbe sehr früher Zeit. Am besten sind die Kuppen wohl im Kalk und Dolomit
ausgebildet, wo die Korrosion den Fugen des Schuppenbaues der
Faaker-See-Berge und den Klüften nachging und zum Teil scharfe Formen
herauspräparierte, wie Wauberg und Rudnik, oder den Kathreinkogel mit 200
m relativer Höhe als typischen Karstinselberg. Das Alter der zur Kuppenbildung führenden Verschüttung
ist nicht leimt zu bestimmen. Als erster hat sich F. KAHLER mit dieser
Frage befaßt. Er findet mit Recht, daß die erwähnte Verschüttung nicht
nur das Vorland der heutigen Karawanken, sondern auch die damals noch
nicht vorhandene Nordkette des Gebirges überdeckt habe, wie die
Augensteine der Petzen, das Tertiär von Lobnig, des Sinacher Gupfs u. a.
zeigen. Die Verschüttung zählt er dem untersten Sarmat zu (1953, S. 30).
H. RIEDL kommt zu einer Verschüttung der Nördlichen
Kalkalpen im Helvet (1966, S. 104). H. LOUIS kommt für das
Dachsteingebiet zu einer altmiozänen Verschüttung (1968, S. 58). Die
beiden Arbeiten beschäftigen sich mit der Bildung der Raxlandschaft der Nördlichen
Kalkalpen und den Augensteinen. Von Raxlandschaft läßt sich auch in den
Südlichen Kalkalpen sprechen, etwa auf der Petzen, dem Hochobir, der
Villacher Alpe. Es erhebt sich natürlich die Frage, ob die Verschüttung
der Nördlichen Kalkalpen, die zur Augensteinbildung führte, derjenigen
in den südlichen Teilen der Alpen gleichzusetzen ist. In beiden Fällen
ist der Tonanteil der tertiären Böden derart groß, daß man mit Primärablagerungen
rechnen muß (H. LOUIS, 1968, S. 42 f). Ferner war auch die Landschaft
sehr ähnlich, es zeigte sich ein leichtes Gefälle des Geländes von den
kristallinen Zonen der Alpen bei Fehlen der heutigen Längstäler nach
Norden und Süden. Eine ungefähre Gleichzeitigkeit der Vorgänge im Süden
und Norden darf wohl angenommen werden. Nach freundlicher schriftlicher
Mitteilung von Doz. F. SOLAR ist die Korngrößenverteilung der Tone von
Petschnitzen typisch für die tertiären Rotlehme des österreichischen
Raumes. Die tiefgründige Zersetzung der Aufschüttungsmassen wurde
durch ein randtropisches wechselfeuchtes Klima bewirkt. Ein solches Klima
fand sich nach W. BERGER im Bereiche des Wiener Beckens, das damals noch
nicht die heutige Leelage hatte, im Helvet und Torton (1952, S. 125 f).
Ein Rest dieser mächtigen Verwitterungsschichte sind die Tone von
Petschnitzen, deren Fe2O3-Gehalt 11,02 % beträgt
(R. CANAVAL, 1899, S. 257). Diese Verwitterungsschichte betrug nach
heutigen subtropischen Beispielen einige Zehner von Metern. Bis auf in Klüfte
eingeschwemmte und in geschützten Lagen erhaltene Reste, die bei
Petschnitzen durch ihren hohen Fe2O3-Gehalt von
11,02% auffallen (R. CANAVAL 1889, S. 257), wurde die mittelmiozäne
Ablagerung während des Sarmats wieder abgetragen. Dabei hat vielleicht
eine Klimaänderung mitgewirkt; A. WINKLER-HERMADEN weist im sonst
feuchten Untersamat eine aride Phase nach (1955, S. 733 f.). Durch einen
solchen Klimawechsel wird das Feinmaterial sehr rasch fortgespült, und
nur an wenigen Stellen b1eibt in geschützten Mulden und Klüften zäher
Rotlehm erhalten. Durch diese Abtragungsvorgänge wurde die
Kuppenlandschaft wieder aufgedeckt. Im Bereiche von Petschnitzen scheint die
Sattnitzkonglomeratplatte des Tabor auf diesen mittelmiozänen roten Tonen
zu liegen. lm Bereiche von Penken.-Turiawald zeigen sich hingegen andere
Verhältnisse. Die Dolomite der Scholle von Penken führen in Klüften
Rotlehm, und der Dolomit zeigt eine tiefgründige Verwitterung, wie sie
auch unter dem Rotlehm von Petschnitzen verbreitet ist. Auf dem Dolomit
liegt, soweit man sieht, kein Rotlehm, er ist hier völlig abgetragen,
sondern der unterpannone grau-weiße Ton von Penken, die Grundflözschichten
F. KAHLERs (1953, S. 201 f.).. Sie enthalten nach einer Analyse von W.
PETRASCHEK nur 3,8% Fe2O3 (1922/24, S. 197). Diese
Tone sind sicher keine Verwitterungsschimten, sondern Aufschwemmungen, die
Kohlenflöze enthalten, und sie sind mit ihrem unterpannonen Alter viel jünger
als die Tone von Petschnitzen. Diese Aufschwemmung verhüllte die Kuppenlandschaft wieder,
und was etwa noch über die Oberfläche emporragte, wurde von dem
oberpannonen Sattnitzkonglomerat zugedeckt. Die plötzliche Umkehr der Sedimentationsrichtung äußert
sich im Kalkreichtum des Sattnitzkonglomerats (häufig 80-90%
Karbonatgesteine). Das Konglomerat ist das Ergebnis einer bedeutenden
Verschüttung des Vorlandes der Karawanken. Dadurch wurden zumindest auch
die Karstkuppen zwischen Faaker See und Penken verschüttet und der
Abtragung entzogen. Es fällt auf, daß heute zwischen Faaker See und
Turiawald die Konglomeratplatte weitgehend abgetragen ist. Was von ihr übrig
blieb, ist in drei Teile zerstückelt. Dies hat seinen Grund wohl im
Zusammentreffen verschiedener Ursachen. Hier schneiden sich die
Bruchsysteme von Gail-, Drau und Gegendtal, deren Bedeutung mehrere
Autoren anerkannt haben (R. SRBIK, 1941, S. 41 ), wie auch die Schwächezone
des Wörther-See-Tals. Während weiter im Osten einzelne tektonische
Linien die zum Teil sehr tiefen Quertäler der Sattnitz mitbestimmt haben,
hat im Westteil das erwähnte Störungsbündel zerbrechend gewirkt, ohne
daß große Bewegungen stattfinden mußten. Jedenfalls scheint hiedurch im
erwähnten Bereim die Abtragung des Sattnitzkonglomerats enorm gefördert
worden zu sein. Dazu kamen noch die erosive Wirkung von Drau und Gail, die
seit dem Spätpannon in diesem Bereime flossen, und die Gletscherwirkung.
So wurden die Kalkkuppen aus der Umhüllung des Sattnitzkonglomerats
herausgeschält. Bleiberg und Petelin stehen noch teilweise in dieser Hülle.
Damit war aber die Reihe der Verschüttungs- und
Wiederaufdeckungsvorgänge noch nicht zu Ende. Im zum Teil konglomerierten
Schotter der Dobrava im NW des Faaker Sees (Polana 661 m) fand R. SRBIK
(1941, S. 38, 313) zwei Verschüttungsphasen bei starker Eisüberformung.
Das höhere Niveau, von dem nur wenige Reste um 630 bis 660 m erhalten
sind, wird der Vinza-Nagelfluh im Süden des Faaker Sees (685 m)
gleichgesetzt und der Mindel-Rißwarmzeit zugezählt, das tiefere Niveau
in 600 m den Föderlacher Schottern aus Riß-Würm. Diese Verschüttungen
des Pleistozäns -es haben vielleicht noch ältere stattgefunden -haben
die Kuppenlandschaft weitgehend zugedeckt und vor Abtragungen bewahrt.
Auch heute stehen kleine Kalkkuppen zwischen Föderlach und Augsdorf tief
in den Schottern. ZUSAMMENFASSUNG
Es werden die Kuppenformen in Kalken, Dolomiten und
Marmoren der Trias im südlichen Kärnten untersucht. Es ergab sich dabei
die große Wahrscheinlichkeit einer tiefen kristallinen Verschüttung
eines schwach reliefierten Geländes im Mittelmiozän. Durch das
subtropische wechselfeuchte Klima begünstigt, ergab sich eine
tiefreimende Verwitterung und eine subkutane Kuppenbildung in
Karbonatgesteinen und auf Kristallin. Diese Verschüttung und
Formenbildung betraf das Vorland der heutigen Karawanken und deren
Nordkette. Eine starke Ausräumung während des Sarmats deckte die
Rotlehmbildung auf, von der heute noch Reste vorliegen. während des Pannon
muß im Karawankenvorland zumindest örtlich die Bildung breiter Mulden
eingetreten sein, in denen sich jüngere Sande, Tone und Kohlen
ablagerten. Die Sedimentationszufuhr geschah vorwiegend aus dem Bereich
der heutigen Zentralalpen. Erst mit dem jüngeren Pannon kam es zur Aufschüttung
kalkalpiner Schotter über die großteils zentralalpinen Tone. Die
Schotter dürften mindestens das Gebiet zwischen Gailtal und Mießtal
bedeckt haben, dabei die Kuppenlandschaft einhüllend und vor Abtragung
schützend. Nach dem Pannon wurden größere Teile der Konglomeratplatte
abgetragen, insbesondere im Bereich des Faaker-See-Wörthersee-Gebietes,
wo große Störungszonen sich bündeln. Die damit wieder zutage tretenden
Karstkuppen wurden noch während des Pleistozäns mehrfach verschüttet.
Es ist heute so gut wie sicher, daß jedes Vordringen der Gletscher auch
in den Alpentälern durch die Aufschüttung großer Schottermassen
eingeleitet wurde, wofür als gut belegtes Beispiel die lnntalterrasse
Tirols gelten kann. Diese Verschüttungen haben weitgehend die Kalkkuppen
vor der Abtragung durch das pleistozäne Eis geschützt. Auch heute ist
noch ein guter Teil der Kuppen unter Moränen und Schottern fast oder ganz
vergraben. Die immer wieder auftretende Verschüttung hat sicher zur
Erhaltung der Altformen wesentlich beigetragen. Die Formen und ihre Verschüttung
zeigen zugleich, daß diese Gebiete des Klagenfurter Beckens seit dem
mittleren Miozän immer in tiefer Lage verblieben und erst im jüngsten
Pliozän und im Pleistozän Verstellungen eingetreten sind, während sich
die Nordkette der Karawanken seit dem Einsetzen der Schotterzufuhr zur
Bildung des heutigen Sattnitzkonglomerats, also mit dem Pannon, zu großer
Höhe erhob. Die hier besprochenen Karstkuppen sind nicht die einzigen Kärntens.
Es gibt solche in schöner Form und in Verbindung mit Rotlehm und
Bohnerzen im Bereich mehrerer Niveaus der Villacher Alpe, vor allem im
Bereim des höchsten, ferner auf der Petzen, wo bereits MOJSISOVICS (1870)
Augensteine feststellte. Als Karstkuppen muß man wohl auch die von Ruinen
gekrönten Kegel von Trixen und Griffen bezeichnen, wie auch den Burgfels
von Hochosterwitz. Das Klagenfurter Becken in seiner tiefen Lage hat diese
Altformen bewahrt. ZITIERTE
LITERATUR:
BERGER, W., Die jungtertiären Floren des Wiener
Beckens und ihre Bedeutung für das Paläoklima und die Stratigraphie. -
Berg-u. hüttenmänn. Monatshefte, 97 (1952): 125-127. BÜDEL, J., Die doppelten Einebnungsflächen in den
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Jb. f. Min. usw., 3. Sdb., Stuttgart (1941): 382 S. STINY, J., Blutlehm am Wörtherseeufer, Z. f. Geom., 1
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Car. II (1937): 41-57. KARTEN
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