Walter F. &  Ettinger / 2001

 

1253. Hessit (Ag2Te) und ein Cadmium-reicher Tetraedrit aus einer Blei- Zinkvererzung vom Riedbock in der Reißeckgruppe, Kärnten.

Das Gebiet des Riedbock im Südostabschluß der Moosalm (Riekengraben, Reißeckgruppe, Kärnten) ist wegen der Kuftmineralbildungen im Granitgneis mit hervorragenden Kristallgruppen von Aquamarin und einigen Einzelfunden von Phenakit unter Sammlern seit einigen Jahren bekannt (NIEDERMAYR et al. 1991). Aus demselben Gebiet wurde ich über Funde von Baryt, Spuren von Galenit und Sphalerit sowie Hämatit berichtet (NIEDERMAYR et al. 1994). Aus einer steilen nach Nordosten abfallenden Felsrinne des Riedbock stammt eine durch intensive limonitische (rostbraune) Verwitterung auffallende Blei- Zinkvererzung. Erste Proben davon wurden von Herrn F. Holzbauer (Viktring) zur Untersuchung vorgelegt. Eigene Aufsammlungen wurden im Rahmen einer Diplomarbeit (Universität Graz, Lehramt Biologie und Erdwissenschaften) mineralogisch bearbeitet (RAOL 1999). Die Proben stammen vom Schuttfächer der Felsrinne in 2460 m SH, sind stark limonitisiert und zeigen zwei unterschiedliche Vererzungstypen:

1. Bis dezimetergroße Granitgneisbruchstücke sind in einer hellbraun bis weiß gefärbten feinkristallinen Karbonatmatrix zu einer Brekzie verkittet. Die wenige mm bis einige cm starke Karbonatmatrix besteht vorwiegend aus eisen- und manganreichem Dolomit mit rd. 10.5 Mol-% Fe- " CO3 + 5.5 Mol-% MnCO3 und untergeordnet aus eisenarmen Dolomit. Im Karbonatnetzwerk treten einzelne (bis 5 mm große) oder zu Haufen aggregierte, meist idiomorph entwickelte Galenitkristalle (Kombination aus Würfel und Oktaeder) sowie annähernd gleich große, hellgrün gefärbte rundliche Körner von Sphalerit auf. Häufig sind in der Karbonatmatrix auch offene Drusenräume mit bis cm-großen sattelförmig gekrümmten Rhomboedern aus Fe-Dolomit und, darüber aufgewachsen, feinnadeliger Aragonit anzutreffen. Auf stark verwitterten Brekzienproben sind im Limonit die Galenit- und Sphaleritkristalle fast vollständig zu Krusten aus Cerussit, Anglesit und Smithsonit sowie idiomorph entwickelten Hemimorphitkristallen umgewandelt.

2. Die im Bereich der Vererzung auftretenden engständigen alpinen Klüfte im Granitgneis führen neben den darin typischen Kluftmineralien (Quarz, Albit, Anatas und Hämatit) häufig bis cm-große idiomorph entwickelte Kristalle von Fe-Dolomit, Galenit und Sphalerit. Durch die intensive limonitische Verwitterung sind die Erzmineralien stark korrodiert und ebenfalls teilweise zu den oben angeführten Verwitterungsmineralien umgewandelt worden. In Erzanschliffen der Brekzie konnten mit dem Rasterelektronenmikroskop mit energiedispersiver Röntgenanalyse im Galenit nur wenige Mikrometer große Einschlüsse von Tetraedrit, Hessit, Chalkopyrit und Sphalerit bestimmt werden. Die Abb. 14 zeigt Tetraedrit (1, schwarz) neben Hessit (2, dunkelgrau) in Galenit (hellgrau). Die quantitative Analyse von einigen Tetraedriteinschlüssen im Galenit ergab hohe Werte für Cadmium mit 11,8 -12, 7 Element-Gew.-%, neben korrelierenden Werten für Kupfer mit 23,1- 28,1 und Silber mit 10,5- 17,6 Element-Gew.-%. Antimon (25,6 -26,3) und Schwefel (21,9- 22,5 Element-Gew.-%) sind die weiteren Hauptelemente des Tetraedrits. Arsen, Zink und Eisen konnten nicht nachgewiesen werden. Die daraus berechnete Mineralformel ergibt (Cu 6,9-8,2 Ag 3,1-1,8 Cd 20-2 JI2 Sb4 S13. Der in der Paragenese auftretende Sphalerit enthält neben den Hauptelementen Zink und Schwefel noch Eisen unter 0,3 Element-gew.-% sowie Cadmium mit rd. 0,7 Element-Gew.-%. Die hellgrüne Farbe der Sphaleritkristalle wird durch den geringen Eisengehalt verursacht.

Gemeinsam mit dem Fahlerz als Silberträger tritt das Silbertellurid Hessit, Ag2 Te, auf. Diese beiden Erzminerale verursachen den Silbergehalt des Galenits in dieser Vererzung, die wahrscheinlich wegen der Edelmetallführung beschürft wurde. Werkzeugfunde aus der Felsrinne belegen diese Vermutung (pers. Mitt. F. Holzbauer, Viktring). In diesem Edelmetallvorkommen konnte Gold bisher nicht nachgewiesen werden. In der Lagerstättenkarte von O.M. Friedrich wird das rd. 500 m Luftlinie entfernte Riekentörl

als Lokalität eines Tauerngoldganges angegeben. Dieses Vorkommen ist jedoch verschollen. Ob ein Zusammenhang mit diesem Vorkommen besteht, könnte eine Nachsuche auf weitere Vererzungen im Gebiet Riedbock-Riekentörl klären.

(Walter/Ettinger)

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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