Meixner H. / 1956

 

154. Neue Mineralfunde aus dem Pegmatitsteinbruch am Wolfsberg bei Spittal an der Drau, Kärnten.

Pegmatite. um Spittal an der Drau (Feldspatbruch am Eingang der Lieserschlucht und Spodumenpegmatit von Edling) konnten mit besonderer Mineralführung in den letzten Jahren mehrfache Erwähnung finden (15; 1). Bei einem Vortrag in Klagenfurt machte H. Heritsch (3, S. 59) Mitteilung vom Nachweis des bisher seltenen Minerales Wardit in Klüften eines Pegmatits bei Dellach am Millstätter See und kündigte eingehende, Arbeiten über dieses Mineral und seine Paragenese an (vgl.. 10).

Neue geologische Kartierungen durch Chr. Exner (7) und W. Fritsch (8) vermitteln nun einen guten Überblick über die Verteilung der Pegmatite in diesem Raum.

Schon bei meinen Untersuchungen des Spittaler Feldspatbruches; (u. a. mit Tapiolit -Columbit, Uranmineralen, Apatit) fielen mir seit 1947 immer wieder braune Massen auf, die mineralogisch und chemisch doch immer nur aus Limonit bestanden. Die Nachforschung nad1 dem Ursprungsmineral blieb lange erfolglos, bis es mir einmal glückte, in diesem Pegmatit einen feinkörnigen, hellbräunlichweißen Einschluß mit limonitischer Verwitterungsrinde zu finden, dessen Bestimmung einen manganreichen Siderit ergab (1, S. 166).

Seit einigen Jahren wurde bei Feldspat-Aufschlußarbeiten auch ein kleiner Pegmatitbruch am Wolfsberg nordöstlich von Edling bei Spittal aufgemacht; reichhaltiges Untersuchungsmaterial daraus verdanke ich unseren Fachgrpppenmitgliedern J. Schwitzer (Spittal) und Dr. W. Habenicht (Millstatt), über das im folgenden berichtet werden soll.

Auffallend waren vor allem dunkelbraune, mehrere Zentimeter große, flächenreiche, anscheinend trigonale Kristalle. Zu einer goniometrischen Klärung schien zunächst die Flächenbeschaffenheit zu schlemmt zu sein. Mineralogische und chemische Untersuchungen führten wiederum auf Limonit. Inzwischen waren auch seltenere Phosphatminerale bei diesem Vorkommen erkannt worden, so daß ein größerer Kreis von Ursprungsmineralen für die Limonitpseudomorphosen in Betracht gezogen werden mußte.

Spektrographische Beobachtungen durch Frau Dr. H. Haas (Radenthein) ergaben bei verschiedenen derartigen Proben:

          Hauptmenge                                    Nebenbestandteile:

I.            Fe                                       Mn, Al, Mg, Si, Zn, Ca, Bi, Ti (Sr, Ba, As)

II.          Fe                                        Mn, Al, Si, Mg, Ca, Ti, Zn, Na?, Bi

III.         Fe                                        Mn, Al, Si, Mg, Ca, Ti, Zn, Na?, Bi

Eingehende Betrachtungen der pseudomorphosierten Kristalle führten stets zu trigonalen Kombinationen von Rhomboedern und Skalenoedern, aber erst die Feststellung an Stücken und Anschliffen der in den Pseudomorphosen erhalten gebliebenen (l011)-Spaltung nach Größe und Art der rhomboedrischen Karbonate wies deutlich auf ein Eisenkarbonat, wahrscheinlich Siderit, als Ursprungsmineral. Die Sicherung dieses Ergebnisses wurde durch einen Fund von Dr. med. Habenicht sehr gefördert, wobei als Kern solcher Pseudomorphosen noch hellbraune, gegen 1 cm große durchsichtige Spaltrhomboeder vorhanden sind: Sie geben den für Siderit charakteristischen Spaltwinkel (1011), (1101) = 72°57' (theor. 73°00') und die wohl durch Mn-Mg-Substitution etwas erniedrigte Dichte von 3,86 (3,96 bei FeCO3); Bestimmung mittels Berman -Mikrowaage in Toluol an 48,90 mg Einwaage. Kleine, um 1 mm große Kristalle der Pseudomorphosen nach Siderit wurden. dann doch gemessen und zeigen vorwiegend das Rhomboeder f(0221) (Pf um 62°), mit Abstumpfung durch r (1011) (Pr um 43°); bei den oft 1 bis 3 cm großen Pseudomorphosen treten trachtbestimmend Skalenoeder mit in Erscheinung wahrscheinlich. v(2131) oder ß (2461), die einer genaueren goniometrischen Erfassung aber nicht zugänglich waren. Steilrhomboedrische und skalenoedrische Siderit xx zählen zu den Seltenheiten, in den Ostalpen waren solche Bildungen bisher unbekannt. Bei der Untersuchung des Algier-Exkursionsmateriales von E. Clar sind mir aber von Djebel Ouenza solche Pseudomorphosen mit f und r oder f, ß und r schon untergekommen (4, S. 183/185, u. Abb. 1 bis 4). Es scheint sich dabei primär um relativ höher thermale Ausbildungsformen des Siderits zu handeln. Auch Siderit xx in einer Pegmatitparagenese stellen für den Ostalpenraum ein Novum dar. Eingangs, wurde auf den Nachweis von fast derbem Siderit im Spittaler Feldspatbruch verwiesen (1, S. 166). Seine Entstehung ist picht sicher geklärt. Vielleicht handelt es sich um Eisenspat, der vom Pegmatit aus dem Untergrund mitgebracht wurde. Hiefür spricht, daß dieser Pegmatit u. a. auch eingeschlossene Schieferfetzen enthält. Es müßten Reste von voralpidischen Eisenvererzungen sein. Die Siderit xx des Pegmatits vom Wolfsberg. könnten dann als Rekristallisationen auf Klüften im Anschluß an die Pegmatitwerdung aufgefaßt werden.

Andere Klüfte des neuen Pegmatitvorkommens bergen Kristallrasen von Apatit, wie sie in ganz gleicher Art schon aus dem Feldspatbruch beschrieben worden sind (15, S. 215). Die farblosen bis weißen Apatitkriställchen haben gegen 1 mm Durchmesser, sind dünntafelig und werden vorwiegend von m(1010) und c(0001) begrenzt. Beim neuen Vorkommen ist mit der Lupe mitunter als schmale Abstumpfung auch -ein (h0hl) zu erkennen.

In den Hohlräumen des Pegmatits und auf den beschriebenen pseudomorphosen yon Limonit nach Siderit xx sitzen noch eine Reihe wei1erer Minerale, von denen infolge der geringen vorliegenden Mengen .-erst ein Teil identifiziert werden konnte. . Spärliche, bis 0,6 mm große, topasgelbe Kriställchen von unter dem Binokular triklin wirkender Ausbildung sind ein Phosphatmineral, das v. d. L. sehr leicht mit wahrscheinlich durch Na etwas beeinträchtigter Li-Flammenfärbung schmilzt. Licht- und Doppelbrechung passen gut zu -einem Mineral der Amblygonitgruppe, insbesondere zu F -armen Montebrasit. Die Indizierung der zweikreisigen Messung mit teilweise recht -dürftigen Signalen gelang einstweilen noch nicht. Mit Vorbehalt soll das Mineral als Montebrasit bezeichnet werden. Eine Lithiumführung dieser Pegmatitschwärme um Spittal ist von mir bereits 1947 -durch den Nachweis des Spodumens von Edling erfolgt (1, S.167). Neben dem "Montebrasit" sitzen zahlreiche weiße säulige bis- tonnenförmige Kriställchen von hexagonaler (oder trigonaler) Symmetrie. Ein Prisma und steile Pyramiden sind zu erkennen, die Oberfläche der Kriställchen ist ziemlich matt, so daß Messungsversuche erfolglos blieben. Besonders erwähnenswert ist, daß die meisten (oder alle?) Kristalle dieser Art hohl sind. Wahrscheinlich handelt es sich auch um Pseudomorphosen, doch ist eine Bestimmung und Deutung: bisher noch nicht gelungen.

Ein weiteres Begleitmineral dieser Paragenese bilden farblose bis weiße, bis 3 mm große tetragonale Kristalle von Wardit [NaAl3 (PO4)2(OH)4 .2 H2O] Das Mineral ist in Kärnten und Österreich zu-erst nach einem Fund von Dr. W. Fritsch durch H. Heritsch (3, S. 59; 10) aus einem Pegmatit bei Dellach am Millstätter See nachgewiesen worden. Das in dieser Arbeit neu erwähnte Warditvorkommen weist zwei Trachten auf: stets sind vorherrschend t(012) neben schwächer entwickeltem, parallel der Kombinationskante gestreiften u(011) vorhanden; vereinzelt tritt noch klein die Basis c(001) hinzu. Gemessen wurden (aus t/t bzw. u/u berechnet) pt = 53°21' (theor. 53°17') und Pu = 69°26' (theor. 69°33'), Die übrigen Eigenschaften stimmen weniger 'Zu den Daten im "Neuen Dana, 1951 ", vorzüglich dagegen zur neueren Bearbeitung durch C. S. Hurlbut (12). Die Dichte (18,27 mg in Toluol, B er man -Mikrowaage) beträgt 2,81, übereinstimmend mit gemessenen und aus der Struktur berechneten Werten von Hurlbut. Optisch ist das Mineral einachsig, manchmal auch zweiachsig (2 E bis 23°) positiv, ne liegt deutlich unter ne etwas über 1,602 (no = 1,595. ne = 1,604 bei Hurlbut) ; als Doppelbrechung wurde mittels Berek-Kompensator 0,009 erhalten.

Der neue Nachweis des seltenen Phosphats Wardit im Steinbruch "lm Wolfsberg ist bemerkensweit, weil dadurch mit einem weiteren Vorkommen auch von mineralogischer Seite die Ergebnisse der geologischen Aufnahme durch W. Fritsch (8) und Chr. Exner (7) unterstrichen werden. Die Pegmatite von Dellach (mit Wardit) übersetzen den Millstätter See und streichen im Seerücken weiter durch die Lieserschlucht bei Spittal (Feldspatbruch) und zur Basilika Teurnia (St. Peter in Holz). Der Wardit vom Wolfsberg liegt in diesem Zug, ebenso wie ein weiteres von W. Fritsch aufgefundenes Vorkommen bei St. Wolfgang, halbwegs zwischen Wolfsberg und Feldspatbruch, das von H. Heritsch mitbearbeitet wird. Die zahlreichen, bisher nicht näher erforschten Pegmatite zwischen Dellach (und östlich davon) und Spittal lassen daher noch manch weitere interessante Funde erwarten, nachdem außer dem pegmatitischen Normalbestand auch schon Minerale mit Nb, Ta, Li, U, P, B, Fe und Cu daraus nachgewiesen worden sind. (MEIXNER)

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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