Niedermayr G. & F. Brandstätter / 1996

 

1013. Brasilianit, Childrenit, Gormanit, Quarz, Wardit und "Whiteit-(CaMnMg)" von einem Pegmatit beim Laggerhof am Millstätter See, Kärnten.

  Schon vor nunmehr 10 Jahren wurde über die interessante Phosphatparagenese eines Pegmatit-Rollblockes beim Laggerhof am Millstätter See berichtet (NIEDERMAYR et al. 1985 und 1989). Die bisher nachgewiesenen Mineralarten umfassen neben einer Reihe noch nicht identifizierter Phasen: Albit, Apatit, Augelit, Childrenit, Gormanit, Heterosit, Kaolinit, Mikroklin ("Amazonit"), Montebrasit, Quarz, Siderit, Triphylin, Wardit und Whiteit. Grüne derbe im Pegmatit eingewachsene Massen stellten sich als Karbonat-Fluorapatit heraus. Als Neunachweis ist nun auch noch Vivianit anzuführen, der, vergesellschaftet mit Triphylin, typisch violblaue, nestartig im Pegmatit verteilte Imprägnationen bildet (weitere interessante Neunachweise sind in naher Zukunft zu erwarten; persönl. Mitt. Doz. Dr. F. W ALTER, Graz). Bei dem erwähnten Pegmatit handelt es sich um einen einzelnen Rollblock, der mittlerweile durch die Aktivität verschiedener Sammler beträchtlich verkleinert worden ist. Das Anstehende dieses im Hangschutt liegenden Blockes ist bisher nicht bekannt. Ein neuer Fund im Gehänge oberhalb der erwähnten Lokalität anstehender, ,Phosphate führender Pegmatite, der den sehr aktiven Brüdern Markus und Alexander SABOR, Wien, zu verdanken ist und in der Folge auch von einheimischen Sammlern lokalisiert und beprobt werden konnte, könnte auch die Herkunft des Pegmatitblockes vom Laggerhof nun wirklich klären.

So tritt im Gehänge gegen den Hahnenkofel, aber nicht mit dem von NIEDERMAYR (1983) mitgeteilten Fund ident, ein mächtiger Pegmatitzug auf, der nach nicht ganz eindeutigen Spuren möglicherweise seinerzeit auch zur Gewinnung von Feldspat (?) genutzt worden sein dürfte. In diesem Zug tritt in zwei deutlich voneinander getrennten Arealen eine in ihrer Art in Kärnten und Österreich wohl einmalige Phosphatparagenese auf. Im ersten Fundpunkt sind entlang einer Ruschelzone in einem ansonsten massiven, grobkörnigen Pegmatit Quarzkristallrasen zu beobachten, die von Gormanit, Siderit, Wardit und Childrenit überwachsen werden. Die bis maximal 1 cm großen, farblosen bis trübweißen Quarzkristalle zeigen normal-rhomboedrischen Habitus. Das auffälligste Mineral an dieser Lokalität ist aber der Gormanit -ein wasserhaltiges Fe-Al-Phosphat, dessen bläulich-graugrüne Nädelchen, teils verfilzt, teils zu charakteristischen, wenige Millimeter großen, halbkugeligen Aggregaten verwachsen, auf den Quarzrasen aufsitzen (Taf. 1, Abb. 2). Es handelt sich dabei zweifellos um eines der weltweit besten Vorkommen dieses seltenen Phosphatminerals, dessen Typlokalität mit Rapid Creek und Big Fish River, Yukon/Kanada, anzugeben ist. Auch dort ist der Gormanit in einer sehr ähnlichen Paragenese vergesellschaftet mit u. a. Siderit, Quarz, Wardit, Augelit, Childrenit, Ludlamit, Arrojadit, Krychanovskit, Vivianit und Souzalith anzutreffen. 

Gormanit ist aber nicht nur an die erwähnte Ruschelzone gebunden, sondern ist auch in der Umgebung des Aufschlusses eher dispers immer wieder in winzigsten Kavernen des Pegmatits imprägnativ anzutreffen. An seiner sich vom weißen Untergrund gut abhebenden grünlichen Färbung ist er relativ leicht zu erkennen.

Wardit bildet farblose bis trübweiße, oktaederähnliche Kristalle mit charakteristisch glasigem Bruch. Die Individuen können bis 5 mm Größe erreichen. Childrenit ist in zwei Ausbildungsarten zu beobachten. Einerseits ist er in der Unterlage der Quarzkristallrasen in grünlichbraunen, strahlig struierten Aggregaten von bis zu 1 cm Länge und ohne deutliche kristallographische Begrenzung eingewachsen. Eine offenbar jüngere Generation sitzt auf dem Quarz auf, ist kristallographisch gut entwickelt und rötlichbraun gefärbt. Die bis 2 mm langen Kristalle zeigen die Formen {100}, {110}, {010} und {111}; seltener ist auch noch {120} zu beobachten.

Whiteit-(CaMnMg) konnte bisher nur als Einzelfund festgestellt werden (Fund H. PRASNIK). Es handelt sich dabei um ein rehbraunes, ca. 1 cm großes Aggregat büschelig verwachsener leistenförmiger Kristalle. Als weitere Mineralphase ist noch Siderit zu erwähnen, der, wie auch vom Laggerhof schon hinlänglich bekannt, größtenteils limonitisiert ist. Im selben Pegmatitzug, aber durch eine gänzlich andere Mineralführung ausgezeichnet, liegt auch eine Mineralisation mit Quarz und Brasilianit. Der Brasilianit tritt hier rasenbildend in Kavernen und Klüften des Gesteins auf (Taf. 1, Abb. 3). Die Kristalle sind relativ flächenreich und erreichen bis 8 mm Größe. Sie sind leicht gelblich gefärbt und meistens klar-durchsichtig. An Formen wurden {100}, {010}, {110} und {111} beobachtet (Abb.1). Neben Brasilianit ist an dieser Stelle auch wieder Siderit in mehr oder weniger stark limonitisierten, dunkelbraunen und teils tonnenförmigen, teils mehr isometrischen Kristallen von bis 8 mm Größe zu beobachten. Gelegentlich ist der Brasilianit von dünnen, leistenförmigen, gelblichbraunen und teils transparenten Childrenitkriställchen reichlich überwachsen (Taf. 1., Abb. 4). Diese Childrenite sind bis 3 mm groß und zeigen nur die Formen {110} und {111}.

Erst kürzlich haben WALTER und TAUCHER (1995) das lange Zeit nicht eindeutig verifizierte Brasilianitvorkommen aus dem Steinbruch am Wolfsberg näher untersucht und hier den von MEIXNER (1968) zunächst nur vermuteten Brasilianit eindeutig bestätigen können. Brasilianit wurde auch im Zuge des Autobahnbaues durch den Wolfsberg im Haldenmaterial vom Villacher Sammler Alexander BRENNER gefunden und durch NIEDERMAYR et al. (1985) mitgeteilt. Das neue Vorkommen stellt aber zweifellos das reichhaltigste Auftreten dieses an sich nicht so häufigen Phosphates in Kärnten dar. 

Sowohl an der Gormanit wie auch an der neuen Brasilianit-Fundstelle konnten bisher keine primären Phosphate im Pegmatit selbst nachgewiesen werden; in beiden Fällen handelt es sich ja um Mobilisate. Die Frage nach dem primären Phosphorträger in diesem Pegmatit kann somit -im Gegensatz zum eingangs erwähnten Pegmatitblock beim Laggerhof, in dem neben Karbonat-Fluorapatit auch Triphylin und vor allem derber Montebrasit nachgewiesen sind -als ein interessantes, noch zu klärendes mineralogisches Problem für unsere Sammler angesehen werden. Die vorbildliche Arbeit von WECKE und UCIK (1986) über die Pegmatite des Millstätter Seenrückens hat dazu seinerzeit ja keine Anhaltspunkte geliefert. 
(NIEDERMAYR/BRANDSTÄTTER)

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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