Exner Ch. / 1961 |
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Der
Granodiorit von Wöllatratten (Mölltal) und die hydrothermale Veränderung
der diskordanten Ganggesteine der Kreuzeckgruppe. Von Christof Exner Diskordante Gänge, welche die gefalteten Phyllite, Glimmerschiefer, Amphibolite und Gneise des Altkristallins der Ostalpinen Decke durchsetzen, ohne selbst wesentliche Spuren einer Deformation aufzuweisen, sind bekanntlich in der Kreuzeckgruppe gar nicht selten. Sie wurden schon von F. BECKE und F. BERWERTH (1895) als "Tonalitporphyrite" bezeichnet und mit dem Ganggefolge der Rieserferner, des Iffinger und Adamello, also mit den spätalpidischen Intrusionen des periadriatischen Bogens, verknüpft. Petrographie einzelner Vorkommen derartiger Ganggesteine
liegt von R. CANAVAL (1895), W. CLARK (1909), F. ANGEL (1930) und H.
HOLZER, G. SCHARBERT (1958) vor. Eine petrographische Gesamtbearbeitung
mit einheitlicher Nomenklatur der Ganggesteine steht noch aus. Geologisch erscheinen zwei allgemeinere Gesichtspunkte
derzeit bemerkenswert. Interessant ist erstens die Tatsache der Existenz eines größeren
lntrusivstockes bei Wöllatratten im Mölltal, zwischen Stall und Gößnitz,
also in nächster Nähe des Tauernfensters, bei bloß 5 km
Horizontaldistanz von der Matreier Zone am Grafenberg bei Außerfragant.
Der Intrusivstock wurde von H. BECK in den Jahren 1934 und 1935 entdeckt,
der ihm einige Zeilen in seinem Aufnahmsbericht widmete (H. BECK 1936) .Da
wir den Intrusivstock deshalb auch noch nicht auf der geologischen Karte
der Republik Osterreich im Maßstabe 1:500.000 (H. VETTERS 1933)
eingetragen finden, blieb er bisher kaum besucht und wenig bekannt. A.
KIESLINGER (1956, p. 29) berichtet über den Intrusivkörper, erwähnt
Parallelgefüge des Biotits, Zonarstruktur der Plagioklase und
Pseudomorphosen nach Hornblende. Jetzt ist das genannte Vorkommen auf der
neuen Mölltal-Bundesstraße bequem erreichbar. - Man verläßt die Straße
bei Wöllatratten und steigt etwa 45 Minuten zu den kleinen, im Walde
versteckten Felswänden. Die Ausbildung dieses Intrusivstockes erweist
sich als grundverschieden von der der Tauerngneise und natürlich auch des
Altkristallins der Kreuzeckgruppe. Er ist mit seinen automorphen,
basischen (Bytownit bis Oligoklas) , oszillierend zonar gebauten
Plagioklasen unmittelbar an die Periadriatica anzuschließen (Ch. EXNER
1957, p. 155 mit Tafel II, welche die geographische Lage und geologische
Stellung des Intrusivstockes vom Wöllaner Kopf bei Wöllatratten angibt).
Zweitens fesselten mich seit Jahren die lesenswerten Ausführungen
von F. ANGEL (1930), die sich an die bemerkenswert intensive hydrothermale
Veränderung der diskordanten Gänge der Kreuzeckgruppe knüpfen und
geologische Beziehungen zur Tauernkristallisation andeuten. Wir finden ja
in sämtlichen Beschreibungen der betreffenden Ganggesteine -mit Ausnahme
des Intrusivstockes von Wöllatratten. ( siehe unten) -immer wieder die kräftige
Saussuritisierung der Plagioklase, Chloritisierung der dunklen Gemengteile
und Neubildung von Epidot und rhomboedrischem Karbonat hervorgehoben.
Welches Alter hat die sekundäre Umwandlung der Ganggesteine? Lassen sich
schon jetzt exakte Angaben über Beziehungen zur Tauernkristallisation
machen? Wie steht es mit Vergleichsmöglichkeiten zu sicher spätalpidischem
Ganggefolge anderer periadriatischer Intrusionsbereiche? Im folgenden werden einige Feldbeobachtungen und
petrographische Details mitgeteilt. Sie gehen aus einer geologischen
Erkundungstätigkeit hervor, die ich im Auftrage der Geologischen
Bundesanstalt in den Jahren 1954 und 1955 in der Kreuzeckgruppe durchführte.
Herr Bergrat Dr. H. BECK gab in dankenswerter Weise wertvolle Anregungen.
Herr Dr. H. HOLZER führte die Untersuchungen im Jahre 1956 erfolgreich
weiter und stellte auch bereits eine Beschreibung der von ihm gefundenen
Ganggesteinsvorkommen und eine petrographische Bearbeitung gemeinsam mit
Herrn Dr. H. G. SCHARBERT (1958) in Übersicht, auf die hier nachdrücklich
verwiesen sei. Ich beschreibe in diesem Zusammenhange zunächst den sehr
massigen, von hydrothermaler Umwandlung nur wenig berührten, verhältnismäßig
mächtigen und ausgedehnten Intrusivkörper bei Wöllatratten. Anschließend
werden einige, von mir zufällig bei den Begehungen aufgefundene und wohl
bisher noch nicht beschrieben gewesene Gangvorkommen im Raume Wöllatal
-Striedenkopf -Hochtristen -Dellach im Drautale gekennzeichnet, welche
wiederum die typischen hydrothermalen Veränderungen aufweisen. Die
geologische Interpretation ist kurz und vorsichtig gehalten. Mich
interessieren vor allem die Ähnlichkeiten und die Unterschiede gegenüber
den diskordanten Gängen der östlichen Hohen Tauern, denen ich später
eine eigene Abhandlung widmen möchte. Der
Granodiorit von Wöllatratten
Das auffallend massige, schwarz-weiß gesprenkelte Gestein
baut im bewaldeten Gelände südlich Wöllatratten den "Kopf"
(P. 1366 der österreichischen Karte 1:25.000, Blatt: Stall, 180/2) auf
und bildet den markanten NNE-Rücken dieser Kuppe. Es handelt sich um
einen etwa 100 m breiten und 1 km langen, saiger die staurolithführenden
Granatglimmerschiefer und die Paragneise durchschlagenden Intrusivstock.
Die Verteilung des Biotits im Gestein ist so wenig geregelt, daß es mir
nicht möglich war, freisichtig bevorzugte Flächen oder Lineare
einzumessen, obwohl schwache Andeutungen von Regelung vorhanden sind. Die
Nebengesteine streichen um F.-W and lallen nach S. Staurolithsäulchen von
einigen Zentimetern Länge findet man im Granatglimmerschiefer beim
Aufstieg von Wöllatratten längs des Fahrweges ins Wöllatal. Die
Absonderungsklüfte in den Felswänden des Intrusivgesteines streichen N
13° E und stehen saiger. Das Gestein blieb ganz offensichtlich nach
seiner Amplatzstellung von Deformationen verschont. Dieses Intrusiv,gestein, welches H. BECK und der Verfasser
zunächst als " Tonalit" bezeichneten, stellt sich bei genauerer
Untersuchung als Granodiorit dar. Es fehlt in dem von mir gesammelten
Material die Hornblende. Die mittlere Korngröße beträgt um 0,5 mm.
Freisichtig sind Biotit, rein weißer Feldspat (Plagioklas) und glasgrauer
Quarz erkennbar. Kalinatronfeldspat ist verhältnismäßig reichlich im
Grundgewebe vorhanden, doch nur unter dem Mikroskop wahrnehmbar. Die volumetrische Zusammensetzung beträgt: Plagioklas 45
Vol.-Prozent, Quarz 25, Biotit 17 und Kalinatronfeldspat 13 Vol.-Prozent.
Plagioklas (max. 1,6 mm) ist leistenförmig automorph entwickelt und zeigt
intensiven Zonenbau mit sehr basischen Kernen (75 bis 55 Prozent An) und
einem schmalen sauren Randsaum (23 bis 19 Prozent An) .Zwischen Kern und
Randsaum handelt es sich um Andesin ( 50 bis 30 Prozent An) , welcher den
Hauptkörper der Plagioklase aufbaut. Gar nicht selten, vor allem an den
größeren Körnern, ist oszillierende Zonarstruktur ausgebildet.
Zwillinge sind häufig, und zwar polysynthetische und einfache Zwillinge.
Beobachtet habe ich das Albit-, das Periklin und das Karlsbader Gesetz.
Herr 0. van WEST konnte nach freundlicher mündlicher Mitteilung auch
Zwillinge nachdem Manebacher, dem Ala A und dem Ala B Gesetz
einmessen. Meist sind die Plagioklase völlig frisch erhalten. Sekundäre
Trübung mit Entwicklung von Hellglimmer und schwach doppelbrechenden,
strauchförmigen Aggregaten ( wahrscheinlich Klinozoisit) zeigen besonders
die basischen Kerne. An der Grenze gegen Kalinatronfeldspat und Quarz sind
die Plagioklase idiomorph entwickelt. Quarz (max. 3,2 mm). Xenomorph und undulös. Mit Ausnahme
der zahlreichen Porenzüge ( Flüssigkeitseinschlüsse) ist er einschlußfrei.
Biotit (max. 1,2 m) hat leistenförmige Gestalt" jedoch meist
unregelmäßige Korrosionsränder. Pleochroismus von hellgelb zu rotbraun.
Radioaktive Höfe um Einschlüsse von Zirkon. Ferner wurden Einschlüsse
von Apatit, Plagioklas und Erz beobachtet. Sekundäre Umwandlung zu
Chlorit unter Ausscheidung von Titanit und Erz. Kalinatronfeldspat (max. 2 mm) ist xenomorph und reich an
Einschlüssen der übrigen Gemengteile. Er füllt die Zwischenräume
zwischen den anderen Gemengteilen aus, indem sich eine typische
Interosertalstruktur zu erkennen gibt, wobei die einzelnen Zwickelfüllungen
des Kalinatronfeldspates weithin gleichmäßig in Auslöschung gehen.
Faserund schwache Aderperthitbildung. Flauer Mikroklin mit wogeneder Auslöschung.
Stellenweise deutliche Mikroklingitterung. Ferner: Hellglimmer (sekundär
in Plagioklas) , Klinozoisit, Chlorit, Titanit, Apatit, Zirkon und Erz. Die chemische Analyse dieses Gesteines vom NNE-Kamm des
Kopfes bei Wöllatratten wurde von Herrn Dipl.-Ing. K. F ABICH im
chemischen Laboratorium der Geologischen Bundesanstalt durchgeführt. Im
betreffenden Bericht des chemischen Laboratoriums (Verhandl. Geolog. Bu.
Anstalt 1957; p. 96; Probe 10) ist unser Gestein mit dem als vorläufige
Feldbezeichnung gebrauchten Ausdruck " Tonalit" angeführt,
welcher nunmehr durch die Bezeichnung Granodiorit zu ersetzen ist. Hydrothermal
veränderte Ganggesteine
Es werden sechs neue Vorkommen beschrieben. Mit Ausnahme
von (1) handelt es sich um Beobachtungen und Proben aus dem anstehenden
Fels. Die Reihung erfolgt entsprechend der geographischen Anordnung von
Norden nach Süden fortschreitend. (1) Granatführender Plagioklas-Hornblende-Porphyrit,
Rollstück aus der Mündungsschlucht des Wöllabaches bei Wöllatratten. In der Mündungsschlucht des Wöllabaches ins Mölltal
stehen Paragneise an (Turmalinpegmatit als Lesesteine. Fortsetzung der
Serie des Millstätter Seerückens) .Der Granodiorit vom Kopf scheint
bereits westlich der Schlucht auszukeilen. Hochwasser im Juli hinderte
mich an der Begehung der Schlucht. Ich gelangte bloß bis an die Stelle
150 m ostnordöstlich P. 943, wo ein Nebenbach von Osten her einmündet.
Hier finden sich die Rollstücke des granatführenden
Plagioklas-Hornblende-Porphyrits, der nicht weit von dieser Stelle
anstehen dürfte. Hauptgemengteile sind Plagioklas, Hornblende, Granat und
Erz. Das Gestein zeigt starke sekundäre, hydrothermale Umwandlung
(Chlorit, Klinozoisit, Hellglimmer). Die Einsprenglinge von Plagioklas
(max. 7 mm) sind automorph mit oszillierendem Zonenbau. Kern 59 bis 46
Prozent An; Hülle 37 Prozent An. Zwillinge nach Albit-, Periklin- und
Karlsbader Gesetz. Häufig sind komplizierte Zwillingsaggregate mit
einspringenden Winkeln: Einschlüsse von Granat. Starke Saussuritisierung
(Minerale der Epidotgruppe und Hellglimmer). Granat (max. 2 mm) zeigt mitunter Einschlüsse von Apatit
und randliche Umwandlung zu Chlorit. Hornblende (max. 1,6 mm) mit Pleochroismus von hellgelb zu
graubraun. Säulige Entwicklung. Umwandlung zu Chlorit und Hellglimmer. Das Grundgewebe enthält viel kleinkörnigen Plagioklas,
ferner Chlorit, Apatit und Erz. (2) Kersantit aus der NE-Flanke des Striedenkopfes. NE-streichend, diskordant den Granatglimmerschiefer
durchbrechend. Die Lokalität befindet sich in ca. 2550 m Seehöhe, bei
etwa 300 m Horizontaldistanz nordnordöstlich vom Gipfel. Es handelt sich um einen feinkörnigen, schwarzen
Lamprophyr (mittlere Korngröße 0,1 mm), der braun anwittert. Freisichtig
sind die zarten, 2 mm langen Hornblendenädelchen und winzige
Biotitschuppen erkennbar. Obwohl das Gestein äußerlich einen frischen
und sehr kompakten Eindruck macht, erweist es sich als stark sekundär
umgewandelt ( Reichtum an Chlorit und rhomboedrischem Karbonat) .Zahlreich
sind Pseudomorphosen von Chlorit und Karbonat nach einem primären
Gemengteil, der heute nicht mehr vorhanden ist; wahrscheinlich Pyroxen.
Das Gefüge ist hypidiomorph körnig bis faserig. Hauptgemengteile sind Biotit, Hornblende und Chlorit. Dazu
treten reliktische Plagioklase, rhomboedrisches Karbonat, Eisenglanz und
Magnetit. Biotit ( farblos bis rötlich braun) tritt massenhaft als
feiner Filz auf und erreicht in größeren Individuen bis 1,2 mm Länge. Hornblende bildet automorphe Säulchen. Pleochroismus von
gelb bis rötlich braun. Auslöschung c/y = 15,5°. Sekundäre Umwandlung
zu Chlorit. Plagioklas ist nur reliktisch erhalten (0,5 mm). Selten
findet man Reste der einstigen Zwillingslamellierung. Bestimmung des
Anorthitgehaltes konnte nicht durchgeführt werden. Chlorit findet sich als farbloser, radialstrahliger,
feinfaseriger Filz ( wahrscheinlich Prochlorit) und als grüner Klinochlor
in den oben genannten Pseudomorphosen fraglicher Herkunft. Die chemische Gesteinsanalyse wurde von Herrn Dipl.-Ing. K.
FABICH im chemischen Laboratorium der Geologischen Bundesanstalt durchgeführt
(Verh. Geolog. Bu. Anstalt 1957, p. 95-96, Probe 9). Der hohe Gehalt an CO2
steht mit dem mikroskopisch beobachteten rhomboedrischen Karbonat der erwähnten
Pseudomorphosen im Einklang. (3) Malchit, 400 m ostnordöstlich Gößnitz-Törl. Man sieht diesen Gang vom rot markierten Touristensteig,
der vom Kreuzeck zum Polinik führt, und zwar befindet er sich im Hochkar
westlich über dem Schwarzsee (Einzugsbereich des Teuchltales). Der Gang
ist 3,5 m mächtig. Er streicht N. 64° W und fällt 62° N. Er durchschlägt
diskordant Granatglimmerschiefer, welcher N 13° W streicht und 67° W
einfällt. Die Faltenachse im Granatglimmerschiefer neigt sich mit 17°
nach S 3° E. Die untersuchten Gesteinsproben sind 175 m östlich P. 2494
aus dem Gang geschlagen (hier wie im folgenden siehe österreichische
Karte 1 : 25.000, Blatt: Greifenburg, 181/3). Das Gestein ist dunkel und feinkörnig. Die mittlere Korngröße
beträgt 0,3 mm. Einzelne Plagioklasleisten erreichen 3 mm Länge. Es gibt
auch mittelkörnige Partien in diesem Gange, die eine mittlere Korngröße
von 0,8 mm und graue Farbe aufweisen, wobei die Verteilung der
Plagioklasleisten und dunklen Gemengteile megaskopisch erkennbar wird. Das Gefüge ist hypidiomorph körnig. Hauptgemengteile sind
Plagioklas, Hornblende und Magnetit. Die Hornblende weist deutlich zwei Generationen auf. Die
braune Hornblende (Pleochroismus von hellgelb zu braun) ist die ältere.
Sie ist vielfach noch gut erhalten und säulig entwickelt. Aus ihr
entwickelt sich die jüngere, blaugrüne Hornblende (Pleochroismus von
hellgelb zu blaugrün) unter Ausscheidung von Titanit und Erz. Sie bildet
deutliche Pseudomorphosen nach der braunen Hornblende und Randsäume um
die braune Hornblende. Mitunter kommt es zu Parallelverwachsung mit dem
nicht häufigen Biotit. Die automorphen Plagioklase haben einen Anorthitgehalt
zwischen 57 und 44 %. Normaler Zonenbau. Polysynthetische Zwillinge nach
Albit- und Periklingesetz; ferner Karlsbader Zwillinge. Starke
Saussuritisierung (Klinozoisit und etwas Hellglimmer). Ferner: Chlorit, Klinozoisit, Hellglimmer, Epidot, Titanit
und Apatit. Das Gestein zeigt beträchtliche sekundäre, hydrothermale
Umwandlung. (4) Quarzporphyrit, 300 m nordwestlich Zweiseetörl. Diskordant den Granatglimmerschiefer und Amphibolit
durchschlagend. Das Zweiseetörl (P. 2367) befindet sich nordöstlich vom
Hochtristen. Der Quarzporphyritgang ist 10 m mächtig. Er streicht N 63°
E und fällt 50° N. Die s-Flächen des Granatglimmerschiefers streichen N
53° E und fallen 32° N. Die untersuchte Gesteinsprobe wurde 150 m südwestlich
P. 2471 dem anstehenden Gang entnommen.Es handelt sich um ein hellgraues,
mittelkörniges, massiges Gestein. Freisichtig erkennt mall idiomorphen
Einsprenglingsquarz (7 mm) , porzellanweißen Feldspat (Plagioklas) ,
roten Granat und zahlreiche Chloritaggregate, welche als Pseudomorphosen
nach primären dunklen Einsprenglingen, vermutlich Hornblende, aufzufassen
sind. Porphyrische Struktur. Die soeben genannten Einsprenglinge
schwimmen in einer kleinkörnigen Grundmasse, die aus Quarz, nicht näher
bestimmbarem Feldspat und Chlorit besteht. Die folgenden Erläuterungen
beziehen sich auf die Einsprenglinge: Die prächtig idiomorphen Quarze zeigen Korrosionsränder
und Korrosionsschläuche. Sie besitzen echte Einschlüsse von
saussuritisiertem Plagioklas und von Granat. Ferner sind zahlreiche Porenzüge
mit Flüssigkeitseinschlüssen vorhanden. Plagioklas (max. 2,5 mm). Automorph, leistenförmig.
Deutlicher normaler Zonenbau. Polysynthetische Zwillingslamellen nach
Albit- und Periklingesetz. Kern 46 bis 42 % An; Hülle 29 bis 25 % An.
Meist starke Saussuritisierung mit Ausbildung strauchförmiger
Epidotanreicherungen und Hellglimmerfilz. Granat (max. 3 mm) zeigt Einschlüsse von Apatit, Zirkon
und Magnetit. Chlorit bildet mit Titanit, Epidot und opaker Substanz sehr
deutliche, prismatische Formrelikte (max. 1,5 mm), wahrscheinlich nach
Hornblende, die selbst aber nicht mehr vorhanden ist. Auch Formrelikte der
Pyramidenflächen des einstigen Ausgangsminerals sind erhalten. Mitunter
ist der Chlorit in den Pseudomorphosen radialstrahlig angeordnet. Bemerkenswert sind kleine Säulchen eines rötlichen
Epidots ( max. 0,6 mm); Pleochroismus von gelblichbraun bis rötlichbraun;
prismatische und rhombenförmige Ausbildung; opt. positiv, zweiachsig.
Charakter der Hauptzone negativ mit niedrigem Auslöschungswinkel.
Einfachzwilling mit Verwachsungsebene in der langen Diagonale. Die
niedrige Doppelbrechung (grau und gelb der I. Ordnung) erscheint für
Piemontit zu gering. Ferner: Magnetit, Titanit, Epidot, Klinozoisit,
Hellglimmer, Apatit, Zirkon und rhomboedrisches Karbonat. (5) Porphyrit, Westflanke des Naßfeld -Riegels. Der Gang durchbricht den Granatphyllit. Doch bleiben die näheren
Lagerungsbeziehungen hier mangels günstiger Aufschlüsse unklar. Die
Probe wurde 175 m westlich P. 2238 entnommen. Das Gestein erweist sich als stark sekundär umgewandelt.
Die Feldspate sind dicht saussuritisiert. Die dunklen Gemengteile wurden
in Chlorit umgewandelt. Freisichtig erkennt man 3 mm große
Feldspateinsprenglinge ( Plagioklas) und einige wenige Quarzeinsprenglinge.
Die Grundmasse ist chloritreich. Die Plagioklase zeigen Reste der normalen Zonenstruktur und
der polysynthetischen Zwillingslamellierung nach dem Albit- und dem
Periklingesetz. Quarz tritt mengenmäßig sehr zurück. Die von Chlorit
aufgebauten Pseudomorphosen werden von Titanit, Epidot und opaker Substanz
begleitet. Ferner: Granat und Apatit. (6) Hornblende-Plagioklas-Porphyrit" Rauscher -Alm. Diskordant im Granatglimmerschiefer. Felswand unmittelbar
hinter der Almhütte, Seehöhe 1655 m, oberhalb Dellach im Drautale. Es
sind im Abstande von 1,5 m zwei parallele Gänge dieses Gesteines
aufgeschlossen. Der östliche Gang ist 2,5 m mächtig und ebenflächig
scharf gegen das Nebengestein (Granatglimmerschiefer) abgegrenzt. Der
westliche Gang ist 2 m mächtig und entsendet Apophysen. Die Gänge
streichen N 40° W und stehen saiger. Die s-Flächen des
Granatglimmerschiefers streichen N 70° E und fallen 40° S. Die
Faltenachse des Granatglimmerschiefers neigt sich mit 15° nach N 65° E. Das Ganggestein ist dunkelgrau, kleinkörnig (mittlere
Korngröße 0,15 mm) und sehr massig. Freisichtig erkennt man nur eine
feine Sprenkelung dunkler (Hornblende) und hellerer Gemengteile
(Plagioklas). Die Struktur ist hypidiomorph körnig. Hauptgemengteile
sind Hornblende und Plagioklas. Die Hornblende (max. 1,3 mm) ist säulig-automorph
entwickelt und zeigt Pleochroismus von hellgelb bis braun. Umwandlung zu
Chlorit. Plagioklas (max. 0,9 mm). Leistenförmig bis xenomorph. Stark
sekundär verändert. Dichte Besen von Klinozoisit in den basischen Kernen
und Anhäufung staubförmiger Substanzen in den Randteilen. Mitunter kommt
auch Hellglimmer als sekundäre Neubildung im Plagioklas vor. Es handelt
sich um Andesin bis Oligoklas (Kreuzstellung gegenüber Quarz).
Polysynthetische Zwillingslamellen nach dem Albitgesetz sind mitunter
noch erkennbar. Stellenweise granophyrische Verwachsung mit Quarz. Ferner: Chlorit, Quarz (xenomorph, schwach undulös),
Klinozoisit, viel Titanit, etwas Hellglimmer (beschränkt auf die
Plagioklase) und wenig, meist fein verteilte opake Substanz. Biotit wurde
nicht beobachtet. Zusammenfassung
und Vergleiche
Beschrieben wurden in der vorliegenden Arbeit saure und
basische diskordante Gänge (Granodiorit, Quarzporphyrit, Porphyrit,
Malchit, Kersantit), welche die kristallinen Schiefer der Ostalpinen Decke
im Suden des Tauernfensters durchschlagen. Sehr basische Plagioklase
(Bytownit bis 0ligoklas) mit oszillierendem Zonenbau unterscheiden diese
Gesteine von den kristallinen Schiefem der näheren und weiteren Umgebung.
Die kleinen Gänge, von der Größenordnung bis 10 m Mächtigkeit,
sind intensiv hydrothermal verändert. Saussuritisierung der Plagioklase
ohne wesentliche Albitneubildung, Umwandlung der primären braunen zu
sekundärer blaugrüner Hornblende und zu Chlorit, Neubildung von Epidot
und rhomboedrischem, Karbonat können hiefür als charakteristisch
bezeichnet werden. Idiomorphe Quarzeinsprenglinge führen Einschlüsse von
saussuritisiertern Plagioklas. Der umhüllende Quarz war kein
Panzerschrank, der den eingeschlossenen Plagioklas vor der
Saussuritisierung schützte. Bildung von gefüllten Plagioklasen
(Sammelkristallisation der saussuritischen Zersetzungsprodukte zu
harmonisch im Plagioklas verteilten Mikrolithen von Klinozoisit und
Hellglimmer) nach Art der Tauernkristallisation fand in den untersuchten
Ganggesteinen der Kreuzeckgruppe nicht statt. Der sehr frische und massige Granodioritstock von Wöllatratten
kann mit großer Wahrscheinlichkeit den spätalpidischen periadriatischen
Intrusionen angeschl9ssen werden. Ähnliche Granodiorite finden sich als jüngste
Differenziate des Adamello-Plutons (z. B. Monte Bruffione: A. BIANCHI und
GIAMB. DAL PIAZ 1948, R. MALARODA 1954) oder am Kreuzberg bei Meran (C.
ANDREATTA 1937). Nicht ganz so überzeugend, aber immerhin auch recht
wahrscheinlich, ist das spätalpidische Alter der kleineren diskordanten
Gangvorkommen der Kreuzeckgruppe. Jedenfalls lassen sie sich
petrographisch enge an sichere spätalpidische Gänge anschließen
(charakteristischer Granatgehalt, Reichtum an Hornblende) .Für ihre
starke hydrothermale Umwandlung gibt es reichlich Analogien unter den spätalpidischen
Gängen, welche nachtektonisch die Trias der südlichen Adamellogruppe
durchschlagen (A. BIANCHI und GIAMB. DAL PIAZ 1937). Die hydrothermale
Autometasomatose randlicher Teile des Adamello-Plutons und seines
Ganggefoiges ist verblüffend stark. Ähnliches könnte ohneweiters auch
dem eventuell unter der Kreuzeckgruppe steckenden spätalpidischen Magmakörper
(O. M. FRIEDRICH 1957) und dessen Ganggefolge zugemutet werden.
Keinesfalls ist starke hyrdrothermale Veränderung allein leitend für paläozoische
oder ältere Intrusiva der Alpen. Was den Vergleich mit den Hohen Tauern betrifft (F. ANGEL
1930), so läßt sich vorläufig auf das analoge Verhältnis von älterer,
brauner und jüngerer, blaugrüner Hornblende hier wie dort hinweisen. Es
ist aber nach wie vor klar, daß es derart massige, von Deformationen kaum
berührte und die primären magmatischen Strukturen zeigende Gänge, wie
wir sie soeben aus der Kreuzeckgruppe einmal mehr beschrieben haben, im
Tauernfenster nicht gibt. Auf die umstrittene Frage, welches Alter die
diskordanten Gänge ( z. B. Gangfloitite) im Tauernfenster haben, will ich
hier nicht wiederum eingehen, sondern in Hinkunft lieber versuchen, neues
Beobachtungsmaterial über die Tauerngänge in der Natur und am Mikroskop
zu sammeln. Literatur: ANDREATTA, C.: 1937, Studio
petrografico del complesso eruttivo di Monte. - Croce in Alto Adige.
Periodico di Mineralogia 8, p. 311-446. ANGEL, F.: 1930, Gesteine der Kreuzeckgruppe (Kärnten). - Mitt. Naturw. Ver. Steiermark 67, p. 7-35. BECK, H.: 1936, Aufnahmsbericht über Blatt Mölltal. -
Verhandl. Geolog. Bu. . Anstalt 1986, p. 43-45. BECKE, F. und F. BERWERTH: 1895, Bericht über die
Aufnahmen 1894 der Commission für die petrographische Erforschung der
Centralkette der Ostalpen. - Anz. Akad. Wiss. Wien, m. n. KI. 1895, p.
45-47. BIANCHI, A. und GIAMB. DAL PIAZ:
1937, Il settore meridionale del Massiccio dell' Adamello. Relazione sul
rilevamento e studi preliminari della zona compresa fra la Valle di Stabio
el' Alta Valle del Caffaro. - Boll. del R. Ufficio Geol. d'Italia 62, p.
1-89. BIANCHI, A. und GIAMB. DAL PIAZ:
1948, Differenziazioni petrografiche e metamorfismi selettivi di contatto
nel Massiccio dell' Adamello. - Rendiconti della Soc. Mineralogica Italiana
5, p. 1-26. CANAVAL, R.: 1895, Die Erzvorkommen im Plattach und auf der
Assam-Alm bei Greifenburg in Kärnten und die sie begleitenden
Porphyrgesteine. - Jahrb. Geolog. R. Anstalt 45, p. 103-124. CLARK, R. W.: 1909, Beiträge zur Petrographie der
Eruptivgesteine Kärntens. - Verhandl. Geolog. R. Anstalt 1909, p. 277-283. EXNER, .Ch.: 1955, Aufnahmen 1954 in den östlichen Hohen
Tauern und im südlichen Randgebiet. - Verhandl. Geolog. Bu. Anstalt 1955,
p. 17-22. - 1956, Geologische Beobachtungen (1955) in der Kreuzeck-,
Sadnig-, Rieserferner- und Reißeckgruppe. - Verhandl. Geolog. Bu. Anstalt
1956, p. 24-27. .1 - 1957, Erläuterungen zur Geologischen Karte der Umgebung
von Gastein. - Geolog. Bundesanstalt, Wien. FABICH, K. und W. PRODINGER: 1957, Sonderbericht 1956 des
Chemischen Laboratoriums. Verhandl. - Geolog. Bu. Anstalt 1957, p. 94-98. FRIEDRICH, O. M.: 1957, Die Erzlagerstätten der
Kreuzeckgruppe. - Carinthia II, Sonderheft 20: Angel-Festschnft, p. 49-68. HOLZER, H. und H. SCHARBERT: 1958, über Ganggesteine aus
der Kreuzeckgruppe (Kärnten). - Verhandl. Geolog. Bu. Anstalt 1958, p. 165
bis 172. KIESLINGER, A.: 1956, Die nutzbaren Gesteine Kärntens. -
Carinthia II, Sonderheft 17.
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