Meixner H. / 1980

 

478. Die Minerale von Waitschach bei Hüttenberg, Kärnten.

  Während die Minerale des Hüttenberger Erzberges mehrfach, zuletzt von E. CLAR & H. MEIXNER (5) zusammenfassend beschrieben worden sind dazu gibt es seit 1953 naturgemäß viele Ergänzungen und Nachträge -, ist vom dem Hüttenberger Erzberg gegenüberliegenden Bergbaugebiet um Maria Waitschach noch nie eine zusammenfassende Darstellung erfolgt, wenn man von den kurzen Angaben in den "Mineralen Kärntens« (28) absieht. Und dies, obwohl die Waitschacher Halden zum unmittelbaren Hüttenberger Exkursionsgebiet gehören, obwohl einige besondere Mineralfunde eine Beschreibung rechtfertigen und Bergbau-Abbau und v. a. Schurfarbeiten durch die Bergdirektion Hüttenberg der ÖAMG bzw. VÖEST bis in die neueste Zeit dort stattgefunden haben. Waitschach war ein "Hoffnungsrevier« für den Hüttenberger Erzbergbau! Leider ist W. FRITSCH, der das Waitschacher Gebiet neu kartiert und die Lagerstätten mittels vieler Tiefbohrungen untersucht hatte, nicht mehr zur Veröffentlichung seiner Ergebnisse gekommen. Die neue geologische Saualpenkarte von N. WEISSENBACH, A. PILGER et al. (66, Nordblatt, 1:25.000) enthält nach W. FRITSCHS Unterlagen gerade noch am Rande (Planquadrat 3 und 4/ A) einige wichtige Waitschacher Lagerstätten eingetragen. Geologisch gehören die letzteren der " Waitschacher Marmorserie" an, die gegenüber den Marmoren des Hüttenberger Erzberges tektonisch wesentlich höher liegen, etwa im Grenzbereich der epi- und der mesozonalen Metamorphose; ihre Stellung deuten z. B. das "Idealprofil« von W. FRITSCH (9, Abb. 6, auch Abb. 1 und 10, Abb. 1) sowie einige Stellen bei N. WEISSENBACH und A. PILGER (53, S. 72/73) an. Ältere Angaben über die Waitschacher Bergbaue finden sich spärlich bei H. HABERFELNER (13, S. 113/114) und bei K. A. REDLICH (55, S. 37/39).

Die Waitschacher Lagerstätten lieferten bisher nur hochgradig limonitisierte Eisenerze , die wohl meist nach Ankerit , weniger nach Siderit , gebildet worden sind. Baryt trat selten auf. Pegmatite fehlen dem Waitschacher Marmor völlig, wie auch Kalzedon und Quarz-xx, wie so häufig gegenüber am Hüttenberger Erzberg, nicht in der Waitschacher Vererzung zu finden sind.

Außer Bournonit und mit ihm öfters verwachsenem Kupferkies gehören die anderen Minerale der Grubenbauten wie der Halden durchwegs der Oxidationszone an: Brauner Glaskopf mit manchmal recht deutlich unterscheidbaren Goethit -und Lepidokrokit-Anteilen, sehr schöne Pyrolusit-xx (wohl ps. nach Manganit) , Kalzit -und Aragonit-xx. Zur Verwitterung gehört der immer wieder, oft neben Malachit , vorkommende eigelbe Bindheimit , typische Oxidationsminerale nach Bournonit .Eine Besonderheit im Wilhelmstollen waren die in wunderschönen, drusigen, radialstrahligen Bildungen aufgetretenen Füllungen mit nadeligen Malachit-xx; letztere, wohl hauptsächlich Zwillinge, überschreiten selten 5 mm Länge, meist sind sie etwas kürzer. Oft sitzen sie allein in Höhlungen in lockerem Brauneisenerz, kontrastreich werden sie, wenn spätiger weißer Kalzit dabei ist. Auch Bournonit und Kupferkies mit Bindheimit sind manchmal auf Stücken mit guten Malachit-xx noch zu sehen.

H. BERGNER (Klein St. Faul) lieferte mir kürzlich Stücke zur Untersuchung, an denen auch schöne blaue, bis 3 mm lange, gestreckt tafelige Kristalle zu sehen waren. Die Vermutung nach dem hier möglichen "Linarit" bestätigte sich nicht, nach der optischen Überprüfung handelt es sich eindeutig um Azurit-xx. Ahnliches Material, das dasselbe Ergebnis lieferte, hat mir fast gleichzeitig Dir. H. JURITSCH (Knappenberg) zur Verfügung gestellt.

Vor einigen Jahren gelang es mir nach einem Fund von Dir. V. VAVROVSKY (Althofen) von der Halde unter dem Wilhelmstollen, nette, farblose bis weiße Hemimorphit-xx nachzuweisen (35, S. 89/90). H. BERGNER (Klein St. Faul) fand im Johannastollen in Waitschach bis 2 cm lange, nadelige Cerussit-xx und daneben sargähnliche Kristalle, die als Anglesit identifiziert werden konnten ( 36, S. 101).

Eine weitere neue Entdeckung von H. BERGNER (Klein St. Faul) sind 1 bis 2 mm große, deutlich oktaedrisch ausgebildete malachitgrüne Kristalle, die neben nadeligem Cerussit und ebensolchem Malachit in lockerem Limonit als Seltenheit auf ganz wenigen Stücken beobachtet werden konnten. Die grünen Oktaeder sind durch und durch aus Malachit-Nädelchen aufgebaut und ganz offensichtlich Pseudomorphosen nach Cuprit(Rotkupfererz)-xx, der bisher aus dem Hüttenberg-Waitschacher Raum noch nicht bekannt war. Winzige, unter 0,1 mm große, frische Cuprit-xx sind jedoch in den letzten Jahren aus den Waitschach benachbarten Lagerstätten vom Martisbau im Ratteingraben ( 44, S. 13 ) und von Pleschutz bei Hirt ( 44, S. 13) nachgewiesen worden.

Ein ganz neuer Fund von Dir. V. VAVROVSKY (Althofen) von der Halde neben dem alten Schacht in Waitschach schien besonders interessant zu werden. Im wie üblich hier ockerigen Brauneisenerz sind Baryt-Relikte weiße, tafelig-spätige Massen in mehrere Zentimeter Ausdehnung, eingewachsen. Hauptsächlich auf diesem Baryt, weniger direkt auf Limonit, sitzen Rosetten von über 1 cm Durchmesser, die farblosen, latten- bis brettförmigen, wohl rhombischen Kristallen angehören. Gedacht wurde an "Hemimorphit" und an "Cölestin"; die Bestätigung der letzteren Vermutung wäre besonders wertvoll gewesen, da Baryt und Cölestin in den gegenüberliegenden Hüttenberger Lagerstätten nur ganz selten nebeneinander aufgetreten sind. Hemimorphit und Cölestin haben derart ähnliche optische Eigenschaften, daß sie auf diesem Wege kaum unterschieden werden können. In unserem Falle konnte man etwas eher "Hemimorphit" annehmen. Frau Doz. Dr. E. Ch. KIRCHNER (Salzburg) hat von diesen Kristallen eine Röntgendiffraktometeraufnahme angefertigt, aus der eindeutig hervorging, daß die vorwiegend auf Baryt aufgewachsenen Kristallgruppen tatsächlich Hemimorphit und damit eine Bildung in der Oxidationszone sind. (MEIXNER)

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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