Niedermayr G., Prasnik H. & F. Walter / 2009

 

1572) Coelestin und Strontianit aus dem Mühlgraben, S Naggl am Weißensee, Kärnten

Über Vorkommen von Coelestin in der Mitteltrias der Gailtaler Alpen haben erstmal NIEDERMAYR et al. (1975) berichtet. So konnten bis 2 mm große Coelestine in dicht gepackten rhombenförmigen Kriställchen als maximal 3 cm schmale Lage in dunkelgrauem, dünngebanktem und leicht bituminösem Dolomit im Kreuzenbachtal, S Kraftwerk Pogöriach, in den östlichen Gailtaler Alpen im Zuge eines von der Bleiberger Bergwerksunion initiierten geochemischen Projektes festgestellt werden. Die Coelestin führende Lage ist hier in Gesteine der mitteltriassischen Partnach-formation eingeschaltet. In gleicher stratigraphischer Position konnten die genannten Autoren über ein weiteres Vorkommen von Coelestin im Reißgraben, S Ebenberg im Drautal, in den westlichen Gailtaler Alpen berichten. In einem bis 5 mm große Coelestinkristalle führenden Kalkpelit waren hier auch reichlich Schalenquerschnitte teils bestimmbarer foraminiferen und Radiolarien zu beobachten. Später ist dann noch Coelestin aus der Mitteltrias im Fellbachgraben bei Lind im Drautal und vom Kroislerwandtunnel bei Kellerberg (NIEDERMAYR et al. 1986) sowie aus der Ochsenschlucht, südlich Berg im Drautal, hier mit Calcit und Schwefel vergesellschaftet (NIEDERMAYR et al. 1992), mitgeteilt worden. BECHSTÄDT (1978) hat ebenfalls auf eine gewisse Coelestin-führung in Serien der Mitteltrias hingewiesen, ohne allerdings bestimmte Lokalitäten anzuführen. Ein neues und offenbar auch in einem stratigraphisch höheren Horizont liegendes Vorkommen von Coelestin konnten nun Dr. Georg Kandutsch, Arriach, und einer der Autoren (H. P.) bei einer gemeinsamen Begehung im Mühlgraben, s Naggl, südlich des Weißensees entdecken. Nach der Geologischen Karte der Republik Österreich 1:50.000, Blatt 198 Weißbriach, stehen in diesem Bereich Kalke der Kössen-formation (Rhät) an. Ob diese stratigraphische Zuordnung richtig ist, kann hier aber nicht entschieden werden. Nach KÖHLER (1973) sind die über dem Hauptdolomit folgenden "Plattenkalke" und die "Kössener Schichten" in den mittleren Gailtaler Alpen stratigraphisch ins Mittel-Obernor zu stellen (rhätische Anteile sind nach diesem Autor im untersuchten Bereich nicht nachweisbar!). In einem dunklen, deutlich bituminösen dolomitischen Kalk sind bis zu 15 cm Länge erreichende hellgraue, typisch schmutzigweiß anwitternde, teils radial- bis wirrstrahlig angeordnete, langprismatische Kristalle eingelagert. Ein Teil des Coelestins ist in den oberflächennahen Bereichen des Gesteins unter Hinterlassung typischer Hohlformen, mit rhombischen bis fast quadratischen Querschnitt, bereits ausgewittert (Abb. 4). An Kluftflächen des den Coelestin führenden Gesteins sind neben stark korrodiertem Calcit auch weiße, radialstrahlig aufgebaute, bis zu 1,5 cm große Aggregate von Strontianit zu beobachten. Es handelt sich hier um einen interessanten und schönen Neufund des in den kalkalpinen Serien der oberostalpinen Einheiten nicht gerade häufigen Minerals, das als syngenetische bis früh-diagenetische Bildung auch für die Interpretation des Ablagerungsmilieus der betreffenden Gesteinsserien von einigem Interesse ist (siehe dazu Diskussion bei NIEDERMAYR et al. 1975, aber auch BECHSTÄDT 1978: 38). KÖHLER (1973) bringt für die von ihm ins Nor (Mittel- bis Obernor) eingestuften Plattenkalke und "Kössener Schichten" der mittleren Gailtaler Alpen (zwischen Gailbergsattel und Farchtner See) sehr detailliertes sedimentologisches" und Milieu-bezogenes Datenmaterial. Eigenartigerweise sind daraus aber keine Schlussfolgerungen auf die Bildungsmöglichkeiten der in dieser Folge der "Neuen Mineralfunde" beschriebenen Sr-Mineralisationen ableitbar (siehe dazu auch Beitrag Nr. 1571). So geht auch eine höheres salinares Milieu im vorgegebenen Sedimentationsraum, das eine Coelestinabscheidung bzw. ein erhöhtes Angebot an Sr im Meerwasser und/oder im nachfolgenden Diagenesestadium der Sedimente begünstigt haben könnte, aus den Untersuchungsergebnissen von KÖHLER (1973) nicht klar hervor. Allerdings legten schon die Arbeiten von MÜLLER & PUCHELT (1961) nahe, dass eine Coelestinabscheidung aus dem Meerwasser schon im Stadium der Dolomitbildung bzw. im Diagenesestadium bei leicht erhöhter Salinität der Porenlösungen durchaus möglich sein sollte. Der Nachweis eines erhöhten Angebotes an Strontium in der unteren Obertrias des Drauzuges scheint uns jedenfalls recht bemerkenswert. Weitere Funde wären aus der Mittel- bis Obertrias (?) der Gailtaler Alpen durchaus zu erwarten. Es wäre daher sehr schön und interessant, wenn Sammler auch den Mineralisationen des Drallzuges wieder vermehrte Aufmerksamkeit widmen würden.

(Niedermayr/Prasnik/Walter)

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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