Hanselmayer J. / 1977 Textauszug |
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Ein
interessantes Gesteinsvorkommen der Schobergruppe (Eklogitamphibolite mit
Hornblendekelyphit). Von Josef HANSELMAYER, Graz Da Kelyphitbildung in den Ostalpen, besonders auch in Kärnten,
relativ selten ist, wurde eine Neusuche nach bezüglichen Gesteinen
eingeleitet und bereits über die ersten Ergebnisse berichtet (HANSELMAYER
& HADITSCH 1974, HANSELMAYER 1975). Es erscheint aber auch notwendig, die wenigen schon
bekannten Vorkommen von Eklogiten und Eklogitabkömmlingen mit Kelyphit
aus der Schobergruppe und aus dem Kreuzeck, über deren Lagerung und
Petrographie schon vor 50 Jahren von CLAR 1927 und ANGEL 1928, 1930
berichtet wurde, neu zu bearbeiten. Durch Beigabe von Bildern (z. B.
Handstückbilder, Dünnschliffaufnahmen, Fotos von Anschliffen, besonders
in polarisiertem Licht und Mikrosondenaufnahmen), welche bisher durchwegs
gefehlt haben, wird der Text viel anschaulicher und mit neuen
Erkenntnissen dargestellt. Begonnene moderne Studien (ESMA-Untersuchungen
u. a., siehe HANSELMAYER & HADITSCH 1974) gaben bemerkenswerterweise
schon den ersten Nachweis der Paragenese von Magnetit, Hämatit, Ti-Hämatit,
Ilmenit und Rutil, wobei der Ti-Hämatit als neues Mineral in Kärnten
anzusehen ist. Der in dieser Studie neu bearbeitete feindiablastische Eklogitamphibolit stammt aus dem Debanttal beim Wirtshaus "In der Sag" (siehe hiezu auch EXNER & WANDERER 1962). Das Gestein ist graugrün mit zahlreichen braunroten Granaten mit Korndurchmessern um 1 mm. Mit Übergang schließt sich daran eine Lage mit 5 bis 10 mm großen Granaten (siehe Abb.1). Alle diese Porphyroblasten sind mit einer dunkelgrünen, dünnen Schale (Hornblendekelyphit) umschlossen. Granatverteilung der großen Individuen sehr locker, nur an einigen Stellen Gruppenbildung. Die Farbe des Gesteinspulvers ist etwa 10 GY 5/2 grayish green (MUNSELL, Rock Color Chart). Die Belegstücke holte in dankenswerter Weise F. WALTER. Unter dem Mikroskop sind die Granate zart rosa Einschlüsse
: Quarz, Hornblende, Rutil, Ilmenit, vereinzelt Epidot, Klinozoisit.
viereckige und sechsseitige Granatschnitte deuten auf { 110 } .Körner
immer mit Rissen, entweder parallele Scharen nach dem Rhombendodekaeder
oder mit Rißsystemen ohne kristallographische Orientierung. Die Risse
sind bei den kleineren Granaten fast immer geschlossen oder beinhalten nur
spärlich Hornblende (siehe Abb.2), hingegen bei den größeren offen und
mit Hornblende besproßt, in deren Mitte sich Ansammlungen opaker
Mineralien dahinziehen (siehe Abb. 3). Dies ist eine spezielle Eigenheit
dieses Gesteines. Die Granate sind allseitig mit einer Hornblendeschale (
Kelyphit) umgeben, deren Dicke auch an ein und demselben Granatkorn nicht
immer gleich ist (z. B. 0,04 bis 0,16 mm). Diese Hornblende ist
blaustichig. Sie fasert nur an wenigen Stellen gegen den Granatrand zu
aus. Beachtlich ist die Beteiligung an opaken Mineralien. Weitere
Einzelheiten sind aus den Abbildungen 3, 4 und 5 zu ersehen. Feindiablasten mit Ø um 0,08 bis 0,32 mm aus sehr blaßgrünen
Hornblendestengeln in paralleler, fächerförmiger oder wurmförmiger
Aggregierung. Stengelgröße z. B. 0,005 mal 0,15 mm. Die zweite
Mineralkomponente ist, weit zurücktretend, Oligoalbit. Hornblende: X = gelblichgrün, Y = grün, Z = blaugrün, cΛZ
= 18 bis 19°, einzeln oder in kleinen Gruppen, Korn-Ø meist 0,16 bis
0,32 mm, ausnahmsweise bis zu 0,6 mal 1,2 mm. Selten Klinopyroxen, Korn-Ø
bis 0,3 bis 0,8 mm. Wenige Biotite, bis zu 0,3 mal 1,6 mm, diablastisch
ausgebildet. Epidot und Klinozoisit sparsam verteilt, Kornlänge meist 0,3
bis 0,4 mm, an einigen Stellen des Gesteinsgewebes in lockeren Gruppen.
Quarz einzeln oder in Kornaggregaten, letztere bis zu 1,6 mm groß.
Ilmenit entmischt sich zu Rutil und Magnetit oder geht unter Aufnahme von
Ca in Titanit und Magnetit über. Ilmenit und Rutil fast immer miteinander
verwachsen, Korn-Ø = 0,05 bis 0,16 mm, größtes Rutilkorn = 0,12 mal
0,24 mm. Des öfteren dünner Titanitsaum um Rutil. Man erkennt auch
anisotropen Pyrit. Auch davon war bisher nichts bekannt. Diese Mineralien
sind locker im feindiablastischen Grundgewebe verteilt. An einigen Stellen im Bereich zwischen den Klein- und den
Großgranaten schließe.? sich Hornblende, Epidot und Klinozoisit zu nicht
anhaltenden Zügen zusammen. Anzeichen der schiefrigen Textur. Dünnschliff
Granate mit Kelyphit(9,8%) .
= 32,4 Vol.-% Auszählung:
Grundgewebe
= 67,6 Vol.-% Aufgrund der hier vorliegenden Untersuchungsergebnisse kann
man bei Vergleich mit den Ausführungen bei HANSELMAYER 1975 folgende
beach tenswerten Unterschiede feststellen: Kelyphitamphibolit
Eklogitamphibolit aus dem Krastal
mit
Hornblendekelyphit HANSELMAYER 1975
aus dem Debanttal 1. Kein Klinopyroxen
1.
Klinopyroxen vorhanden,
selten. 2. Granate nur bis 1,3 mm. Risse
2. Granate bis 10 mm. Risse bei fast
immer geschlossen.
den größeren mit Hornblende
und opaken Mineralien erfüllt. 3. Kelyphit ohne Beteiligung
3. Kelyphit mit beachtlicher Be- opaker
Mineralien.
teiligung
opaker Mineralien. 4. Hornblendekleinkorn-
4. In diesem Gestein hingegen Grundgewebe
mit wenigen
diablastisches Grundgewebe Diablasten
(10 bis 15%)
und ohne typische Beteiligung locker
verteilten, blaustichi-
blaustichiger Hornblende- gen,
etwas größeren Horn-
körner . blendekörnern.
5. Rutil nur als Einschluß in
5. Ilmenit meist mit Rutil, locker Granat.
im Grundgewebe verteilt. 6. Titanit einzeln oder als Klein-
6. Titanitsäume um Ilmenit-Ru- kornhaufen.
tilkörner.
Keine Titanitkorn-
haufen. 7. Kalzit vorhanden.
7. Kein Kalzit. Die ebenfalls beachtlichen Unterschiede und besonders die
Ergänzungen gegenüber den Erstausführungen von CLAR 1927, ANGEL 1928,
1930 und späteren Studien von EXNER & WANDERER 1962 sind dem
vorliegenden Text mit Abbildungen zu entnehmen. HANSELMAYER hat 1956 darauf hingewiesen, daß im ostalpinen
Kristallin, und zwar im Koralpengebiet, die Natur Umwandlungsstadien von
gabbroiden Gesteinen zu Eklogit aufbewahrt hat, an einer anderen Stelle
der Koralpe auch eine weitere Umwandlung in Richtung Amphibolit. Im
Debanttal fehlen solche Anhaltspunkte. Omphazit ist nicht vorhanden,
Klinopyroxen doch, wenn auch selten. Es kann zwar auf gabbroide Gesteine
als Ausgangsmaterial nicht mit absoluter Sicherheit geschlossen werden,
ist aber doch sehr wahrscheinlich, daß im hier bearbeiteten Gestein eine
Phase der Umwandlung von Eklogit über Eklogitamphibolit zu Amphibolit
vorliegt. Die Bilder wurden im Institut für Mineralogie und
Gesteinskunde der Montanistischen Hochschule Leoben gemacht. Herrn Prof.
Dr. J. G. HADITSCH sei hiefür herzlichst gedankt. LITERATUR:
ANGEL, F. (1928-1930): Gesteinskundliche und geologische
Beiträge zur Kenntnis der Schobergruppe in Osttirol. - Verh. Geol. B. A.
Wien, Teilergebnisse: 1-11. -(1930): Gesteine der Kreuzeckgruppe (Kärnten). - Mitt.
Naturwiss. Ver. Steiermark, 67:7-35. CLAR, E. (1927): Ein Beitrag zur Geologie der Schobergruppe
bei Lienz in Tirol. - Mitt. Naturwiss. Ver. Steiermark, 63:72-90. EXNER, Ch., & WANDERER, E. (1962): Zur Kenntnis des
Eklogitamphibolites im Debanttal (Schobergruppe, Osttirol). - Karinthin,
45/46:228-234. HANSELMAYER, J. (1956): Ein gesteinskundlicher Ausflug ins
Koralpengebiet. - Jahresber. Bundesstaatl. Frauenoberschule Graz, 6-21. -& HADITSCH, J. G. (1974): Zwei Eklogitamphibolite mit
Hornblendekelyphit. - Carinthia II, 164(84):175-188.
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