Meixner H. / 1958

 

167. Alpine Kluftminerale aus dem Granit vom Pflüglhof im Maltatal, Kärnten.

  Ausgelöst durch das große Autobahn-Bauvorhaben im Jahre 1939 sind damals unweit vom Pflüglhof eine Reihe von Steinbrüchen zum Abbau von ..Zentralgranit" und der Gewinnung von Werksteinen geschaffen worden. Aus der Karte von Ch. Exner (10, Taf. I) ist die geologische Situation zu ersehen, die verschiedenen Granittypen sind hier allerdings nur generell als "B-Gneisserie") ausgeschieden. A. Kieslinger (17, S. 21-27 und Bilder 4-8) lieferte eine schöne Übersicht der Brüche (Kärtchen) und erwähnt auch den Steinbruch "Pflüglhof", der erst nach dem Kriege richtig entwickelt worden ist. Mineralogisch ist aus diesem Gebiet verwunderlicherweise bisher sehr wenig bekannt, obwohl in Parallele zu ähnlichen Aufschlüssen im Salzburgischen allerhand zu erwarten ist. Nach einer brieflichen Mitteilung von A. Hödl kam in einem der Autobahn-Brüche Bergkristall, überwachsen mit vermutlich Heulandit vor (28, S. 24). über interessante Pyrit-Markasit-Kugeln aus dem nahen Bruch Koschach I (Svata) konnte erst kürzlich berichtet werden (30, S. 24).

Anfang August 1958 suchte ich den Pflüglhof-Steinbruch auf. Außer Quarzdurchaderungen, die manchmal bis einige cm große, vorwiegend würfelige Pyrit -xx führen, fand ich im Granit mehrere cm dicke, offene Klüfte mit alpinen Kluftmineralen. Bergkristall herrscht vor. Seine Individuen erreichen 1 X 5 cm Größe und zeigen außer der üblichen m-r-z-Kombination noch steilere Rhomboeder und Trapezoeder. Die Bergkristalle und ebenso die Kluftwand sind häufig mit Muskovitschüppchen von 0,5 bis 1 mm Blättchendurchmesser bedeckt und bei an und für sich wirrer Lagerung steht die Blättchenebene des Glimmers meist annähernd senkrecht zur Aufwachsfläche des Quarzes oder der Kluft. Die Muskovitüberzüge sind stellenweise in0,5 bis 1 cm großen Flecken von dunkelgrünem, feinschuppigem Chlorit überzogen. Beim Absuchen unter der Lupe fiel noch ein weiteres Mineral auf, das in knapp 1 mm großen, rhombischen, weißen bis durchsichtigen Täfelchen häufig den Muskovit- und Chloritüberzügen krustenbildend aufsitzt. An den spitzen Enden sind die tafeligen Kristalle in für Prehnit ganz charakteristischer Weise aufgeblättert verdickt. Diese Deutung ist durch die optische Untersuchung bestätigt worden. Seltener sind am Muskovit bis 1 mm lange, säulige, hellgelbgrün gefärbte, klare Epidot -xx aufgewachsen, denen auch noch Prehnit gelegentlich folgte.

Nach diesem erfreulichen Anfang ist mir von Steinmetz Johann Goi (Gmünd) im Pflüglhof-Granitbruch noch eine kleine Probe offenbar ein Nadelzeolith -übergeben worden. Die weißen, strahlig aggregierten feinnadeligen Kristalle erreichen 12-15 mm Länge und sind ganz ausnahmsweise fast .1 mm dick. Die Köpfe sind klar und mit gut meßbaren Flächen besetzt. Die optische Untersuchung zeigte, daß nach dem negativen Zonencharakter, nach na/Z um 15°, nach Achsenebenenlage und Licht- und Doppelbrechung nur Skolezit -Ca[Al2Si3Ol0]•3 H2O, mon. -vorliegen kann und dieser Befund konnte durch die goniometrische Messung bestätigt werden. Die Kristalle sind pseudotetragonal, m/m"' zwischen 88 und 89°. b(010) ist nur äußerst schwach angedeutet. Die Köpfe zeigen o(111) und e(111), wahrscheinlich o(111) groß, mit o/o nahe 35° und e klein entwickelt. Äußerlich ergab sich kein Hinweis auf eine Zwillirigsbildung, doch deuten Beobachtungen in den Pulverpräparaten auf Verzwillingung nach (100) hin. Ähnlich ist im Goldschmidt Atlas (8., 1923, Taf. 38) am ehesten Fig. 1 eines Skolezits von Island nach G. Rose (1833).

Reichlicheres Skolezitmaterial dieses Fundorte&, das ich gerade zur Fahnenkorrektur von derselben Quelle erhielt, bestätigte die früheren Beobachtungen. Die Dicken der terminal sehr schön entwickelten, nadeligen Kristalle betragen bis 2 mm und hier ist die Verzwillingung nach (100) manchmal auch schon durch einspringende Winkel kenntlich. Skolezit ist die jüngste Abscheidung, Unterlage bilden Bergkristall, Chlorit, Muskovit-xx und auch mehrere cm große, nach (0001) tafelige Kristalle von Kalkspat.

Skolezit ist für Kärnten ein neues Mineral, das in der letzten Landesmineralogie (33) noch nicht aufscheint. Doch bin ich jetzt bei der näheren Beschäftigung mit dem Schrifttum über ostalpine Skolezitfunde auf eine Notiz von F. Becke (3) über Skolezit aus dem Tauerntunnel gestoßen, wonach es nicht ausgeschlossen ist, daß das Mineral im Kärntner Teil dieser Strecke aufgetreten ist. Als mögliche Ergänzung zur Landesmineralogie zitiere ich:

,;Sie (die Stufe) wurde von Herrn Ingenieur Imhof in Mallnitz der Sammlung des Mineral-petrogr. Institutes gespendet, der sie selbst von einem. Tunnelarbeiter erhalten hat. Der Ort im Tunnel, wo die Stufe gefunden wurde, ist nicht genau bekannt. Sie zeigt 4-5 cm lange und bis 5 mm dicke durchscheinende Säulen, die vom Prisma (110), den Pyramiden (111) (steiler matt) und (111) (flacher, glänzend) begrenzt sind. Alle Kristalle sind Zwillinge nach (100)." (3, S. 66/67).

Damit vielleicht in Zusammenhang steht der von H. Leitmeier (20, S. 16) mitgeteilte Fund von kleineren, wasserhellen Skolezit-xx, die auf Adular ausgewachsen waren, vom obersten Hjörkar unterhalb der Gamskarspitze (Salzburg), gerade über dem Tauerntunnel.

Die neuen Ergebnisse .in den Granitbrüchen um Pfüglhof mögen unsere Sammler ermutigen, auch in diesem Gebiet gelegentlich Ausschau zu halten. Weitere Vertreter der alpinen Kluftmineral-Parageilesen dort aufzufinden, erscheint sehr wahrscheinlich. (MEIXNER)

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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