Meixner H. / 1954

 

124. Pseudomalachit aus dem Gailtal?

Sekundäre Phosphatminerale sind aus den Verwitterungszonen von Erzlagerstätten in den Ostalpen nur sehr selten nachgewiesen. In einem der fast unbekannt gebliebenen Nachträge zu seinem Werk über die Minerale Kärntens berichtete Brunlechner (I, S. 189): "Ehlit (Prasin).. Spangrüne, oberflächlich smaragdgrüne nierige Überzüge mit glatter Oberfläche, auf zelligem Quarz. Mitteilung des Joanneums-Custos Herrn Dr. Hatle in Graz. Buchacher Alpes. Reisach im Gailtale". Auf Grund einer brieflichen Mitteilung von Brunlechner brachte Zepharovich (Min. Lex. 111, 1893, S. 89) schon vorher dasselbe mit dem Vermerk, daß das Belegstück im Joannneum in Graz liege und der Fundort Buchacher Alpe, nicht wie ursprünglich von Brunlechner bzw. Hatle angegeben, "Bucheralpe" heißen müsse. Koll. Krajicek (Min. Abt. d. Joanneums in Graz) teilte mir freundlichst mit, daß jetzt dort kein Belegstück zu den obigen Angaben vorhanden ist. Dr. F. Kahler (K. L. M., Klagenfurt) fand vor einigen Jahren in der von Brunlechner nachgelassenen Privatsammlung das den genannten Beschreibungen voll entsprechende Belegstück mit der Etikettenbezeichnung: "Prasin (Ehlit) Bucheralpe, Gailthal".

Als Pseudomalachit (etwa CU5(PO 4)2(OH)2•H2O) werden heute eine Reihe, ursprünglich unter verschiedenen Namen (Ehlit, Prasin, Phosphorochalzit, Lunnit und Dihydrit) beschriebene Substanzen zusammengefaßt. Eine qualitativ chemische und optische Überprüfung der "Gailtaler" Mineralstufe ergab die Richtigkeit der Zuordnung zu Pseudomalachit. Was mir aber fraglich zu bleiben scheint, das betriff!: den Fundort des Stückes. Friedrich (6, S. 394 und Karte "Eisenspat-Cu" Nr. 13) verzeichnet zwar ein Eisenspat (Kupfer)-Vorkommen auf der Oberen Buchachalm bei Goderschach (das ist südlich von Reisach i. G.), doch ist meines Wissens gar nichts Näheres über die Art dieser Vererzung bekannt. Es erscheint mir unwahrscheinlich, daß solch ein schöner Pseudomalachit mit traubig-kugeliger Oberfläche (Kugeln von über 1 cm) in Milchquarzklüften einem alpinen Kleinstvorkommen entstammt. Im vorigen Jahrhundert waren. nur ganz wenig Fundorte mit ,Pseudomalachit solcher Ausbildung bekannt. Freund Koritnig (Göttingen) äußerte sich zu der Stufe, daß sie sicher nicht auf die Lagerstätten um Linz am Rhein (Virneberg u. dgl.) zu beziehen sei. Als mögliche Fundorte verbleiben dann noch Libethen (Slowakei) und Nishne Tagilsk (Ural).

Weitere Studien müssen im Gailtale vorgenommen werden. Es wäre eine schöne Aufgabe für unsere Sammler, alten Cu-Erzvorkommen bei Oberbuchach nachzuspüren und festzustellen, was für Erze und Oxydationsminerale, was für Gangarten dort zu finden sind. Fehlt Milchquarz, dann muß wohl mit ziemlicher Sicherheit dieses Pseudomalachit-Vorkommen für Kärnten gestrichen werden.

Eine andere interessante Sammleraufgabe betrifft "Pyromorphit aus Kärnten", worüber ich schon einmal, in "Neue Mineralfunde IX" (S. 63) berichtete. Hierüber sind die Nachrichten sicherer: 1856 wurde bei "Molbitsch im Wildbachtal unweit Straßburg an der Gurk" ein alter verlassener Stollen, der im Glimmerschiefer einst auf Silbererze getrieben war, auf Eisenerze wieder aufgenommen. Im rohwandartigen Kalkstein traf man Klüfte, die neben Eisenocker, grasgrüne sechsseitige Prismen von Pyromorphit, ferner Cerussit, Malachit und Kupfervitriol nach Fahlerz und Kupferkies enthielten. Auch dieses Vorkommen gilt es aufzufinden!

Daß eine neuerliche Suche auf selbst seit 50 bis 100 Jahren verwachsenen Halden Erfolg haben kann, beweist eine Sendung von W. Philippek (Graz), dem es in Kaltenegg bei Vorau kürzlich gelang, die von dort 1885/86 beschriebenen Minerale Pyromorphit, Cerussit, Anglesit und Albit in guten Stücken zu sammeln. (MEIXNER)

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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