Niedermayr G. & F. Brandstätter / 1988 |
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708. Fairfieldit, Roscherit, Uralolith (?), Ludlamit und Staurolith aus dem Brandrücken-Explorationsstollen auf der Koralpe, Kärnten. Ausdrücklich soll hier zunächst aber darauf hingewiesen werden, daß die in der zitierten Arbeit nachträglich leider ohne Konsultation der Autoren erfolgte Angabe eines Referenten, Holmquistit stamme möglicherweise aus einem Obertageaufschluß, eindeutig nicht zutrifft. Die im Bericht angeführten feinstrahlig verfilzten Holmquistitbeläge am Kontakt von amphibolitischem Nebengestein zu Spodumenpegmatit (des Erztyps I) stammen mit Sicherheit aus dem Stollenbereich und sind nicht zu verwechseln mit jenen, bis fast 15 cm Durchmesser erreichenden Holmquistitsonnen aus obertage lokalisierten Pegmatitrollblöcken. Nach dem zunächst vorliegenden Material hatte es den Anschein, daß die spodumenführenden Pegmatite, im Gegensatz zu ihren Nebengesteinen, nur selten von mineralisierten Klüften durchsetzt sind. Bei einem Besuch der Halde durch einen der beiden Berichterstatter fielen nun aber vor allem im gegenüber dem grobkömigen Spodumenpegmatit des Erztyps I wesentlich feinkörnigeren und tektonisch offenbar stärker durch bewegten Erztyp II unzählige, meist sehr schmale Klüfte auf, die mit dichten Kristallrasen besetzt waren. Später ist uns vor allem von den Herren GSR Fritz LITSCHER, Prof. Ferdinand STEFAN und Manfred PUTTNER, alle Klagenfurt, ebenfalls reichlich Material dieser Kluftmineralisationen zur Bestimmung vorgelegt worden. Waren zunächst verschiedene Zeolithe und Calcit vermutet worden, so erbrachte die röntgenographische Überprüfung des Materials, daß es sich dabei um eine äußerst interessante und für Österreich neue Phosphatparagenese handelt. Alle hier mitgeteilten Phosphate wurden röntgenographisch und durch EMS-Analysen überprüft. Mengenmäßig überwiegen Fairfieldit und ein Phosphat, das vorläufig zum Uralolith gestellt werden soll. Das Ca-Mn-Fe-Phosphat Fairfieldit tritt in charakteristischen Rasen blättriger bis spießig-radialstrahlig aggregierter, bis etwa 5 mm großer, farblos bis graugrüner Kristalle auf. Die ausgezeichnete Spaltbarkelt nach {010} ist besonders hervorzuheben. Die EMS-Analysen zeigen, daß es sich eigentlich um Mischkristalle aus der Reihe Fairfieldit-Messelit handelt. Die Kristalle sind auch deutlich zonar gebaut; der Fe-Gehalt nimmt im allgemeinen vom Rand gegen das Innere der Kristalle zu (Tab. 4). Ebenfalls sehr auffällig sind perlmutterweiß-seidigglänzende,
feinfaserige Beläge, Knötchen und radialstrahlige Sonnen aus bis
maximall mm langen, linealförmigen Kristallen. Der Verdacht auf Moraesit
war aufgrund des sehr ähnlichen Erscheinungsbildes gegeben. Mehrere Röntgendiffraktometeraufnahmen,
die von diesem Material angefertigt wurden, lassen das Vorliegen von
Uralolith, einem sehr seltenen wasserhältigen Ca-Be-Phosphat, vermuten.
Dafür spricht auch der ermittelte Brechungsindex von um 1,53 (freundliche
mündliche Mitteilung von Herrn Doz. Dr. K. MEREITER, Wien). Uralolith ist bisher nur aus einem
Kaolin-Hydromuskovit-Gestein des Urals bekanntgeworden (HINTZE, 1968) und
tritt hier in Paragenese mit Fluorit, Beryll, Apatit, Crandallit, Moraesit
und Glucin auf. Die EMS-Teilanalysen (BeO und H2O können ja
mit dieser Methode nicht bestimmt werden) erbrachten den Nachweis von
Calcium und Phosphor, mit Gehalten, die allerdings signifikant vom
Originalmaterial abweichen. Der Uralolith vom Brandrücken weist ein
P:Ca-Verhältnis von 3:2 auf; für die Tab.4: Ausgewählte EMS-Analysen von Phosphaten vom Brandrücken
(in Gew.-%). n = Zahl der Analysen. .Gesamteisen als FeO.
Ludlamit
Roscherit
Fairfieldit n
2
3
I (Rand) 2
(Mitte) P2O5 32,5
36,0
37,4
36,5 Al2O3
-
1,25
0,12
0,22 CaO
0,25
9,8
30,4
29,4 MgO 0,53
0,52
0,3
0,29 MnO 11,8
8,5
9,6
7,8 FeO*
37,2
17,6
10,1
11,3 Summe
82,28
73,67
87,92
85,51 Zahl der Kationen, bezogen auf P = 6,00. P
6,00
6,00 6,00
6,00 Al
-
0,30 0,02
0,47 Ca
0,05
2,07
6,17
6,11 Mg
0,17
0,15 0,08
0,08 Mn
2,18
1,42 1,54
1,28 Fe
6,79
2,90 1,60
1,83 Uralolithe aus dem Ural ergibt sich hingegen ein P:Ca-Verhältnis
von 2:1. Dieses Problem soll nun weiter geprüft werden. Ein weiteres Berylliumphosphat, das mengenmäßig auf den
untersuchten Stücken zurücktritt, ist Roscherit -(Ca,Mn,Fe)Be2[OH/PO4]
⅔H2O. Der Roscherit bildet graugrüne bis
olivbraune, kugelige Aggregate. Die kugeligen Gebilde sind meist sehr
klein, können aber auch bis 2 mm Durchmesser erreichen. Zusätzlich dazu tritt noch ein pulvrig zerfallender,
gelblichweißer bis bräunlichgrüner, feinkristalliner Belag über
Fairfieldit und Uralolith auf, der röntgenographisch als Apatit bestimmt
werden konnte. Fairfieldit, Uralolith, Roscherit und
(feinkristallin-pulvriger) Apatit sind zweifellos tiefhydrothermale
Mobilisate aus dem stark tektonisch überprägten Erztyp II; Apatit und
Beryll in den Spodumenpegmatiten des Brandrückens nicht selten -sind
dabei als die substanzliefernden, primären Mineralphasen anzusehen. Als
Ausgangssubstanzen für Eisen und Mangan (für Fairfieldit-Messelit,
Roscherit und Ludlamit, s. u.) sind eventuell primäre Fe-und Mn-Phosphate
anzunehmen, wie etwa Triphylin oder Lithiophilit. Deren Nachweis ist in
den Pegmatiten des Brandrückens bisher aber noch nicht direkt erfolgt
(vergleiche dazu aber den Beitrag 707. von Posn. in dieser Arbeit!). In
diesem Zusammenhang fällt auf, daß bei sämtlichen Phosphaten vom Brandrücken
das Fe2+ durch einen erheblichen Anteil von Mn2+
ersetzt ist (Tab. 4). Zu den im vorstehenden genannten Phosphaten, die sich auf
den relativ feinkörnigen Erztyp II beziehen, ist noch anzuführen, daß
sich Fairfieldit, in glasigen, gelblichgrauen, blättrigen Aggregaten,
auch in Kavernen in den quarzreichen Zwickelfüllungen zwischen den großen
Spodumenkristallen des Erztyps I findet. Er tritt hier in Begleitung eines
weiteren, sehr auffälligen Phosphates auf Ludlamit, Fe32+
[(PO4)2] • 4 H2O. Der Ludlamit bildet bis
2 mm große, stark pleochroitisch tief tintenblau bis graublau gefärbte,
xenomorphe Kristalle mit ausgeprägter Spaltbarkeit. Die Ludlamitkörner
sind teilweise auch im derben Quarz eingewachsen. Auch im Ludlamit wird Fe2+
durch Mn2+ ersetzt (Tab. 4). In Derbquarzlagen aus dem Bereich
des Erztyps I konnte Herr Prof. STEFAN auch bis fast 1 cm lange, schön
orangebraun gefärbte, stengelige Kristalle von Staurolith sicherstellen.
Die Staurolithe sind durchsichtig bis durchscheinend und zeigen nicht
terminisierte, langprismatisch entwickelte Kristalle mit den Formen {110}
und {010}. Daneben ist auch noch spargelgrüner Apatit in xenomorphen Körnern
zur Ausbildung gekommen. Die chemische Analyse (Tab. 5) ergibt für den
Staurolith vom Brandrücken ein 100 Fe/(Fe+ Mg+ Mn)-Verhältnis von 75,5.
Dieser Wert ist typisch für natürlich vorkommende, Fe-reiche Staurolithe
(vgl. DEER et al., 1982). Bemerkenswert ist der Na-Gehalt (~0,1 Gew.-% Na2O)
der nominell alkalifreien Staurolithe; eine Kontamination durch
Fremdphasen ist nicht auszuschließen. Die hier mitgeteilten neuen Funde
sind nicht nur eine sehr schöne Ergänzung zu der bereits bekannten
Mineralparagenese vom Brandrücken, sie haben auch den Erstnachweis von
drei seltenen Phosphaten für Österreich gebracht. Es ist dies
gleichzeitig auch ein Beweis, wie wichtig die Durchmusterung von im
allgemeinen meist nur schwer zugänglichen Bergbauhalden durch unsere
Sammler für die mineralparagenetische Erforschung Österreichs ist. Tab. 5: EMS-Analyse des Stauroliths vom Brandrücken (in
Gew.-%, Durchschnitt von drei Einzelmessungen). SiO2
28,1 TiO2
0,43 Al2O3 55,6 *FeO
9,0
*Gesamteisen als FeO ZnO n. b.
n.
b. = nicht bestimmt MnO
0,18 MgO
1,54 CaO
0,02 Na2O
0,09 Summe
94,94
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