Kontrus K. / 1956                                                                     Textauszug

 

Ein neues Vorkommen von Quarzzwillingen nach dem Japanergesetz in den Ostalpen

Von Karl Kontrus

Mit 5 Abbildungen im Text

Unter den Zwillingsgesetzen,; nach denen Quarzkristalle Zwillinge bilden, ist eines besonders bemerkenswert, das sogenannte Japanergesetz. Es lagern sich hiebei zwei Individuen fast unter einem rechten Winkel aneinander; Die Bildungsbedingungen, welche zu dieser Verzwillingung führen, scheinen jedoch außerordentlich selten zusammenzutreffen. Das klassische Vorkommen dieser Zwillingsformen von Quarz beschrieb seinerzeit G. vom Rat h (3), es liegt in Japan in der Provinz Kai. Seither kamen nur vereinzelte Berichte von Jenzsch (2). aus Neunig in Sachsen, Schreiberhau in Schlesien und Haßley in Westfalen. Websky (5), bes Cloizeaux (1), Qu. Sella (4) beschrieben Japanerzwillinge von Traversella. Prof. Baric aus Zagreb erwähnte kürzlich bei einem privaten Besuch, dass einen einzigen solchen Zwilling unter den massenhaft vorkommenden Quarzen der Blei- und Zinkgrube Trepca in Makedonien fand.

Im Jahre 1954 erhielt ich nun von dem rührigen Osttiroler Sammler, Herrn Anton Steiner, eine Anzahl kleiner Bergkristalldrusen miteigenartigen herzförmigen Zwillingen von Bergkristall. Sie konnten unschwer als Zwillinge nach dem Japanergesetz gedeutet werden. Die bis zu 2 cm messenden Kristallindividuen waren flachtafelig ausgebildet und wesentlich größer als die begleitenden kleinen Bergkristalle, welche die Kluftwände, von denen die Stufen stammten, wie einen Rasen bedeckten. Neben den einfachen Quarzen und Zwillingen konnten noch schwach violett. gefärbte, meist skelettierte oder stark verätzte und ver-, zerrte Quarzkristalle als eine noch jüngere Generation auf den Drusen beobachtet werden. Eine genauere Untersuchung der Abfolge ergab als älteste Kristallisation die einfachen Quarze, als zweite Generation die Japanerzwillinge und als noch jüngere Bildung die kleinen amethystfarbenen Quarze. Die weitere Paragenese lautet Calzit, Chlorit, Sphen.

Die nach dem Japanergesetz verzwillingten Quarze waren nach ξ (1122) verzwillingt und zeigen die Flächen m, r, z. Die Prismenflächen (m) waren deutlich quer gestreift. Die Streifung bei der Individuen schloß einen Winkel von 95°77' ein. Die Kristalle zeigten keine saubere Zwillingsnaht, sondern waren verzahnt ineinander verwachsen. In den Prismen der einzelnen Individuen konnte man deutlich verschiedene matte Partien beobachten, die anzeigten; daß Linksund Rechtsquarze an den Einzelindividuen miteinander verwachsen waren, wie bei fast allen alpinen Quarzen. Es konnten beide Verwachsungsarten beobachtet werden, und zwar die symmetrische Lage der Rhomboederflächen und die unsymmetrische Lage. Das heißt, die Rhomboederfläche r gegen r und z gegen z, oder r gegen z und z gegen r gegen die Zwillingsebene ξ (1122). Auffallend war die fast statistische Verteilung der Zwillinge: über den ursprünglichen Kristallrasen der Kluftwände.

Die Fundstelle der Japanerzwillinge lag in einer Kluftserie von ca. 10 parallelen Querklüften, die im Grünschiefer anstehen. Das Streichen ist ca. West-Ost, ca. 15° nach Westen einfallend. Mit Ausnahme der Kluft Nr. 9 führten alle derben Quarz. Nachstehend eine Übersicht der Mineralführung der Klüfte, die von Ost nach West nummeriert sind.

Kluft Nr. 1 Quarz, Adular, Chlorit, Erzspuren –

Kluft Nr. 2 Quarz, ohne Mineralführung

Kluft Nr. 3 Quarz, Adular, Kalzit, Chlorit

Kluft Nr. 4 Quarz, Adular, Kalzit, Bergkristall, Chlorit, Sphen. Erzspuren

Kluft Nr. 5 Quarz, Adular, Kalzit Bergkristall; Chlorit, Sphen, (auch größere Kristalle von Sphen)

Kluft Nr. .6 Quarz, Kalzit

Kluft Nr. 7 Quarz, Adular, Kalzit, kleine Bergkristalle, Chlorit, schöne gelbe Sphene

Kluft Nr. 8 Quarz, Kalzit, kleine Bergkristalle, Japanerzwilllnge, Chlorit, kleine Sphene

Kluft Nr. 9 Kalzit, Chlorit

 

Kluft Nr. 10 Quarz, Kalzit, Chlorit

Vereinzelt konnte schwarzer Turmalin als akzessorischer Kluftbestandteil beobachtet werden.

Die Querklüfte hatten eine Länge von max. bis ca. 3 mund eine Breite von ca. 20 cm.

Die Kluft Nr. 8 führte Japanerzwillinge, aber nur auf der westlichen Kluftwand in größeren Mengen, östlich nur in Spuren.

Nebenbei bemerkt, gilt die Umgebung der Pebellalpe, besonders der Fundort, als Kreuzotterneldorado, Besuchern wird also größte Vorsicht empfohlen. Der genaue Fundort der beschriebenen Japanerzwillingskristalle liegt im Umbaltal, welches sich von Hinterbich1 bei Prägraten gegen das Umbaltörl hinzieht. Von Hinterbichl kommend, trifft man vor der Pebellalpe auf eine hohe Wandserie, die den Pebellalmkessel gegen . Norden abschließt. Wenn man gleich beim ersten Anblick der Pebellalmhütten über die dicht bewachsenen Hänge gegen die Wand ansteigt, trifft man ca. 150 m höher auf die Wände und links, auf einem Band traversierend, auf die allerdings schon ganz ausgebeutete Fundstelle. Beim Anlegen des Güterweges sind nämlich den Gebrüdern Berger, besonders Herrn Ludwig Berger Vom Gasthof Islitzer in Hinterbichl, auf abgestürzten Blöcken herzförmige Kristalle auf Quarzdrusen aufgefallen diese sind dann durch Herrn Steiner in meine Hände gelangt. Bei einer gründlichen Begehung der Fundstelle durch den Verfasser konnten dann Belegstücke am Anstehenden geborgen werden. Die Herren Berger und Herr Steiner haben nun im Herbst 1955 die Kluft zur Gänze ausgebeutet und eine große Anzahl Stufen geborgen, darunter Stücke mit bis zu 80 Zwillingen auf einer großen Platte (Gewicht ca. 50 kg). Für museale Zwecke wären diese Stücke besonders geeignet. Da es sich meines Wissens um das erste Vorkommen dieser Zwillingsform des Quarzes in den ost-alpinen Klüften handelt, betrachte ist dieses als besonders erwähnenswert.

Den Herren Anton Steiner und Ludwig Berger aus Hinterbichl danke im an dieser Stelle für ihre Hilfe durch zusätzliche Informationen und Beistellung von Material.



Schriftenverzeichnis

(1) Des Cloizeaux, Mem. Acad. Paris, 1858,15,151, Min. 1862,14.

(2) Jenzsch, Zeitschrift der geol. Ces., 1854, 6,. 245.

(3) G.-von Rath, Niederrhein. Ges., Bonn 1874,173. Fopp. Ann"1875, 155,57.

(4) Sella, Qu., Mem. Acad. Torino, 1856, 17,. 3&7, 362. Sep. 37, 42 Kristalle von Traversel1a.

(5) Websky, N., Jahrbuch, 1874,128.

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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