Meixner H. / 1980                                                                                                   Textauszug

  ZWEI VORKOMMEN VON DUNDASIT AUS KÄRNTEN.

HUGO STRUNZ ZUM 10.GEBURTSTAG ZUGEEIGNET. 
Von Heinz MEIXNER, Salzburg

Dundasit / PbAl2(CO3)2(OH)4•H2O/ rhomb. (nach M. FLEISCHER, 1975, 5.34) ist zufolge seiner chemischen Zusammensetzung ein recht eigenartiges Mineral. Entdeckt wurde es bereits 1893/96 von W. F. PETTERD, der das neue Mineral neben Krokoit in der Oxidationszone der Adelaide Proprietary mine in Dundas, Tasmanien auffand und nach dem Fundort benannte. Sein Aussehen, zusammen mit dem so farbenprächtigen Krokoit, vermittelte so richtig das Farbbild im LEITZ-Kalender 1974, oder auch die Abbildung bei W.L. ROBERTS -G.R. RAPP -J. WEBER, 1974 in der "Encyclopedia of minerals" Taf.43 unten).
Später ist das Mineral verschiedentlich in englischen Lagerstätten (Wales, Irland, Derbyshire und Cornwall), vgl. Ch. PALACHE et al. 1951, S. 280, neuerdings auch in anderen Ländern beobachtet worden.
Ich traf mit dem Mineral zum ersten Mal im Jahre 1969 zusammen, als ich von F. LAMMER (Leoben) -einem Tsumeber Spezialsammler -eine kleine Stufe mit Azurit sowie Cerussit -xx und zunächst unbekannten, feinen weißen Nädelchen über Limonit von Tsumeb erhalten hatte. Die 1970 gemeinsam mit meinem Mitarbeiter W. PAAR durchgeführte Bestimmung führte auf Dundasit. Dies berichtete ich damals an Hugo STRUNZ (Berlin), der sich ja eingehend mit der Tsumeber Mineralisation beschäftigte. Mit 6.4.1971 antwortete er mir: "Wir bekamen vor einiger Zeit ein kleines Stück von Tsumeb, das auffallend Deiner Beschreibung zu entsprechen schien. Wir konnten die darauf befindlichen "kleinen weißen Kristallbüschel röntgenographisch eindeutig als Dundasit identifizieren".
In der Zusammenfassung über die Minerale von Tsumeb von W. BARTELKE, 1976, 5.420 findet man über Tsumeber Dundasit: "bildet kleine, weiße bis blaue, kugelige Aggregate und radialstrahlige Krusten auf Azurit und Duftit, begleitet von Cerussit und Dolomit", dazu als Zitate zum Nachweis "T.C.L. (Tsumeb Corporation Limited), List of Tsumeb minerals, 1973" und "W. KAHN, persönliche Mitteilung, 1976". Dundasit von Tsumeb ist dann jüngst bei verschiedenen Autoren in der prächtigen Tsumeb- Monographie, herausgegeben von W. E. WILSQN, 1977 zu finden. So besteht durch diesen Tsumeber Dundasit-Nachweis auch eine persönliche Beziehung zu Freund STRUNZ! Dundasit ist nun, wie das schon immer wieder vorkommt, eines der Minerale, die trotz Seltenheit mir immer wieder unterkamen.
Im April 1972 besuchte ich die Lagerstätte Kamariza in Laurion, Griechenland und bekam aus der in Einstellung befindlichen Markschei- derei der Grubenverwaltung u.a. auch eine viel Bleiglanz führende Stufe, die auf Limonit neben bläulichem, kugeligen Allophan auch ein Mineral in netten weißen Rosetten aus feinen Nädelchen enthielt. Die damals zunächst wiederum optisch durchgeführte und dann durch eine Röntgenaufnahme voll bestätigte Bestimmung ergab wiederum Dundasit! Neben interessanten für Laurion neuen Silbererzen wurde soeben auch über den Dundasit von Laurion von H. MEIXNER & W. PAAR, 1980 eingehend berichtet.
Von begeisterten, eifrigen Sammlern, A. SlMA (Klagenfurt) , Mag. F. STEFAN (Klagenfurt) und Dir.Prof. V. VAVROVSKY (Althofen) sind u.a. in den letzten Jahren auch zwei alte Lagerstätten z.T. in gebrechlichen Grubenaufschlüssen intensiv besammelt worden, die letztlich wohl zur "Hüttenberger Eisenspatvererzung" gehören. Sie zählten im Mittelalter mit vermutlich Ag-hältigem Fahlerz und -Bournonit zu "b) dem Typus der Silbererze in den (Friesach) benachbarten Eisenerzlagerstätten", die F. KAHLER, 1960, S.4/5 zur Herkunft des Silbers für die "Münzstätte von Friesach mit dem Friesacher Pfennig" heranzieht; sie waren dann in späteren Jahrhunderten auch Eisenerzlagerstätten der Hochöfen vom Urtlgraben, von Hirt und vielleicht auch Olsa bei Friesach.
Es handelt sich nun um
1.) den Martisbau im Ratteingraben bei Guttaring, der den nahen Waitschacher Lagerstätten direkt zugehört, vgl. K.A. REDLICH, 1931, S.40, der das Vor- kamen der Eisenerze in diesem Stollen mit einem Ulmenbild festgehalten hat,
2.) um Pleschutz bei Hirt. Angaben über diesen alten "Gold"- und Brauneisenbergbau sind nur bei N. ZAOORIAKY-STETTNER, 1960 und 1962 zu finden, sie wurden von mir unter Nr.387, 1977, S.12 danach eingehend referiert.
Die primären und sekundären Mineralinhalte haben sich als sehr ähnlich erwiesen.
1.) Das stark oxidierte, gangförmige Eisenspat- und Ankerit -Vorkommen vom Martisbau lieferte bisher an primären Erzen dunkelbraune Zinkblende (auch freie xx) , feinkörnigen Bleiglanz , Bournonit , Kupferkies, Pyrit mit Siderit und lebhaft rot im UVL leuchtendem Manganokalzit .Zinkblende ist zu Smithsonit , Hydrozinkit und Greenockit umgewandelt worden. Der auffällig pulverige Zinnober -Anflug dürfte am ehesten auf ein Hg-haltiges Fahlerz zurückzuführen sein. Auf einer Limonithaut wurden über reichlich Bournonit führendem Siderit winzige Cuprit -xx nachgewiesen. Nierige Überzüge von blauen und farblosen Kügelchen über lockerem Limonit waren nicht ein erwartetes Kupfer sulfat, sondern Allophan. Die frischeren Innenteile auch dieser Stufen enthalten massenhaft Bournonit in sideritischern Karbonat.
Zu 1.) (Martisbau) vgl. H. MEIXNER, 1975, S.20/22; 1976, S.12; 1977, 8.13 und 1978, S.81/82.
2.) Im Bergbau von Pleschutz gab es wiederum Zinkblende (dunkelbraun und auch hellgelb, auch in guten bis 2cm großen xx), Bleiglanz , Bournonit , Kupferkies und Pyrit mit Ankerit und Manganokalzit .Aus Zinkblende hat sich hier ebenfalls Hydrozinkit gebildet, der stets leicht mit seinem blauweißen Leuchten im lw. UVL zu finden ist. Bournonit lieferte Bindheimit, Cerussit und Linarit .Und auch hier gab es winzige Cuprit -xx, die auf einer dünnen Limonithaut lagern; der Beleg führt wiederum reichlich Bournonit-Kupferkies in spätigem Siderit. Etwas Malachit, Bindheimit, ein bläulichweißes Mineral (Aurichalzit?, Devillin?) und farblose Gips -xx, die die letztere Deutung bevorzugen, sind weitere Begleiter. Auf Limonit in Bournonit-haltigen Stücken wurden ebenfalls farblose Allophan -überzüge beobachtet, daneben noch etwas Malachit . Anschliffe von Bournonit lassen öfters eine starke Neubildung von Covellin erkennen. Mikroskopisch sieht man auch, daß der Pyrit manchmal mit größerern Markasit verwachsen ist oder daß letzterer Ränder um den ersteren bildet.
Zu 2.) (Pleschutz) : vgl. H. MEIXNER, 1977, S.12/13. Verwendet wurden auch zusätzliche Beobachtungen.
In Mengen auf Stücken über Allophan vom Martisbau, seltener vom Pleschutz, wurden sehr feine, weiße, radialfaserige Überzüge gefunden.
Die Erinnerung an den Nachweis des viel größeren und schöneren Dundasits / PbAl2(CO3)2(OH)4•H2O / rhomb. über Allophan / Al2SiO5•n H2O /, amorph, von Kamariza/Laurion, vgl. H. MEIXNER & W. PAAR, 1980 führte rasch zur richtigen Lösung!
Als annähernde Größen wurden für unsere Dundasite an den stets brettförmigen Kristallen die folgenden Werte erhalten:
für D. 1. ) van Martisbau: 0,005 x 0,001 x 0,150 bis 0,200 mm
für D. 2.) von Pleschutz: 0,001 x 0,0001 x 0,160 bis 0,240 mm
für D. von Kamariza, Laurion: 0,008 bis 0,016 x 0,003 x 0,8 bis 1,0 mm.

Bei stets gerader Auslöschung, stets positiver Längsrichtung (nγ// Z) wurden für nα und nγ Werte gefunden, die praktisch den Angaben von Ch. PALACHE et al. 1951 (S.279) entsprechen.
Genetisch bemerkenswert für den Dundasit ist das bereits in englischen Vorkommen festgestellte gemeinsame Auftreten mit Allophan und mit Cerussit , vgl. C. HINTZE, 1930, S.3530; Ch. PALACHE et al., 1951, S.280, das nun auch für Ka mariza/Laurion, für den Martisbau im Ratteingraben und für Pleschutz bei Hirt bestätigt werden konnte. Für die Herkulesgrube Mt. Read, Tasmanien wird neben Cerussit an Stelle des Allophan das Al-Mineral Gibbsit angegeben, vgl.C. HINTZE, 1930, S.3531.
Die Verwitterung von sulfidischen Erzen führt öfters zur Entstehung von freier Schwefelsäure, die aus karbonatischen Gesteinen zur Bildung von Gips, Bittersalz und Eisensulfaten beiträgt, die aber auch tonige Gesteine (auch Phyllite, Glimmerschiefer u. dgl.) aufschließt, was die Entstehung verschiedener "Alaunminerale" oder auch von Allophan zur Folge haben kann, in seltenen Fällen, wenn auch Pb zugegen ist, kann eben auch Dundasit in Erscheinung treten. Dem Sammler-Kleeblatt A. SIMA -F. STEFAN und V. VAVROVSKY möchte ich herzlichen Dank für das interessante Material aussprechen.

SCHRIFTTUM:

BARTELKE, W., 1976: Die Erzlagerstätte von Tsumeb/Südwestafrika und ihre Mineralien. - Der Aufschluß, 27., 393-439.
HINTZE, C., 1930: Handbuch der Mineralogie. 1./3/1, Berlin und Leipzig. 2677-3670.
KAHLER, F., 1960: Metallgewinnung in Kärnten. Die Bedeutung der Metall-Lagerstätten Kärntens im Verlauf der Wirtschaftsgeschichte. - "Kärnten in europäischer Schau". Kärntner Hochschulwochen 1960 der Karl-Franzens-Universität in Graz. "1-17".
MEIXNER, H., 1975: Neue Mineralfunde in den österreichischen Ostalpen XXV. - Carinthia II, 165., 13-36.
MEIXNER, H., 1976: Neue Mineralfunde aus Österreich XXVI. - Carinthia II, 166., 11-42.
MEIXNER, H., 1977: Neue Mineralfunde aus Österreich XXVII. - Carinthia II, 167., 7-30.
MEIXNER, H., 1978: Neue Mineralfunde aus Österreich XXVIII. - Carinthia II, 168., 81-103.
MEIXNER, H. & W.PAAR, 1980: New observations on Ore Formation and Weathering of the Kamariza Deposit, Laurion, SE-Attica, Greece. Miner. Depos., Festschrift für P.RAMDOHR. Im Druck.
PALACHE, Ch., H.BERMAN and C.FRONDEL, 1951: The System of Mineralogy. 2., 7.Aufl., New York. 1124 S.
REDLICH, K.A., 1931: Die Geologie der innerösterreichischen Eisenerzlagerstätten. - Beitr. z. Geschichte des österreichischen Eisenwesens. Abt.I, Heft 1. Wien-Berlin-Düsseldorf. 165 S.
ROBERTS, W.L., RAPP, Jr.G. R. & J. WEBER (1974): Encyclopedia of minerals. - New York….Melbourne (Van Nistrand Reinhold Comp.)893 S.
SIMON, W., 1980: Hugo Strunz.
70 Jahre. - Der Aufschluß, 31./2, 33-38
WILSON, W.E., 1977: Tsumeb.
The world's greatest mineral locality. - Miner.Rec., 8., 1-128. Mit zahlreichen Beiträgen und Mitarbeitern.
ZADORLAKY-STETTNER, N., 1960: Beiträge zur Kenntnis der geologischen -"C" und petrographischen Verhältnisse und der Erzlagerstätten in den östl. Gurktaler Alpen, westlich von Friesach in Kärnten. - Diss. Geolog. Inst. d. Univ. Wien. XXXII+239 S., 5 Taf.
ZADORLAKY-STETTNER, N., 1962: Die Erzlagerstätten zwischen Metnitz- und Gurktal westlich von Friesach in Kärnten. - Berg- und Hüttenmänn. Mh., 107., 342-351.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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