Koritnig S. / 1960 Textauszug |
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Der
"Fahlunit" von Schwabegg (Kärnten). Von Sigmund Koritnig Mineralogisches Institut der Universität
Göttingen Aus der Erzlagerstätte von Falun in Schweden wurde 1808
von HISINGER (4) eine dichte, serpentinähnliche Substanz erstmals als
Fahlunit beschrieben. HAIDINGER (3) erkannte vierzig Jahre später, daß
es sich dabei um Pseudomorphosen nach Cordierit handelt. Solche
Pseudomorphosen bestehen häufig nicht aus einem Mineral, sondern einem
Gemenge von zwei oder mehr, meist glimmerartigen Mineralen. Der Fahlunit
ist also kein selbstständiges Mineral. Aus dem Fahlerz-Kupferkies-Bergbau von Schwabegg, ca. 9 km
nordöstlich Bleiburg, gibt es im Kärntner Landesmuseum Stücke, die ein
dichtes, weiches, etwas fettig glänzendes, blaugrünes Mineral enthalten,
das seinerzeit als Fahlunit, später zum Teil auch als Sericit bezeichnet
wurde. MEIXNER ( 6) hat es jüngst ( Minerale Kärntens) als
"zweifelhaftes Glimmermineral" aufgeführt. Es schien interessant festzustellen, um welches Mineral es
sich dabei tatsächlich handelt. Da solche dichten, also äußerst feinkörnigen,
glimmerartigen Minerale nur mit speziellen Verfahren sicher bestimmt
werden können, habe ich fünf Mineralstufen aus dem Kärntner
Landesmuseum (Nr. 5631, 5632, 5641, 11.320 und 14.491) zur Untersuchung
erhalten. Das Mineral tritt als Füllung von Adern im Gestein der
Lagerstätte auf und ist keinesfalls eine Pseudomorphose nach Cordierit
und somit auch im alten Sinne kein Fahlunit. Die röntgenographischen
Aufnahmen von Texturpräparaten mit einem Zählrohr-Diffraktometer ohne
und mit Glykol gesättigt ergaben, daß das Material nur aus ein e m
Mineral, und zwar einem Glied der Kaolin-Gruppe besteht. Die Glieder
dieser Gruppe -alle Al4[(OH)8Si4O10]
-unterscheiden sich nur durch den Ordnungsgrad, mit dem die einzelnen
Schichten im Gitter übereinander gelagert sind. Am besten ist der Nakrit
geordnet, dessen Schichtpakete immer genau übereinander liegen. Beim
Dickit sind sie statistisch um b/3 verschoben und bei den weiteren
Gliedern Kaolinit und Fireclay noch schlechter geordnet, da in ihnen die
Schichtpakete um unregelmäßige Beträge verschoben sind. Aus der Intensitätsverteilung der Linien in einer nicht
texturierten röntgenographischen ,Pulveraufnahme ergab sich, daß es sich
um Dickit handelt. Die blaugrüne Farbe des an sich sonst farblosen bis
weißen Minerals dürfte auf einen Gehalt an Eisen und Kupfer zurückzuführen
sein. An ganz reinen, sicher erzfreien Proben wurde röntgenfluoreszenzanalytisch
ein Gehalt von etwa 1-2% Fe und 0,01% Cu gefunden. Leider ist das
Vorkommen, das urkundlich schon im 13. Jahrhundert als "erträglicher
Silberbergbau" Erwähnung fand, nach dem Bau eines Staudammes unter
Wasser gesetzt worden und. heute nicht mehr zugänglich [MEIXNER (5)]. So
ist man nur auf die; Beobachtungen an den Randstücken und auf die Lagerstättenbeschreibung
in einigen unveröffentlichten Gutachten von CANAVAL (2) und BRUNLECHNER
(1), (1a) angewiesen. Nach diesen sind um die Jahrhundertwende ( 1899-1904) bei
der Marien-Zeche im Unter und Oberbau ca. 600 m und im Heinrichstollen ca.
60 m Stollen, Strecken und Schächte aufgefahren worden. Dabei wurden,
auch einige alte, ovale Schrämstollen angetroffen. J Nach dem Gutachten
gehört das Erzvorkommen der Quarzphyllitzone an, in welcher Graphit und
Sericitschiefer auftreten. Sericit, Spateisenstein, Pyrit, Baryt, Aragonit
und Quarz werden als Erzbegleiter aufgeführt, als Erze: Fahlerz [nach
MEIXNER (6) Tetraedrit und Schwazit], Kupferkies und Zinnober. Sie kommen
in bis 40 mm mächtigen Gangtrümmern meist im Sericitschiefer oder in
diesem eingesprengt vor, aber auch im Quarzphyllit als Einsprengung
nesterweise im Quarz. Das schiefrig texturierte Gestein, in dem der Dickit
auftritt, besteht nach den mir vorliegenden Handstücken und ihrer
optischen (Dünnschliff) und röntgenographischen (Pulveraufnahmen)
Untersuchung im wesentlichen aus Siderit, Dolomit und Quarz. Der Dickit,
der die Untersuchung veranlaßte, tritt als Füllung eines das Gestein
durchziehenden Kluftnetzes auf. Die Dicke der Klüfte beträgt meist 1-2
mm, kann aber gelegentlich auch cm-Stärke erreichen. Als Kluftfüllung
tritt neben Dickit zum Teil Quarz und etwas Dolomit auf. Bemerkenswert ist, daß außerdem die "sericitischen"
Lagen des Gesteines praktisch auch nur aus Dickit aufgebaut sind. Echter
Sericit spielt, wenn überhaupt, in diesen Stücken eine ganz
untergeordnete Rolle. Wieviel von dem in den Gutachten als Erzbegleiter
angegebenen Sericit Dickit ist, kann hier nicht gesagt werden. Es ist
jedoch zu vermuten, daß er im ganzen vererzten Bereich als
gesteinsbildendes Mineral auftritt. Die Entstehung des Dickit steht wohl in innigem
Zusammenhang mit der Vererzung. Dies paßt sehr gut, da der Dickit auch
andernorts auf Erzlagerstätten vorkommt und seine Entstehung wegen des
guten Ordnungsgrades als hydrothermal angenommen wird. Zum Schluß möchte ich Herrn Doz. Dr. H. MEIXNER,
Knappenberg, sehr herzlich dafür danken, daß er mir in
freundschaftlicher Weise die unveröffentlichten Gutachten über Schwabegg
zugänglich gemacht hat. Auch das Material habe ich durch ihn erhalten. Literatur:
1. BRUNLECHNER, A.: Bergbau Marien-Zeche bei Schwabegg bei
Bleiburg auf Kupferkies, Fahlerz und Zinnober. Gutachten 1904, unveröffentl.. 1a. . BRUNLECHNER, A.: Bergbau
Schwabegg auf Kupferkies, Fahlerz und Zinnober. Unveröffentlichtes
Gutachten 1907. 2. CANAVAL, R.: Bemerkungen über
den Fahlerz- und Kupferkies-Bergbau Schwabegg. Unveröffentlichtes
Gutachten 1903. 3.HAIDINGER, W.: Poggendorffs
Annalen 67, (1846) 450. 4. HISINGER: Min.- Geogr. Sverige (1808) 22. 5. MEIXNER, H. : Neue Mineralvorkommen aus den Ostalpen.
Heidelb Beitr. z. Min. u. Petr., 2, (l950) 195.
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