Walter F., B. Kickmayer & K. Ettinger / 2004

  1357) Tennantit, Chalkosin, Covellin, Brochantit, Cerussit und Cornubit vom ehemaligen Kupferbergbau Pöllan bei Paternion, Kärnten.

Vom aufgelassenen Kupferbergbau Pöllan bei Paternion wurden in den vergangenen Jahren eine Vielfalt von sekundären Mineralbildungen nach den Primärerzen Tetraedrit, Galenit, Enargit und Pyrit beschrieben (zuletzt in NIEDERMAYR et al. 2001). Die Mineralisation der Erzlagerstätte Pöllan bei Paternion war Thema einer Diplomarbeit (Lehramtsstudium) am Institut für Mineralogie und Petrologie der Karl-Franzens Universität Graz (KICKMAYER 2003). Als Schwerpunkt dieser Arbeit wurden die Primärerze und deren Verwitterungsbildungen mittels energiedispersiver Röntgenmikroanalyse am Rasterelektronenmikroskop und die Mineralphasen am Röntgenpulverdiffraktometer untersucht. Bei der Probenaufsammlung am Stolleneingang (Halde und Anstehendes) war dankenswerter Weise Herr H. Prasnik, St. Magdalen, eine überaus große Hilfe.
Die Erzminerale sind an den dunklen Dolomit der Alpinen Muschelkalk-Forrnation gebunden, der von einem Netzwerk weißer Gänge, die durch Röntgenanalysen ebenfalls als Dolomit bestimmt wurden, durchzogen wird. An dieses Netzwerk gebunden, treten die primären Erzphasen, bei unseren Proben überwiegend Galenit, weniger häufig Enargit und untergeordnet Fahlerz und Pyrit auf. Das Fahlerz wurde als Einschluss (unregelmäßige rd. 0,05 mm große Körner) im Galenit gefunden und ist mit dem Chemismus Cu10,32(Zn 1.42, Fe0.26)1.68 (As3.90, Sb0.10)4.00 S13 als Tennantit zu bezeichnen Tetraedrit konnte in keiner unserer Proben nachgewiesen werden.
Chalkosin (Kupferglanz), Cu2S und Covellin, CuS treten in der meist bis 0,1 mm starken Galenit-Alterierungszone, die aus Cerussit und Mimetesit besteht, in Form rd. 10 μm dünner Krusten auf. An anderer Stelle konnte Brochantit, Cu4(SO4)(OH)6 in dünnen Krusten als Mineral der Verwitterungszone neben Cerussit und Mimetesit bestimmt werden. Das Kupfer stammt dabei aus der Verwitterung der primären Erzminerale Enargit und Tennantit.
Die Verwitterungsminerale Malachit und Azurit prägen das bunte Bild dieser Vererzung auf nahezu allen Handstücken, wobei in kleinen Drusenräumen teils hervorragend ausgebildete idiomorphe Kristalle von Azurit, Malachit und Mimetesit zu finden sind. Durch systematische Beprobung konnte ein weiteres Verwitterungsmineral mit grüner Farbe als Cornubit, Cu5(AsO4)2(OH)4, bestimmt werden (Abb. 7). Cornubit tritt in Form dichter Krusten unmittelbar über oder auch in Rissen im Enargit, Cu3AsS4, auf und ist als dessen Verwitterungsprodukt anzusehen (Abb. 8). Seine Farbe ist etwas blasser grün als Malachit, kann aber leicht mit diesem verwechselt werden. Da die Verbindung Cu5AsO4)2(OH)4 dimorph ist und in zwei unterschiedlichen Strukturen, entweder als Cornubit oder als Cornwallit, auftritt, können diese beiden Minerale nur röntgenographisch eindeutig bestimmt werden. Das Mineral Cornubit wurde in der Lagerstätte Pöllan bei Paternion erstmalig für Österreich nachgewiesen.
(Walter / Kickmayer / Ettinger)


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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