Zednicek W. / 1954                                                                Textauszug

 

Gipskristalle aus dem Ruß des Karawankentunnels. 

Von Walter Zednicek

(Aus dem Mineralogisch-Petrographischen Institut der Uniyersität Grat) (Mit 4 Abbildungen im Text).

Bei einer Untersuchurig des Karawankentunnels durch die Technische Versuchsanstalt der Technischen Hochschule Graz (1) wurden im Ruß der an den Tunnelwandungen anhaftet, Gipskristalle gefunden, die im folgenden beschrieben weiden.. Das Originalmaterial befindet sich am Min.-Petr. Institut der Universität Graz. Die Kristalle haben durchwegs nadeligen Habitus und ihre Tracht ist nur geringen Schwankungen unterworfen. Einzelkristalle sind kaum zu finden, es handelt sich fast ausschließlich um Verzwilligungen nach (100) -Schwalbenschwanzzwillinge.

Die Länge der Gipsnadeln beträgt durchschnittlich 6 mm. Der Kopf zeigt einen Durchmesser bis zu 1 mm, während der Durchmesser an der Aufwachsungsseite, welche meist sehr schlecht ausgebildet ist, von 0,3 -0,5 mm schwankt.

Folgende Flächen wurden beobachtet. Die Flächen sind nach Becken kam p bzw. Goldschmidt (2) indiziert.

b                         010

f                          110

l                          111

n                         111

Zwillingsebene        100

Die Flächen der Grundzone (001] sind deutlich ausgebildet und geben einwandfreie Signale bei der Vermessung am Goniometer, während die Kopfflächen nur schwache Flächenreflexion aufweisen und Signale nicht mehr zu erkennen sind.

Die Zwillinge sind größtenteils normal ausgebildet, d. h. mit einspringendem Winkel von 104° 58' ;vgl. etwa P. Ramdohr (3). Abb. 1 zeigt die Photographie eines solchen Schwalbenschwanzzwillings. In Abb. 2 ist die optische Orientierung der beiden Zwillingsindividuen gegeneinander eingezeichnet.

Neben dieser ganz gewöhnlichen Ausbildung gibt es auch Zwillinge, ebenfalls mit Verwachsungsebene (100), bei denen aber die Kopfbegrenzung nicht durch die Fläche 1 (111) 1Jnd mit einem einspringenden Winkel gebildet wird, sondern durch die Flächen n (Tl1) erzeugt wird. Dadurch hat der Kopf des Zwillings ein dachförmiges Aussehen, wie das aus der Photographie Abb. 3 und der schematischen Darstellung der optischen Orientierung dieser Zwillinge, Abb. 4, -hervorgeht. Diese Ausbildung der Zwillinge nach (100) scheint nicht sehr häufig zu sein, wie eine purchsicht des Goldschmidtschen Kristallatlasses (4) zeigt. Es erscheinen dort nur zwei ähnlich geartete Fälle u. zw. Fig. 105, Tafel 69, Band IV von Eichstädt bei Merseburg (H. Laspeyres (5) ) Fig. 63, Tafel 67, Band IV, von Sicilien, Yorkshire u. A. (6), (7), (8). Diese Ausbildung ist auch im Karawankentunnel gegenüber den normalen Zwillingen nur in geringer Zahl vorhanden.

Es sei noch vermerkt, daß diese Untersuchung im Rahmen. einer größeren Untersuchungsarbeit der T. V. A. Graz durchgeführt wurde. (Dr. O. W. Blümel und Dr. W. Zednicek, T.V. A. der T. H. Graz "Einiges über Rußablagerungen in Eisenbahntunnel", im Manuskript, 1954.)

Am Schlusse dieser Arbeit möchte ich noch Herrn Prof. Dr. H. Heritsch für Aussprachen und für Gewährung der Arbeitsmöglichkeit am Min.-Petr. Institute danken.

Schriftenverzeichnis:

1. Untersuchungsarbeit im Manuskript, 1954.

2. Goldschmidt, V.: Index der Kristallformen der Mineralien. Springer, Berlin 1890; Winkeltabellen. Springer, Berlin 1897.

3, Ramdohr, P.: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Ferd. Enke Verlag, Stuttgart.

4. Goldschmidt, V.: Atlas, der Kristallformen, Band IV. Carl Winters Universitätsbuchhandlung, Heidelberg 1918.

5. Laspeyres, H.: Kristallographische Bemerkungen zum Gips. TMPM. Tschermaks Min. Petr. Mitt. 1875, pag. 113.

6. Descloizeaux: Ann. Chim. Phys. 1844.

7. Dufrenoy: Min. 1856-1859.

8. Delafosse: Min. 1858.

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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