Canaval R. / 1909

 

Die Erzgänge von Dechant und Ladelnig in der Teichl in Kärnten.

Von Dr. Richard Canaval. (Fortsetzung)

Die Erzgänge. Während die Lagerstätten der Dechant in den älteren Berichten als "Gänge" bezeichnet werden, nennt sie Wöllner Lager.

Die Lage des fast saiger stehenden und nordwestlich streichenden Granatglimmerschiefers läßt sich jedoch ober Tags an so zahlreichen Stollen beobachten, daß jeder Zweifel hinsichtlich einer Durchsetzung des Nebengesteines durch die Lagerstätten als angeschlossen angesehen werden muß. Nächst den Gängen ist die Schichtung des Glimmerschiefers allerdings verworren und stellenweise ist ein deutliches Abbiegen der Schichten parallel dem Gange wahrnehmbar, in einiger Entfernung stellt sich jedoch allenthalben das normale Streichen und Verflächen wieder ein.

Recht deutlich sind diese Verhältnisse in dem Tagverhaue auf dem Fundgrubengange, sowie in jenem auf dem Südwestgange zu beobachten. Eine besonders kräftige Faltung des Glimmerschiefers, der hier auch von breiten Quarzadern durchzogen wird, ist endlich am Südostrande der großen Finge zu sehen, welche auf der nordöstlichen Fortsetzung des Südwestganges zu liegen scheint.

Der Tagverhau auf dem Fundgrubengange gewährt auch einen recht guten Einblick in die Zusammensetzung der Gänge und eine Durchsicht der alten Halden liefert hiezu noch manche Ergänzungen. In dem zirka zwei Meter weiten Tagverhaue ließen die Alten eine taube Gangpartie stehen, welche einen kurzen, die beiden Ulme des Verhaues verbindenden Kragen bildet. Dieser Kragen besteht aus Glimmerschiefer, den Muggeln, Linsen und Trümmern, von weißem Quarz durchziehen. Am westlichen Ulme setzt der Quarz eine ungefähr zwölf Zentimeter mächtige, saigere Lage, zusammen, die kurze, schmale, im Querschnitte spindelförmige Glimmerschieferfragmente umschließt und hiedurch lebhaft an gewisse Erze des Ladelniger Vorkommens erinnert.

In Übereinstimmung mit diesem Aufschlusse lehren denn auch die Halden, daß der Quarz unter den Gangarten bei weitem die wichtigste Rolle spielt. Die oben erwähnten drei kleinen Halden unterhalb des Tagverhaues auf dem Fundgrubengange bestehen beinahe ganz aus Quarz, der auch die Hauptmasse einiger anderer Halden, so zum Beispiel jener des Maria- Stollens, bildet.

Der Quarz ist last stets weiß und entweder glas bis fettglänzend, mit unebenem Bruche, oder beinahe matt, mit flachmuscheligem Bruche. Der glasglänzende Quarz läßt oft einen Aufbau aus dicht gedrängten, säuligen Kriställchen erkennen, wogegen der matt schimmernde jenen, an sehr feinkörnigen Zucker erinnernden Habitus besitzt, welcher in den Tauern vielfach als Eigentümlichkeit freigoldführender Quarze betrachtet wird. Kleine Kriställchen von farblosem Bergkristalle kommen ab und zu in Drusen vor, sind aber im allgemeinen recht selten. Ziemlich selten ist auch Braunspat, der, mit Quarz verwachsen, in schmalen Adern den von Gangquarz durchtrümmerten Glimmerschiefer durchsetzt.

An Sulfiden wurden beobachtet: Pyrit, Arsenkies, Bleiglanz, Zinkblende und ein sehr sparsam vorkommendes, antimonhältiges Mineral, dessen sichere Bestimmung nicht gelang. Der Pyrit bildet kleine, meist hur ein paar Millimeter große, zum Teile jedoch recht flächenreiche Kristalle, in denen hauptsächlich das Hexaeder als Träger der Kombination auftritt und die infolge einseitiger Verlängerung häufig einen pseudotetragonalen Habitus besitzen.

Die Zinkblende ist in der Regel schwarzbraun, zum Teile aber auch weingelb gefärbt und läßt vor dem Lötrohre einen kleinen Cd-Gehalt erkennen. Über die Gehalte der Dechanter Erze an göldischem Silber, beziehungsweise an Feinsilber und Feingold, geben die in den folgenden Tabellen zusammengestellten Zahlen Aufschluß.

Tabelle 1 lehrt, daß der Edelmetallgehalt in einzelnen Posten sehr hoch stieg und speziell in der von Hauptmann angeführten Schlichprobe (Post 8) auch jene Grenze (7%) überschritt, welche Malaguti und Durocher 26) als den größten Silbergehalt des Galenits ansahen. Tabelle 2 enthält die Resultate der 1749 kommissionell vorgenommenen Inventur, welche bereits Wöllner 27) publizierte.

Aus dem Kommissionsprotokolle erhellt, daß die goldreicheren Zeuge, Post Nr. 1 und 3, aus dem Georgi-Stollen, die silberreicheren Zeuge, Post, Nr. 2, aber aus dem Fundgrubenstollen stammen.

Ein im Jahre 1748 abgeführtes Versuchspochen hatte ferner folgendes Ergebnis: 350 Kübel "Gäng", die in einem Gesenke des Georgi- Stollens gewonnen worden waren, lieferten: 33 Zentner 19 Pfund Schlich (Trockengewicht), Der Schlich gab bei der Amalgamation 2 L. (Lot) 3 Q, (Quint) Abglühgold, das sich beim Umschmelzen auf 2 L., 2 Q, Mühlgold mit 10 Karat 2 Gran Feingold pro M, (Mark.) reduzierte.

Der entgoldete Schlich hielt dann noch 2 M, 10 L, göldisch Silber, mit 4 L, 1 Q, Feingold, 1528 Kübel Quarz und "bessere" Pochgänge lieferten dagegen: 98 Zentner 31 Pfund Schlich (Trockengewicht), 12 L Abglühgold, 11 L. Mühlgold mit 10 Karat, 2 Gran Feingold pro M" und 9 M, 15 L. 1 Q, göldisch Silber, mit 9 L. 1 Q, 1 D, (Denar) Feingold.

Ich habe diese Zahlen ih metrisches Gewicht reduziert und mit Hilfe derselben die Tabelle 3 zusammengestellt.

Das Gewicht eines Kübels wurde hiebei mit 150 Pfund, = 84.412 Kilogramm, angenommen, da nach dem Bergbau Konsultations-Protokolle der Kübel ,,1lötigen Quarz" dieses Gewicht besaß.

Die Gehalte an Gold und Silber pro Tonne Schlichstimmen zwar ziemlich gut mit den betreffenden Angaben (Post 3) der Tabelle 2 überein, die Ergebnisse der Verpochung sind hinsichtlich der Menge des Mühlgoldes aber doch darum zweifelhaft, weil das Konsultations-Protokoll bemerkt, daß mit der Schlichamalgamation "aus vielen Ursachen und sonderheitlich zur Vermeidung des Unterschleif" auszusetzen sein werde. Da die Mannschaft infolge des chronischen Geldmangels der Staatsverwaltung lange Zeit auf ihren Lohn zu warten hatte, war die Annahme von Unregelmäßigkeiten bei der Mühlgoldgewinnung jedenfalls nicht ganz unbegründet.

Sehr auffallend ist der außerordentlich niedere Feingehalt des Mühlbulliong. Für Siflitz 28) habe ich denselben mit 851 und für die Goldzeche 29) mit 810 ermittelt, und Posepny 30) beziehungsweise Rußegger,31) geben ihn für den Hohen Goldberg mit 724 und 68~7, für den Rathausberg aber mit 850 und 875 an.

Nach den 1846 von Werkstätter zu Böckstein mit Rathausberger .Pochgängen durchführt Rn Aufbereitungsversuchen, über welche Miller 32) berichtete, betrug damals für Goldsilber der Pochkalo 12.5% und der Waschkalo 42.7%. Dagegen ergab ein älterer Versuch, bei welchem, wie dies noch im Jahre 1786 geschah, die Kornfeine durch ein einmaliges Pochen erzeugt wurde, den Pochverlust für Goldsilber mit 19% und daher den gesamten Aufbereitungskalo mit 19+ 42.7= 62%. Kleiner aber ist dieser Kalo 1748 in der Teichl darum kaum gewesen, weil nicht nur das Kommissions-Protokoll den Pochwerksverlust als sehr großbezeichnet; sondern weil auch nach Schroll33) erst die gegen Ende des 18; Jahrhunderts vorgenommenen Verbesserungen den Stoßherden ein Übergewicht über die liegenden Herde verschafften, vor diesen Verbesserungen aber die ersteren sogar in manchen Fällen ungünstiger als die letzteren arbeiteten.

Den wirklichen Edelmetallgehalt der 1748 verarbeiteten Pochgänge kann man daher, da nur 38% desselben gewonnen wurden, durch A/0,38 darstellen, wenn unter A der ausgebrachte Gehalt verstanden wird.

Würde man heute derartige Erze auf Schliche verarbeiten, so könnte nach Przyborski 34) mit einem Aufbereitungskalog von 25% das Auslangen gefunden werden, das heißt, es ließe sich 0,75/0,38 A oder rund 2 A, sonach das Doppelte jener Edelmetallmenge gewinnen, welche die Alten erzielten.

Der heute ausbringbare Edelmetallgehalt der Pochgänge läßt sich daher, "renn selbst jene Verluste, die beim Verschmelzen der Schliche entstanden, gleich hoch blieben, mit 46 gr Goldsilber pro Tonne ansetzen.

Mit Hilfe dieser Zahl kann nun auch der ausbringbare Gold- und Silbergehalt zweier Hauwerksposten annäherungsweise ermittelt werden, die im Dezember 1746, beziehungsweise im mai 1749 gewonnen wurden. Die erstere umfaßte nach Wöllner 35 ) 160 Ztn. 45 Pfd. Erz mit 34 M 3 L 3 Q göldisch Silber, sowie 759 Kübel Pochgänge, wogegen die zweite, welche bei dem versuchsweisen Abbau in einem Gesenk des Fundgrubenstollens fiel, die bereits oben angeführte Zusammensetzung besaß.

In Tabelle 4 sind die bezüglichen Zahlen zusammengestellt. Da für alle bis Ende Oktober 1748 hauptsächlich zwischen Georgi- und Maria-Stollen eroberten Erze und Schliche ein Halt von 16½ D Feingold in 1 M göldisch Silber angenommen wurde, ergibt sich der Goldgehalt von Post 1 aus dem bekannten Gehalte an göldisch Silber. Bei Post 2 wurden die ausgebrachten Gehalte nach Tabelle 3 eingesetzt und danach die übrigen Zahlen berechnet. Bei Post 4 ist der Goldgehalt entsprechend einem Halt von 1¼ D Feingold in 1 M göldisch Silber ermittelt, endlich bei Post 5 der ausgebrachte Gehalt mit 23 gr pro Tonne angenommen und der Goldgehalt in gleicher Weise wie bei Post 4 bestimmt worden.

Zur Beantwortung der Frage., ob derartige Anbrüche heute abbauwürdig sein würden, ist es von Wichtigkeit, die Hauwerksmengen zu kennen, welche auf eine Häuerschicht kommen.

Die Erzgewinnung im Dezember 1746 ist mit einem Personale von 50 Mann bewerkstelligt worden, von dem jedoch einige Leute nicht auf Streckenbetrieb oder Erzhau, sondern auf Gewältigung alter Zechen belegt waren. 1745 sind auf Straßen 30, auf Feldörtern 8, dann auf Abteufen 4 Mann angelegt und überdies bei der Grube noch 1 Schmied, 1 Grubenhüter" 1 Zimmermann und 1 Gestängleger bedienstet gewesen. 1746 war daher die Verteilung der Mannschaft die gleiche und nur um 4 Mann größer, welche man bei der "Verräumung", wie das Aufheben alter Zechen genannt wurde, beschäftigte.

Von den Feldortbetrieben dürften damals nur zwei: jene am Georgi- und Maria-Stollen, Erze geliefert haben; das Feldort am Gloggenstollen war taub und jenes am :Fundgrubenstollen stand noch in Gewältigung. Besondere Förder-(Truhen-) Läufer sind ferner 1747 und wohl auch schon früher den: Ortsbelegungen nicht zugeteilt gewesen, sondern die Häuer hatten ihr Hauwerk selbst zu fördern. Bei der Erzgewinnung kamen daher kaum mehr als 38 Mann in Betracht, von welchen jeder in je 14 Tagen 11, d. i. monatlich 22 achtstündige Schichten verfuhr. Da sonach in 836 Schichten 73 t Hauwerk erzeugt wurden, entfiel auf 1 Häuer, schicht 87 kg hältiges Hauwerk.

Die Erzeugung im Mai 1749 erforderte dagegen 144 Häuerschichten, so daß auf eine Schicht 83 kg hältiges Hauwerk kamen. Im Mittel wird man demnach die damalige Leistung pro Häuerschicht mit 85 kg ansetzen können so daß jetzt mit Hilfe brisanter Sprengstoffe wohl, eine Leistung von 400 kg= 0.20 t erreichbar 36) wäre.. Trotzdem wären Anbrüche mit dem Gehalte von 1749 auch heute nicht bauwürdig, wogegen sich solche mit dem Gehalte von 1746 insbesondere bei einem reichlicherem Schüttungsverhältnisse recht gut lohnen könnten.

Es verdient in dieser Hinsicht bemerkt zu werden, daß zu Ende des 18. Jahrhunderts auf der Goldzeche im Mölltale silberarme Erze mit einem Goldausbringen von ungefähr 20 g sich an der Grenze der Abbauwürdigkeit befanden,37) während jetzt In Deutschland und Österreich nach Krusch38) unter günstigen Verhältnissen bereits 5 g pro Tonne genügen, um sämtliche Unkosten zu decken und eine bescheidene Rentabilität zu erzielen.

Da übrigens die Erze von 1746 nicht mehr die ursprüngliche Gangfüllung darstellen, sondern aus minder reichen Gangteilen gewonnen wurden, welche die Alten stehen gelassen hatten, müssen die von diesen verhauten Gangteile einen wesentlich höheren Gehalt besessen haben. Setzen daher die Gänge auch unter die Sohle des Gloggenstollens nieder, so wäre es nicht ausgeschlossen, Erze von ungefähr gleichem Gehalte wieder aufzufinden.

In der Dechant fehlen alle Anzeichen eines eisernen Hutes, der sich hier schon darum nicht hätte erhalten können, weil das ausgehende der Gänge in einem alten Gletscherboden liegt. Die Anreicherung durch sekundäre Prozesse ist daher kaum sehr erheblich gewesen und deshalb auch die Möglichkeit nicht von der Hand zu weisen, in größerer Tiefe befriedigende Aufschlüsse zu erzielen.

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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