Markowitz J. / 1990

 

Der Molybdänbergbau Rubland.

(März 1942 -Feber 1945)

Von Josef MARKOWITZ 
Mit 5 Abbildungen

In Ergänzung des Beitrages "Der Wulfenit -ein Kärntner Mineral", erschienen im Populärwissenschaftlichen Teil der CARINTHIA II 1989 von Dr. Gerhard Niedermayr, gestatten Sie mir als ehemaligen Betriebsleiter des Molybdänbergbaues Rubland -Betriebsdauer März 1942 bis Frühjahr 1945 zu berichten.

Nach der Einverleibung Österreichs in das Deutsche Reich wurden im Auftrag des Reichswirtschaftsministeriums einige der bisher gefristeten Bergbaue, u. a. die Blei- und Zinkbergbaue im Bereich des Obir (Eisenkappel) und Windisch-Bleiberg, einer neuerlichen Beschürfung und geologischen Untersuchung unterzogen. Darüber hinaus wurde in Kärnten das Reichsamt für Bodenforschung tätig.

Der seinerzeitige Blei- und Zinkerzbergbau Rubland, damals noch im Besitz der Familie GERSHEIM, wurde im besonderen auf das Vorkommen von Molybdänerzen untersucht.

Aufgrund dieser Ergebnisse wurde die Bleiberger Bergwerksunion vom Reichswirtschaftsministerium unter Bereitstellung der notwendigen Mittel beauftragt, diesen Bergbau mit Beginn des Jahres 1942 zur Erzeugung von Molybdän-Konzentraten in Betrieb zu nehmen. Für die notwendigen Investitionen und Vorbereitungen wurde eine Frist von einem Jahr eingeräumt.

Die Stammbetriebe der Bleiberger Bergwerksunion in Bleiberg-Kreuth und Mieß (Mezica) lieferten bereits als Nebenprodukt die in diesen Lagerstätten reichlicher vorkommenden Gelbbleierze. Hingegen sollte Rubland nach den Erkenntnissen des Reichsamtes für Bodenforschung als reiner Molybdän-Erzbergbau, somit als einziger dieser Art in Kärnten, geführt werden.

Das Bergrevier Rubland führt seinen Namen nach dem nördlich des Bleiberger Erzberges in einem Talkessel eingebetteten Dorf Rubland. Eine 229 besondere Bedeutung hat dieser Bergbau in seiner wechselhaften Geschichte nie erlangt.

Die vorbereiteten Untersuchungen des Reichsamtes für Bodenforschung erstreckten sich in der teilweisen Fahrbarmachung des Unteren Cebar- und Annastollens und geringfügiger Gesteinsarbeiten. Das Hauptaugenmerk wurde auf die Beprobung der alten Halden gelegt. Als Stützpunkt dienten ein altes Gebäude als Unterkunft für die Mannschaft und eine Kanzleibaracke im Kofflergraben. Der Betrieb wurde mit Wirkung vom 1. März 1942 von der Schurfabteilung der Bleiberger Bergwerksunion mit Sitz in der Generaldirektion Klagenfurt übernommen. Die Leitung dieser Abteilung oblag Herrn Berginspektor Dipl.-Ing. Peter LEBER.

Da jedwede Betriebseinrichtung fehlte und auch aus Platzmangel für die notwendigen Betriebsanlagen ergab sich die Notwendigkeit, ein entsprechendes Areal ausfindig zu machen, wozu sich die sogenannte Tschingertratte auf einem nördlich des Kofflergrabens befindlichen Plateau anbot. Da eine der Forstverwaltung Widman-Foscari gehörige Holztransportbahn ebenfalls zur Tschingertratte führte, war es naheliegend, diese nach einem entsprechenden Umbau für den Erztransport zu verwenden.

Die mit einem Jahr limitierten Investitionen umfaßten daher:

       1)   den Um bzw. Neubau der rd. 2,5 km langen Holzförderbahn für den Einsatz einer elektrisch betriebenen Erzförderbahn,

      2) den Bau einer maßmechanischen Aufbereitung als vorläufiges Provisorium und gleichzeitigen Bau einer Flotationsanlage,

      3) Versorgung des Betriebes mit elektrischer Kraft,

      4) Einrichtung der notwendigen Anlagen für die Preßluftversorgung,

      5) Errichtung von Werksunterkünften für die Arbeiter, Einrichtung der Werksküchen, Werkstätten usw.

      6) Instandsetzung der Zufahrtswege für den Materialtransport von Feistritz/Drau über Pogöriach zur Tschingertratte,

     7) Wasserversorgung für den Aufbereitungsbetrieb und sonstige Betriebseinrichtungen.

Die vorgesehenen Investitionen wurden termingerecht durchgeführt, wobei gleichzeitig die alten Verhaue der Cebarkluft im Annastollen für die Rücklässe-Gewinnung fahrbar gemacht wurden. Diese Vorbereitungsarbeiten waren für die Erzgewinnung von ausschlaggebender Bedeutung, nachdem die Analysenwerte der vom Reichsamt beprobten alten Halden nicht den Erwartungen entsprochen haben.

Die Mo-Vererzung beim Bergbau Rubland unterscheidet sich grundsätzlich von jener in den Bergbauen Mezica und Bleiberg. Hier tritt der Wulfenit in einer oft kaum sichtbaren Imprägnation auf. Lediglich am 35-m-Lauf der Cebarverhaue konnten Nester von Wulfenitkristallen bis zu Erbsengröße festgestellt werden. Von einem Aufbereitungsexperten der Firma Humbold wurde uns nahegelegt, für die selektive Erzgewinnung Flotationsreagentien zu verwenden. Der Versuch mit Schwefelnatrium, womit eine Blaufärbung der Proben erreicht werden konnte, brachte keinen nennenswerten Erfolg, da das Weißbleierz eine ähnliche Reaktion zeitigte. Der Vorschlag, die Proben mit Salpetersäure anzusäuern und anschließend mit Kalium-Xanthat zu benetzen, hatte eine Rotfärbung der Molybdänsubstanz zur Folge. Mit dieser Methode war uns die Möglichkeit geboten, bereits in der Grube Stichproben vom hältigen Material vorzunehmen. Anstelle der Salpetersäure erzielten wir mit Essigsäure denselben Erfolg.

Diese für den Bergbau Rubland wohl einzigartige Methode zu einer selektiven Erzgewinnung erscheint doch wert, festgehalten zu werden. Die Gewinnungsarbeiten während der Jahre 1943 und 1944 erstreckten sich daher auf die Herausnahme von Rücklässen aus den alten Verhauen der Cebarkluft und zum Teil auf die Neuaufschlüsse in der parallel zu dieser Kluft streichenden Johannikluft.

Abschließend noch einige wesentliche Daten über die Betriebserfolge in den Jahren 1943 und 1944:

a)     Hoffnungsbautätigkeit (Vortriebsbzw. Aufschlußarbeiten):

b)      1942                       122,5 m

c)      1943                       782,2 m

d)      1944                    2.364,9 m

e)      Summe                 3.269,6 m

Bei Übernahme des Betriebes standen uns nahezu keine Gesteinshäuer zur Verfügung. Erst nach dem Zuzug von Häuern aus den wieder stillgelegten Bergbauen Windischbleiberg und Eisenkappel und intensiver Schulung von Lehrhäuern konnte die Vortriebsleistung auf einen normalen Stand gebracht werden.

b) Betrieb der provisorischen naßmechanischen Aufbereitung: Aufbereitungs Durchsatz:

Jahr 1943       6.171,4 t mit 1,71% Pb, 3,80% Zn und 0,18% Mo

1944               7.164,-t mit 2,13% Pb, 4,98% Zn und 0,19% Mo

            13.335,4 t mit 1,93% Pb, 4,43% Zn und 0,19% Mo

Erzeugung von Konzentraten:

Jahr 1943       88,62 t mit 41,24% Pb, 9,44% Zn und 5,57% Mo

1944             129,59 t mit 47,72% Pb, 9,58% Zn und 4,47% Mo

             218,21 t mit 45,12% Pb, 9,53% Zn und 4,82% Mo

Das Vorkommen der Gelbbleierze in fein imprägnierter Form findet naturgemäß in den einzelnen Konzentratsorten ihren Niederschlag.

Konzentraterzeugung 1943/1944:

Grobkorn I                         21,09 t mit 2,20% Mo

Feinkorn I                          59,20 t mit 2,89% Mo

Mehlsetz I                          62,65 t mit 7,00% Mo

Mehlsetz II                         60,74 t mit 5,62% Mo

Schüttelherdprodukt           14,53 t mit 5,19% Mo

                                       218,21 t mit 4,82% Mo

Die bereits baulich fertiggestellte Flotationsanlage, deren Einrichtung und Inbetriebnahme nicht mehr zustande kam, wäre zur Aufbereitung dieses Erzvorkommens mit dem geringen Mo-Inhalt zwingend notwendig geworden. Mangels entsprechender Neuaufschlüsse und Fehlens weiterer bauwürdiger Rücklässe in den alten Grubenbauen erschien die Fortführung dieses kriegsbedingten Bergbaues bereits in Frage gestellt. Die Liquidierung des Betriebes erfolgte daher bereits Anfang des Jahres 1945.

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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