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1486) Coelestin aus einer Alpinen Kluft in einem Kraftwerksstollen der
Reißeckgruppe. Kärnten.
Während der Bauarbeiten der Kraftwerksgruppe Reißeck-Kreuzeck ab dem Jahr
1956, sammelte Herr Bernhard Pirker, Spittal a. d. Drau, währendseiner
Tätigkeit als Mineur im Stollenbau Kluftmineralien. So wurden damals auch
die Bergkristall und Amethystvorkommen im Gebiet des Schoberbodens,
Reißeckgruppe, aufgeschlossen. Die Quarzkristalle sind häufig als
Zepterentwickelt und erreichen Größen bis 20 cm.
Eine Kleinstufe mit einer 2 cm langen intensiv hellblau gefärbten
Kristallgruppe übergab der leider bereits verstorbene Bernhard Pirker Herrn
Harald Wippel, Spittal a. d. Drau, der dieses Stück mir nun zur Bestimmung
vorlegte. Wie aus der Abb. 8 ersichtlich ist, besitzen die hellblauen
Kristalle rhombische Morphologie, die typisch für Baryt bzw. Coelestin ist.
Die Röntgenuntersuchung bestätigt das Vorliegen von Coelestin, SrSO4 mit den
Zellparametern a =8.358(1) Å, b = 5.351(1) Å und c = 6.868(1) Å. In der
Paragenese mit Coelestin sind Quarz, Epidot und Chlorit vorhanden.
Bruchstücke von unter 1 cm großen steil rhomboedrischen Quarzkristallen, die
als zweite Generation norrnal-rhomboedrische Erkerbildungen aufweisen,
werden von Coelestin überwachsen. Derartige Erker bzw. Zepterbildungen auf
steil rhomboedrischen Quarzkristallen sind, wie bereits erwähnt, häufig im
Gebiet des Schoberbodens gefunden worden. Weitere derartige Funde stammen in
der geologischen Fortsetzung des Gesteinszuges vom Schoberboden in die
Richtung Dürr Riegel -Hochegg-Roßalm. Da vom Schoberboden zum Großen
Mühldorfer See der "Untere Hauptstollen" diese Gesteinsserie mit den
Quarz-Zepterbildungen durchfährt, ist auch anzunehmen, dass die hier
vorliegende Kristallstufe aus diesem Stollenbau stammt.
Die olivgrünen, bis 1 mm langen nadeligen Epidotkristalle werden wie Chlorit
und Quarz von Coelestin teilweise eingeschlossen. Somit ist Coelestin die
jüngste Mineralbildung dieser Kristallstufe und ist paragenetisch mit dem
ebenfalls nach Quarz kristallisierten Baryt aus einer Alpinen Kluft im
Dösental vergleichbar (NIEDERMAYR et al. 2006). Weitere Vorkommen von
Coelestin aus Alpinen Klüften im Tauernfenster Kärntens wurden vom
Steinbruch beim Tierpark im Maltatal, ehemals Steinbruch Gigler (NIEDERMAYR
et al. 1992) und vom Steinbruch beim Pflüglhof, Maltatal, (NIEDERMAYR et al.
1984) beschrieben, wobei im Steinbruch beim Pflüglhof Mischkristalle von
Baryt und Coelestin vorliegen (15 bzw. 70 Mol.-% BaSO4). (Walter)
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