Walter F. / 2007

 

1486) Coelestin aus einer Alpinen Kluft in einem Kraftwerksstollen der Reißeckgruppe. Kärnten.

Während der Bauarbeiten der Kraftwerksgruppe Reißeck-Kreuzeck ab dem Jahr 1956, sammelte Herr Bernhard Pirker, Spittal a. d. Drau, währendseiner Tätigkeit als Mineur im Stollenbau Kluftmineralien. So wurden damals auch die Bergkristall und Amethystvorkommen im Gebiet des Schoberbodens, Reißeckgruppe, aufgeschlossen. Die Quarzkristalle sind häufig als Zepterentwickelt und erreichen Größen bis 20 cm.
Eine Kleinstufe mit einer 2 cm langen intensiv hellblau gefärbten Kristallgruppe übergab der leider bereits verstorbene Bernhard Pirker Herrn Harald Wippel, Spittal a. d. Drau, der dieses Stück mir nun zur Bestimmung vorlegte. Wie aus der Abb. 8 ersichtlich ist, besitzen die hellblauen Kristalle rhombische Morphologie, die typisch für Baryt bzw. Coelestin ist. Die Röntgenuntersuchung bestätigt das Vorliegen von Coelestin, SrSO4 mit den Zellparametern a =8.358(1) Å, b = 5.351(1) Å und c = 6.868(1) Å. In der Paragenese mit Coelestin sind Quarz, Epidot und Chlorit vorhanden. Bruchstücke von unter 1 cm großen steil rhomboedrischen Quarzkristallen, die als zweite Generation norrnal-rhomboedrische Erkerbildungen aufweisen, werden von Coelestin überwachsen. Derartige Erker bzw. Zepterbildungen auf steil rhomboedrischen Quarzkristallen sind, wie bereits erwähnt, häufig im Gebiet des Schoberbodens gefunden worden. Weitere derartige Funde stammen in der geologischen Fortsetzung des Gesteinszuges vom Schoberboden in die Richtung Dürr Riegel -Hochegg-Roßalm. Da vom Schoberboden zum Großen Mühldorfer See der "Untere Hauptstollen" diese Gesteinsserie mit den Quarz-Zepterbildungen durchfährt, ist auch anzunehmen, dass die hier vorliegende Kristallstufe aus diesem Stollenbau stammt.
Die olivgrünen, bis 1 mm langen nadeligen Epidotkristalle werden wie Chlorit und Quarz von Coelestin teilweise eingeschlossen. Somit ist Coelestin die jüngste Mineralbildung dieser Kristallstufe und ist paragenetisch mit dem ebenfalls nach Quarz kristallisierten Baryt aus einer Alpinen Kluft im Dösental vergleichbar (NIEDERMAYR et al. 2006). Weitere Vorkommen von Coelestin aus Alpinen Klüften im Tauernfenster Kärntens wurden vom Steinbruch beim Tierpark im Maltatal, ehemals Steinbruch Gigler (NIEDERMAYR et al. 1992) und vom Steinbruch beim Pflüglhof, Maltatal, (NIEDERMAYR et al. 1984) beschrieben, wobei im Steinbruch beim Pflüglhof Mischkristalle von Baryt und Coelestin vorliegen (15 bzw. 70 Mol.-% BaSO4). (Walter)

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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