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Nitrobarit aus einer Kärntner Eisenschlacke
Von Elmar NIEDING und Norbert FENTEN
Mit 2 Abbildungen
EINLEITUNG Anläßlich einer Exkursion im Jahre 1982 im Hüttenberger Revier
konnte einer der Verfasser (EN) an verschiedenen Stellen des ehemaligen
Bergbaugebietes mehrere Schlackenproben bergen. Von den darin auftretenden
sekundären Mineralneubildungen ist bereits in dieser Zeitschrift berichtet
worden (NIEDING, 1986; PUTTNER, 1987). Eine vollständige Zusammenstellung
ist für einen späteren Zeitpunkt vorgesehen.
ERGEBNISSE Bariumnitrat als synthetische Verbindung ist seit dem letzten
Jahrhundert bereits bekannt (WULFF, 1879) und wird noch heute in der
Feuerwerkerei zur Darstellung des Grünfeuers verwendet (KÜHNEL, 1972).
Strukturbestimmungen an künstlich erzeugten Kristallen von Nitrobarit
wurden von BIRNSTOCK (1967) vorgenommen. Als natürliches Vorkommen ist
bisher nur ein Fundort aus Chile bekannt (SCHROCKE &.WEINER, 1981).
Nitrobarit Ba[NO3]2, als Salz der Salpetersäure zu
den Nitraten gehörend (STRUNZ, 1982), wird in der vorliegenden Abhandlung
erstmals für Oster reich aus einem naürlichen Bildungsmilieu vorgestellt.
Das in den Schlacken sehr selten vorkommende Mineral gehört dem kubischen
Kristallsystem an und besitzt Härte 4 nach Mohs. Die durchsichtigen, glas
glänzenden Kristalle brechen muschelig ohne deutliche Spaltbarkeit. Die
spezifische Dichte von synthetischem Bariumnitrat beträgt 3,244 (SCHÜLLER,
1954). Es ist schwer löslich in Wasser und in verdünnter Salpetersäure.
Das Auftreten von Nitrobarit beschränkt sich auf den äußeren
Verwitterungsbereich der vorliegenden Schlackenstücke und füllt
typischerweise kleinste Blasenhohlräume vollständig aus. Ideal
ausgebildete Einzelkristalle von maximall mm Größe sind bisher nur
vereinzelt beobachtet worden (Abb. I), sie fallen durch ihren hohen Glanz
und ihre Vielflächigkeit auf. Normalerweise sind die Kristallflächen
undeutlich ausgebildet, und zum Teil wurden fast kugelige Aggregate
beobachtet, diese zeigen erst nach stärkerer Vergrößerung ihre
Flächenvielfalt (Abb. 2). Charakteristische Begleitminerale konnten nicht
festgestellt werden.
Über die Voraussetzungen, die zur Bildung von Nitrobarit erforderlich
sind, können keine eindeutigen Aussagen gemacht werden. Sicher ist
lediglich, daß das Barium den verhütteten Eisenerzen entstammt (HAISI!{
I'II.NI:!{, 1928). Eine Bildung durch Nitrierung organischer Komponenten
bzw. durch Oxidation von Luftstickstoff zu [NO~]Ionen unter Mitwirkung von
Bakterien wäre jedoch denkbar.
Das vorliegende Nitrobarit Material zeigt eine gute Übereinstimmung mir
der CPDS-Karte Nr. 2453. Eine zusätzlich chemische Überprüfung ergab das
Vorliegen von sehr reinem Bariumnitrat ohne wesentliche Verunreinigungen.
Probenmaterial befindet sich im Bestand des Kärntner Landesmuseums, im
Naturhistorischen Museum in Wien und in der Sammlung der Verfasser.
Zum Gelingen dieses Aufsatzes haben Beigetragen:
Dr. F. H. UCIK, Klagenfurt, durch viele Hinweise und Informationen; Herr
Dr G MÜLLER, Saarbrücken, mit der Anfertigung der Diffraktometeraufnahme;
Herr A. SALFWSKI, Hegau-Bibliothek Singen, durch die umfangreiche
Literaturbeschaffung; die österreichischen Mitglieder der ARGE
„Schlackenneubildungen“; die Herren F. LIM/Köflach, P. NESCHEN/Linz, und
A. SCHREILECHNER/St. Georgen.
Ihnen allen gilt herzlichster Dank
LITERATUR:
BIRNSTOCK,
R. (1967): Erneute Strukturbestimmungen von Bariumnitrat mit
Neutronenbeugung. – Zeitschrift für Kristallographie, 124:310-334.
HABERFELNER, H. (1928): Die Eisenerzlagerstätten im Zuge
Lölling-Hüttenberg-Friesach in Kärnten. – Berg- und Hüttenmännisches
Jahrbuch, 76: Heft 3: 87-114; Heft 4: 117-126.
KÜHNEL W. (1972): Nutzbare Mineralien. – GOLDMANN Taschenbuch, Nr. 22: 45,
München
NIEDING;, E. (1986): Pseudohexagonaler Goethit aus einer Schlacke von
Lölling/Kärnten. – Carinthia II, Klagenfurt, 176./96.: 57-59.
PUTTNER, M. (1987): Mineralien von St. Martin am Silberberg (Kärnten) und
Sekundärbildungen in Schlackenhohlräumen. – Carinthia II, Klagenfurt,
177./97.: 149-157.
SCHÜLLER, A. (1954): Die Eigeschaften der Minerale, Bd. 2: 96, Berlin.
SCHRÖCKE, H. & K. L. WEINER (1981): Mineralogie: 501, Berlin.
STRUNZ, H. (1982): Mineralogische Tabellen: 234, Leipzig.
WULF, L. (1879): Über die Kristallformen der isomorphen Nitrate der
Bleigruppe. – Zeitschrift für Kristallographie, 4: 122-161.
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