Niedermayr G. / 1986

 

616. Prehnit vom Obergailberg bei St. Lorenzen im Lesachtal, Kärnten.

  Schon von ZANFERRARI (1976) wurde ein schmaler, tektonisch stark beanspruchter Tonalitkörper, der entlang dem sogenannten periadriatischen Lineament im mittleren Lesachtal zu Tage streicht, beschrieben. Mit dem mehr oder weniger stark tektonisierten Tonalit sind permo-skythische Gesteine, untertriadische Dolomite (mit Gipseinschaltungen) und charakteristische Mylonite verbunden. Bei Geländearbeiten, die im Rahmen der geologischen Landesaufnahme für die Geologische Bundesanstalt in Wien vom Verfasser durchgeführt wurden, konnte nun an einem Forstweg, der von Obergail Richtung Obergailberg führt, ein Tonalitaufschluß festgestellt werden. Auch hier ist der Tonalit relativ stark tektonisch durchbewegt und bereichsweise von einem Netzwerk bis zu 2 cm mächtiger, in frischem Zustand hellgrauer Adern eines feinkristallinen Materials durchzogen. Diese Adern zeigen im Aufschlußbereich eine charakteristische Anwitterung, wie sie für feinkristalline Quarzgänge, die zunächst vermutet wurden, untypisch ist. Das Material wurde daher röntgenographisch geprüft und konnte als Prehnit identifiziert werden. Prehnit findet sich vor allem in basischen bis intermediären Magmatiten und ist hier meist als autohydrothermales Umwandlungsprodukt der Anorthit-Komponente der Plagioklase zu verstehen. Er tritt in diesen Gesteinen in der Regel in schmalen Gängen, oft zusammen mit Epidot, Fluorit und Calcit, auf (wie z. B. in den Dioriten von Gebharts-Pfaffenschlag im Waldviertel, KOLLER and NIEDERMAYR (1979). Im gegenständlichen Fall konnte bisher aber nur Prehnit beobachtet werden. SASSI und ZANFERRARI (1973) geben allerdings aus dem stark zerscherten Tonalit des Lesachtales auch Epidot und Laumontit (neben Lawsonit und Pumpellyit) als Umsetzungsprodukte des ursprünglichen Mineralbestandes an. Diese Mineralphasen füllen nach Beobachtung der genannten Autoren auch schmale, bis 2 mm messende Dehnungsklüftchen. In einem Aufschluß im Liesinger Hochwald (S von Liesing im Lesachtal), wo ebenfalls, allerdings sehr stark mylonitisierter, Tonalit auftritt, konnten auch turmalinführende Pegmatite im Tonalit-Mylonit festgestellt werden. Der Turmalin ist dabei zu einem feinkörnigen Gemenge zerrieben und zum Dravit zu stellen. Aufgrund der sehr starken Zerscherung des turmalinführenden Pegmatits muß die Pegmatitbildung vor den tektonischen Bewegungen, die die Lesachtal-Lamelle entscheidend geprägt haben, erfolgt sein. (NIEDERMAYR)

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

zurück....