Taucher J. / 1992

 

864. Coelestin aus einer alpinen Kluft im Steinbruch Gigler, Maltatal, Kärnten.

  Die Fundumstände verlangen eine kurze Beschreibung. An einem riesigen, ungefähr 5 m großen aplitischen Granodioritblock fand sich am unteren linken Ende eine kleine, bereits geöffnete Zerrkluft am Aplit. In der Kluft und im Kluftschutt davor lagen Spaltstücke und angelöste Kristalle eines bläulichen Minerals. Durch die ausgezeichnete Spaltbarkeit in einer Richtung lag die Vermutung nahe, daß es sich um Baryt oder ein ähnliches Mineral handle. Es gelang mir nicht, den Finder dieser Kluft ausfindig zu machen. Möglicherweise beachtete der Unbekannte die bläulichen Spaltstücke überhaupt nicht oder hielt sie für Fluorit- oder Calcitspaltstücke. Letzterer war in der Kluft reichlich vorhanden. Die Zerrkluft war ungefähr 60 cm tief, bei einer Breite von gut 6 cm und zeigte eine schöne Auslaugungszone. Die Wände waren mit winzigen Albiten, Adular, Quarzen sowie mit den dort häufig anzutreffenden gelbgrünen Epidoten, in einfachster Tracht, überzogen. Dazu kamen noch wenige bräunlich-grüne, unverzwillingte Titanite und klare kugelige Calcite (keine Fluoreszenz im UV -Licht) sowie weiße skalenoedrische Calcite (kirschrot im kurz-bzw. langwelligem UV-Licht) und sehr viel Chlorit. Dieser Chlorit bildete am unteren Ende der Kluft eine dicke Schicht. Das obere Ende füllten die weißen Calcite völlig aus. Die bläulichen Kristalle waren im Chlorit, am Calcit, in einer sehr schmalen nur einige Zentimeter großen Sekundärkluft an der Kluftwand auf Albit und Quarz sowie im herausgeräumten und abgestemmten Kluftschutt zu finden. Eine röntgenographische und IR-spektroskopische Untersuchung ergab Coelestin. Die Coelestinkristalle sind durchwegs mehr oder weniger stark angelöst, innen völlig klar und besitzen eine schöne blaue Farbe. Durch die vielen vorhandenen Spaltstücke fiel eine kristallographische Orientierung, trotz der starken Lösungserscheinungen, leicht. Der Habitus ist meist dicktafelig nach (001), manche sind auch leicht nach [100] gestreckt. An Formen sind nur {001}, {210} und {011} mit ausreichender Sicherheit erkennbar. Zum Vergleich wurde blauer Coelestin aus dem Katschberg-Autobahntunnel sowie farbloser Coelestin von Girgenti, Sizilien (Sammlung Joanneum Inv.-Nr.. 3910) herangezogen. Wie aus den AAS-Analysen ersichtlich ist, sind die Gehalte an BaO sowie CaO in allen drei untersuchten Coelestinproben sehr gering. Relativ sind die Ba-und Ca-Gehalte im Coelestin vom Gigler Bruch, Maltatal, am höchsten. Im bläulichen Coelestin vom Autobahntunnel Katschberg am niedrigsten. Die Gitterparameter und Achsenverhältnisse sind nahezu identisch. Der hier beschriebene Coelestin tritt in einer hydrothermalen alpinen Kluftparagenese mit ihren Anzeichen wie Auslaugungszone und dem typischen Mineralbestand auf. Auffallend ist das spärliche Vorkommen von Quarzkristallen, das Fehlen von Erzmineralien und die große Menge von Calcit. Als Lieferanten für die großen Mengen an Sr, die zur Bildung von Coelestin nötig sind, können nicht lokalisierbare Marmore angenommen werden, wofür auch der in großen Mengen auftretende Calcit spricht. Die von W ALTER und POSTL (1983) beschriebene Kluftparagenese mit Sphalerit, Galenit, Chalkopyrit, Pyrit, Fe-Dolomit, Calcit, Quarz und Baryto-Coelestin aus dem nur wenige 100 Meter entfernten Steinbruch Pflüglhof, wird als Produkt der hydrothermalen Umkristallisation des Granodiorites, mit eingeschalteter Schieferlage als Erzträger für die Vererzung, gedeutet. ZIRKL (1982) beschrieb Coelestin aus dem nahegelegenen Katschberger Autobahntunnel in verschiedenster Ausbildung und Färbung. Von tafelig, prismatisch bis spießig, und von farblos weiß über gelblich bis zu hellblauen Färbungen in Paragenese mit Goyazit, Karbonaten, verschiedenen Erzen wie Sphalerit, Galenit, Pyrit usw. ZIRKL nimmt für diese Mineralbildungen eine hydrothermale Entstehung mit kurzzeitiger tiefpneumatolytischer Phase an. Die Parageneseabfolge ist: Albit/Quarz - Epidot - Chlorit- Titanit - Calcit- Coelestin - Calcit. Bei Herrn Ass.-Prof. Dr. Th. TEICH bedanke ich mich für die AAS-Analysen. Der Fa. D. MÖHLER sei für die Coelestinprobe aus dem Katschberg-Autobahntunnel gedankt. (TAUCHER)

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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