Nieding E. ( 1986 |
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Pseudohexagonaler
Goethit aus einer Schlacke von Lölling/Kärnten.
Von Elmar NIEDING: Mit 1 Abbildung Rezente Mineralbildungen in Schlacken ehemaliger Erzverhüttung
sind aus Laurion/Griechenland seit langer Zeit bestens bekannt. Erst in
den letzten Jahren haben auch Vorkommen aus Österreich Eingang in die
Literatur gefunden (POSTL, 1982; NIEDERMAVER et al. 1983; SCHEBESTA, 1983,
1984; NIEDING, 1985). Mit diesem Bericht soll auf ein solches im Hüttenberger
Revier hingewiesen weiden. In diesem jahrtausendealten Berg-und Hüttengebiet
sind die Spuren montanistischer Aktivitäten noch sehr deutlich zu
erkennen. Neben neuzeitlichen Ruinen ehemaliger Hüttenstätten trifft man
im Bereich des Hüttenberger Erzberges immer wieder auf Schlacken. Reste
einer kleinen Schlackenhalde liegen u. a. direkt am Fahrweg, oberhalb der
St.-Barbara-Kapelle in Lölling-Sonnseite. Zur Orientierung im Gelände
kann die "Übersichts- und Wanderkarte des Hüttenberger
Erzberges", M. 1:10.000, Hrsg. Marktgemeinde Hüttenberg, bestens
empfohlen werden. In stark verwitterten Schlackenstücken dieser Halde können
selten pseudohexagonale goldbraune Kriställchen bis 2 mm Größe
beobachtet werden (Abb. 1). Vergleichsfunde in anderen Eisenschlacken von
Kärnten, z. B. vom Fuchsfloßofen am Mosinzer Bach (die Schlackenreste
sind heute nicht mehr vorhanden), in vorgeschichtlichen Eisenschlacken
Schleswig-Holsteins oder in mittelalterlichen Eisenschlacken des
Harzes/BRD sind mit dem Löllinger Vorkommen identisch. Ausführliche
Diskussionen mit Fachleuten und engagierten Mineralienfreunden sowie
eigene naßchemische Analysen bestätigten das Vorliegen des
Eisenhydroxides Goethit (a-FeOOH). Die tafeligen Gebilde sind nach eigenen
Beobachtungen das Verwitterungsprodukt einer bisher noch nicht näher
mineralogisch untersuchten Primärkristallbildung, deren Entstehung in der
Abfolge des Schmelzprozesses bei der Eisengewinnung begründet ist. Bis
heute ist nur bekannt, daß es sich um schwarz-grüne durchscheinende
pseudohexagonale Kristalle handelt, die innerhalb von 48 bis 72 Stunden
unter Beibehalt des urspünglichen Habitus oxidieren. Dazu eine kurze
Betrachtung des Schmelzvorganges: Die carbonatischen Eisenerze des Hüttenberger
Revieres mußten durch Röstung zuerst in Eisenoxide umgewandelt werden,
um dann in einem nachfolgenden Schmelzprozeß mit Holzkohle zu Eisen
reduziert zu werden. Die ausführliche Beschreibung eines solchen
Vorganges schildert STRAUBE et al. ( 1964) am Beispiel einer Erzreduktion
im Rennofen norischer Bauart. Nach GROTHE (1963) läuft die Reduktion (hier vereinfacht)
folgendermaßen ab 3 Fe2O3 +
CO→2 Fe3O4
+ CO2 Fe3O4 + CO →3 Fe O + CO2 FeO +CO →Fe + CO2 Besondere Beachtung verdient dabei die Phase FeO, die sich
nach SCHUSTER (1969) aus metallischem Eisen (Fe), Wüstit (FeO) und Hämatit
(Fe2O3) zusammensetzt und instabil ist. Der bisher
vertretenen Auffassung (SCHEBESTA, 1984), es handle sich um eine
Umwandlung von Pyrrhotin (FeS), fehlt somit die Grundlage. Vielmehr ist
der instabile Eisenoxid-Mischkristall (Wüstit?) Ausgangspunkt der
vorliegenden pseudohexagonalen Goethit-Kristalle.. Dieser
Oxidationsvorgang kann auch in Buntmetallschlacken beobachtet werden, da
fast alle Metallgewinnungsschlacken als Silikate mit Anteilen von Eisen,
Aluminium, Kalzium usw. vorliegen. Für Hinweise auf Schlackenvorkommen im
Hüttenberger Revier ist der Verfasser Herrn H. SEISER/Knappenberg, Herrn
Dr. H. F. UCIK/Klagenfurt und Herrn Prof. Dipl.-Ing. V. VAVROVSKY /
Althofen zu besonderem Dank verpflichtet. Dank gebührt auch den
Teilnehmern an der Diskussionsrunde über rezente Mineralbildungen in Hüttenschlacken,
den Herren Dipl.-Ing. G. SCHNORRER-KOHLER/Göttingen, A. SCHULTE/Osterode,
H. TAUBER/ Cremlingen und A. WITTERN/Barmstedt. LITERATUR:
GROTHE, H. (1963): Lexikon der Hüttentechnik. -DVA Verlag,
824 S. Stuttgart. NIEDERMAYER, G., W. POSTL und F. WALTER {1983): Neue
Mineralfunde aus Osterreich XXXII. - Carinthia II, Klagenfurt,
173./93.:339-362. NIEDING, E. (1985): Rezente Mineralbildungen in
urzeitlichen Kupferschlacken aus osterreich. - Der Aufschluß, 36:313-318. POSTL, W. (1982): Mineralogische Notizen aus der
Steiermark. - Die Eisenblüte, 3, NP 5:7-9. SCHEBESTA, K. ( 1983): Mineralien aus den antiken
Schlacken von Johnsbach. - Lapis, 8: Heft 11:13-16. -(1984): Seltene
Mineralien aus den Goldschlacken im Rauris-Tal. - Lapis, 9: Heft 3:9-20. SCHUSTER, W. ( 1969): Das alte Metall- und Eisenschmelzen,
Technikgeschichte in Einzeldarstellungen, Nr. 12. - VDI Verlag, 124 S. Düsseldorf.
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