Niedermayr G. / 1987

 

650. Epidot, Laumontit, Prehnit und Quarz vom Scharnik in der Kreuzeckgruppe, Kärnten.

  Das Gebiet der südlichen Kreuzeckgruppe ist bisher nicht besonders gut mineralogisch durchforscht. Am bekanntesten dürfte noch das Goldvorkommen vom Fundkofel, N Oberdrauburg sein (vgl. MEIXNER, 1957). Darüber hinaus beschreibt CANAVAL (1899) vom Südabhang von Scharnik und "Rothwieland", verschiedene kleinere Erzvorkommen mit Quarz, Galenit, Sphalerit, Pyrit und Arsenopyrit. Die Bezeichnung "Kristallspitze" , für die zwischen Rotwieland und Seidernitz-Törl gelegene Erhebung (2401 m) weist möglicherweise auf das Vorkommen von Quarzkristallen in diesem Bereich hin. Ob das Vorkommen von bis 2 cm Durchmesser aufweisenden Quarz-Dihexaedern ("Paramorphosen nach Hochquarz") in Dioritporphyritblöcken zwischen Griebitsch und Scharnik ober Irschen, das MEIXNER (1949) erwähnt, damit ident ist, läßt sich nach den Literaturangaben allerdings nicht verifizieren. Etwas nördlicher davon sammelte nun Herr Prof. F. STEFAN, Klagenfurt, im vergangenen Jahr eine interessante Kluftmineralisation aus dem Gipfelbereich des Scharnik gegen Rotwieland. Nach SCHWINNER (1951) wird dieser Bereich der südlichen Kreuzeckgruppe von Glimmerschiefern, Amphiboliten und Quarziten aufgebaut, die bereichsweise von Tonalitporphyritgängen durchschlagen werden. In an Hornblende reichen Gesteinen fand nun Herr Prof. STEFAN mehrere Zentimeter mächtige Gänge, die meist vollkommen von Calcit ausgefüllt sind. In diesen Klüften sind bis 1,5 cm lange, gelbgrüne Epidotstengel, schneeweißer Albit, Quarz, stengelig bis wirr-filziger Aktinolith, Prehnit, schuppiger hellgrüner Chlorit und Laumontit zu beobachten. Der Quarz war stellenweise intensiv von dünntafeligem Calcit durchwachsen. Dies verursacht nach Wegätzen des Calcits ein typisches Muster scheibchenförmiger Quarzprismen, stufenförmig reduzierte Spitzen und ähnliche Wachstumsstörungen, wie sie selten auch von anderen alpinen Fundorten (z. B. Kramkogel im Vorsterbachtal in der Rauris, Hochtor im Seidlwinkeltal und Habachtal) bekannt sind. Gut ausgebildete Quarzkristalle zeigen typisch spitz-rhomboedrischen Habitus ("Tessiner Habitus") dies spricht für eine höhere Bildungstemperatur dieser Quarze. Die maximal 2 mm messenden, meist glasklaren bis trübweißen Prehnitkristalle sind z. T. in bis mehrere Zentimeter großen, dicktafeligen Aggregaten verwachsen. Laumontit ist selten nur in stark korrodierten, porzellanweißen, säuligen Kristallen zu beobachten. Die Mineralabfolge ist anzugeben mit: Quarz, Hornblende, Epidot Albit Prehnit, Chlorit Laumontit Calcit. Diese Mineralabfolge und Mineralgesellschaft entspricht einer typischen alpinen Kluftmineralparagenese, wie sie besonders für basische bis intermediäre Metamorphite des penninischen Tauernfensters (Amphibolite, hornblendeführende Gneise und Grünschiefer) charakteristisch ist. Diese Feststellung ist insofern von Bedeutung, als typische alpine Kluftmineralisationen im Bereich der nach TOLLMANN (1977) zum mittelostalpinen Altkristallin zu stellenden Kreuzeckgruppe bisher kaum mitgeteilt worden sind. So nennt MEIXNER (1957) praktisch nur verschiedenste Erzparagenesen aus diesem Bereich, und auch in WENINGER (1974) finden sich keine Angaben über Kluftmineralbildungen in der Kreuzeckgruppe. Ich bin aber überzeugt, daß sich die Suche nach weiteren Kluftmineralisationen hier durchaus lohnen würde. Von besonderem Interesse wäre die Feststellung der Mineralsukzessionen in den verschiedenen Gesteinstypen dieses Bereiches, da damit Hinweise auf das Abkühlungsgeschehen des Alpenkörpers und der damit parallel einhergehenden Temperaturverminderung der Kluftlösungen während der Aufwölbung der Alpen zu erhalten sind (vgl. NIEDERMAYR, 1980). Alpine Kluftmineralisationen sind ja im Zuge der Aufwölbung der Alpen nicht nur im penninischen Tauernfenster, sondern auch in den höher liegenden Stockwerken des alpinen Schichtstapels zur Ausbildung gekommen, wie auf Kärntner Boden entsprechende Kluftparagenesen in Korund Saualpe und sogar an der Drauzug-Basis beweisen. (NIEDERMAYR)

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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