Niedermayr G. & F. Brandstätter / 1987

 

654. Orthit, Synchisit und Uraninit sowie weitere Mineralien aus dem Steinbruch Laas bei Fresach, Kärnten.

  Bereits durch NIEDERMAYR et al. (1985) wurden Beryll, uranhältiger Glasopal, Uranophan (?), Metatorbernit, Zirkon, Malachit und Turmalin (Schörl) aus dem Steinbruch von Laas bei Fresach bekannt gemacht. NIEDERMAYR ( 1985) hat darüber hinaus noch zusätzlich Bournonit, Chalkopyrit, Chlorit, Galenit und Sphalerit sowie auch bereits Uraninit aus diesem Vorkommen erwähnt.

Vor allem im Zuge des Baues des Draukraftwerkes Kellerberg und der damit verbundenen Drauregulierung ist der Steinbruchbetrieb beträchtlich ausgeweitet worden. Dabei sind nun weitere interessante Mineralfunde aus diesem Bereich bekannt geworden. Untersuchungsmaterial erhielten wir vor allem von den Herren Prof. F. STEFAN, OSR. F. LITSCHER und Dr. G. H. LEUTE, alle Klagenfurt, und A. BRENNER, Villach.

Besonders auffällig waren zunächst meist gelbe bis gelblichgrüne, feinkristalline Beläge sekundärer Uranmineralien, deren Bestimmung wir Herrn Kollegen Doz. Dr. K. MEREITER, Institut für Mineralogie, Kristallographie und Strukturchemie der Technischen Universität Wien, verdanken. Herr Doz. MEREITER konnte nicht nur kleine, aber morphologisch prächtig entwickelte, würfelähnliche Kristalle als Metatorbemit verifizieren, sondern auch die wesentlich selteneren sekundären Uranmineralien Phurcalith

-Ca2(UO2)3(OH)4(PO4)2 • 4H2O -und Weeksit K2[(UO2)2(Si6O15)] • 4H2O als Erstnachweise für Kämmten sicherstellen. Eine eingehendere Bearbeitung der sekundären Uranmineral-Paragenese von Laas durch den Genannten ist vorgesehen. Besonders schön sind jedenfalls die Metatorbernite entwickelt

Tab. 1: EMS-Analysen (in Gew.-% der Oxide, N = Zahl der Analysen) der Uraninite von Laas und die daraus berechneten chemischen "Alter" (in Millionen Jahren).

           Typ a                        Typ b

N           7                             2

SiO2       -                             -

TiO2       0,05                        0,11

UO2      96,1                        95,8

ThO2      0,96                        0,86

Al2O3                                   -

Y2O3      0,04                        1,89

FeO*      0,02                        0,08

CaO    < 0,02                         0,06

PbO       2,63                          1,19

Summe 99,80                        99,99

Alter     211                             97

Die etwa ein Zehntel Millimeter Kantenlänge aufweisenden, grasgrünen Kristalle zeigen die. Formen {001}, {100} sowie seltener auch {110} und {112}. Charaktenstisch ist der Perlmutterglanz auf (001). Uraninit ist das primäre Uranmineral. Er tritt in bis 5 mm großen, pechschwarzen Oktaedern im Pegmatit eingewachsen auf (Typ a) und ist immer mit harzglänzendem braunen Zirkon vergesellschaftet. In diesem ist er auch in winzigen, im Schnitt nur 10 .um großen, rundlichen Körnchen eingewachsen (Typ b). Mittels Elektronenstrahl-Mikrosonde (in den Tabellen dieser Arbeit mit EMS abgekürzt) wurde der Chemismus dieser beiden Uraninit-Generationen geprüft (Tab. 1, Typ a und b). Die im Zirkon eingeschlossenen Uraninite sind deutlich reicher an Yttrium, weisen aber einen geringeren Gehalt an PbO auf. Unter der Voraussetzung, daß man das Gesamtblei der Uraninite als deren "unverändertes" radiogenes Produkt auffassen kann, erhält man für die Uraninit-Kristalle ein Bildungsalter um 211 Millionen Jahre, für die im Zirkon eingelagerten Uraninit-Körnchen aber nur von 97 Millionenjahren. Dies könnte darauf hinweisen, daß sich im Zuge eines altalpidischen Metamorphose Ereignisses eine zweite, jüngere Uraninit-Generation gebildet hat und diese im Zirkon konserviert worden ist. Hinweise, daß der Pegmatit von Laas und der ihn beinhaltende Gesteinsverband im Zuge der alpidischen Metamorphose-Phasen deutlich überprägt worden ist, ergeben sich auch aus den Mobilisationen in typischen alpinen Klüften. Diese Kluftmineralisationen umfassen hauptsächlich Quarz, Adular, Chlorit sowie Anatas und Brookit. An selteneren Bildungen wurden bisher zusätzlich noch Sphalerit, Chalkopyrit, Millerit, Siderit, Zirkon, Allanit und Synchisit beobachtet. In den z. T. sehr kleinen Klüftchen der Biotitgneise konnten folgende Paragenesen und Mineralabfolgen festgestellt werden:

Quarz Adular Chlorit, Synchisit, Anatas Siderit

Quarz Chalkopyrit, Sphalerit, Brookit Anatas

Adular Chalkopyrit, Sphalerit Anatas Siderit Millerit

Quarz Adular Anatas, Zirkon, Chlorit

Quarz Adular Pyrit, Bournonit Siderit

Quarz Adular Allanit Chlorit Zirkon bildet hier winzigste, bis 0,8 mm große, langprismatische, hellviolette Kristalle. Sphalerit und Chalkopyrit sind nicht nur in derbem Quarz eingewachsen, sondern treten auch in mehr oder weniger gut entwickelten Kristallen über Quarz und Adular auf. Millerit bildet haarfeine, büschelige Aggregate. Relativ häufig auf den Stufen anzutreffen sind Brookit und Anatas. Brookit ist dabei in winzigen, hellbraunen, stark glänzenden tafeligen Kriställchen zu beobachten. Anatas ist einesteils bläulich, z. T. aber auch rötlichbraun gefärbt und tritt in typisch dipyramidalen, bis I mm großen Kristallen mit vorherrschend {101} bzw. einer Kombination aus {101} und der Basis {001} auf.

Häufig ist auch Siderit in diesen Klüften zu beobachten. Er bildet dichte Beläge flach linsenförmiger, bis 3 mm großer Kristalle und rosettenartig verwachsene Aggregate über Quarz, Adular und Anatas.

Paragenetisch interessant ist der Nachweis von Synchisit und von Allanit. Synchisit ist in bis 1 mm großen, hellbraunen, tonnenförmigen Kristallen über Quarz und Adular zu beobachten. Die winzigen, maximal 0,5 mm langen, nach ( 100) tafelig entwickelten Allanit-Kristalle sind rotbraun und harzglänzend. Mit der Elektronenstrahl-Mikrosonde wurde der Chemismus von Allanit und von Synchisit überprüft. Die semiquantitative EMS-Analyse des Synchisits ergab für diesen folgende Gehalte an Seltenen Erden (in Gew.-%): Ce2O3 24,0; La2O3 10,8; Nd2O3 9,0 und Y203 1,4 (Mittel aus vier Einzelmessungen). Die chemische Zusammensetzung des Allanits ist in Tab. 1 angegeben. Wie der Analyse zu entnehmen ist, ist der Allanit von Laas ein typischer Ce-Allanit mit Ce > La> Y.

Tab. 2: EMS-Analyse des Allanits von Laas (Mittel aus drei Einzelmessungen), in Gew.-%

SiO2              32,1

TiO2                 -

ThO2                    -

Al2O3             20,3

Ce2O3            13,0

La2O3              4,5

Y203                0,09

FeO*             11,4

MnO                0,16

MgO                0,40

CaO               13,3

Summe           99,25

*Gesamt-Fe als FeO

Zusätzlich zu den genannten Kluftmineralisationen wurden in Schiefern eingewachsen noch Staurolith, in typisch rötlichbraunen, stengeligen Kristallen und im Pegmatit bis zu mehrere Zentimeter lange Rutile (det. Doz. Dr. K. MEREITER) sowie idiomorpher bis subidiomorpher, bis zu 1,5 cm großer, z. T. aber schon sehr stark zersetzter Granat beobachtet. Die Dichte des Granats wurde mit D = 4,251 g/cm3 ermittelt. Dies weist in Übereinstimmung mit dem bestimmten Gitterabstand ao = 11,549 ±0,008 Å auf einen Almandin-reichen Granat hin. Die in den Gneisklüften von Laas zu beobachtenden Mineralisationen entsprechen Paragenesen, wie sie in alpinen Klüften des penninen Tauernfensters ebenfalls festzustellen sind. Es ist dies ein deutlicher Hinweis auf eine mit ziemlicher Sicherheit jungalpidische Überprägung des Mineralbestandes und Mobilisation in diesem Teil des ostalpinen Kristallins. Wir sind überzeugt, daß der Steinbruch von Laas auch weiterhin die besondere Aufmerksamkeit unserer Sammler verdienen würde, und sind auch für Hinweise auf Neufunde dankbar. (BRANDSTÄTTER/NIEDERMAYR)   

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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