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337. Ein ,,Illit" aus dem Steinbruch Gall im Fraßgraben
bei Frantschach i. Lav., Koralpe, K.
Schon
mit den Nr. 224 und 242 sind Minerale (Zirkon, Prehnit, Zeolithe u. a.)
aus pegmatitischen Injektionen im Schiefergneis vom Steinbruch Gall im Fraßgraben,
vgl. H. MEIXNER, 1966, S. 99/100, und 1967, S. 95, beschrieben worden,
deren Aufsammlung der Aufmerksamkeit von Dir. Val. LEITNER (St. Michael i.
Lav.) zu verdanken ist, wie auch der vorliegende Fund, den ich schon im Frühjahr
1972 erhalten habe. Damals ist im Schiefergneis eine kleine Höhlung von
vielleicht 5 cm Durchmesser beobachtet worden, die im wesentlichen von
einer schwarzen "Erdpech"-ähnlichen Masse neben etwas Laumontit
und Prochlorit erfüllt war. Erdpech kam natürlich nicht in Frage, doch
die Bestimmung bereitete einige Schwierigkeiten. Das durchaus muschelig
brechende Material ist spröde und ließ sich mit einem Messer leicht zu
schokoladebraunem Pulver zerdrücken. Dementsprechend liefert es auf einer
Strichplatte auch einen schön braunen Strich. Die beim Zerdrücken
erhaltenen Splitter sind, in Immersionsöl eingebettet, deutlich heller
braun bis dunkler braun durchsichtig. Bei gekreuzten Nicols sind isotrope
und anisotrope Teilchen sichtbar, mindestens letztere deuten eine
Spaltbarkeit durch gleiche Interferenzfarbe bei gleicher Dicke an. Ebenso
auch die recht häufigen "isotropen Schnitte, die stets bei annähernd
senkrechtem Achsenaustritt ein einachsig bis schwach zweiachsig negatives
Achsenbild ergeben. Die untersuchten Splitter haben Durchmesser von 0,1
bis über 0,5 mm, sie verhalten sich stets optisch ganz einheitlich. Die
Lichtbrechung ny (nω) liegt um 1,577, die Doppelbrechung ist schwach,
aber sehr deutlich, doch schwer, infolge der starken Eigenfarbe, zu
beurteilen. Der Pleochroismus ist recht schwach, aber manchmal bemerkbar.
ny = nω lebhaft braun, nα = nε eine Nuance heller. Mit
diesen Eigenschaften fand ich in den Tabellenwerken kein zugehöriges
Mineral. Frau Dr. E. KIRCHNER (Salzburg) und Prof. Dr. S. KORITNIG (Göttingen)
haben von der Substanz Diffraktometer- und Pulver-Aufnahmen hergestellt und
geben übereinstimmend an, daß es sich um sehr feinkörnigen (stark
verbreiterte Interferenzen) Illit handeln müsse. Diese Zuordnung paßt
gar nicht zu üblichen Illit-Eigenschaften, wie sie etwa bei K. JASMUND,
1955, S. 160/161, u. v. a. angeführt sind: Ein besonderes Merkmal der
Illite ist ihre Korngröße, die im kolloidalen Bereich bleibt. Die optischen Daten sind wegen der submikroskopischen Größe der
einzelnen Kristalle unvollständig. Die dunkelbraunen einheitlichen spröden
Massen müssen somit wahrscheinlich als eine Pseudomorphose betrachtet
werden, wobei einiges von der Großblättrigkeit und Spaltbarkeit (jedoch
nimts von der Elastizität), einiges von den optischen Eigenschaften
(Doppelbrechung und Pleochroismus stark vermindert) des Ursprungminerals
noch erhalten geblieben ist, während im Feinbau der Illit dominierend in
Erscheinung tritt. Als Muttermineral ist da in erster Linie an im Hohlraum
zusammengeschoppten Biotit zu denken. Durch Kochen mit konz. HCl läßt
sich wenigstens ein Teil des Fe herauslösen. Als Erklärung kann vermutet
werden, daß Lösungen, die daneben zur Zeolithbildung (Laumontit u. dgl.)
führten, Biotitanhäufungen weitgehend in eine illitisd1e Substanz,
innigst vermengt mit amorphem Brauneisen, umgewandelt haben. Das Produkt
ist leicht zu pulvern, hat braunen Strich und zeigt dabei noch allerhand
Reste der einstigen Biotitoptik großer Aggregate! Dies sind höchst
eigenartige, mit einem Mineral gewiß nur schwer zu vereinbarende
Eigenschaften. Eingehendere Untersuchungen, vor allem eine quantitative
Analyse, wären dringend erforderlid1. Das scheitert derzeit leider an
fehlendem Material. Deshalb meine dringliche Bitte an die Sammler im
Steinbruch Gall: Achten Sie auf solch pech- bis glanzkohlenartig aussehende
Einschlüsse in diesem Steinbruch, verschaffen Sie uns weiteres
Untersuchungsmaterial!
(MEIXNER)
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