Niedermayr G. & W. Postl / 1993

 

900. Stellerit und einige Bemerkungen zum Chabasit aus dem Steinbruch im Fraßgraben/Koralpe, Kärnten.

  Das Auftreten von Stellerit, Ca(Al2Si7)O18 • 7H2O, eines mit Stilbit, NaCa2(Al5Si13)O36 • 14H2O, strukturell eng verwandten und mit diesem auch leicht verwechselbaren Vertreters der Zeolithgruppe, scheint in unserem Bundesgebiet doch häufiger zu sein, als bisher angenommen. Nach dem für Österreich erstmaligen Nachweis von Stellerit in einem Druckwasserstollen bei Magdalensberg, südliche Koralpe, Kärnten (POSTL & MOSER in NIEDERMAYR et al. 1989) sowie weiteren Funden im Bereich des Spodumenpegmatit-Explorationsstollens nahe der Eeinebene, Koralpe, Kärnten (POSTL, BRANDSTÄTTER & NIEDERMAYR in NIEDERMAYR et al. 1990) und im Bereich der Oberen Moosalm, Reißeckgruppe, Kärnten (TAUCHER in NIEDERMAYR et al. 1991) kann der Steinbruch der Fa. MODRE (vormals Fa. GALL) im Fraßgraben östlich St. Gertraud als weiterer Fundort von Stellerit hinzugerechnet werden. Der Stellerit konnte an einer von Herrn H. EISL (Voitsberg) im Jahre 1990 zur Bearbeitung übergebenen Probe bestimmt werden, welche wahrscheinlich aus einer ähnlichen Kluftmineralisation des Schiefergneises im Bereich des Steinbruchs der Fa. MODRE stammt, wie sie bereits von MEIXNER (1967) mit Chlorit, Quarz, Epidot, Prehnit, Pyrit, Calcit, Laumontit, Skolezit, Desmin und Thomsonit beschrieben worden ist. In WEISSENSTEINER (1979) werden darüber hinaus Titanit, Rutil, Feldspat und Phakolith erwähnt. Bei der hier bearbeiteten Probe tritt der Stellerit rasenbildend auf, wobei die bis 0,2 mm großen farblosen Kristalle einen sehr ähnlichen Habitus aufweisen, wie er bereits von Stellerit der vorhin erwähnten Fundorte bekannt ist (siehe z. B. Abb. 1 bei POSTL, BRANDSTÄTTER & NIEDERMAYR in NIEDERMAYR et al. 1990). Die einzige Ausnahme ist, daß neben den dominierenden Prismen {100}, {010} und {001} zusätzlich noch die Dipyramide {111} vorhanden ist. Da eine Unterscheidung zwischen Stellerit und Stilbit röntgendiffraktometrisch auf Schwierigkeiten stößt, wurden als Unterscheidungskriterien die Morphologie, der Auslöschungswinkel sowie die Gehalte an Ca, Na und K herangezogen. Wie bereits erwähnt, entspricht die äußere Kristallgestalt dem Stellerit. Dasselbe gilt für die gerade Auslöschung sowie das Fehlen von Na und K (d. h. unter der Nachweisgrenze für EDX-Analysen). Begleiter von Stellerit sind limonitisierter Pyrit und Chabasit. In dieser Reihenfolge ist auch die Mineralabfolge charakterisiert. Die farblosen, nur 1 mm großen Chabasite zeigen typischen Phakolithhabitus. Einer qualitativen EDX-Analyse ist zu entnehmen, daß K gegenüber dem Ca überwiegt und Na praktisch fehlt. MEIXNER (1977) erwähnt das Auftreten verschiedener Zeolithe in schmalen Gneisklüften im Steinbruch im Fraßgraben und gibt u. a. auch Chabasit in "Phakolithtracht" aus einer Querkluft im Schiefergneis an. Als Phakolith bezeichnet man ideale Ergänzungszwillinge nach (0001), die durch das Auftreten von (0001) und durch Flächenkrümmung linsenartig erscheinen. Neue Funde dieses an sich nicht so häufigen Zeolithminerals in diesem Steinbruch, die unabhängig voneinander die rührigen Sammler Markus SABOR, Wien, und Alexander BRENNER, Villach, tätigten, zeigten die typische rhomboedrische Entwicklung mit der charakteristischen Rautenstreifung parallel den Polkanten, aber keine ausgesprochene Phakolithentwicklung, wie sie an den von Herrn EISL vorgelegten Stücken gut zu beobachten war. Interessant war aber auch hier die Vergesellschaftung des Chabasits mit Stellerit, der in dichten Rasen winzigster Kriställchen den Chabasit unterlagert. Nach den vorliegenden Stücken ist auch hier die Mineralabfolge mit Adular -+ Stellerit -+ Chabasit anzugeben. Chabasit ist damit sicher der jüngste Zeolith in dieser interessanten Paragenese.
(POSTL/NIEDERMAYR)

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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