Meixner H. / 1952

 

110. Minerale (Apatit, Xenotim, Monazit, Zirkon), Biotit; Beryll, U- Mineral- Spuren, Granat usw.) aus dem Glimmerbergbau bei St. Leonhard auf der Saualpe, Kärnten.

Einer Einladung des Betriebsleiters Dipl.-Ing. K. Gödl auf unserer Frühjahrs-Fachtagung folgend, konnten Prof. Dr. E. Clar, Dipl.-Ing. K. Matz und ich im Mai 1952 dieses interessante Vorkommen besichtigen, die Gruben befahren und die Halden ab- suchen. Für die Führung möchten wir auch hier Ing. Gödl herzlich danken. Die ersten Ergebnisse erschienen aus dem Blickfeld der Mineralparagenese recht vielversprechend, so daß zwei weitere Sammelexkursionen gemeinsam mit Bergdirektor Dipl.-Ing. K. Tausch und Prof. Clar bzw. Dr. F. Kahler unternommen und daraus das hier dargestellte Bild der Mineralisation dieser Glimmerpegmatite erhalten wurde.

Befahren wurde Grube Käthe wenig östlich des Kirchleins St. Leonhard und Grube Peter etwa 1 km westlich von der Kirche: Beide schon während des Krieges aufgeschlossenen und in Abbau genommenen Glimmerbaue haben recht schönes Material, Muskovit -Tafeln ,bis zu Handgröße und darüber geliefert.

In Grube Käthe überrascht das glimmerführende Gestein, das von "Lehrbuch"-Pegmatiten beträchtlich abweicht. Die häufig quergestellten Glimmer, solche Glimmertafel-Pakete werden hier "Bücher" genannt, liegen zwischen großen Feldspataugen, der Quarz tritt stark in den Hintergrund. Immer wieder sieht man an Firsten und Ulmen Schieferschollen verschiedenster Ausmaße stecken; das Ganze erweckt den Eindruck eines mit großen Feldspatausscheidun- gen reichlich injizierten Schiefergneises, .wobei eine Sammelkristallisation zur Bildung der Glimmertafeln führte. Auf den Halden sind aber auch "normale" Pegmatite zu sammeln, die zwar auch gelegentlich Schiererschollen (mit Biotit) enthalten, aber nicht des violett- stichigen bräunlichen Pegmatitquarzes entbehren. In solchem Pegmatit finden sich reichlich oft bis über 1 cm dicke und mehrere Zentimeter lange, blaßgrünliche sechsseitige Säulen oder auch un- regelmäßig begrenzte Knauern von 5 und mehr Zentimeter Durchmesser von Apatit eingewachsen. Dieser apatitführende Pegmatittypus war mir aus der Köflacher Gegend (z. B. aus dem Steinbruch beim W. H. Steinbauer auf der Hebalpe oder aus dem Bachbett bei der Schleiermühle) wohl bekannt und die dort nachgewiesenen seltenen Begleitminerale Xenotim, Monazit und Zirkon konnten ~ nun auch hier erwartet werden. Es gelang uns auch, meßbare Apatit xx zu finden. Sie sind kurzprismatisch entwickelt und weisen in der Prismenzone neben m( 1010) noch untergeordnet bis gleichwichtig a(1120) auf. Ein eingewachsener Kristall (Fund E. Clar) lieferte die Kopfflächen x(101l) und c(0001) [m/x = 49° 38' statt berechnet 49° 41'). Die Apatite der Halden sind öfters wahrscheinlich sekundär durch eine Roteisen-Pigmentausscheidung ganz oder teilweise rot verfärbt. Im ultravioletten Licht leuchten die grünlichen Apatite dumpf rot, möglicherweise infolge eines geringen Mangangehaltes.

In den apatitführenden Pegmatiten war schließlich unsere intensive Nachsuche nach kleinen honiggelben oder braunen Kriställchen von Erfolg gekrönt und wie einst von der steirischen Seite der Heb- und Packeralpe (H. Mx., Monazit, Xenotim und Zirkon aus apatit- führenden Pegmatiten d. steir.-kärntn. Altkristallins, Zs. Krist., A, 99., 1938, 50-55, und Neue mineralog. Seltenheiten aus der Ostmark. Min. u. petr. Mitteil., 5 I., 1940, 435-436) erfolgte auch hier die Sicherstellung von Xenotim (YPO4) und Monazit [(Ce, La, Y, Th) (PO4)] gemäß der Vorhersage.)

Xenotim (Aufstellung nach dem "neuen Dana", 1951, S. 689). Es sind braune, durchscheinende Kristalle von bisher maximal 5 mm Durchmesser, "'im wesentlichen flache Doppelpyramiden mit z(011), bei größeren Kriställchen kommt noch die Prismenzone mit meist sehr schmalen m(110) .hinzu; vereinzelt wurden auch hier (wie Hebalpe) stark verzerrte Kristalle festgestellt und gemessen, bei denen der Kristall dicktafelig nach m( 110) bei verschwindend kleinem - m"'(110) entwickelt ist. Ein nettes Kriställchen (Fund K. Tausch) gestattete auch die Sicherstellung der Fläche -(121), die Ausbildung unserer Xenotim xx entspricht den Fig. 13 und 16 im Goldschmidt-Atlas (9., 1923, Taf. 64), die Xenotim xx aus den Pegmatiten von Schüttenhofen und Pisek in Böhmen betreffen. Das spezifische Gewicht unseres Xenotims wurde mittels der Berman- Mikrowaage zu 4,49 bestimmt. Mit den Winkelmessungen 110/011 = 48° 44', 48° 49', 48° 58' und 48° 41' (berechnet 48° 49').,011/121 = 30° 7' (berechnet 290 54'), nω 1,74, nε 1,74 ist die Bestimmung als Xenotim völlig sichergesteilt. Größere Kristalle sind besonders in Apatit eingewachsen. Manchmal bilden da aber auch aus dem Glimmerschiefer übernommene kleine, sehr ähnlich gefärbte Granat xx Anlaß zu tückischen Verwechslungsmöglichkeiten. Wenn nicht die Kristallausbildung schon eine eindeutige Feststellung gestattet, und das ist ,gerade bei Bruchstücken meistens nicht der Fall, so gelingt die Bestimmung wohl 'auf optischem Wege, doch ist dann meist das Material verbraucht, das Belegstück zerstört.

Monazit. Davon liegen uns bloß Kristallfragmente von 3 bis 5 mm Durchmesser vor. Die Farbe entspricht ganz der des Xenotims. Als Bruchfläche sieht man öfters die Spaltung nach (001) mit der Randbegrenzung eines breitgedrückten regelmäßigen Sechseckes, in den Winkeln Monazit xx mit a(100) und m(110) entsprechend (vgl. dazu H. Mx;, Mineralogische Notizen aus Niederdonau I, Zentralbl. f. Min., 1942, A, 177-182, bes. S. 178, Abb. 2), im Habitus also etwa den Monazit xx von Unterbergen bei Krems a. d. Donau gleichend. Der Spaltwinkel a/c = 100/001 beträgt nach Schimmermessungen 76 bis 78° (berechnet 76° 20'), ferner ließ sich a/m = 100/110 zu 43° 9' (berechnet 43°17') messen. Spez. Gew. = 4,79 (Berman-Mikrowaage, in Toluol). Alle n liegen beträchtlich über 1,74 (Methylen-jodid), hohe Doppelbrechung. Mit diesen Daten ist auch der Monazit ziemlich sicher nachgewiesen.

Zirkon. Bisher auf bloß 2 Stufen beobachteten wir in Apatit eingewachsene, bis höchstens 2 mm lange und 0,5 mm dicke, lang- prismatisch bis säulig entwickelte braungrau gefärbte Kristalle. Im Querschnitt erscheinen sie quadratisch oder rechteckig, im Habitus weichen sie von den hier vorkommenden "isometrischen" Xenotim xx stark ab, dagegen erinnern sie darin und bei Betrachtung der Kopfflächen unter dem Binokular stark Zirkon xx, z. B. dem Vorkommen von der. Prickler Halt (vgl. H. Mx., Entdeckung, Wiederauffindung und neue Beobachtungen am Zoisit-Zirkon-Vorkommen von der Prickler Halt, Saualpe, Kärnten, Berg- und Hüttenmänn. Monatshefte, im Druck). Das eine Kriställchen, ' das vielleicht zu einem kristallogtaphischen Entscheid gefärbt hätte, wurde geschont und am Stücke belassen, ein winziges Kriställchen dafür zur optischen Untersuchung herangezogen. Das Mineral hat .stets gerade Auslöschung, positive Längsrichtung, nε; und nω liegen hoch über 1,74, hohe Doppelbrechung. Das stimmt alles auf Zirkon als wahrscheinlichste Lösung, Zinnstein mit ebenfalls recht ähnlichen optischen Eigenschaften käme sonst auch noch in Frage, erscheint mir aber hier unwahrscheinlicher.

Biotit ist Hauptbestandteil der Schieferschollen, die der Pegmatit hier häufig enthält. Wir fanden ihn gelegentlich aber auch in Tafeln von 5 bis 7 cm Durchmesser, dann im Pegmatit mit Muskovit parallel verwachsen. Der Feldspat (saurer Plagioklas) leuchtet im ultravioletten Licht sehr deutlich hellblau, wie auch die Feldpäte aus den apatitführenden Pegmatiten der Weststeiermark; diese Erscheinung wurde von H. Hab er 1 an d t und A. Köhler (Lumineszenzuntersuchungen all Feldspaten und anderen Mineralien mit Seltenen Erden. Chemie der Erde, 13.} 1940, 363-386) auf einen geringen Gehalt an zweiwertigem Europium zurückgeführt.

Recht spärlich ist als Begleitmineral von Apatit und Quarz noch schwarzer Turmalin (Schörl) zu nennen, der hie und da, ohne irgendwelche kristallographischen Besonderheiten zu zeigen, in Nestern von Zentimeterbereichen zwischen diesen Mineralen sitzt.

Erwähnenswert aus dem Haldenmaterial der Grube Käthe sind dann noch die stellenweise gar nicht seltenen Eklogitstücke, die -stark zerbrochen -"im Pegmatitmaterial schwimmen". Die Eklogitgemengsel Granat und Omphazit (je bis zu 2 cm Durchmesser) sind stark mit Pegmatitmaterial durchtränkt. Derartige Bildungen sind mir sonst im Kor- und Saualpengebiet noch nicht untergekommen, eine nähere petrographische Bearbeitung erscheint mir recht wünschenswert.

Zahlreiche Pegmatitstücke von Grube Käthe wurden im ultra- violetten Licht durchgesehen; die für U-haltigen Glasopal oder gewisse Uranglimmer charakteristische grüne Lumineszenz wurde hier nie beobachtet.

Grube Peter zeigt ein recht anderes Bild; hier sind es mehr "normale" Pegmatite, doch ,eines ganz anderen Typs. Nur ganz ausnahmsweise, auf einem einzigen Stück (Fund K. Tausch) wurde hier bläulichweißer Apatit beobachtet. Dagegen trafen wir auf den ausgedehnten Halden von Peter, Ing. Gödl schon lange bekannt, Bruchstücke von im Ostalpenmaßstab betrachtet "riesenhaften" Beryll xx an. Wir fanden Kristalle dieses Minerals von Daumengröße, haben aber auch Durchmesser von über 10 cm gemessen; nach Mitteilung von Ing. Gödl waren solche Kristalle mehrere Dezimeter bis ~ m lang. Sie sind weiß mit einem Stich nach bläulichgrün gefärbt und zeigen nur das Prisma m. (1010) mit der Basis c(0001) als Abschluß. Die beryllführenden Pegmatite von Grube Peter gleichen ganz den Vorkommen vom Gößnitzrücken bei Köflach, wo ebenfalls räumlich getrennt, noch benachbart, die apatitführenden Pegmatite (Schleifermühle) auftreten.

U -Minerale: Ein von K. Matz auf der Halde der Grube Peter gesammelter großer Beryll xx (Durchmesser etwa 10 cm) enthält randlich einige wenige schwarze Pünktchen, die gelb umkrustet sind und einschließlich der Verwitterungsrinde 1-2 mm Durchmesser haben. Die durch die teilweise Verwitterung mehr- minder verschwimmenden Umrisse dürften auf Oktaeder oder Kubooktaeder zu beziehen sein. Es handelt sich um Spuren eines primären Uranerzes, wahrscheinlich Uraninit, doch langt das Material nicht, um zwischen Ulrichit, Bröggerit oder Cleveit unterscheiden zu können. Das gelbe Verwitterungsprodukt leuchtet nicht im filtrierten Ultraviolett einer Hanauer Quarzlampe und dürfte als Gummit (UO3 .nH2O) anzusprechen sein. Dagegen sind auf der Beryllbruchfläche, einige Millimeter von den schwarzen Kernen entfernt, winzige grün lumineszierende Pünktchen zu beobachten, die auf Spuren von Uranglimmer (Autunit, Uranocircit) oder auch U- haltigem Glasopal bezogen werden können. Weder mit der Lupe noch unter dem Binokular ist auf diesem Stück wie einem weiteren, das gleichartige Erscheinungen zeigt, bei Bestrahlung mit gewöhnlichem oder auch mit ultraviolettem Licht irgend etwas von den sonst so leicht beobachtbaren Kristallformen der U-Glimmer zu bemerken. Diese dünnen überzüge dürften daher eher für Glasopal zu halten sein.

Der Nachweis des schwarzen Uranerzes ist, auch wenn damit keine nähere Bestimmung möglich war, mineralparagenetisch für unsere Pegmatite im steirisch-kärntnerischen Altkristallin von einigem Interesse. Koritnig (Uranminerale aus dem Gebiete der Kor- und Stubalpe, Zentralbl. f. Min.1939, A, 116-122) hat gezeigt, daß es in manchen dieser Pegmatit auch als Seltenheiten Autunit und ein Uransulfat als wohl sekundäre Bildungen gibt, doch hing die U-Quelle dafür bisher völlig in der Luft.. Der Neufund von Freund Matz schließt hier eine Lücke.

Nicht nur der Beryll kam in Grube Peter in Kristallen von be- deutenden Dimensionen vor, sondern -nach Haldenfunden -auch der Granat. Das Mineral ist dunkelbraun gefärbt und dürfte wohl vorherrschend Alm an d in -Zusammensetzung besitzen- Seine Kristallstücke haben hier 10 bis 20 cm Durchmesser. Diese Granat xx haben wir nie rundum ausgebildet angetroffen, sondern von Kristallflächen begrenzt ist meist nur V4 bis ~ des großen, mehrere Kilogramm schweren Klumpens. Da es sich nur um auf den Halden gesammeltes Material handelt, kann nicht mit Sicherheit behauptet, sondern nur mit Wahrscheinlichkeit vermutet werden, daß die großen Granatkristalle vor der Kristallisation von Quarz und Feldspat vollständig ausgebildet und dann zerbrochen und zerteilt worden sind. Verbiegungen an Kristallflächen zeugen schon für tektonische Einwirkungen. Wo die Granatklumpen Kristallflächen angesetzt haben, sind sie ganz scharfkantig, Kombinationen des Deltoidikositetraeders n(211) mit dem Rhombendodekaeder d(110), wobei entweder n und d gleich stark entwickelt sind.. oder d gegen n etwas in den Hintergrund tritt. In den Schiefern dagegen, gibt es immer nur reine Rhombendodekaedertracht. Und wieder kann her- vorgehoben werden, daß ähnlich große und gleich ausgebildete Granat xx auch im einstigen steirischen Glimmerbergbaugebiet um Ligist-Köflach vorgekommen sind.

Nach Belegstücken von Ing. Gödl ist aus dem Bergbaugebiet Peter-Neuhäuselstollen als Pegmatitmineral noch Turmalin (Schörl) zu erwähnen, der hier in bis zu 10 cm langen Säulen auftrat. Gelegentlich kam im Bergbaugebiet Peter auch Gangquarz vor, in Klüften sind nach Haldenstücken ganz nette Drusen von Berg kristallen zu sehen.

Zusammenfassend kann also gesagt werden, daß Xenotim und Monazit und ihr apatitrohrendes Muttergestein von St. Leonhard bis zur Ununterscheidbarkeit den etwa 30 km Luftlinie entfernten steirischen Vorkommen gleichen. In beiden Fällen sind in nächster Nähe Pegmatite mit großen Beryll- und Granatkristallen nach- gewiesen, beide Gebiete sind mit Glimmerbergbauen in Erscheinung getreten. Sie liegen im Koralpenkristallin, doch anscheinend stets nicht weit von Gesteinen mit Gleinalpenkristallisation. Leider fehlen neue Kartierungen, die nähere Vergleiche gestatten würden, doch dürfte noch einmal aus einer geologischen Parallelisierung dieser gleichartigen Pegmatitserien Nutzen zu ziehen sein.

Es ist in jeder Hinsicht sehr bedauerlich, daß wir anscheinend bald aus wirtschaftlichen Schwierigkeiten diesen hervorragenden Einblick in einen Glimmerbergbau für Mitteleuropa eine Seltenheit -verlieren werden. Die durch den Abbau erwiesene Ausdehnung von Pegmatit-Gängen mit einem verhältnismäßig hohen Anteil an Nutzglimmer erscheint uns, verglichen mit Köflacher Verhältnissen, immerhin beachtlich. Die Saualpe, die schon vor rund 150 Jahren Mineralogen aus vielen Ländern zu den Eklogit-Mineralisationen des Gertrusk, zum Zoisit und Zirkon führenden Pegmatit der Pricklerhalt, zu den Kyanit-Eklogiten vom Kupplerbrunn, zu den Prehniten der Irregger Schwaig anzog, liefert nun dem Sammler auch bemerkens- werte Pegmatitminerale. In diesem Zusammenhang ist auch auf das am Ende dieser Arbeit beschriebene neue Skapolithvorkommen hinzuweisen.

Von allen Neufunden wurden von uns schöne Belegstücke der mineralogischen Sammlung des Kärntner Landesmuseums übergeben. (MEIXNER)

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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