POSTL, W., F. BRANDSTÄTTER & G. NIEDERMAYR / 1990 

 

776. Hydroxyl-Herderit, Carbonat-Apatit, Adular, Stellerit, Chalkopyrit, Pyrochlor und Siderit aus dem Brandrücken Explorationsstollen auf der Koralpe, Kärnten.

Nach dem Nachweis der seltenen Berylliumphosphate Uralolith, Fairfieldit und Roscherit kann nun zumindest ein weiteres Calcium-Beryllium-Phosphat, und zwar Hydroxyl-Herderit CaBe [(OH, F)/PO4] innerhalb dieser Lagerstätte angeführt werden. Hydroxyl-Herderit bildet warzigkugelige Aggregate, die farblos bis leicht milchig erscheinen und teilweise in Bergkristall und Muskovit eingewachsen in kleinen Klüftchen des Pegmatites zu finden sind (Abb. 1). Die Aggregate weisen Durchmesser von maximal 0,5 mm auf. Der Nachweis erfolgte röntgenographisch, wobei die d-Werte bereits auf Hydroxyl-Herderit hinweisen, die endgültige Bestätigung brachte aber das Auftreten einer starken OH-Bande bei 3610 cm-1 im IR-Spektrum. Ein anderes, bislang allerdings noch unbekanntes Ca-Be-Phosphat konnte während der Herbstfachtagungsexkursion des Joanneums im Oktober 1989 durch die Herren D. JAKELY und J. TAUCHER (beide Graz) aufgesammelt werden. Es handelt sich dabei um den äußersten farblos-durchsichtigen "gezahnten" Rand von dünnen, kreisrunden "Sonnen" aus Uralolith und Feldspat mit Durchmesser von 2 bis 3 cm. Die Ergebnisse der Röntgen-, IR-und Mikrosondenanalysen brachten bisher noch keine Übereinstimmung mit einem bereits bekannten Ca-Be-Phosphat. An Probenmaterial von Herrn F. RAK (Voitsberg) vom Sommer 1989 und an eigenem Aufsammlungsmaterial vom Oktober 1989 konnten zwei verschiedene Apatitausbildungen festgestellt werden. Warzige, kugelig-glasige Aggregate mit Durchmesser bis maximal 0,5 mm, die meist in der Nähe von Uralolith auftreten und farblos, milchig weiß oder bräunlich sein können, wurden mittels Röntgendiffraktometrie als Apatit, durch IR-Spektroskopie genauer als Carbonat-Hydroxylapatit identifiziert (deutlich C03-Banden neben OH-Banden). Kleine kreiselförmig-scheibenartige Kristalle von etwa 0,5 mm Durchmesser erwiesen sich als Carbonat-Fluorapatit. Beide Apatitarten treten neben den Ca-Be-Phosphaten in den feinen Kluftsystemen des Erztyps II auf.

An Material von Herrn F. RAK (Voitsberg) aus dem Jahre 1988 konnten farblose, prismatische, meist zu Gruppen aggregierte Kristalle als Stellerit bestimmt werden (Abb. 2). Dieses Zeolithmineral tritt in kleinsten Hohlräumen eines hauptsächlich aus feinkristallinem Heulandit bestehenden Kluftbelages auf. Der Schluß auf Stellerit, welcher dem Stilbit sehr nahe steht, wurde aufgrund der prismatischen Kristallgestalt, der geraden Auslöschung im polarisierten Licht und des Fehlens von Na in der Mikrosonden-Analyse gezogen.

Weiters kann noch das Auftreten von Chalkopyrit hinzugefügt werden, der in Zinkblende eingewachsen ist. Das Untersuchungsmaterial wurde von Frau H. KÖNIGSHOFER (Graz) zur Verfügung gestellt. Die Minerale Adular und Siderit haben bisher noch keine Erwähnung gefunden. Adular tritt in Form von glasklaren feinkristallinen Rasen in Klüftchen auf. Siderit findet sich neben Bleiglanz als etwa 0,5 mm große, teilweise braun bis grünbraun überkrustete flachrhomboedrische Kriställchen. Eine weitere interessante Probe stellte uns Frau Flora STAGE, Spittal/Drau, zur Untersuchung zur Verfügung. Kleine rundliche, dunkelbraune und harzglänzende Körnchen, in Feldspat eingewachsen, konnten dabei röntgenographisch als Pyrochlor identifiziert werden; eine EMS Teilanalyse-) bestätigte diese Bestimmung (Tab. 1). Gemäß der schematischen Zusammensetzung X2Y2O6 (O,OH,F) wird die X-Komponente durch Ca und U dominiert, in der Y-Komponenten überwiegt Ta.

Unter der Annahme, daß das gemessene Gesamtblei radiogenen Ursprungs ist, errechnet sich aus den U-, Th-und Pb-Gehalten des Pyrochlors ein "Zerfallsalter" von ca. 80-100 Mio. Jahren dies würde gut mit einem altalpidischen Metamorphoseereignis übereinstimmen, kann aber nach

Tab. 1: EMS Teilanalyse (in Gew.-%) des Pyrochlors vom Brandrückenexplorationsstollen, Koralpe

Na2O                                  0,85

CaO                                   13,8

UO2                                   14,3

ThO2                                   0,1

PbO                                    0,17

TiO2                                    4,1

Nb2O                                   9,9

Ta2O                                  36,4

Summe                               79,62

den bisherigen Literaturdaten nicht als das Bildungsalter des Pegmatits aufgefaßt werden (vgl. GOD 1989), da der Pyrochlor zum primären Mineralbestand der Spodumenpegmatite zu rechnen ist. Es müßte daher eine metamorphosebedingte Umkristallisation des Pyrochlors zu alpidischer Zeit angenommen werden.

Von Prof. STEFAN, Klagenfurt, erhielten wir darüber hinaus auch eine Probe vom Spodumenpegmatit des Erztyps 2 (feinkörniger, an Glimmerschiefer gebundener Pegmatit), der kleine graue stengelige Erze aufwies. Die Erze erwiesen sich als Galenit, EMS-Analysen des Galenits zeigten, daß es sich dabei um einen praktisch Ag-freien Galenit handelt. Demgegenüber erwies sich eine andere Erzprobe, ebenfalls aus dem selben Spodumenpegmatit Typ, als ein Gemenge von Galenit und Sphalerit. EMS-Analysen zeigten, daß es sich in diesem Fall um einen ungewöhnlich Ag-reichen Galenit handelt; mit einem Silbergehalt von etwa 0,4 Gew.-% Ag. Der Ag-Gehalt der Galenite des Spodumenpegmatits des Brandrückens scheint somit sehr inhomogen zu sein. Der Eisengehalt des mit dem Galenit verwachsenen Sphalerits ist sehr gering und beträgt 2,4 Gew .-% Fe.
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