Meixner H. / 1964

 

202. Pseudomorphosen von Rubinglimmer nach oktaedrischen Pyrit-xx und andere Minerale vom Gertrusk, Saualpe, K.

Der Eklogit-Gipfelaufbau des Gertrusk (2044 m S. H.) ist seit langem eine bekannte Mineralfundstätte (vgl. 9). In Klüften dieses Eklogits ausgeschiedene, prächtig gefärbte Aggregate von nadeligen bis stengeligen Epidot-xx sind für Sammler begehrte Objekte. Im steilen Ostabfall des Gertrusk ist in den letzten Jahren von einheimischen Sammlern eine größere Kluft ausgebeutet worden, die reichlich solchen Epidot liefert. In diesem eingewachsen, sind aber auch schwarze, meist rein oktaedrisch entwickelte Kristalle von 0,5 bis 4 cm Durchmesser vorgekommen. Im Tausch und Handel erschienen sie erst als "Magnetit"; dann, als erkannt war, daß sie weder eine Magnetnadel beeinflussen noch einen schwarzen, sondern einen braunen Strich geben, als "Braunit"!

Auf meine Bitte suchte Schulleiter V. LEITNER (St. Michael ob Wolfsberg) im letzten Frühjahr die Fundstätte auf und versorgte mim mit Beobachtungen und einem reichlichen Untersuchungsmaterial. Die meisten von mehreren duzend Kristallen zeigen nur das Oktaeder, in einigen Fällen sind kleine Abstumpfungen durch den Würfel vorhanden, noch seltener sind Oktaeder und Würfel als Kubooktaeder annähernd im Gleichgewicht, vereinzelt überwiegt I der Würfel. Äußerst selten kommen Kombinationen des Pentagondodekaeders (210) mit dem Oktaeder vor. Die Kristalle erscheinen außen schwarz und glänzend und oft ist dann die Ähnlichkeit zu Magnetit-xx wirklich verblüffend. Im Inneren sind besonders die größeren Oktaeder entweder hohl, oder es sind noch Kerne von Pyrit vorhanden. Die umgewandelte Restmasse ist als Brauneisen (Limonit) zu bezeichnen. Hierbei sind als Limonitkomponenten Rubinglimmer (Lepidokrokit, y=FeOOH) oder/und Nadeleisenerz (=Goethit, a=FeOOH) zu erwarten. Unterm Erzmikroskop enthüllt der Anschliff, daß die Verdrängungsmasse einheitlich aus einem grauweiß reflektierenden, blättrigen Mineral besteht, das im deutlichen Reflexionspleochroismus den sehr starken unfarbigen Anisotropieeffekten bei gekreuzten Nicols und spärlichen braunroten Innenreflexen als Rubinglimmer zu erkennen ist. Im Innern eines angeschliffenen Oktaeders ist ein von Rubinglimmer umhüllter Hohlraum zu sehen; besonders im Kernteil sind noch reichlich Pyritreste vorhanden, von mit Rubinglimmer erfüllten Kanälen durchzogen, das typische Bild einer Verdrängung zeigend. Die meist rein oktaedrisch entwickelten Kristalle vom Gertrusk sind also als Pseudomorphosen von Rubinglimmer nach Pyrit-xx zu bezeichnen. Vgl. Nachtrag, S. 21!

Die Pyrit-xx sind hier nicht wie bei normaler Verwitterung von außen angefressen und zerstört worden. Es erscheint wahrscheinlich, daß die Oxydation des Pyrits in dieser gangförmig gefüllten Kluft unter einer tertiären Landoberfläche erfolgt ist.

Spuren von Kupferkies, die besonders im begleitenden Feldspat vorkommen, haben durch Verwitterung Malachit, Brochantit und Allophan geliefert; der Feldspat ist durch Malachiteinschlüsse mitunter grünlich verfärbt. Neu für diese Fundstätte ist auch die Beobachtung recht gut ausgebildeter, bis etwa 4 cm großer, durchscheinender gelber Titanit xx der normalen Briefumschlagform, die in wirrstrahligem Epidot eingewachsen sind. Die gleiche Kluft lieferte Drusen sehr hübscher, bis 2 cm großer Periklin-xx.

Höher oben in der NO-seite des Gertrusk wurde in letzter Zeit eine weitere Kluft in amphibolitisiertern Eklogit geöffnet, in der außer Periklin xx auch fast schwarze, kristallographisch gut entwickelte Kristalle von gem. Hornblende, wie sie wohl hier schon F. SEELAND (1876) beobachtet hatte, gefunden wurden. (MEIXNER)

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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