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621. Coelestin und Erdöl vom Autobahnbau bei Kellerberg, Kärnten.
Vom
Autobahnbau Spittal-Villach sind bisher, abgesehen von den bemerkenswerten
Mineralfunden, die bei der Durchörterung der östlichen Tunnelröhre
durch den Wolfsberg bei Spittal an der Drau getätigt wurden (siehe dazu
NIEDERMAYR et al. 1985), keine nennenswerten Mineralfunde bekannt
geworden. Interessant ist aber der Nachweis von Coelestin und von Spuren
von Erdöl aus dem Bereich von Kellerberg. Beim Bau des
Kroislerwandtunnels bei Kellerberg im Drautal wurden im unmittelbaren
Bereich des westlichen Tunnelportals stark bituminöse Kalke der
Mitteltrias durchfahren. Nach Berichten einheimischer Sammler waren in
manchen Hohlräumen dieser dunklen, bituminösen Kalke, die an früh-epigenetische
Calcitmobilisationen gebunden sind, bis zu mehrere Kubikzentimeter
messende Mengen von Erdöl eingeschlossen. Der starke Erdölgeruch dieser
Zone war auch den Bauarbeitern aufgefallen, die aber an schadhafte
Baufahrzeuge dachten .Die Bitumenführung bestimmter triadischer Gesteine
des Drauzuges ist schon lange bekannt, flüssige Kohlenwasserstoffe wurden
in größerer Menge iQ diesem Bereich aber nur sehr selten und in sehr
geringen Mengen festgestellt. Die beträchtliche Erdölführung der
Gesteine des Kroislerwandtunnels ist somit hier hervorzuheben. Da diese
hohe Konzentration von Kohlenwasserstoffen einerseits für die Deutung der
Erzmineralisationen der östlichen Gailtaler Alpen, andererseits aber auch
für die genetische Interpretation dieser Kohlenwasserstoff-führung
selbst von Bedeutung ist, soll darauf ausdrücklich hingewiesen werden. An
unsere Sammler ist in diesem Zusammenhang auch die Bitte zu richten,
derartigen Bildungen aus dem gleichen Grund mehr Augenmerk zu schenken.
Aus dem Kroislerwandtunnel stammen neben durch höhere Kohlenwasserstoffe
bräunlich eingefärbten Calciten mit erwa 1 Mol~% MgCO3 auch rötliche,
idiomorph bis subidiomorphe Calcite, die ebenfalls, die gebankten,
dunkelgrauen und bituminösen Kalke durchschlagende, Mobilisationen
bilden. Diese hell fleischroten bis auffallend orange gefärbten und etwa
bis 1 cm großen Calcite weisen einen etwas höheren MgCO3-Gehalt
auf (bis 5 Mol.-% MgCO3). Mit ihnen vergesellschaftet tritt,
als jüngste Bildung, blaugrauer und grobspätiger Coelestin auf.
Coelestin konnte in den letzten Jahren mehrfach in der Mitteltrias des
Drauzuges festgestellt werden, so aus dem Kreuzenbachtal S von Pogöriach
und dem Reißgraben S von Ebenberg im Drautal (NIEDERMAYR et al. 1975)
sowie aus dem Fellbachgraben bei Lind im Drautal. Auch BECHSTÄDT (1978)
hebt die Coelestin-führung in der Mitteltrias der Gailtaler Alpen hervor.
Abweichend von den eben genannten Vorkommen, die syngenetisch bis
syndiagenetisch angelegt worden sind, handelt es sich aber bei dem
Vorkommen aus dem Kroislerwandtunnel um eine syndiagenetisch bis eher
epigenetische Bildung, wobei der Coelestin durch Mobilisation von
Strontium und Schwefel aus den umgebenden, an organischer Substanz sehr
reichen Sedimenten herzuleiten ist. Auch in diesem fall der Hinweis an
unsere Sammler, diesen eher unscheinbaren Bildungen, die für die
faziesinterpretation der Nebengesteine von Bedeutung sind, größeres
Augenmerk zu widmen. Eine Schwefel-Isotopen-Analyse des Coelestins, die
Herr Dr. E. Pak am Radiuminstitut der Universität Wien liebenswürdigerweise
ausgeführt hat, erbrachte einen S-lsotopen-Wert von +‰(CDT) ± 0,02 (Stdabw.).
(NIEDERMAYR)
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