Beck-Managetta P. / 1950

  Ein Kupferstollen im Kaltenwinkelgraben (Koralpe, Kärnten).

Von P. Beck-Mannagetta

Durch die Strassenarbeiten der Gutsverwaltung Dr. G. Schütte wurde entgegenkommender Weise ein alter Stollen im Kaltenwinkel wieder geöffnet. Dieser kleine Stollen liegt ca. 150 m NO vom Kreuz in Kaltenwinkel (am Ragglbach, O Maria Rojach im Lavanttal) gleich S der neuen Straße zum Jagdhaus Waldmann, knapp vor der Spitzkehre aus dem Graben heraus. In der Richtung von 120° (OSO) wurde der niedrige Stollen in einen kataklastischen Biotit-Granatgneis der Zentralen Serie des Gipfelgebietes der Koralpe vorgetrieben. Dieser Schiefergneis streicht beim Mundloch 10°-45° (NO) und fallt 20°-35° gegen SO; die deutlich erkennbare, kataklastische Striemung auf der Schieferungsfläche (45° fällt SO 20°) streicht 145° und fällt mit 20° gegen SO ein. (Gemessen mit einem Winkel von 80°). Diese Eigenschaft der Striemung kennzeichnet die als der eingehenden Plattengneistektonik der SW-Koralpe zugehörig; gerade dieser Wert vermittelt zwischen : den Striemungsrichtungen O Waldmann von 115°-125° und der typischen, freien Plattengneistektonik im Gebiete des Spitzelsofenmarmors gegen S bzw. SO mit 155°–165° (SSO). Auf der SW-Seite des Mundloches zieht eine Störung 75° gegen O einfallend gegen SSO (160°). Die Parallelität mit der Lavanttaler Störung Kieslinger's und der Klüftung der westlichen Koralpe i. a. ist auffallend.
In den Stollen konnte ich nicht weit vordringen, da er stark mit stehendem Wasser gefüllt ist und ich keine Wasserstiefel mit hatte. Doch soll, nach Angaben der Eingeborenen, der. Stollen nach einer längeren geraden Strecke steil in die Tiefe führen. Das tatsächlich ein Bergbau und Erze in für frühere Zeit abbauwürdigen Mengen vorhanden waren, beweisen die Funde von malachitgrünen Schlackestücken, die beim Bau der Kaltenwinkelstrasse im westlichen Teil des -Kaltenwinkelgrabens öfters gefunden wurden. Diese Funde traten vor allem in der Nähe eines Waldstreifens N der Strasse, NO Ragglbach, auf. Dieser Wald hat den Namen "Blahaus" (besonders in früherer Zeit gebräuchlicher), der "Gebläsehaus" bedeutet, was drauf hinweist, daß früher hier eine Verhüttung von Erzen stattfand. Wie mir berichtet wurde, sollen Kupfererze in dem oben erwähnten Stollen gewonnen worden sein, die beim Blahaus verhüttet wurden. Nach den mündlichen Berichten zu schließen, dürfte dieser Schurfbau etwa im 18. Jahrhundert bestanden haben. Über die Natur der Erze ist leider nichts bekannt.
Die geologische Position des Stollens läßt sich mehrfach deuten: Falls es sich um eine alte. pegmatitische Vererzung handeln sollte, so wären damit genetische Beziehungen mit dem Kupferbergbau Lamprechtsberg (Friedrich) in der südlichen Koralpe gegeben. Wahrscheinlicher scheint mir ein Zusammenhang der Vererzung mit den verschiedenen Störungen gegeben, die sich ungefähr in der Nähe dieses Punktes scharen müßten. Es endet ca.300 m N von dort der Marmorzug von Waldmann, der sich mit Unterbrechungen kilometerweit über Ebenkogel-Blaßkogel-Godinger Alm bis in den Hartelsbergergraben verfolgen lässt. Dieser Marmorzug wird von kataklastischen Gneisen (Gneisquarziten) besonders im Hangenden verschieden stark überschoben. Die Gneise wurden mylonitisiert, verquarzt, die Feldspate und Glimmer zerstört oder letztere in einzelnen Putzen angereichert. Mit der Verquarzung geht eine Pyritisierung in Hand, an der Grenze zum Marmor tritt auch etwas Karbonatisierung ein.
Als zweites tektonisches Element kommt die Störung am Mundloch hinzu, doch zeigen diese Störungen meist keine Vererzung.
Eine weitere Störung würde gegen W verlängert zu diesem Punkt führen. Es ist die Mylonitzone im Plattengneis, die im Sattel N der Kleinalpe (Kieslinger) 110°-120° streichend durchzieht. Diese Störung zeigte eine starke Beeinflußung der Magnetnadel, was bei der Grenzvermessung der Gutsverwaltung Schütte in diesem Sattel festgestellt wurde.
Welche Störung und ob überhaupt eine Störung für die Vererzung herangezogen werden darf, ist aus dem bisher Bekannten nicht zu sagen; das Zusammentreffen von verschiedenartigen und, alten Störungen gerade an dieser Stelle ist jedenfalls für die Genese des unbekannten Erzlagers bemerkenswert.

Litertatur:

1.) P. Beck-Mannagetta: Aufnahmsbericht für 1947 über das Blatt Deutschlands-Wolfsberg. - Verh. d. G.B.A. Wien 1948) S. 36-421.

2.) F. Beck-Mannagetta: Die Auflösung der Mechanik der Wolfsberger Seite, Koralpe, Kärnten. - Jb.d. G.B.A.Wien, Festband i. Dr.

3.) A. Kieslinger: Die Lavanttaler Störungszone. - Jb. d. G.B.A. Wien 1928, 499 –527.

4.) O. Friedrich: Eine alte, pegmatitische Erzlagerstätte der Ostalpen.
- N.Jb.f.Min. etc BB 65 Abt. A 1932 S. 479-508.

Wien, 12.1.1951

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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