Walter F. & C. Bauer / 2008

 

1524) Arsenopyrit, Cerussit, Chalkopyrit, Galenit, Hemimorphit, Hydrozinkit, Kassiterit, Pyrit, Skorodit, Smithsonit, Sphalerit und Zeunerit von einem Erzgang in der Nordwestwand des Kleinen Reißecks, Reißeckgruppe, Kärnten.

Aus dem Gebiet der zentralen Reißeckgruppe wurde bisher nur über zwei Erzlagerstätten berichtet: In der Lagerstättenkarte von O. M. Friedrich ist das Riekentörl als Lokalität eines Tauerngoldganges genannt. Über dieses Vorkommen gibt es aber keine lagerstättenkundlichen bzw. erzmineralogischen Daten. Das zweite Vorkommen, eine etwa 500 m Luftlinie vom Riekentörl entfernte Gangvererzung in der Nordostflanke des Riedbock, wurde auf silberhältige Blei- Zinkerze beschürft (NIEDERMAYR et al. 2001).
Bei der Suche nach alpinen Kluftmineralien in der Nordwestwand des Kleinen Reißecks entdeckte Dr. Georg Kandutsch in rund 2700 m Seehöhe einen gezimmerten Bergbaustollen, der derzeit bereits beim Mundloch völlig vereist ist und daher nicht befahren werden kann. Er konnte aber den etwa NS-streichenden und saigeren Erzausbiss beim Mundloch beproben und uns zwei Handstücke zur erzmineralogischen Untersuchung übergeben. Bereits makroskopisch sind zwei unterschiedliche Erzparagenesen zu erkennen.
Probe 1: Stahlgrau glänzende Erznester mit unregelmäßiger Begrenzung in einer Gangbreccie aus zentimetergroßen hellgrauen Gneisstücken, die keine limonitische Färbung aufweisen. Nur das Nebengestein der Gangbreccie, ein feinkörniger Granitgneis, ist intensiv limonitisch eingefärbt.
Probe 2: Limonitische Gangbreccie aus Granitgneis, Quarz und stark verwitterten Fe-Karbonaten (ehemals Ankerit oder Siderit) mit eingelagerten bis 2 cm großen würfeligen Galenitkristallen und hellgrünem Sphalerit, der in drusigen Partien teils intensiv in Sekundärmineralien umgesetzt ist.
Von beiden Proben wurden Erzanschliffe hergestellt und im Elektronenmikroskop mittels EDS- und EMS-Analysen auf ihren Mineralbestand hin untersucht. Die Minerale wurden auch mittels XRD überprüft. Die Abb. 5 zeigt den Anschliff der Probe 1 mit dem Hauptmineralbestand Arsenopyrit, Pyrit und Chalkopyrit. Der Arsenopyrit ist von zahlreichen Rissen durchzogen, von denen aus der Arsenopyrit in Skorodit umgewandelt wird. Im Handstück dieser Probe tritt Skorodit auch in millimetergroßen Drusenräumen im Arsenopyrit in Form von hellgrünen, kugeligen Aggregaten und Krusten auf. Der Arsenopyrit ist in der Probe 1 das vorherrschende Erzmineral und schließt zwickelfüllend außer Pyrit und Chalkopyrit keine weiteren Erzphasen ein. Nur im Pyrit sind zahlreiche, oft nur wenige Mikrometer messende, Erzminerale eingeschlossen. Diese bestehen überwiegend aus Arsenopyrit, Galenit und Sphalerit. Der Sphalerit im Pyrit ist mit rund 9,0 Gew.-% Fe eisenreich und enthält weiters 0,3 Gew.-% Cadmium. In Rissen des Pyrits konnten einige, im BSE-Modus der REM-Abbildung weiß erscheinende, Körner als Kassiterit (SnO2) bestimmt werden. Über das Auftreten dieses Zinnoxides in einer Sulfidparagenese vom Typus „Tauerngoldgang“ wurde bisher noch nicht berichtet. Dagegen ist Stannit (Cu2FeSnS4) aus dem Bergbau Rotgülden als relativ häufiges Erzmineral beschrieben worden (GÜNTHER & PAAR 2000).
Im Randbereich der Gangbreccie zum Nebengestein treten lichtgrün gefärbte, im Anschliff glimmerartig wirkende Partien des Kupfer-Uranyl-Arsenates Zeunerit auf. In einem kleinen drusigen Hohlraum ist Zeunerit mit Skorodit vergesellschaftet (Abb. 6). Eine röntgenographische Bestimmung, ob Zeunerit oder Meta-Zeunerit vorliegt, konnte wegen der geringen Probenmenge nicht durchgeführt werden. Die Wasserbestimmung – beide Minerale unterscheiden sich nur durch ihren Wassergehalt – ist mit der Analysenmethode des Elektronenmikroskopes nicht möglich.
Der Erzanschliff der Probe 2 zeigt einen sehr einschlussarmen Galenit. Galenit umhüllt im Kristallrandbereich einzelne nadelige Quarzkristalle und schließt hier auch rundliche Sphaleritkörner bis 0,1 mm Größe ein. Der Sphalerit ist im Gegensatz zum Sphalerit im Pyrit der Probe 1 sehr eisenarm und enthält rund 0,2 Gew.-% Eisen und 0,6 Gew.-% Cadmium. Der geringe Eisengehalt ist auch die Ursache der hellgrünen Farbe dieses Sphalerites. Galenit ist im Bereich seiner Risse und auf seiner Kristalloberfläche zu Cerussit in Form hellgrauer Krusten umgewandelt worden. Im drusigen Bereich ist der hellgrüne Sphalerit zu netzartigen weißen Partien aus Hydrozinkit zersetzt worden und bildet als weitere Umwandlungsprodukte typische Kristallaggregate von Hemimorphit und Krusten von Smithsonit in kleinen Kavernen.
Die zu erwartende Edelmetallführung eines Tauerngoldganges konnte in den beiden vorliegenden Proben bisher nicht nachgewiesen werden. Eine Ähnlichkeit mit dem Vorkommen am Riedbock zeigt aber die Paragenese Galenit + Sphalerit der Probe 2. (Walter/Bauer)

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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