Puttner M. / 1992 |
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Antlerit,
Chalkanthit, Djurleit, Hydronium-Jarosit, Siderotil und weitere Neufunde
aus einer Kieslagerstätte am Lading bei Wolfsberg, Kärnten. Von Manfred PUTTNER Kurzfassung :
Das Lavanttal in Kärnten war jahrhundertelang ein
wirtschaftlich bedeutendes Bergbaugebiet, was für manche in diesem
Landesteillebenden Menschen Wohlstand, für die meisten von ihnen aber vor
allem Arbeit und Einkommen bedeutete. Heute ist dort leider nur mehr der
Eisenglimmerbergbau Waldenstein in Betrieb. Dieser Aufsatz wendet sich
einer kleinen Kieslagerstätte am Lading bei Wolfsberg zu, die nun
neuerlich mineralogisch beprobt worden ist. Neue Ergebnisse sind: die
Kupfersulfate Antlerit, Brochantit und Chalkanthit; die Eisensulfate
Hydronium-Jarosit und Siderotil; ferner Albit, Chrysokoll (?), Kaolinit
und Sanidin sowie das Kupfersulfid Djurleit. Antlerit und Djurleit sind für
Kärnten, Hydronium-Jarosit und Siderotil darüber hinaus für Österreich
Erstnachweise Summary: For centuries the Lavanttal
in Carinthia was a significant economic mining territory, that for some
people in this region meant wealth, but for most of them jobs and incomes.
Today there is on I y the hematite mine in Waldenstein in operation. -This
article refers to a small deposit of pyrite in Lading near Wolfsberg,
which recently was studied mineralogically. As for this locality new
mineral species the copper sulfates antlerite, brochantite and
chalcanthite, the iron sulfates hydronium jarosite and siderotil, and
additionally albite, chrysocolla (?), kaolinite, sanidine as well as the
copper sulfide djurleite had been discovered. Antlerite and djurleite are
new minerals for Carinthia, whereas hydronium jarosite and siderotil are
even new for Austria. HISTORISCHES
In den vergangenen Jahrhunderten war das Lavanttal mit der
Gewinnung von Eisen, Kupfer, Vitriol, Kohle, Silber und Gold eine wichtige
Bergbauregion unseres heutigen Kärnten. Bereits die Kelten betrieben
unter der Herrschaft der Römer im Lavanttal Bergbau auf Eisen, Silber und
Gold. Eine Urkunde aus späterer Zeit datiert auf das Jahr 1278 zurück,
wo nach Lehensrecht die Bamberger Kirche an Jakobus, Bürger von Judenburg
"unsere Güter in Kleunich mit allem Zugehör überläßt.
Bischof Heinrich von Bamberg verleiht 1325 seinen Erzleuten auf dem Berg
zu St. Leonhard alle Rechte, die auf der Tzeyereck an perchwerck sint"
(gemeint ist Steieregg, an der Grenze gegen Steiermark). Zuvor schon,
1227, wird in einem Vergleich zwischen Herzog Bernhard von Kärnten und
Bischof Ekbert von Bamberg das Reichenfelser Silberbergwerk erwähnt. Im
Jahr 1351 übergibt das Hochstift Bamberg die Feste zu St. Leonhard sowie
das Stadt- und Berggericht an Heinrich EGLAWER von Kutten, dessen Söhne
und Eidam (Schwiegersohn), die den Bergbau am Goldberg zweckmäßig
voranbringen sollen. Das Hochstift Bamberg verleiht 1380 "zum Nutzen
seines Gotteshauses und zur Förderung seines Goldberges zu St. Leonhard
einen rechten Erbstollen". Mit dem bergmännischen Eindringen in
tiefere wasserführende Gebirgsschichten sind diese Gruben schließlich
ersäuft und werden 1438 von Bamberg Privaten überlassen, welche die,
auch durch kriegerische Türkeneinfalle zwischen 1476 und 1483, gefährdeten
Baue einstellen und fortfristen, das heißt, nur mehr die Rechte
daraufbehalten. In den sechziger Jahren des 16. Jahrhunderts blüht der
Edelmetallbergbau wieder auf. Wesentlich dafür ist, daß das reiche
Handelshaus FUGGER in Augsburg hier eine größere Anzahl von Bergbauen
besitzt, und zwar auf Kupfer am Lading und am Reisberg sowie auf Gold in
der Kliening in Oberund Unterpoldegg. 1556 beginnt der Goldabbau bei St.
Johann nahe Wolfsberg, wo bereits seit 1362 ein Silberbergwerk besteht.
Bergbau wird anno 1561 auch am Leidenberg unter Preims, in Amberg, am
Klippitz, am Lading, insbesondere am Goldberg und in der Kliening
betrieben. Nach wirtschaftlichen Rückschlägen sind um 1565 viele der
FUGGERSCHEN Gruben stillgelegt, aber noch gefristet. Seit 1575 ist
wahrscheinlich nur mehr das Goldbergwerk in Oberund Unterpoldegg aufrecht,
doch bewirken dann die eindringenden Wässer wie auch die gestiegenen
Holzpreise, daß es aufgelassen und verkauft wird. Später zieht sich auch
das Haus FUGGER vom Bergbau zurück. Da der Goldbergbau Kliening fünf
Jahrzehnte danach positiv begutachtet ist, beginnt eine neue rege Tätigkeit
in diesem Zweig. Auf Edelmetall baut man 1631 weiters im Nesselgraben, zu
St. Leonhard wie auch am Leidenberg, und um 1636 wird ein neuer Goldschurf
im Lichtengraben aufgeschlossen. Noch 1643 schürft man auf Gold in Weißenpach,
bei St. Johann und in der Auen ob der Lintzmühle sowie (bis 1669) im
Tegglitzgraben. Im ausklingenden 17. Jahrhundert ist nur mehr der Bergbau
in der Kliening aufrecht, bis am 14. Juni 1703, dem Fronleichnamstag, mit
Letten vermischte Wassermassen im Stollen durchbrechen und über das
Gebirge herausfluten. Damit ist auch der Niedergang dieses Bergwerks endgültig
besiegelt. Spätere Wiederinbetriebnahmeversuche um 1725, 1800 und 1833
bleiben erfolglos. Die geschichtlichen Daten sind zumeinen der
"Monographie des Lavantthales" entnommen, die unter Mitwirkung
von Oberbergrath F. SEELAND und dem mit ihm eng befreundeten k.u.k. Prof.
i. R. F. JÄGER (1902) erarbeitet wurde und sich auf das urkundliche
Material des Archivs des Geschichtsvereines für Kärnten, das
Bamberg-Archiv Wolfsberg und andere Geschichtsquellen des Lavanttales stützt
zum anderen der "Geschichte des Kärntner Bergbaues" von
WIESZNER (1950). Nach dieser historischen Replik auf die Gold- und
Silberbaue ist nun auf einen anderen Montanindustriezweig einzugehen, der
auch einen langen Zeitraum für das Lavanttal wirtschaftlich bedeutend
ist: auf den Abbau von "Galitzenstein" zur Vitriolerzeugung. Früher
war dieser Name gebräuchlich, wobei "grüner Galitzenstein" für
Eisenvitriol und "blauer Galitzenstein" für Kupfervitriol
stand. Es ist nicht näher bekannt, seit wann in diesem Tal die Vitriolhütten
existierten; es gibt nur Andeutungen, daß Vitriol in Kärnten schon seit
langem erzeugt wird. "Auch ist mancherlei Bergwerk in diesem Land,
mehr denn in anderen. ..auch viel Alaunerz, die zu bauen gewendt werden.
Item Vitriolerz mit hoher Gradierung...", schreibt 1538 Aureolus
Theophrastus von Hohenheim, genannt Paracelsus, den die FOGGER als Bergund
Hüttenkundigen ins Lavanttal holen, in seiner "Chronica und ursprung
dieses landts Kärnten". Fest steht, daß aus den im Sommerauer
Graben vorrätigen Kiesen Vitriol produziert wird, was ein Schreiben aus
dem Jahre 1448 belegt. Darin beruft der Bergrichter zu Wolfsberg mehrere
Kontrahenten "behufs Mister-Austragung einer Streitigkeit puncto
Galitzensteinbaues in der Sommerave zur Tagsatzung". Für die
Vitriolerzeugung ist in dieser Zeit aber das westlich von Wolfsberg
liegende Gebiet an den Ausläufern der Saualpe am Reisberg und am Lading
wichtiger. Jörg von Hollenburg erwirbt die von mehreren Gewerken am
Lading schon lange betriebenen Gruben und ist 1445 Hauptbesitzer des
"Perkwerkh Galitzenstein am Lading ob sannd Michel im Lauental".
Das gewinnbringende Kupfervitriol wird nun vorwiegend in enger
Zusammenarbeit mit dem angesehenen Haus der Brüder DONADONI und später
mit dem Haus der Gebrüder MoRo nach Italien ausgeführt. Die günstige
Entwicklung dieses Handels ist aber bedauerlicherweise ständig durch
Fehden der Adeligen und die damit einhergehenden Rechtsstreitigkeiten gestört.
Und dies gerade in Zeiten, wo die Nachfrage nach Kupfervitriol aus Italien
anhält und höchste Preise erzielbar wären. Das Aufleben des
Goldbergbaues im Lavanttal, wie vorhin beschrieben, mindert den
Kupfervitriolpreis arg, denn bei der Verhüttung der Golderze wird jetzt
nebenbei auch Vitriol hergestellt. Die Folge sind Betriebsunterbrechungen.
Damit verändern sich aber auch die Besitzverhältnisse, denn die Knappen
können kraft der Bambergischen Rechtsordnung 1534 ihre offenen
Lohnforderungen hereinbringen, indem sie als Teilhaber am Bergwerk
eintreten. In diesem Sinne vereinigen die bisherigen Knappen Georg und
Matthäus FREIDL viele Anteile der Grube "bei Adam und Eva am
Lading", und das FUGGERSCHE Haus erwirbt den Rest. Der Vitriolpreis
sinkt weiterhin. Ab 1569 darf Christian GRÜNWALD für zehn Jahre seine
neue Raffiniermethode anwenden und Kupfervitriol nach Italien ausführen;
das scheitert jedoch auch an Streitigkeiten. Danach, 1592, läßt sich
Karl UNGNAD, Freiherr von Sunegg, mit einem "derzeit verlegenen,
verfallenen und austrunkste Vitriol Perkwerkhs am Laiding Perg bei St.
Margareth" belehnen. 1636 ist der Stadtpfarrer von Wolfsberg,
Maximilian Lambert TROYER, im Besitz des Vitriolwerkes und erzielt mäßigen
Gewinn. Es gibt nun Unterbrechungszeiträume, und zu guter Letzt übernehmen
1696 Ferdinand Wilhelm LICUTIN und Domenico DONADONI die Gruben für vier
Jahre, doch bleibt der erwartete Ertrag aus (RIEDL, 1873; WIESZNER, 1950;
z. T. nicht gleiche Jahresangaben). EINE KIESLAGERSTÄTTE AM LADING
Das Gebiet am Lading, einem der östlichen Ausläufer der
Saualpe, gehört geologisch der Schiefergneisgruppe an, die dort hauptsächlich
aus injizierten Glimmerschiefern und Schiefergneisen besteht. In kleinen
Linsen sind vereinzelt Oberer Disthenflaser-Gneis, spärlich Eklogit und
Eklogitamphibolit und ganz wenig Pegmatoide eingeschaltet. In der Tallage
schließen sich Schotter-und grobklastische Blockschotterschichten an (Geolog.
Karte der Saualpe, Nord; Geolog. Bundesanstalt Wien). Die kleinen
Kiesvorkommen in diesem Bereich werden von FRIEDRICH (1958; 1968) nur kurz
erwähnt. Sie sind demnach der variszischen Orogenese (SW-NO streichende
Gebirgsbildung, die ein weiträumiges Senkungsgebiet ausfaltet)
zuzuordnen, wirtschaftlich bedeutungslos und dürften lagerstättenkundlich
dem Lamprechtsberger Typus entsprechen. Das bei einer Besichtigung des
Kiesbergbaues im Herbst 1939 von FRIEDRICH aufgesammelte Material wurde
zur Untersuchung an MEIXNER übergeben. In diesem Bergbaurevier ist um
1890 wieder mit Schürfungen begonnen worden. Ungefähr 2,5 Kilometer
westlich der Ortschaft St. Michael bei Wolfsberg mündet das Rote Bach! in
den Arlingbach. Auf der orographisch linken Seite des ersteren, etwa 80
Meter südlich des Gehöftes vulgo GRASSL, wurde ein Stollen vorgetrieben,
der anfangs Limonit durchörterte und dann Kiese antraf. Als CANA V AL den
Bau im November 1895 befuhr, betrug die Streckenlänge 25 Meter. Am
Feldort fand er im ockerigen Gneis mit Limonit vermischte Kiese vor, die
nach oben hin ganz in Limonit, der Vitriolnester enthielt, übergingen
(Abb. 1 ). Die Vererzung war 1,5 Meter mächtig und das Verflächen des
Gneises im Hangenden 70° nach 14h5O. Bei den Kiesen handelte es sich
vorwiegend um eine ausgewitterte, löcherige Pyrit-Masse mit weinroten
Granatkörnern, Glimmer und Quarzstücken. Chalkopyrit, der am Lading be"
reichsweise auftritt, war damals in den Gangproben nicht feststellbar.
Limonit-Analysen im Laboratorium der k.k. geologischen Reichsanstalt
ergaben aber Kupferanteile von 0,75 bis 19,73% und eine Probe in Karlshof
sogar 24,30%. Die Mineralisation dieses Schurfbaues wird weiters mit
Allophan, Andesin, Biotit, Cuprit, Magnesit, Graphit, Malachit, Muskovit,
Orthoklas, Plagioklas, Pyrrhotin, Rutil, Titanit und Zirkon angegeben
(CANAVAL, 1900). Heute steht dieser Einbau mit der vorgelagerten,
bewachsenen Halde noch offen. Die drei Strecken haben eine Länge von
insgesamt 51 Metern. Wahrscheinlich wird dieser Bau bald nach CANAVALS
Besuch aufgelassen worden sein. Grubenbefahrungen sind hier nicht zu
empfehlen, da die bei der Oxidation der Erze freiwerdende Schwefelsäure
im Kontakt mit den Augen, der Haut und der Kleidung sehr aggressiv ist.
Unter Tage zeigen sich die Sulfate farbenprächtig; heraußen aber
verlieren die meisten voll ihnen rasch ihre Attraktivität und zersetzen
sich, wenn sie nicht luftdicht aufbewahrt werden, in kurzer Zeit. In den
letzten fünfzig Jahren ist das Vorkommen mineralogisch nicht intensiv
erkundet und entsprechend bearbeitet worden; sollte es irgendein neues
Ergebnis gegeben haben: es ist nicht publiziert. Der Sulfiderzkörper enthält
an Primärerz von wenig Chalkopyrit und Pyrrhotin abgesehen nur Pyrit.
Sein Kontakt mit Luft und Wasser hat ihn verändert und in die heutigen
Verwitterungsstadien übergeführt. Durch die mechanische Verwitterung kam
es im Erz zu einer Lockerung des Kornverbandes und letztlich zu einem
grusartigen Zerfall. Annähernd gleichzeitig vollzogen sich auch die dabei
üblichen chemischen Reaktionen. Die Sulfide haben sich mit Sauerstoff und
Wasser schließlich zu Schwefelsäure umgesetzt und in der Oxidationszone
einen Säurehof gebildet. Beachtliche Mengen von Eisen wurden überwiegend
über den Gelzustand abgeschieden und in der Folge zum Endprodukt Limonit
kristallisiert, dessen gelbe und rostbraune Massen röntgenographisch als
Goethit erkannt wurden. Als Zwischenprodukte sind im Verwitterungsbereich
einerseits unter oxidierenden, andererseits unter reduzierenden
Bedingungen die Eisen- und Kupfersulfate entstanden. Die im nachfolgenden
Text angeführten chemischen Formeln entsprechen dem geltenden Stand der
Mineral-Nomenklatur (FLEISCHER & MANDARINO, 1991). KUPFER UND EISENSULFATE
In den
Pyriterzlagen der Lagerstätte fällt ein Oxidationsprodukt durch seine
grelle, giftgrüne Farbe auf. Es bildet feinkristalline krustige Beläge
und gruppenweise Ausblühungen über Chalkopyrit und Pyrit, wobei der
Chalkopyrit teilweise zersetzt und mit einem blauvioletten Überzug
versehen ist. Die von der grünen Mineralphase erhaltenen Röntgendiffraktometeraufnahmen
sind identisch mit jenen von Antlerit, CU3 + 2 (SO4)(OH)4, einem basischen
Kupfersulfat. -Weltweit findet sich Antlerit in der Oxidationszone von
Kupferlagerstätten in ariden Gebieten; in Gebieten also, in denen die
Verdunstung durchschnittlich stärker ist als der Niederschlag. Als sekundäre
Neubildung kommt Antlerit auch in Kupferschlacken vor. Der dunkelgraue
Erzgrus des Abraumes überlagert Pyrit-Blöcke, mitunter auch solche von
Pyrrhotin, aus denen Proben entnommen und geröntgt wurden. In den beim
Antlerit aufgeführten Erzlagen, aber auch in den relativ wenig
verwitterten, porösen Pyrit-Blöcken bestehen tiefblaue Ausfüllungen
eines wasserhältigen Sulfats. Die muschelig brechenden, glasigen Massen
sind in Wasser leicht löslich. Oxidationsreste nach Chalkopyrit umsäumen
diese Partien, die bis zu einem halben Zentimeter groß sind. Die
Auswertung des Diffraktogramms ergab in diesem Fall Chalkanthit, Cu+2SO4.
5H2O. Ein häufiges Begleitmineral des Chalkanthits ist der
Antlerit. Im Abraummaterial sind, als Verwitterungsfolge nach Pyrit,
weiters feinkristalline, stroh- und ockergelbe knollige Aggregate bis
Faustgröße sowie Überzüge auf Pyrit zugegen. Sie sind aus, unter dem
Binokular gerade noch erkennbaren, rhomboedrischen Kriställchen
aufgebaut, mit der Hand leicht zerreibbar und gelegentlich mit Glimmerblättchen
und hyazinthroten Granatstücken vermengt. Nach der röntgendiffraktometrischen
Untersuchung des Materials kommen Jarosit, KFe3+3(SO4)2
(OH)6, oder Ammoniojarosit, (NH4)Fe3+3(SO4)2(OH)6,
oder Hydronium-Jarosit, (H3O)Fe3+3(SO4)2(OH)6,
in Frage, da vom Diagramm her die Unterschiede sehr gering sind;
Natrojarosit dagegen weicht deutlich ab. Die Umbildung des primären
Pyrits in sekundäre Eisenhydroxide (Goethit oder Lepidokrokit) erfolgt über
das sulfatische Oxidationsstadium, nämlich die jeweiligen Jarosit-Phasen.
Gemäß den chemischen Analysen im Umweltschutzlabor der Abteilung 15 des
Amtes der Kärntner Landesregierung (Vorstand: Herr Univ.Prof. Dr. Hans
SAMPL), Klagenfurt, scheidet Jarosit wegen des minimalen Kalium-Gehaltes
aus. Methodik: ICP-AES, Plasma 40, PERKIN-ELMER; nach DIN 38406, Teil 22 (FISHMAN,
1967). Der Ammonium-Anteil im Mineral, der kolorimetrisch als Indophenol
nach WAGNER-(1969), DEV und DIN 38406-E5 Extinktion bei 690 nm, 2 cm Küvette,
erfaßt wurde, ist ebenfalls derart gering, so daß Ammoniojarosit
auszuschließen ist. Nach dem derzeitigen Stand des Wissens liegt daher
Hydronium-Jarosit, eine für Kärnten neue Spezies, vor. Frau Ing.
Eva-Maria WAGNER und dem Sachgebietsleiter für das Laborwesen, Herrn Dr.
JOSEF GRUBER, die als chemische Analytiker den Autor stets unterstützt
haben, sei auch für die nunmehrigen Aktivitäten herzlicher Dank ausgedrückt.
Das rosafärbige, stark wasserhältige Eisensulfat Römerit -Fe+2Fe2+3
(SO4)4•14H2O ist für Österreich zum
erstenmal von S. KORITNIG (1939) beschrieben worden. Die Zinkwand bei
Schladming sollte aber in den Ostalpen nicht die einzige Fundstelle für
diese Spezies bleiben. Schon bald darauf konnten blaßrote Knöllchen -sie
waren neben Pyrit-Resten in einem instabilen Probestück -ebenfalls als Römerit
erkannt werden. Fundort dafür war unser Kiesbergbau am Lading. Diese Knöllchen
waren Ansammlungen von winzigen Blättchen mit rhomboidischern oder
gestrecktem, sechsseitigern Umriß und bis 1 Zentimeter groß (MEIXNER,
1940).Römerit kommt hier aber auch in weitaus größeren Ausmaßen vor.
Der Pyrit, der im gegenwärtigen Zerfallsstadium als grauschwarzer Grushügel
zum Vorort hin meterhoch die Sohle bedeckt, wurde vom Autor für eine
fotografische Aufnahme exakt abgegraben, um dem interessierten Leser ein
Vertikalprofil zu vermitteln (Abb. 2). Der Römerit macht dabei einen
beachtlichen Teil dieses Verwitterungsbereiches aus: Manche der
fleischfarbenen, kristallinen Blöcke überschreiten das Kubikdezimetermaß,
und die in der Mitte der Abbildung 1 präsente Kuppe (1 Meter Basisbreite)
birgt einen mächtigen Römerit-Kern. Damals wurde der Römerit chemisch
und optisch festgestellt; nun liegt auch ein Röntgenbefund vor. Der
"Pisanit" von Lading wurde von MEIXNER (1957) als "Prächtig
blaue bis blaugrüne Krusten, auch nette Kristalle, neben Melanterit in
verwitterten Teilen der Kieslagerstätte" in die Landesmineralogie
aufgenommen. Die Grundlage dafür waren die Angaben LEITMEIERS (1917),
dessen Analysen "Pisanit, eine isomorphe Mischung von Kupfer- und
Eisensulfat" ergeben hatten. Danach enthielt das blaugrüne Sulfat
7,24% CuO + 15,19% FeO und das tiefblaue Sulfat 11,44% CuO + 13,16% FeO. Diese Analysen führten zur Formel (Cu, Fe)SO4
.7H2O bzw. für die blaugrüne, eisenreichere Abart zu (Fe21,
Cu9)SO4•7H2O und für die tiefblaue,
kupferreiche zu (Fe18, Cu14)SO4• 7H2O
(LEITMEIER, 1916; MElXNER; 1940). Die Bezeichnung "Pisanit" für
kupferreichen Melanterit ist nicht mehr gebräuchlich, und in der
geltenden Nomenklatur steht auch dafür "Melanterit". Aber diese
Sulfate, die der Autor grubenfrisch mehreren Röntgenuntersuchungen zugeführt
hat, haben sich als etwas ganz anderes herausgestellt: Die unter reduzierenden Bedingungen aus den Eisensulfiden
entstandenen blauen bis blaugrünen Krusten, Ausblühungen und Kriställchen
sind Siderotil, Fe+2SO4 .5H2O, eine
seltene, erst seit dem Jahr 1964 anerkannte Mineralphase, die für Österreich
neu ist (Abb. 3). Darüber hinaus hat eine Überprüfung des daneben
auftretenden, farblosen bis zartgrünen faserigen oder stalaktitischen
Sulfates nicht den Melanterit, sondern auch wieder Siderotil ergeben.
Siderotil enthält nur 5 Moleküle Kristallwasser. Bisher war dieses
Mineral in der Literatur von LEITMEIER als "Pisanit, mit 7HzO"
angegeben gewesen. Einen Einzelfund stellen hellgelbe, in einer Goethithöhlung
auftretende kugelige Aggregate ,im Millimeterbereich, denen auf ihrer
Oberfläche winzige weißschimmernde Nädelchen aufgewachsen sind, dar.
Bislang gestattete die röntgenographische Überprüfung dieses Minerals
obwohl eine Reihe sicherer Interferenzen vorlag -keine sichere Zuordnung
zu einer der bekannten Mineralphasen. DIE PARAGENESE MIT DJURLEIT
In glimmerig-quarzigen Gesteinslagen des Stollens ist eine
geringmächtige Kupfervererzung anstehend. Das grauschwarze Erz ist im
Herbst 1990 röntgenographisch als das für Kärnten neue Mineral Djurleit
CU31S16 -nachgewiesen worden. Djurleit wurde für Österreich
bisher von Prof. Dr. W. PAAR für die Nachbarländer Steiermark und
Salzburg bestimmt, und zwar -in dünnen Überzügen aus den Kupfererz-Gängen von
Flatschach (PAAR et al. ,1979), wozu MEIXNER (1980) vermeldet: "Das
auffälligste Ergebnis war der für Österreich erstmalige Nachweis von
Djurleit .. -an einem alten Museumsstück aus dem Erasmusstollen vom
Bergbau Leogang in den Paramorphosen nach Chalkosin (STRASSER, 1989) -und erst jüngst aus dem Kupfervorkommen des Kremser Schloßberges
bei Voitsberg (MOSER & POSTL in NIEDERMAYR et al., 1990). Der feinkörnige,
massige Djurleit vom Fundpunkt Lading hat einen matten Metallglanz und ist
von Rißspalten durchzogen, auf denen sich zum einen Malachit-Rosetten,
zum anderen das Kupfersulfat Brochantit -CU4 +2(SO4)(OH)6
-gebildet haben, die röntgenographisch gesichert werden konnten.
Letzterer ist auf beiden Seiten der Spalten in kräftig smaragdgrünen,
hochglänzenden Kriställchen dünntafelig auskristallisiert, wobei hügelige
Gruppen und Überzüge die Regel sind. An den Rändern des Djurleits und
in dem diesen umgebenden Gestein gibt es, zusammen mit den anderen Sekundärmineralien,
hellblaue und grüne, opalartige spröde Lagen. Sie besitzen einen
muscheligen Bruch, fettigen Glasglanz und einen deutlichen Kupferanteil.
Im Diagramm ist die eigentliche Phase wohl röntgenamorph, was aber wegen
der Vermengung mit Brochantit, Malachit, Quarz und Glimmer nicht mehr zum
Ausdruck kommt. Bedenkt man die Paragenese, verfestigt sich die Annahme,
daß Chrysokoll -(Cu +2,Al)2H2Si2O5(OH)4
.nH2O -vorliegen könnte. Auf einem einzigen Gangstück wurden
neben dem Brochantit unter 60facher Vergrößerung dann noch himmelblaue
Sphärolithe betrachtet. Bei mikrochemischen Untersuchungen verursachte
die Einwirkung von verd. H Cl auf dieses Mineral keine CO2-Entwicklung;
eine Cu-Probe verlief positiv. Bemühungen auf eine genaue Einordnung sind
bei so minimalen Mengen derzeit aussichtslos; es dürfte zu den
Kupfersulfaten zu stellen sein. ÜBRIGE MINERALPHASEN
Weiße weiche Gesteinslagen aus groben Blättchen und
feinen Schuppen aus dem sogenannten Eisernen Hut der Lagerstätte erwiesen
sich röntgenographisch im Hauptbestandteil als Glimmer, mit Quarz,
Sanidin und Albit als Nebenbestandteile; außerdem war ein geringer Anteil
von Kaolinit feststellbar. WÜRDIGUNGEN
Für die Mineralbestimmungen mit Röntgendiffraktometrie,
die das Dutzend Überschreiten, darf der Autor Herrn Dipl.-Mineralogen Dr.
Gerhard MÜLLER, Saarbrücken-Scheidt, lobend hervorheben. Das Manuskript
hat dankenswerterweise der Vorstand der Fachgruppe für Mineralogie und
Geologie, Herr Dr. Gerhard NIEDERMAYR, begutachtet. Unserem werten Ersten
Vizepräsidenten, Herr OStR. Univ.-Prof. Dr. Adolf FRITZ dem langjährigen
Schriftleiter der "Carinthia II", sei für seine verständnisvolle
Hilfe gedankt! LITERATUR:
CANAVAL, R. (1900): Bemerkungen über das Kiesvorkommen
Lading in Kärnten. -jb. n. LM, 26.:299-305. FISHMAN, B. E. A. (1967): Über die Verwendung der
Atomabsorptions-Spektroskopiezur Analyse von natürlichen Gewässern.
-Analysentechn. Ber., H. 10. FLEISCHER, M.,
and J. A. MANDARINO (1991): Glossary of Mineral Species 1991. - The
Mineralogical Record Inc., Tucson, Arizona: 1-256. .. FRIEDRICH, O. M. (1958): Planungsatlas Lavanttal,
Verwaltungsbezirk Wolfsberg. - Kärntner Volksbuchhandlung, Klagenfurt:
41-45. -(1968): Die Vererzung der Ostalpen, gesehen als Glied des
Gebirgsbaues. -Archiv für Lagerstättenforschung in den Ostalpen. -
Montan. Hochschule Leoben, Bd. 8.:1-136. JÄGER, F. (1902): Das Lavantthal. Ein monographischer
Beitrag zur Heimatkunde: Die Gold-und Silberbergbaue: 81-86. - Verlag
Ernst
Ploetz, Wolfsberg. KORITNIG, S. (1939): Neue Mineralfunde aus den deutschen
Ostalpen. - Mitt. d. Naturwiss. Vereines f. Steiermark, Graz, 75.:60-66. LEITMEIER, H. (1916): Über Pisanit. - Mitt. d. Wiener
Mineralog. Ges., 79.:37-40. -(1917): Pisanit von Lading in Kärnten.
-Zbl.: 321-331. MEIXNER, H. (1940): Neue Mineralfunde aus der Ostmark, XI:
Römerit,
Eisenvitriol und eine Ergänzung zu Leitmeiers Pisanit von Lading im
Lavanttal. - Carinthia II (Klagenfurt), 130./50.:59-74. -(1957): Die Minerale Kärntens, I., Systematische Übersicht
und Fundorte. - Carinthia II (Klagenfurt), 21. Sh.: 1-147. -(1980): Neue Mineralfunde aus Österreich, XXX. -
Carinthia
II (Klagenfurt), 170./90.:30-63. NIEDERMAYR, G., F. BRANDSTÄTTER, G. KANDUTSCH, E.
KIRCHNER, B. MOSER und W. POSTL (1990): Neue Mineralfunde aus Österreich
XXXIX. - Carinthia II (Klagenfurt), 180./100.:245-288. PAAR, W. H., H. MEIXNER (1979): Neues aus den Kupfererz-Gängen
des Flatschacher Bergbaureviers in Knittelfeld, Steiermark. - Der Karinthin
(Beibl. zur Carinthia II), Institut für Geowiss. d. Univ. Salzburg, F.
81.:148-150. RIEDL, E. (1873): Die Kupfervitriolgewinnung der Alten im
Lavantthale. - Zeitschr. d. berg-u. hüttenm. Vereines f. Kärnten.
-Klagenfurt, 4.:73-78. STRASSER, A. (1989): Die Minerale Salzburgs. -Eigenverlag
des Autors, Salzburg, 348 S. WAGNER, R. (1969): Neue Aspekte zur Stickstoffanalytik in
der Wasserchemie. - Jahrb. "Vom Wasser", 31:263-318.
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