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1524) Arsenopyrit, Cerussit, Chalkopyrit, Galenit, Hemimorphit,
Hydrozinkit, Kassiterit, Pyrit, Skorodit, Smithsonit, Sphalerit und
Zeunerit von einem Erzgang in der Nordwestwand des Kleinen Reißecks,
Reißeckgruppe, Kärnten.
Aus dem Gebiet der zentralen Reißeckgruppe wurde bisher nur über zwei
Erzlagerstätten berichtet: In der Lagerstättenkarte von O. M. Friedrich
ist das Riekentörl als Lokalität eines Tauerngoldganges genannt. Über
dieses Vorkommen gibt es aber keine lagerstättenkundlichen bzw.
erzmineralogischen Daten. Das zweite Vorkommen, eine etwa 500 m
Luftlinie vom Riekentörl entfernte Gangvererzung in der Nordostflanke
des Riedbock, wurde auf silberhältige Blei- Zinkerze beschürft (NIEDERMAYR
et al. 2001).
Bei der Suche nach alpinen Kluftmineralien in der Nordwestwand des
Kleinen Reißecks entdeckte Dr. Georg Kandutsch in rund 2700 m Seehöhe
einen gezimmerten Bergbaustollen, der derzeit bereits beim Mundloch
völlig vereist ist und daher nicht befahren werden kann. Er konnte aber
den etwa NS-streichenden und saigeren Erzausbiss beim Mundloch beproben
und uns zwei Handstücke zur erzmineralogischen Untersuchung übergeben.
Bereits makroskopisch sind zwei unterschiedliche Erzparagenesen zu
erkennen.
Probe 1: Stahlgrau glänzende Erznester mit unregelmäßiger Begrenzung in
einer Gangbreccie aus zentimetergroßen hellgrauen Gneisstücken, die
keine limonitische Färbung aufweisen. Nur das Nebengestein der
Gangbreccie, ein feinkörniger Granitgneis, ist intensiv limonitisch
eingefärbt.
Probe 2: Limonitische Gangbreccie aus Granitgneis, Quarz und stark
verwitterten Fe-Karbonaten (ehemals Ankerit oder Siderit) mit
eingelagerten bis 2 cm großen würfeligen Galenitkristallen und
hellgrünem Sphalerit, der in drusigen Partien teils intensiv in
Sekundärmineralien umgesetzt ist.
Von beiden Proben wurden Erzanschliffe hergestellt und im
Elektronenmikroskop mittels EDS- und EMS-Analysen auf ihren
Mineralbestand hin untersucht. Die Minerale wurden auch mittels XRD
überprüft. Die Abb. 5 zeigt den Anschliff der Probe 1 mit dem
Hauptmineralbestand Arsenopyrit, Pyrit und Chalkopyrit. Der Arsenopyrit
ist von zahlreichen Rissen durchzogen, von denen aus der Arsenopyrit in
Skorodit umgewandelt wird. Im Handstück dieser Probe tritt Skorodit auch
in millimetergroßen Drusenräumen im Arsenopyrit in Form von hellgrünen,
kugeligen Aggregaten und Krusten auf. Der Arsenopyrit ist in der Probe 1
das vorherrschende Erzmineral und schließt zwickelfüllend außer Pyrit
und Chalkopyrit keine weiteren Erzphasen ein. Nur im Pyrit sind
zahlreiche, oft nur wenige Mikrometer messende, Erzminerale
eingeschlossen. Diese bestehen überwiegend aus Arsenopyrit, Galenit und
Sphalerit. Der Sphalerit im Pyrit ist mit rund 9,0 Gew.-% Fe eisenreich
und enthält weiters 0,3 Gew.-% Cadmium. In Rissen des Pyrits konnten
einige, im BSE-Modus der REM-Abbildung weiß erscheinende, Körner als
Kassiterit (SnO2) bestimmt werden. Über das Auftreten dieses Zinnoxides
in einer Sulfidparagenese vom Typus „Tauerngoldgang“ wurde bisher noch
nicht berichtet. Dagegen ist Stannit (Cu2FeSnS4) aus dem Bergbau
Rotgülden als relativ häufiges Erzmineral beschrieben worden (GÜNTHER &
PAAR 2000).
Im Randbereich der Gangbreccie zum Nebengestein treten lichtgrün
gefärbte, im Anschliff glimmerartig wirkende Partien des
Kupfer-Uranyl-Arsenates Zeunerit auf. In einem kleinen drusigen Hohlraum
ist Zeunerit mit Skorodit vergesellschaftet (Abb. 6). Eine
röntgenographische Bestimmung, ob Zeunerit oder Meta-Zeunerit vorliegt,
konnte wegen der geringen Probenmenge nicht durchgeführt werden. Die
Wasserbestimmung – beide Minerale unterscheiden sich nur durch ihren
Wassergehalt – ist mit der Analysenmethode des Elektronenmikroskopes
nicht möglich.
Der Erzanschliff der Probe 2 zeigt einen sehr einschlussarmen Galenit.
Galenit umhüllt im Kristallrandbereich einzelne nadelige Quarzkristalle
und schließt hier auch rundliche Sphaleritkörner bis 0,1 mm Größe ein.
Der Sphalerit ist im Gegensatz zum Sphalerit im Pyrit der Probe 1 sehr
eisenarm und enthält rund 0,2 Gew.-% Eisen und 0,6 Gew.-% Cadmium. Der
geringe Eisengehalt ist auch die Ursache der hellgrünen Farbe dieses
Sphalerites. Galenit ist im Bereich seiner Risse und auf seiner
Kristalloberfläche zu Cerussit in Form hellgrauer Krusten umgewandelt
worden. Im drusigen Bereich ist der hellgrüne Sphalerit zu netzartigen
weißen Partien aus Hydrozinkit zersetzt worden und bildet als weitere
Umwandlungsprodukte typische Kristallaggregate von Hemimorphit und
Krusten von Smithsonit in kleinen Kavernen.
Die zu erwartende Edelmetallführung eines Tauerngoldganges konnte in den
beiden vorliegenden Proben bisher nicht nachgewiesen werden. Eine
Ähnlichkeit mit dem Vorkommen am Riedbock zeigt aber die Paragenese
Galenit + Sphalerit der Probe 2. (Walter/Bauer)
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