Dirk van Husen / 1976 Textauszug |
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Zur
Schichtfolge und Tektonik des Jungtertiärs zwischen Rechberg und
Homarow-Berg und seine Beziehung zur Hebung der Karawanken. Von Dirk VAN HUSEN ABSTRACT
The paper proposes a model for the reconstruction of
the sedimentation conditions during the Upper Tertiary. Rubbles from the
Remschenig-Leppen area proof the transport across the
"Nordstamm" of the Karawanken Mountains at the beginning of
the deposition of coarse carbonatic rubble in the foreland. Further
evidence for the Upper Tertiary uplift is given from sliding masses
(Wettersteinkalk) embedded synsedimentarily. North-vergent movements are
responsible for the overthrusting of the Tertiary series by the
Karawanken Mountains. Contemporaneously, smaller scales within the
Tertiary sequence were formed. EINLEITUNG
Im Rahmen der Aufnahme des
Jungtertiärs für die geologische Karte der Ostkarawanken konnten
einige Ergebnisse gewonnen werden, die einen genaueren Einblick in die
fazielle Entwicklung der klastischen Sedimente und die Hebung des
Nordstammes erlauben. Diese Beobachtungen und ihre Deutung sind
einstweilen bewusst nur auf den engeren Raum des beschriebenen Gebietes
beschränkt und mögen fürs erste einmal zur Diskussion gestellt
werden. Weitere geplante Untersuchungen,
besonders in räumlich und methodisch ausgeweitetem Umfang, werden
hoffentlich weitere stratigraphisch verfeinerte Profile und genaueren
Aufschluß über einzelne Schüttungsrichtungen geben, die
wahrscheinlich wieder einen detaillierteren Einblick in den Bau
erlauben. Schichtfolge
Im untersuchten Gebiet waren als
tiefste Anteile der Schichtfolge immer dunkle, meist blaugraue Tone
aufgeschlossen, die oft mit glimmerreichen sandigen Zwischenlagen
durchzogen sind. Daneben treten in Schnüren und dünnen Bänken auch
feine Kiese auf, die hauptsächlich aus sehr gut gerundeten Quarzgeröllen
gebildet wurden, zu denen untergeordnet noch Karbonat und Kristallin
kommen. Diese Schichtfolge war in den Bachgräben südlich Wigasnitz, nördlich
Riegeling, östlich Slovenjach, im Lobniggraben und am Preverniksattel
aufgeschlossen. In diesen Sedimenten fanden sich auch immer wieder Lagen
mit Pflanzenhäcksel, seltener kleine Flözchen von Braunkohle bis
Glanzkohle, die aber keine große Erstreckung zeigen. Die mächtigeren
Flöze, die im kartierten Gebiet früher auch durch kleine Bergbaue
wirtschaftlich genutzt wurden, waren nicht mehr aufgeschlossen, da die
ehemaligen Stollen bereits verbrochen (Prevernik) oder gar nicht mehr
auffindbar waren (St. Philippen, Lobnig). Im unmittelbar liegenden und
hangenden Bereich der Kohlenflöze zeigte sich eine weit
fortgeschrittene Verwitterung und Bleichung der feinen Sedimente. Die
Gerölle der Kieslagen sind entweder kreidig verwittert (Karbonate) oder
kaolinisiert und völlig gebleicht (Kristallin und Quarz). Diese Art der
Verwitterung deutet auf ein saures Milieu hin, wie es unter Mooren
auftritt. In den beobachteten Flözen fanden sich auch keinerlei
Holzstrukturen, die auf höhere Pflanzen hindeuten. Demnach dürfte es
sich bei diesen hauptsächlich um Tortkohle handeln, die am Ende dieser
Sedimentation aus kleinräumigen, kurzfristigen Sümpfen entstanden ist.
Der Kontakt dieser kohleführenden
Sedimente mit dem praetertiären Untergrund war an einer Stelle
aufgeschlossen (F. KAHLER 1932, S. 115). Am östlichen Rand des Tertiärvorkommens
ist am Zufahrtsweg zu dem aufgelassenen Bauerngehöft Prevernik
Hauptdolomit aufgeschlossen, der oberflächlich eine intensiv rotbraun
verfärbte Verwitterungskruste von 20-30 cm zeigt, die an Klüften auch
wesentlich tiefer eingreift. Darüber folgen dann blaugrauer Ton und
glimmerreicher Feinsand und in weiterer Folge, leider nicht mehr
aufgeschlossen, die kohleführende Schichtfolge, auf die der Bergbau
umging. Lithologisch und faziell ist
diese an mehreren Stellen zu beobachtende Schichtfolge den Rosenbacher
Kohlenschichten (F. KAHLER 1953, S. 32) direkt vergleichbar. Eine erste palynologische
Untersuchung an den tonigen Lagen dieser Fundpunkte, die
freundlicherweise Fr. Dr. I. DRAXLER, GBA, durchführte, ergab eine gute
floristische Übereinstimmung mit den Untersuchungen der Rosenbacher
Kohlenschichten durch W. KLAUS 1956. Auf Grund dieser Ergebnisse sind
die im Untersuchungsgebiet aufgeschlossenen liegenden Anteile der tertiären
Schichtfolge mit den obersten Anteilen der Rosenbacher Kohlenschichten
zu parallelisieren und daher mit W: KLAUS 1956 ins höhere Untersarmat
einzustufen. In den obersten Anteilen dieser
tonig sandigen Schichten fanden sich öfter auch Lagen, die teilweise
recht intensive rotbraune Verfärbung und Entkalkung zeigen, die auf
Verwitterungsvorgänge zurückzuführen sind. Am besten ist das
Bildungsmilieu dieser Sedimente als sehrweitläufige, verwilderte Flußlandschaft
innerhalb einer reifen Landschaft vorstellbar, in der die ruhige
Sedimentation überwog, die durch die Sande und Tone und nur
gelegentlich auftretenden feinen, gut gerundeten Kiese charakterisiert
wird. Beendet wird diese ruhige
Sedimentation in den Aufschlüssen nördlich der Karawanken durch eine
grobe Einschüttung, die fast zur Gänze aus Karbonatgeröllen aufgebaut
wird, die schlechter gerundet sind als die Kiese im Liegenden und bis zu
30 cm Durchmesser erreichen können (F. KAHLER 1929, S. 235 f). Die Schotter sind meist mittelmäßig
konglomeriert und zeigen eine teilweise weit fortgeschrittene
Verwitterung, die auf die schwankenden Grundwasserstände über der
dichten tonigen Unterlage zurückzuführen sein wird. Neben den Karbonaten fanden sich
in diesem Konglomerat auch vereinzelt Kristallingerölle (Granite,
Tonalite, kristalline Schiefer), die ihrer Ausbildung nach gleichen
Gesteinen im Bereich der Intrusiva und des Paläozoikums südlich des
Nordstammes der Karawanken (Ch. EXNER 1972) zuordenbar schienen. Es
wurden von den einzelnen, noch halbwegs frischen Geröllen, deren Feldspäte
durch die Verwitterung aber bereits weitgehend kaolinisiert waren, Dünnschliffe
angefertigt, um ihre Herkunft genauer erfassen zu können. Bei der
Bestimmung der Gerölle und ihrer Zuordnung zu den Gesteinen südlich
des Nordstammes half mir in zuvorkommender Weise
Prof. Dr. Ch. EXNER, wofür ich ihm an dieser Stelle herzlich
danken möchte. Es sollen hier die Gerölle
genauer beschrieben werden, bei denen eine Zuordnung zu den Gesteinen
der Intrusivkörper und der paläozoischen Schichtfolge südlich des
Nordstammes mit großer Sicherheit gelang. Dabei werden bei dieser
Beschreibung nur die an den meist stark verwitterten Geröllen noch erfaßbaren
Hinweise beschrieben. Granit. Es fanden sich südlich
Wigasnitz und östlich St. Simon insgesamt drei Gerölle zwischen 5-10
cm Durchmesser, von denen aber nur eines geborgen werden konnte, da die
beiden anderen wegen der stark fortgeschrittenen Kaolinisierung der
Feldspäte nicht mehr genügend innere Festigkeit aufwiesen. Es ist ein
mittelkörniger Granit mit rötlichen bis fleischfarbenen Feldspäten
bis 5 mm Größe und etwas kleineren kugeligen Quarzkörnern. Hiezu
kommen noch etwas Biotit und Chlorit. Die oft schwach zonar gebauten
Plagioklase treten gegenüber den deutlich pertitisch entmischten
Alkalifeldspäten in Größe und Menge zurück. Daneben finden sich noch
häufiger Pseudomorphosen von Chlorit nach Hornblende. Der Granit
entspricht in Struktur, Mineralbestand und äußerem Erscheinungsbild
ganz dem Karawanken-Granit. Tonalitgneis. Gerölle des
Tonalitgneises sind häufiger und bis zu einem Durchmesser von maximal
25 cm zu finden und ebenso wie die Granite stark verwittert. Der Tonalitgneis ist als feinkörniges
Gestein mit deutlichem Parallelgefüge zu bezeichnen. Der überwiegende
Anteil ist Plagioklas und Quarz, der aus vielen kleinen, innig
verzahnten Körnern besteht. Dazu kommen noch Hornblende und oft
idiomorpher Biotit, der zu kleinen, bis zu einigen Millimeter langen
Paketen verwachsen ist. In Struktur und Mineralbestand ist dieses
Gestein direkt mit dem Tonalitgneis des Remschenigtales zu vergleichen. Pegmatit. Im Graben östlich St.
Simon fand sich ein Geröll eines ganz schwach geschieferten hellen,
pegmatitischen Gesteins. Es besteht vorwiegend aus Quarz, wenig
Plagioklas und bis zu 2-3 mm großen Muskowitschuppen, die selten auch
zu kleinen Paketen zusammengeschlossen sind. Dieses Geröll ist
wahrscheinlich pegmatitischen Lagen im Bereich des Mikroklingneises im
Eisenkappeler Altkristallin zuzuordnen. Cordierit-Knotenschiefer. Gerölle
dieses Gesteins treten in Zusammenhang mit den anderen recht häufig
auf. Im Bachschutt des Suchabaches unterhalb Homelitschach fanden sich
sogar 2 Gerölle mit 30 und 40 cm Durchmesser. Die Gerölle sind
wesentlich weniger, bis überhaupt nicht verwittert und haben im
frischen Bruch dunkelgraue, leicht violette Farbe. Das Gestein besteht
makroskopisch aus dünnen Lagen eines feinen Grundgewebes von Quarz,
Feldspat und Glimmer, in dem die gelängten xenomorphen
Cordierit-Porphyroblasten wie Knoten schwimmen. Dazwischen treten häufig
hellere quarzreiche Lagen auf, die verfaltet, zerrissen oder oft in
Linsen aufgelöst sind. Die Gerölle entsprechen makro- wie
mikroskopisch gänzlich dem Vorkommen dieser Schiefer im Bereich nördlich
des Remschenigtales (Ch. EXNER 1972, S. 65 f.). Neben diesen mit großer
Sicherheit gleichen Gesteinen aus dem Bereich des Leppen-RemschenigTales
einzuordnenden Geröllen fanden sich noch vereinzelt Phyllite, Grünschiefer,
Quarzite, die durch ihre mäßige Rundung und geringe Widerstandskraft
gegen Abrollung einen kurzen Transport anzeigen. Dazu kommen noch
verschiedene Kalke des Paläozoikums, einige Gerölle der bunten
Kalkbreccie (von bis zu 30 cm Durchmesser) und des roten Quarzporphyres
aus der Schichtfolge des Perms, die in der weiteren Umgebung nur südlich
des Nordstammes zu finden sind. Einige Gesteine, wahrscheinlich
vulkanischen Ursprungs (Einsprenglinge), waren wegen der weit
fortgeschrittenen Verwitterung nicht mehr identifizierbar. Nach dieser Zusammensetzung und
dem relativ schlechten Rundungsgrad der Gerölle wird das Liefergebiet
dieser ersten groben Schüttungen am ehesten im Bereich der Nordkette
der Karawanken zu suchen sein, die zu dieser Zeit als Liefergebiet aktiv
zu werden beginnt. Der untergeordnete Anteil der Gesteine aus dem Gebiet
der lntrusiva und des Paläozoikums zeigt aber an, daß noch Mulden
vorhanden waren, die einen Transport quer über den sich hebenden
Gebirgskörper erlaubten. Als wahrscheinlichster Übergang kommt für
diese Gerölle im untersuchten Raume der Preverniksattel in Frage, der
heute noch Reste der tertiären Schichtfolge trägt und über den
demnach wahrscheinlich ein Gerinne aus dem Bereich des Remschenigtales
nach Norden abfloß. Über diesen ersten groben Einschüttungen
von Süden folgt dann eine Wechsellagerung von bis zu 15 m mächtigen
Lagen aus groben, mäßig gerundeten Karbonatgeröllen mit sand- und
tonreicheren Lagen, in denen die gut gerundeten Quarze und Karbonate (ähnlich
denen der tieferen Anteile der Schichtfolge) häufig vertreten sind oder
stark überwiegen. Generell kann gesagt werden, daß
die reinen Karbonatlagen zum Hangenden hin an Mächtigkeit gewinnen und
auch immer weiter nach Norden ausgreifen. Es entsteht dadurch das Bild
einer ständig zunehmenden, kräftigeren Einschüttung von Süden, die
den Bereich der ruhigeren Sedimentation in diesem Raum ablöst. Ein
Zeichen für den allmählichen Übergang sind die noch im liegenden
Anteil dieser Wechsellagerung auftretenden Verwitterungshorizonte, die
anzeigen, daß zwischen den groben Einschüttungen von Süden noch
Perioden ohne Sedimentation auftraten. In den hangenden Teilen und später
fehlen solche Horizonte weitgehend. Ebenso scheint bald nach Beginn
dieser Entwicklung auch der Übergang von Süden unterbrochen worden zu
sein, da die Gerölle von südlich des Nordstammes nur in den untersten
Karbonatlagen zu finden sind, weiter zum Hangenden zu aber nur noch
Gesteine des Nordstammes auftreten. Ein weiterer Hinweis für eine zu
dieser Zeit beginnende rasche Hebung des Nordstammes bilden die im
Untersuchungsgebiet häufig auftretenden, teilweise riesigen
Kalkschollen. Es sind dies Tafeln von ca. 20-70 m Mächtigkeit, die eine
Erstreckung von 100 bis maximal 1500 m (Slovenjach) haben und parallel
zur Schichtung in die Wechsellagerung eingebettet sind. Aufgebaut werden
sie generell von Wettersteinkalk, bis auf eine kleine Scholle im Tal des
Lipnikbaches (nordöstlich Homelitschach), die aus rotem Jurakalk
besteht. Die Schollen zeigen durchwegs Spuren starker Beanspruchung, die große Brüche quer durch den gesamten Körper (westlich Saager, südlich Krupicbach) und Gefügeauflockerung bewirkte, die, von innen nach außen zunehmend, randlich fast immer so weit geht, daß eine monomikte Breccie vorliegt. In den umgebenden Schottern und Konglomeraten finden sich,
von dieser Breccie ausgehend und über einige 10er-Meter verfolgbar, völlig
ungerundete Wettersteinkalkbruchstücke, die teilweise wesentlich größer
als die umgebenden Schotter sind (Abb. 1). An zwei Stellen (Homelitschach,
östlich Altendorf) waren unter dem Wettersteinkalk der Schollen
schwarzbraune milde Tonschiefer in kleinen Fetzen aufgeschlossen, die
den Tonschiefern der Raibler Schichten am Nordabfall der Oistra und
Topitza entsprechen. Heute heben sich die Schollen oft
als markante Steilstufen und Wände (nordöstlich Slovenjach) oder krönende
Gipfelplateaus (St. Hemma) gegenüber den dichtbewaldeten Hängen ab. Am besten sind sie als
synsedimentär eingewanderte Gleitschollen aufzufassen, die sich in den
ersten Phasen der Aufwölbung der Nordkette von deren Nordflanke lösten.
Ihr besonders gehäuftes Auftreten im Gebiet zwischen Vellach und
Globasnitz wird auf die Unterlagerung des Wettersteinkalkes mit einem mächtigen
Zug Raibler Schichten (F. K. BAUER 1970) am Nordabfall der Oistra und
der Topitza zurückgeführt werden können. Dadurch war es
wahrscheinlich möglich, daß sich so große, aber derartig dünne
Platten lösten und langsam nach Norden abglitten, wobei die Tonschiefer
auch weiterhin neben dem tonigen Tertiär als Gleitmittel gedient haben
dürften. Diese Konstellation führte unter den verschärften
Klimabedingungen des periglazialen Raumes und einer wesentlich höheren
Reliefenergie zu mächtigen Schuttströmen (D. VAN HUSEN 1976). Auch
heute noch sind an diesen Stellen riesige Wanderblöcke zu beobachten. Der Transport über eine Strecke
von ca. 5 bis maximall 0 km erfolgte wahrscheinlich derart langsam, daß
auch weiterhin keine rasche Auflösung in viele einzelne getrennte
Bruchstücke erfolgte, sondern die Beanspruchung nur zu einzelnen Brüchen,
Gefügeauflockerung und randlichem Zerbrechen führte. Der Bereich der Schichtfolge mit
der Wechsellagerung zwischen quarzreichen, tonig sandigen Schottern und
groben, reinen Karbonatschottern erreicht im Untersuchungsgebiet eine Mächtigkeit
von ca. 100 m. Sie geht zum Hangenden rasch in reine Karbonatschotter über,
in denen anfänglich noch die eine oder andere dünne Lage mit
Quarzschottern, später nur noch ganz vereinzelt einige gut gerundete
Quarzgerölle zu finden sind. Die Schotter sind sehr grob und schlecht
sortiert; Gerölle bis zu 30-40 cm Durchmesser sind durchaus keine
Seltenheit. In den hangenden Anteilen treten bei zunehmend besserer
Sortierung auch gut verkittete, ausgesprochen feinkörnige Lagen auf, in
denen früher kleine Steinbrüche an der Südseite des Totschnik
angelegt wurden. Diese durchwegs groben Schotter
und Konglomerate erreichen im untersuchten Gebiet eine Mächtigkeit von
ca. 250 m. Tektonik
Auf Grund der Erfassung der
Schichtfolge soll versucht werden, die Tektonik innerhalb des
untersuchten Gebietes aufzulösen. Die Bruchstrukturen und kleinräumigen
Überschiebungen, die durch die Heraushebung und Nordvergenz des
Nordstammes entstanden, sind in dem schlecht aufgeschlossenen,
dichtbewaldeten Gelände nur selten direkt zu beobachten. Meistens ist
es nur möglich, tektonische Verstellungen durch den Vergleich kurzer
Abschnitte der beschriebenen Schichtfolge und deren Einordnung in diese
zu erfassen. Deutliche Hinweise auf
tektonische Beanspruchung, besonders im Bereich von Überschiebungen,
liefern mitunter auch die Gerölle selbst. So treten in diesen Bereichen
in den quarzführenden Schichten sehr oft Drucklösungserscheinungen an
gröberen Karbonatgeröllen auf, die so stark sein können, daß
Quarzgerölle mit bis zu 2-3 cm Durchmesser fast zur Gänze in das
Karbonatgeröll eingepreßt sind. Neben dieser Erscheinung findet man
oft zerbrochene Gerölle, die meistens wieder verheilt sind (F. KAHLER
1932, S. 117). An diesen -und hier besonders an den größeren -sind
auch kleinere Harnische zu beobachten, die gleichermaßen am Geröll
selbst, und im Druckschatten auch in der verkitteten, am Geröll
haftenden sandigen Grundmasse des Konglomerates zu beobachten sind.
Diese Erscheinungen sind im bearbeiteten Gebiet nur im unmittelbaren
Wirkungsbereich der Überschiebungen zu beobachten und eine große Hilfe
zu deren Lokalisierung. Im Bereich zwischen
Krupic-Bach-Saagerberg im Norden und der Nordgrenze der Trias des
Homarow-Berges ist generell ein leichtes Einfallen der Schichtfolge nach
Südosten mit 15-30° senkrecht auf die Überschiebungsrichtung zu
beobachten. Hier wurde die ganze Scholle von Slovenjach mit ihren
umgebenden Schottern aus dem Bereich der Wechsellagerung und die
hangende Karbonatkonglomeratplatte östlich Benetek nach Südosten
verkippt. Das gehäufte Auftreten der zerbrochenen Gerölle im
Krupic-Bach und die stark verwitterten Tone mit Pflanzenhäcksel im Hang
knapp südlich davon lassen vermuten, daß dabei auch eine kleine
Aufschiebung an sehr steiler Fläche gegenüber dem Höhenzug St.
Hemma-Globasnitz stattfand (Abb. 4 ). Ebenso erfolgte eine kleine
Aufschiebung, aber an einer flacheren Bahn, auch zwischen den beiden
Wettersteinkalk-Schollen südlich des Krupic-Baches. In dem tief
eingeschnittenen Bachgraben östlich Slovenjach sind ca. 200 m oberhalb
der Straßenkehre die stark verwitterten Tone und die Konglomerate mit
den Kristallingeröllen aus dem Raum Remschenig im Liegenden der Scholle
von Slovenjach zu finden. Durch ihre Lage oberhalb der kleineren, stark
zerbrochenen Gleitscholle nördlich davon zeigen sie an, daß eine
Verstellung zwischen beiden stattgefunden hat, ohne daß dabei gänzlich
ausgeschlossen werden kann, daß die kleinere Scholle nicht nur ein
durch die Aufschiebung abgetrennter Teil der großen Scholle von
Slovenjach ist. Beide Aufschiebungen sind dann in den stark von Schutt
und Vegetation bedeckten Hängen nicht mehr nachweisbar. Nach Westen zu
verlieren sie ihre Wirkung wahrscheinlich rasch, da die Schichtfolge
nordwestlich Slovenjach ungestört zu verfolgen ist. Diese beiden nach Westen rasch
ausklingenden Aufschiebungen und die Verkippung des ganzen
Schichtpaketes ist hier auf die weit nach Norden vorspringende Überschiebung
der Trias zurückzuführen, die im Bereich der Nordwestflanke des
Homarow-Berges eher eine steile nordwest-gerichtete Aufschiebung
darstellt. Durch diese in diesem Abschnitt nach Nordwesten gerichtete
Einengung der tertiären Sedimente kam es auch zu einer kleinräumigen
flachen Überschiebung innerhalb dieser Schichtfolge (Abb. 3, Profil 2).
Im Hangenden der mächtigen
Konglomeratplatte südlich Slovenjach und östlich Benetek folgt nach
der breiten deutlichen Verebnung wieder eine rasche Wechsellagerung von
quarzreichen Schottern mit reinen Karbonatschottern aus dem mittleren
Abschnitt der Schichtfolge, die mit 20°-25° SSE einfallend den Hügel
von St. Simon aufbaut. Die Ausbißlinie der Überschiebungsbahn
verläuft am Fuß des Hügels von St. Simon direkt über der breiten
Verflachung und taucht erst .östlich der kleinen Kapelle nördlich St.
Simon etwas steiler in den Bachgraben ab. Im unmittelbaren Bereich
dieser Linie sind in frischen Wegaufschlüssen und Anrissen wieder die
zerbrochenen Gerölle und solche mit Drucklösung zu finden. In einem
Aushub beim Gehöft westlich direkt unterhalb St. Simon fanden sich in mächtigen
sandigen Tonen einige Stücke von Glanzkohle, die anzeigen, daß diese
Überschiebung auch die liegendsten Anteile der Schichtfolge erfaßt
hat. Die Überschiebung des
Nordstammes der Karawanken über das Jungtertiär ihres Vorlandes
erfolgte im untersuchten Gebiet an einer meist steilen Fläche. An der
Bewegungsbahn treten überall die tonreichen Quarzgeschiebe in
unterschiedlicher Mächtigkeit auf. Bilden sie an der Nordwestflanke des
Homarow-Berges die durch Wiesen genutzte Verebnung (Homar, Pogatschnik,
Luschenik), so sind sie südlich Totschnik, wo die Überschiebung direkt
über die groben hangendsten Anteile der Schichtfolge erfolgt, auf ein dünnes
Band reduziert. Ebenso sind im Bereich Homelitschach-Blasnitzen, wo
diese Lage wieder mächtiger wird, bis zur Vellach im unmittelbar
Liegenden der Oberschiebungsbahn die quarzreichen tonigen Sedimente der
tieferen Anteile der Schichtfolge zu finden. Am Blasnitzen-Berg sind in diesem
Horizont kleine (mehrere 10er-Meter), geringmächtige Späne von
Hauptdolomit und Jura eingeschuppt, die so stark zerbrochen sind, daß
der Hauptdolomit händisch abbaubar ist. Ebenso treten diese tonigen
Quarzschotter noch in dünnen Lagen zwischen dem Jura (Sockeldecke) und
dem Hauptdolomit südwestlich Lipnik auf. Es sind zwei dünne Lagen, die
hier offensichtlich kleinere Schuppen trennen. An der Forststraße südwestlich
Lipnik ist nördlich der Oistra in 1160 m Höhe eine ca. 30 m
mächtige Lage von Tertiär aufgeschlossen. Es tritt hier eine
Bank konglomerierter Kalkschotter, umgeben von den tonigen
Quarzschottern auf, die als Band noch bis über den Kamm nördlich der
Oistra zu verfolgen waren, wo es dann auskeilt (Abb. 3, Profil1). Die
Schotter zeigen das gleiche Streichen und Fallen wie die Oberfläche des
liegenden Dolomits und könnten demnach diesem primär sedimentär
aufliegen. Leider war die Auflagefläche nicht gut aufgeschlossen und
daher diese Frage nicht sicher zu beantworten. Es fanden sich aber in
der gleichen Position am Südrand der Juragesteine der Sockeldecke am
Weg vom Vellachtal zum Wolina in einem kleinen Aufschluß die tonreichen
Quarzschotter. In diesem Fall war aber keine Lagerung zu erkennen. Diese
beiden Vorkommen zeigen möglicherweise an, daß auf der Sockeldecke
Jungtertiär sedimentiert wurde, bevor diese von Süden überwältigt
wurde. Die Auswirkungen kleinerer
Bruchverstellungen sind in dem schlecht aufgeschlossenen und
dichtbewachsenen Gelände kaum feststellbar. Zu größeren Verstellungen
kam es nur am Südrand des Totschnik nördlich Lipnik. Hier finden sich
sehr steil stehende Schotter und Konglomerate aus dem Bereich des
mittleren Abschnittes der Schichtfolge, die den kleinen Rücken nördlich
Lipnik aufbauen. Ebenso sind Teile dieser Wechsellagerung zwischen zwei
senkrecht den Hang hinaufstreichenden Störungen zwischen den weitgehend
eben liegenden groben Schottern des hangenden Anteiles der Schichtfolge
bis knapp unter den Sattel (Kote 1017 m ) zu verfolgen. Diese kleinräumige
Zerstückelung der Schichtfolge mit der starken Verstellung einzelner
Pakete, die sonst an keiner Stelle zu beobachten war, mag. hier darauf
zurückzuführen sein, daß im Bereich Lipnik während der Überschiebung
die Einspannung in zwei Richtungen -nordnordöstlich und nordwestlich
-wirkte (Abb. 4 ). Eine große Bruchverstellung dürfte
auch noch am Fuß des Nordhanges von St. Hemma verlaufen. An ihr muß
der Südflügel in einer späten Phase der Heraushebung der Karawanken
gegenüber dem Vorland um ca. 200-300 m
gehoben worden sein. Ebenso wie die nördliche Tertiärablagerung
erfuhren auch die kleinen Reste innerhalb der Karawanken eine
tektonische Überprägung. Das Vorkommen im hinteren Lobniggraben stellt
eine Mulde mit ca. nordöstlich-südwestlich verlaufender Achse (Ch.
EXNER 1972, S. 99 f.) dar, die randlich auch etwas überschoben ist (F.
K. BAUER 1970, S. 242). Auch die kohleführenden tiefsten Anteile der
jungtertiären Schichtfolge am Preverniksattel scheinen von Westen her
kurz überschoben und eingeklemmt zu sein. Hier verläuft der einzige
noch erkennbare Stollen westlich des Gehöftes Prevernik direkt unter
dem aus Trias gebildeten Hang. Der Stollen war leider nicht mehr
begehbar, um die Überschiebung nachweisen zu können. Für eine
Einengung von Westen könnten auch noch die Bilder der Ortsbrust des
Ernst-Friedrich-Stollens sprechen . (R. CANAVAL 1919, S. 127). ZUSAMMENFASSUNG In Verbindung einer
Zusammenfassung der gewonnenen Ergebnisse mag der Versuch unternommen
werden, den Ablauf der Ereignisse ab dem Beginn der Sedimentation des
Jungtertiärs trotz des begrenzten "1 Raumes darzustellen, da eine
Rekonstruktion möglich scheint (Abb. 2). Die Landschaft, in der die
tiefsten hier erfaßten Anteile der jungtertiären Schichtfolge mit
Ihren sandigen Tonen und Kohleflözen und nur, fallweise
eingeschalteten, wenig anhaltenden feinen Kiesschnüren und -bändern
entstanden, ist am ehesten als eine weitläufige Flußlandschaft
darzustellen, in der die Sedimentation, eingebettet in eine weitgehend
reife Landschaft (gutes Bearbeiten der Gerölle), ruhig verlief. Dabei
kam es in den verschiedenen Randgebieten des Tales zu längeren Perioden
von Ruhe, die sich auch in geringmächtigen Verwitterungshorizonten
dokumentieren. Diese Sedimentation, als
Rosenbacher Kohlenschichten (F. KAHLER 1935) bekannt, wird dann von
einer Schüttung von Süden abgelöst. Diese zeigt durch ihren Gehalt an
groben, mäßig gerundeten Kalkgeröllen wahrscheinlich die ersten
Hebungen und die Erhöhung der Reliefenergie im Bereich der
Ostkarawanken an. In diesen Konglomeraten finden sich Gerölle, die aus
dem Bereich Remschenig-Leppen-Tal stammen. Sie belegen, daß zur Zeit
dieser ersten groben Schüttung ein Transport quer über den Nordstamm (Petzen-Obir)
der Karawanken noch möglich war. Zu dieser Zeit war der Komplex der
"Sockeldecke" (1. STINI 1938) wahrscheinlich bereits nach
Norden abgeglitten (F. K. BAUER 1970, S. 240 f.) und wurde von Tertiär
bedeckt, worauf zwei Vorkommen dieser Sedimente an der Überschiebungsfläche
hinzudeuten scheinen. In der weiteren Folge kam es dann zur Entwicklung
einer ca. 100 m mächtigen
Schichtfolge, die durch die Wechsellagerung grober Karbonatschotter aus
dem Süden und der gut gerundeten Quarz- und Karbonatschotter des
Vorlandes (Mischschotter F. KAHLER 1935) bestimmt ist. Hier fehlen die
Gerölle aus dem Bereich der Intrusiva und der paläozoischen
Schichtfolge, wodurch eine bereits den Übergang sperrende Hebung des
Nordstammes abgeleitet werden kann. Einen weiteren Hinweis für eine stärkere
Hebung dieses Gebirgszuges stellen die in dieser Schichtfolge im
untersuchten Bereich häufig auftretenden, teils riesigen synsedimentär
eingelagerten Gleitschollen aus Wettersteinkalk dar. Ihr gehäuftes
Auftreten gerade in diesem Raum wird auf die Unterlagerung des
Wettersteinkalkes durch einen mächtigen Horizont von Raibler Schiefern
(F. K. BAUER 1970) zurückgeführt, die beim Lösen und weiteren
Transport der Gleitschollen eine wichtige Rolle spielten. Ganz diesem Bild dürften auch
die Verhältnisse nördlich des Singerbergzuges entsprechen (F. KAHLER
1935, S. 7). Später bestimmten dann nur noch
die groben Karbonatschüttungen im Vorland des sich hebenden Gebirges
die Sedimentation und erreichen eine Mächtigkeit von ca. 250 m. Während des weiteren Aufstieges
und der damit verbundenen Bewegung des Gebirgskörpers nach Norden wurde
erst der Komplex der "Sockeldecke" (1. STINI 1938), dann die
jungtertiäre Schichtfolge in die Überschiebung mit einbezogen. Dabei
entstanden kleinräumige Überschiebungen und Aufschiebungen innerhalb
dieser Schichtfolge. Letztlich dürfte auch noch ein großer Teil des
tertiären Vorlandes durch die Hebung erfaßt und gegenüber dem Vorland
um 200-300 m herausgehoben
worden sein. LITERATUR:BAUER, P. K. (1970): Zur Fazies-
und Tektonik des Nordstammes der Ostkarawanken von der Petzen bis zum
Obir. - Jahrb. Geol. B. A., 113:189-246, Wien. -(1973): Ein Beitrag zur Geologie
der Ostkarawanken. - Veröff. Univ. Innsbruck, Pestschr. W. Hejßel, 86,
1-22. BEMMELEN, van R. W. (1970):
Tektonische Probleme der östlichen Südalpen. - Geol. Razprave in Procile, 13:113-158, Ljubljana. CANAVAL, R. (1919): Das
Kohlenvorkommen von Lobnig bei Eisenkappel in Kärnten und das Alter der
Karawanken. - Berg- und Hüttenm. Jb., 67:112-140. HUSEN, VAN D. (1973-1975):
Berichte über Aufnahmen für die geologische Katte der östlichen
Karawanken 1:25.000 auf den Blättern 203, 204, 212, 213.Verh. Geol. B.
A., 65-69, 71-74, 121-124. -(1975): Ein Unterkreidevorkommen
in den östlichen Karawanken (Kärnten). - Verh. Geol. B. A., 297-299. -(1976): Schuttströme als
Ausdruck des periglazialen Massenabtrages in den östlichen Karawanken (Österreich).
- Z. f. Geomorphologie N. P., 97-107, Berlin. KAHLER, P. (1929):
Karawankenstudien II. Die Herkunft des Sediments der Tertiärablagerungen
am Karawanken-Nordrand. - Centralbl. Mineralog. Geol. Abt. B, 230-250,
Stuttgatt. -(1932): Karawankenstudien III.
über die Vertteilung der Tertiärablagerungen im Gebiet der Karawanken.
- Daselbst, 115-121. -(1935) : Der Nordrand der
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Karawankenstudien I. Die Tektonik in den östlichen Karawanken. - Centralbl. Mineralog. Geol. Abt.
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