Meixner H. / 1955

 

149. Aragonit xx, Kupfer und Magnetkies aus der Magnesitlagerstätte auf der Millstätter Alpe (Radenthein). Zur Bildung des "Trias" Dolomits.

Unter Nr. 129 wurde im letzten Bericht (20, S. 22) bereits auf das Vorkommen von Aragonit in der Radentheiner Lagerstätte hingewiesen. Damals handelte es sich um schneeweiße, feinstfaserige zu Kugeln aggregierte Gebilde.

Durch die Aufmerksamkeit von Obersteiger Krasnitzer wurde im Herbst 1954 ein ungewöhnlich schöner Aragonitkristallfund geborgen. Im Hauptlager auf Etage 21 wurde eine Höhlung von etwa ½ m Durchmesser angetroffen, die konzentrisch mit bis mehrere cm dicken und über 20 cm langen weißen bis farblosen Aragonitstengeln ausgefüllt war. Ab und zu gab es darunter auch frei ausgebildete Kristalle zu beobachten, die sich meist infolge wiederholter (110)-Verzwillingung goniometrisch nur schlecht messen ließen. Es scheint sich um nach [001] gelängte Kristalle mit m(110), b(010) und k(011) und o(112) als Kopfflächen zu handeln. Nach freundlicher Mitteilung von Freund Trojer hat die spektralanalytische Untersuchung dieses Aragonits folgendes Ergebnis gezeitigt:

stark: Ca; mittel: Sr; schwach: Mg, Fe, Si, Al; Spuren: Cu.

Dieser Fund bestätigt unsere Vorstellungen von der Geochemie des Strontiums, da H. Haas (22; 23) bei der spektrochemischen Untersuchung von rund 150 rhomboedrischen Karbonaten aus den Ostalpen nahezu ausnahmslos Strontium nur "schwach" oder seltener als Spuren" angetroffen hat, während Aragonite sich immer wieder als Strontiumspeicher erweisen.

An der Fundstelle war nach Mitteilung von Obersteiger Krasnitzer eine etwa 15 bis 20 m mächtige, lose Schuttüberlagerung vorhanden. Aragonitbildungen sind in den alpinen Spatmagnesitlagerstätten nicht gerade selten (Veitsch, Oberdorf, einige Salzburger Vorkommen). Einzelne davon sind sicher recht junger Entstehung, andere schließen an die Bildung der Dolomit xx in den Klüften an. Die Radentheiner Aragonite möchte ich auf Absatz aus Oberflächenwässern, die aus Kalzit- und Dolomitgesteinen oder auch teilweise dolomitisierten Magnesiten Ca entnommen haben, zurückführen. Immer wieder gelingt auch der Nachweis von Epsomit in den Magnesitlagerstätten, so daß die Erklärung von F. Cornu (1907) zur Entstehung von Aragonit mit MgSO 4 als Lösungsgenossen begründet anerkannt werden kann.

Bei einer Befahrung der Radentheiner Lagerstätte im Juni 1955 gemeinsam mit F. Angel, P. Destombes und F. Klose fand ich zwischen den Etagen 18 und 19 im Hauptlager im von F. Angel und A. Awerzger für "Trias"-Dolomit angesprochenen Komplex auf Kluftflächen Malachit -und Limonit Anflüge. Handstücke, Dünn- und Anschliffe zeigen im s des Gesteins immer wieder kleine Kupferkies -Ausscheidungen. Die Dolomitkörner bilden ein glatt konturiertes Pflaster, wie es F. Angel, F. Trojer (1, S. 321/322, Abb. 1 und 2) auch für dieses Vorkommen beschrieben und abgebildet haben. Im Dolomitpflaster markieren Zeilen von gegenüber den Dolomitkorndurchmessern meist vielfach größeren Quarz -Körnern die Einordnung ,im s. Die Quarzkörner enthalten häufig kleine, stark gerundete Karbonateinschlüsse, und zwar wiederum Dolomit. Die Quarzkristallisation hat Dolomit bereits vorgefunden, hat ihn angelöst. An die Quarzkornaggregate klammern sich häufig die Erzausscheidungen, hauptsächlich Kupferkies, neben etwas Magnetkies und Pyrit. Die Erze sind meist von den Kornrändern her und, bei Magnetkies auch von der (0001)-Spaltung aus stark, manchmal völlig zu Limonit pseudomorphosiert. Das Dolomitpflasterkorngefüge übergreift die Quarz- und Erzausscheidungen. Da das Gestein deutliche Schieferung zeigt und makroskopsch feinkristallin ist, muß man diese letzte Kristallisation wohl als metamorph betrachten, obwohl zonentypomorphe Minerale in der Paragenese fehlen. Die gerundeten Dolomiteinschlüsse im Quarz, der seinerseits wieder in einem Dolomitgewebe liegt, sind leichter im Rahmen einer metamorphen Kristallisation des Ganzen erklärbar. Sie belegen ferner, daß vor dieser Kristallisation Dolomit bereits vorlag, der etwa auch diagenetisch-metasomatisch gebildet sein mag. Die metamorphe Kristallisation dürfte auch zur Sammlung der Erze beigetragen haben. Stofflich können Erze und Quarz bereits dem sedimentären Bestand angehört haben und bei der Metamorphose konzentriert worden sein. Es ist aber auch durchaus eine Stoffzuwanderung zwischen Diagenese und Metamorphose vertretbar. Die Feststellung von Magnetkies unterstreicht die Auffassung, daß der "Trias"-Dolomit zuletzt eine metamorphe Kristallisation erlitten hat. -Die Umwandlung von Kupferkies zu Malachit und Limonit ist rezenter Natur, Kupferindig usw. wurde auch nicht in Spuren beobachtet. (MEIXNER)

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

zurück....