Puttner M. / 1989 |
|
---|---|
Alpine
Kluftminerale vom Steinbruch Modre im Maltatal (Kärnten). Von Manfred PUTTNER Kurzfassung: Im Gneis des Maltatales wurden neuerdings die 3
Titandioxid-Modifikationen Rutil, Anatas und Brookit sowie Aquamarin,
Apatit und Bertrandit entdeckt Fluorit tritt dort auch in Würfeln auf. EINLEITUNG
Am eiszeitlichen Rundhöcker des rechten Bergfußes des
Maltatales bei Koschach befinden sich die größten Steinbrüche der östlichen
Hohen Tauern. Sie wurden im Jahre 1939 vor allem für den Autobahnbau
angelegt. Zuvor schon waren dort Steine für Bauzwecke in der näheren
Umgebung gewonnen worden. Der Granodioritgneis (EXNER, 1980) ist in diesem Bereich
vorzüglich aufgeschlossen. Er bildet das älteste Gestein des Orthogneiskörpers
(Gößkernes). Zahlreiche Metaaplite- und Metapegmatite- durchsetzen den
Granodioritgneis teils als Lagergänge, teils als diskordante Gänge.
Trotz der alpidischen Gesteinsumwandlung durch Druck, Temperatur und
Bewegungen in der Erdkruste wurde die ursprüngliche ungleichförmige
Lagerung der Gesteinsverbände stellenweise messerscharf bewahrt. Die
Metaaplite sind bis 15 Zentimeter mächtig, führen 'ein wenig Biotit und
ab und zu linsenförmige Granat-Aggregate. Es sind mehrere
Metaaplit-Generationen vorhanden. Die Metapegmatite erreichen in den
Steinbrüchen bis 1 Meter Mächtigkeit und sind zumeist jünger als die
Metaaplite. Einer dieser Steinbrüche (vormals "Svata") liegt
westlich des herabstürzenden Fallbaches und wird, wie die Mehrzahl der Kärntner
Steinbrüche, durch Herrn Volkmar MODRE betrieben. Seit langem liefert
dieser Bruch Steine für den Straßen- und Brückenbau, Bewurfsteine für
den Wasserbau und Dekorationssteine. KLUFTMINERALE
Die alpinen Klüfte im Granodioritgneis und im Aplit
(helles, kieselsäurereiches, feinkörniges Ganggestein) sind reich an
verschiedenen Mineralien. In der Fachliteratur wird seit geraumer Zeit darüber
berichtet, und unaufhörlich kommen neue Arten hinzu. Bei den Spezies, die
es nun mitzuteilen gilt, fällt auf, daß ein Begleitmineral Epidot -ganz
fehlt. Epidot ist sonst oft ein Teil der Kluftinhalte dieses Raumes. Rutil
Die allgemein häufigste der drei TiO2-Modifikationen,
Rutil, ist hier langprismatisch entwickelt und neigt zu subparallelen
Verwachsungen. Die braunroten Rutile haben einen metallischen Glanz.
Begleitet werden sie von Adular, Anatas, Bergkristall, Calcit, Chlorit und
Hellglimmer. Orangefarbene Nadeln sind gitterartig verwachsen (Sagenit). Anatas
Die verschiedenen Farben der Anatase müssen hervorgehoben
werden: Gelbbraun, Honiggelb, Blau-metallisch, grauoliv und Fuchsrot. Sie
besitzen hohen Glanz, zeigen eine charakteristische Streifung auf {111}
und werden bis zu 0,3 Zentimeter ,groß. Die Individuen sind bipyramidal
entwickelt, mit deutlicher Basis {001}. Bei den fuchsroten Anatasen
fehlt sie allerdings. Es entstanden wohlgestaltete Kristallgruppen. Ebenso
sind einzelne Bipyramiden, manchmal mit Verzerrungen, anzutreffen. Brookit
Die vertikal gestreiften Kristalle des Brookits weisen die
typisch plattige Gestalt auf. Neben den gelbbraunen, diamantglänzenden
Brookit-Täfelchen gelangten Adular, Anatas, Chlorit und Quarz-XX zur
Ausbildung. Bisweilen sind sie mit Anatas vereinigt. Aquamarin
Der Nachweis von Aquamarin und Fluorit in haarfeinen
Kluftrissen des Granodioritgneises erfolgte durch NIEDERMAYR (1988), der
den Autor darauf hinwies, daß es sich dabei um eine recht interessante
Paragenese handelt. Daraufhin gelang es, wiederum einige Stücke mit
Fluorit und Beryllium-Mineralien aufzufinden. Eine Stufe zeigt sogar
Aquamarin im Fluorit! In den schmalen Klufthohlräumen sind langsäulige,
hexagonale Aquamarine frei ausgebildet. Die quergestreiften Prismen mit
Basis sind kristallographisch gut begrenzt. Mit dem lebhaften Glasglanz,
der Durchsichtigkeit und ihrem gleichmäßig verteilten Himmelblau haben
sie Edelsteinqualität. Fragmente parallel aggregierter Säulchen liegen
neben Bertrandit-XX. In Abb. 1 ist ein spitzpyramidaler Kristall (mit
Rutil) dargestellt. Apatit
Auf einer Mineralstufe fallen in der Paragenese Adular,
Anatas, Bergkristall, Chlorit und Hellglimmer auch Apatite mit einem
Durchmesser von 2,5 Millimetern auf. Ihr außerordentlicher Flächenreichtum
ergibt einen beinahe kugeligen Habitus. Die idiomorphen Kristalle sind
wasserklar und glasglänzend. Bestrahlungen mit ultraviolettem Licht
erbrachten keinen Leuchteffekt. -Ähnliche vielflächige Apatite,
hellnelkenbraun, stammen vom benachbarten Steinbruch Pflüglhof; farblose
vom nahen Steinbruch GIGLER. Paragenetisch tritt dort Epidot hinzu.
Aquamarin wird hier häufig von Bertrandit begleitet. Bertrandit stellt
dabei die jüngere Bildung dar. Die bis 2 Millimeter großen,
dicktafeligen Kristalle sind zu Kniezwillingen (Abb. 2) und Ergänzungszwillingen
verwachsen. Sie sind farblos durchscheinend, von hohem Glasglanz und
schimmern seidig auf der Basisfläche. Gelegentlich ist eine Längsstreifung
erkennbar. Auch tafelige, rechteckige Bertrandit-Einkristalle sind im
Hohlraum auskristallisiert. Parallel verbundene Täfelchen k6nnen
ebenfalls beobachtet werden. Zur Paragenese gehören wie beim Aquamarin
noch Adular, Anatas, Calcit, Chlorit, Fluorit, Hellglimmer, Quarz und
Rutil. Fluorit
Flußspat aus dem Steinbruch "Svata" kennt man
seit vielen Jahren. Farblose, grünliche oder violette Butzen sowie
Oktaeder sind keine Seltenheit. Zunächst wurden in Kluftrissen
Fluoritbutzen bemerkt. Danach konnten als besonderes Ereignis -in schmalen
und breiteren Klüften farblos-klare Würfel geortet werden, die für das
Alpengebiet weniger typisch sind. Durch Verwachsung und Kombination
mehrerer Formen entstanden Gruppen und Kristalle unterschiedlicher
Gestalt. Die glasglänzenden, bis 5 Millimeter großen Würfel finden sich
neben Adular, Anatas, Aquamarin, Bergkristall, Bertrandit, Chlorit,
Hellglimmer und Quarz. Häufig sind auch Calcite zugegen. In breiteren
Fugen gibt es flache Calcit-Rhomboeder mit Kantenlängen von 2,5
Zentimetern. Sie leuchten im kurzwelligen ultravioletten Licht rot, was
auf Mangangehalt schließen läßt. Die Fluoritwürfel werden durch
langwelliges UVL zu kräftigblauer Fluoreszenz angeregt. LITERATUR:
EXNER, Ch. ( 1980): Geologie der Hohen Tauern bei Gmünd
in Kärnten. - Jb. Geolo Bd-A., 123, H. 2:343-410.
|
|
zurück.... |