Brandstätter F., Prasnik H. & G. Niedermayr / 2007

 

1479) Anglesit, Azurit, Aragonit, Calcit, Cerussit, Cuprit, Dolomit, Galenit, Linarit, Malachit, Mimetesit, ged. Schwefel, Sphalerit und Tenorit aus den alten Bergbauen im Bereich der Pöllaner Höhe in den Gailtaler Alpen, Kärnten.

BRUNLECHNER (1884) ist vermutlich einer der Ersten, der Hinweise auf das Vorkommen von "A. (Azurit) mit Tetraedrit, Malachit und Calcitkr. Im Gutensteinerkalke in einem alten aufgelassenen Kupferbergbaue" (I. c. S. 12)bei Pöllan nächst Paternion bringt. Über den nach unseren heutigen Kenntnissen ziemlich umfangreichen Mineralbestand (siehe dazu WALTER, KlCKMAYER &ETTINGER, in NIEDERMAYR et al. 2004) war lange Zeit kaum etwas bekannt und auch die Geologie dieses Vorkommens wird erst von WARCH (1979) etwasausführlicher behandelt. Das gilt auch für ein Vorkommen am Nordwesthang der Pöllaner Höhe. Hier lassen sich in einem grauen Dolomit, der nach WARCH(1984) an die Basis des "Alpinen Muschelkalkes" zu stellen ist, eine Reihe von Stollen (St. Barbara, Mariae Lichtmess, Gustav), ein Tagverhau mit Schacht sowie mehrere verbrochene Einbaue, Tagschürfe und Halden auch heute noch erkennen. An Erzen werden in alter Literatur nur Galenit und Sphalerit angegeben. Die nach Aufsammlungen eines der Autoren dieses Beitrages (H. P.)doch offenbar reichlichere Oxidationsmineralisation findet nirgends Erwähnung. Dies ist erstaunlich, da von der nur 2 km entfernten Fundstelle "Pöllan", am Nordwestausläufer des Altenberges, durch verschiedene Bearbeiter bereits mehr als 20 Mineralarten nachgewiesen worden sind.
Die Vererzung der Pöllaner Höhe ist an einen von hellen Calcitaderndurchzogenen, dunkelgrauen, feinkörnigen Dolomit gebunden, der teilweiseintensiver von Galenitbutzen durchsetzt ist. Der Galenit ist in den meisten Fällen randlich von einer fettig glänzenden, trübgrauen Masse von Cerussit umgeben. Hohlräume in diesem Gestein sind meist von einem Rasen bis mehrere Millimetergroßer Dolomit -Rhomboederchen ausgekleidet, über denen nur Zehntelmillimetergroße Calcit-Kriställchen, wenige Millimeter lange spießige Aragonite, Cerussit, Malachit und Azurit zur Ausbildung gekommen sind.
Azurit bildet feine, leuchtend blaue Kristallrasen. Malachit tritt in hellgrünen, maximal mm großen Pusteln und nierig-traubigen Aggregaten auf; er ist immerjünger als Azurit. Selten sind Zehntelmillimeter große, tintenblaue, annähernd sechsseitige, tafelige Kriställchen von Linarit festgestellt worden. Auffällige, bis2 mm große, grüne Täfelchen sind im Inneren dunkelrot, durchscheinend und konnten mittels EDS als Cuprit identifiziert werden (Abb. 3), der randlich in Malachit umgewandelt ist. Darüber hinaus konnte Cuprit mittels XRD aber auch als wesentlicher Bestandteil unregelmäßiger, in die karbonatische Matrix oft eingewachsener, bis mehrere Millimeter großer Körnchen festgestellt werden. Auch hier wird er von Malachit teilweise verdrängt und zusätzlich noch von Tenorit begleitet.
Ein auffälliges und auch häufiges Mineral in dieser Paragenese ist der Cerussit. Er ist hier nicht nur als Verdrängungsprodukt von Galenit zu beobachten, sondern bildet teils schöne, knieförmige Zwillinge nach (110). Teils sind auch bis etwa 5 mm große, trübweiße, plumpe zyklische Drillinge, mitcharakteristisch mattierter Oberfläche zu sehen. Auch langsäulige, bis einige Millimeter große Cerussite müssen hier genannt werden.
Nicht allzu selten sind auch schöne, hellgelbe bis 3 mm lange, auffallend glänzende und mit Prisma und Bipyramide I. Stellung deutlich pseudohexagonal entwickelte, teils auch mehr spindelförmig ausgebildete Mimetesite festzustellen. Sie sind in die poröse, graubraune karbonatische Matrix eingewachsen. Winzige gelbliche Körnchen mit mattierter Oberfläche stellten sich als ged. Schwefel heraus und scheinen in dieser Paragenese nur sehr selten zu sein.
Aragonit bildet nicht nur bereichsweise Rasen spießiger Kristalle; er kommt auch in Form kleiner, typisch verästelter "Eisenblüten" vor.
Leicht ankorrodierte, trübgraue, dicktafelige Kriställchen von maximal5 mm Größe stellten sich mittels XRD als Anglesit heraus. Anglesit ist bisher in den Pb-Zn-Mineralisationen der Trias der Gailtaler Alpen nur aus Bad Bleiberg und vom Kroislerwand-Autobahntunnel bei Kellerberg beschrieben worden. Im Haldenmaterial der Lokalität "Pöllan" wurde er bisher nicht beobachtet (vgl. WALTER, KiCKMAYER & E1TINGER, in NIEDERMAYR et al. 2004).
Goethit bildet samtartige, braune Überzüge über Dolomit. Kleine, doppelendig ausgebildete, nur bis 1 mm lange, klare Quarzkriställchen sind noch zusätzlich zu erwähnen.
Lässt man die bisher festgestellte Mineralparagenese Revue passieren, so fällt auf, dass nach den uns vorliegenden Stücken neben einer Pb-betontenprimären Mineralisation (Galenit), mit entsprechenden Sekundärbildungen(Anglesit, Cerussit und Mimetesit) auch eine relativartenreiche Cu-betonte Oxidationsmineralisation (Azurit, Cuprit, Linarit, Malachit und Tenorit) zu beobachten ist. Ein primäres Cu-Mineral nach dem Auftreten von Mimetesit wäre, wie etwa aus dem nahe gelegenen Fundbereich "Pöllan" schon bekannt, Tennantit zu vermuten, konnte bisher allerdings weder mit XRD noch in Erzanschliffen mittels EDS verifiziert werden. Weitere Untersuchungen sollten diese Frage klären helfen. (Brandstätter/Prasnik/Niedermayr)

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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