Meixner H. / 1977

 

382. Bleiglanz vom Moaralmstollen der ÖDK im Maltatal, Kärnten.

Zum Unterschied von der Schweiz, wo es bei Kraftwerksbauten in Zusammenarbeit mit den wissenschaftlichen Forschungsstätten des Landes zu zahlreichen wertvollen neuen Entdeckungen gekommen ist, bleibt es in Osterreich meist dem Zufall überlassen, ob ein interessanter Fund wenigstens einem Sammler mehr/minder zufällig bekannt wird, der dann wissenschaftliche Stellen informiert, zu spät, um noch an Ort und Stelle wichtige Beobachtungen durchführen zu können. Das ist besonders im Bereich der Hohen Tauern und der Zillertaler Alpen sehr bedauerlich, weil uns dort schon lange frische Bergbauaufschlüsse fehlen. So gab es in letzter Zeit im genannten Verbindungsstollen zwischen Malta- und Pöllatal im Gneis nach Mitteilung von F. HOLZBAUER-GRÖBLACHER (Viktring) eine etwa 1/2 m breite, steile Kluft, aus der angeblich etwa 1t Kluftmaterial, vorwiegend Bleiglanz, herausgekommen sein soll. Bleiglanz-xx mit Würfel und Oktaeder im Gleichgewicht von 1 bis 2 kg Masse, Stücke von Kindskopfgröße mit viele cm großen glatten Spaltflächen des Würfels, zweifellos ein ungewöhnlicher Fund in der Hafnergruppe. Die mir vorliegendenProben zeigen über dem Gneis zunächst Gangquarz, aus dem in der Kluft nadelige, bis über 5 mm lange Bergkristalle abstehen. Darauf folgt stellenweise eine fast 1 cm dicke Kruste aus weißen, hahnenkammförmig gekrümmten, 3 bis 5 mm großen Ankerit-xx, darauf manchmal Pyrit in kleinen Pentagondodekaedern und dann die großen Bleiglanz-xx, in die besonders die Bergkristalle hineinspießen. Der Ankerit wurde durch nω = 1,720 (Na) mit etwa 50 F.E.-%CaFe(CO3)2 bestimmt.

Ein erster Anschliff -die Vererzung wird von meinem Mitarbeiter Dr. W. PAAR weiter bearbeitet -weist auf einen bei uns ungewöhnlich hohen Silbergehalt in diesem Bleiglanz: zahlreiche Polybasit-Leisten zeigen Querschnitte bis zu 0,4x0,01 mm, Pyrargyrit-Scheiben messen bis 0,06 x 0,24 mm, auch Miargyrit scheint in kleinen Körnchen dabei zu sein. Diese Ag-Mineralisation im Bleiglanz hat sicher auch Bedeutung für unsere Kenntnisse der Edelmetallagerstätten im Tauernbereich. Mein eingangs ausgesprochenes Bedauern, daß zu solchen Funden weder von den Baufirmen noch von ihren Auftraggebern Fachleute der Universitäten oder Museen verständigt werden, war schon lange geschrieben, bevor der erste Anschliff mit diesem Silbererzergebnis vorlag! (MEIXNER)

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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