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650. Epidot, Laumontit, Prehnit und Quarz vom Scharnik in
der Kreuzeckgruppe, Kärnten.
Das
Gebiet der südlichen Kreuzeckgruppe ist bisher nicht besonders gut
mineralogisch durchforscht. Am bekanntesten dürfte noch das Goldvorkommen
vom Fundkofel, N Oberdrauburg sein (vgl. MEIXNER, 1957). Darüber hinaus
beschreibt CANAVAL (1899) vom Südabhang von Scharnik und "Rothwieland", verschiedene kleinere Erzvorkommen mit
Quarz, Galenit, Sphalerit, Pyrit
und Arsenopyrit. Die Bezeichnung "Kristallspitze" , für die zwischen
Rotwieland und Seidernitz-Törl gelegene Erhebung (2401 m) weist möglicherweise
auf das Vorkommen von Quarzkristallen in diesem Bereich hin. Ob das
Vorkommen von bis 2 cm Durchmesser aufweisenden Quarz-Dihexaedern ("Paramorphosen
nach Hochquarz") in Dioritporphyritblöcken zwischen Griebitsch und
Scharnik ober Irschen, das MEIXNER (1949) erwähnt, damit ident ist, läßt
sich nach den Literaturangaben allerdings nicht verifizieren. Etwas nördlicher
davon sammelte nun Herr Prof. F. STEFAN, Klagenfurt, im vergangenen Jahr
eine interessante Kluftmineralisation aus dem Gipfelbereich des Scharnik
gegen Rotwieland. Nach SCHWINNER (1951) wird dieser Bereich der südlichen
Kreuzeckgruppe von Glimmerschiefern, Amphiboliten und Quarziten aufgebaut,
die bereichsweise von Tonalitporphyritgängen durchschlagen werden. In an
Hornblende reichen Gesteinen fand nun Herr Prof. STEFAN mehrere Zentimeter
mächtige Gänge, die meist vollkommen von Calcit ausgefüllt sind. In
diesen Klüften sind bis 1,5 cm lange, gelbgrüne Epidotstengel, schneeweißer
Albit, Quarz, stengelig bis wirr-filziger Aktinolith, Prehnit, schuppiger
hellgrüner Chlorit und Laumontit zu beobachten. Der Quarz war
stellenweise intensiv von dünntafeligem Calcit durchwachsen. Dies
verursacht nach Wegätzen des Calcits ein typisches Muster scheibchenförmiger
Quarzprismen, stufenförmig reduzierte Spitzen und ähnliche Wachstumsstörungen,
wie sie selten auch von anderen alpinen Fundorten (z. B. Kramkogel im
Vorsterbachtal in der Rauris, Hochtor im Seidlwinkeltal und Habachtal)
bekannt sind. Gut ausgebildete Quarzkristalle zeigen typisch
spitz-rhomboedrischen Habitus ("Tessiner Habitus") dies spricht
für eine höhere Bildungstemperatur dieser Quarze. Die maximal 2 mm
messenden, meist glasklaren bis trübweißen Prehnitkristalle sind z. T.
in bis mehrere Zentimeter großen, dicktafeligen Aggregaten verwachsen.
Laumontit ist selten nur in stark korrodierten, porzellanweißen, säuligen
Kristallen zu beobachten. Die Mineralabfolge ist anzugeben mit: Quarz,
Hornblende, Epidot → Albit→
Prehnit, Chlorit →
Laumontit →
Calcit. Diese Mineralabfolge und Mineralgesellschaft entspricht einer
typischen alpinen Kluftmineralparagenese, wie sie besonders für basische
bis intermediäre Metamorphite des penninischen Tauernfensters (Amphibolite,
hornblendeführende Gneise und Grünschiefer) charakteristisch ist. Diese
Feststellung ist insofern von Bedeutung, als typische alpine
Kluftmineralisationen im Bereich der nach TOLLMANN (1977) zum
mittelostalpinen Altkristallin zu stellenden Kreuzeckgruppe bisher kaum
mitgeteilt worden sind. So nennt MEIXNER (1957) praktisch nur
verschiedenste Erzparagenesen aus diesem Bereich, und auch in WENINGER
(1974) finden sich keine Angaben über Kluftmineralbildungen in der
Kreuzeckgruppe. Ich bin aber überzeugt, daß sich die Suche nach weiteren
Kluftmineralisationen hier durchaus lohnen würde. Von besonderem
Interesse wäre die Feststellung der Mineralsukzessionen in den
verschiedenen Gesteinstypen dieses Bereiches, da damit Hinweise auf das
Abkühlungsgeschehen des Alpenkörpers und der damit parallel
einhergehenden Temperaturverminderung der Kluftlösungen während der Aufwölbung
der Alpen zu erhalten sind (vgl. NIEDERMAYR, 1980). Alpine
Kluftmineralisationen sind ja im Zuge der Aufwölbung der Alpen nicht nur
im penninischen Tauernfenster, sondern auch in den höher liegenden
Stockwerken des alpinen Schichtstapels zur Ausbildung gekommen, wie auf Kärntner
Boden entsprechende Kluftparagenesen in Korund Saualpe und sogar an der
Drauzug-Basis beweisen. (NIEDERMAYR)
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