Meixner H. / 1981

 

510. Besonders ansehnliche Kluftminerale an pegmatitisch injiziertem Eklogit, mit Marmor, von der Ramihalt auf der Saualpe, Kärnten.

  Vor etwa drei Jahren wurde ein Forstaufschließungsweg von der Gieselhütte in den Ramigraben gebaut. Zwischen Offnerhütte und Wirtsofen, am Ende des bezeichneten Weges, lag die Fundstelle -vgl. die Saualpenkarte von N. WEISSENBACH et al., 1978 (43, Planquadrat M/14) -, die nach dem Bau der Straße verschüttet worden ist. Von der Ramihütte (nur Haussignatur in der Karte) liegt der Fundort etwa 200 m östlich und 70 m tiefer. Die Karte zeigt eine kleine Eklogitamphibolitschuppe an Disthenfasergneis (D2) mit Marmornähe und Biotit-Plagioklas-Schiefergneis. Hier entdeckten und besammelten Dir. V. LEITNER (St. Michael), OLGR. Dr. A. KRANNER und W. OCWIRK (Wolfsberg) eine umfangreiche pegmatitische Mineralisation, die Prachtstufen mit far das Gebiet ungewöhnlich großen Kristallen geliefert hat. Der Aufschluß ist etwa 10 m breit gewesen und -nach bekanntwerden -von anderen Sammlern rasch ausgeräumt worden.

Die pegmatitische Injektion führte zur Bildung von 2 X 5 cm bis 3 X 18 cm großen, dunkelgrünen Amphibol-xx, die entweder von Feldspat ( Albit ) oder von grobspätigem Kalkspat verkittet wurden. Stengelige Hornblende-xx laufen in 1 bis 2 cm lange, farblose bis weiße Amianth-Büschel aus.

Die weißen, öfters etwas limonitisch angefärbten Albit-xx sind 2 bis 3 bis 10 bis 12 cm groß und flächenreich, jedoch so verätzt, daß keine genaueren Messungen möglich waren. Trotz vieler Versuche gelang mir keine sichere Klärung der Flächenlagen, da auch die Spaltungen schlecht zu sehen waren und nichts zerschlagen werden durfte. Am wahrscheinlichsten scheinen mir tafelige Kristalle nach M(010), mit P(001), 1(110) und T(110) neben weiteren Flächen; manchmal scheint aber auch ein Periklin-Habitus nicht ausgeschlossen. Zwischen Hornblende und Albit liegen bis fast handgroße braungelbe Titanit-xx, z. T. in Briefumschlagform, und bis 8 cm große, mehrere Millimeter dicke Ilmenit-Tafeln. Auch bis 1 cm große, prismatische Apatit-xx kamen mit vor; ein 7X5 mm großer, weißer Apatit-xx war einer Ilmenit-Tafel aufgewachsen. Von hier als Seltenheit bezeichnet, bekam ich von Dir. LEITNER eine Probe von stark umgewandeltem Eklogit mit Epidot, Chlorit und Albit, wo in einer Kluft weiße, prismatische, bis 17 mm lange und 1 bis 2,5 mm dicke Kristalle mit quadratischem Querschnitt auftraten, die von ihm als Skapolith (nach einer optischen Kontrolle) bezeichnet worden sind. Solchen Skapolith haben wir in gleichartigen Paragenesen bereits mehrfach im Saualpengebiet angetroffen. Da nur wenig Material vorlag, habe ich bloß eine Probe davon optisch untersucht und war über die dabei gefundenen Eigenschaften recht verwundert. Unter dem Mikroskop ergab sich ein einheitliches, völlig farbloses Mineral, oft stengelig-brettförnig, mit stets gerader Auslöschung, mit nß in der Längsrichtung, meist negativ. Doch beim Wälzen unter dem Deckglas in einer zähen Flüssigkeit war dann immer wieder der Wechsel zu positiv zu beobachten. Demgemäß liegt die Achsenebene senkrecht zur Längsrichtung nß, es tritt ein mittelgroßer Achsenwinkel auf, 2 Vγ= 42° (gemessen und ausgewertet mit der SCHWARZMANNSchen Achsenwinkelskala), nß = 1,680 (Na), die Doppelbrechung beträgt etwa 0,010, nγ muß also um 1,690 liegen. Nach den Tabellenwerken konnte man an einen sehr eisenarmen Pumpellyit (Lotrit) denken, was mir zunächst recht unwahrscheinlich erschienen ist. Frau Doz. Dr. E. Ch. KIRCHNER hat daraufhin an einem anderen "tetragonalen" Kristallfragment eine röntgenographische Pulveruntersuchung vorgenommen und -völlig unabhängig -als Ergebnis ein Gemenge etwa im Verhältnis 1:1 von Pumpellyit und Prehnit erhalten! Nachträgliche optische Kontrollen haben in meinen Präparaten keinen Prehnit auffinden lassen.

Insgesamt handelt es sich bei unserem Vorkommen offensichtlich um Pseudomorphosen nach Skapolith, wobei dieses Mineral in Pumpellyit Prehnit umgewandelt worden ist. Dieser Befund kann vielleicht einmal petrologisch ausgewertet werden.

Eine ganz nahe örtliche Verbindung zwischen Pumpellyit in Feldspatgängen und Prehnit in Klüften im selben amphibolitisierten Eklogit von der Irregger Schweig auf der Saualpe, Kärnten, ist kürzlich von MEIXNER, 1980a (35a), beschrieben worden. Ein dazu völlig gleichartiges Vorkommen sowohl von Prehnit als auch von Pumpellyit ist inzwischen bei der Münzhütte ( = Zechhütte) auf der Lavanttaler Seite der Saualpe von F . HOLZBAUER-GRÖBLACHER entdeckt worden und hier in Bearbeitung.

Auf einem Gneis derselben Fundstätte (Ramihalt!) (Erstfund von W. OCWIRK, Wolfsberg) sitzen bis 1 cm lange, 1 bis 2 mm dicke, weiße, z. T. garbig verwachsene, stengelige Kristalle. LEITNERS Vermutung auf Skolezit wurde durch meine optische Untersuchung bestätigt. Es sind wohl die schönsten Skolezite, die wir bisher aus Ostkärnten kennen. Neben dem Skolezit, z. T. über ihm, lagern fast schwarze Chlorit-Rosetten in kugelig-wurmförnigen Aggregaten. Benachbart ist am Belegstück eine Albit-Gangfüllung zu bemerken. Neben den pegmatitischen Injektionen bei der Ramihalt sind auch Quarzgänge aufgetreten. Sie lieferten nur bis 5 X 2 cm großen Bergkristall und 2 bis 3 cm große, dunkel braunschwarze Kristalle. Nach Messungen mit einem Anlegegoniometer sind es verzerrte Pentagondodekaeder (210) von offensichtlich ursprünglich Pyrit .Im Anschliff ist ein Kern von Pyrit zu sehen, der außen eine bis 2 mm dicke Rinde von Lepidokrokit besitzt, also offensichtlich Verwitterung mit teilweiser Pseudomorphosierung.

Wir haben solche Klüfte mit Albit, grüner Hornblende, Titanit usw. mit einem ähnlichen Mineralinhalt schon mehrfach in Eklogiten der Saualpe bei starker randlicher Amphibolitisierung angetroffen; eine pegmatoide Beeinflussung ist dabei nicht zu übersehen. Sie sind gut von den Kluftfüllungen im Gertrusk-Eklogit zu unterscheiden. Diese letzteren mit den Würfel-Quarzen dürften bei etwas höheren Temperaturen entstanden sein.  (MEIXNER)

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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